Wie schätzt ihr euch selbst ein?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von cara, 11.März.2012.

  1. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Die Unterrichtskostendebatte, die hier im Forum mit schöner Regelmäßigkeit geführt wird, geht mir auf den Keks.
    Ich frage mich:

    [size=medium]Wie schätzt ihr euch selbst ein als Lernende?[/size]

    Als Lernender stellt sich mir nämlich eine völlig andere Frage:

    1. Was erwarte ich von meinem Lehrer
    a) brauche ich nur einen Zuhörer
    b) genügen mir 08-15 Anweisungen nach einem allgemeingültigen Konzept als Unterricht
    c) möchte ich individuell betreut und in hoher Qualität gefördert werden

    daraus ergibt sich noch eine Frage:

    2. Wieviel Zeit und Mühe bin ich bereit zu investieren, um den Inhalt einer Unterrichtsstunde durch Üben umzusetzen
    a.) wenn ich mal Zeit habe, zweidreimal die Woche 20 Minuten geht schon und dann vielleicht mal am Wochenende
    b.) regelmäßig jeden Tag eine Stunde
    c.) soviel, dass ich das Gefühl habe, jetzt hab ich's in den Fingern und im Bauch, was mir in der letzten Stunde gezeigt und erklärt wurde.

    Aus dieser Einschätzung ergibt sich für mich, welche Art Unterricht ich haben möchte und wie häufig er sinnvoll ist und auch, was ich bereit sein werde, für den Unterricht zu bezahlen.

    Hier mal drei Szenarien:

    1. Schüler mit dem Anspruch auf individuelle Betreuung und Förderung (damit er flott vorankommt), aber nur wenig übt
    ( dieser Schüler sollte nach meinem Verständnis richtig löhnen, 120€/h ?, weil …..
    ….. ein Lehrer am Erfolg seiner Schüler gemessen wird und viele solcher Schüler kann sich kein Lehrer erlauben, ohne dass er seinen Ruf als Lehrer aufs Spiel setzt.)

    2. Schüler braucht hochqualifizierte individuelle Förderung, weil er selbst bereit viel Zeit ( täglich 2-3 oder sogar mehr Stunden) in Üben zu investieren.
    Viel Vorbereitung des Schülers bedingt viel Vorbereitung des Lehrers, allerdings auch viel Freude am Vorwärtskommen

    3. Schüler ist bereit eine Stunde täglich nach Konzept zu üben

    also

    Wie schätzt ihr Euch als Schüler ein?
    Und was seid ihr demnach bereit, für eine Unterrichtsstunde zu bezahlen?


    Neugierige Grüße aus Südniedersaxen

    Cara
     
  2. Schepperer

    Schepperer Ist fast schon zuhause hier

    Hi Cara,

    ich denke, alle Saxophonisten,die so "aktiv" sind, dass sie sich in einem Forum wie diesem anmelden, haben ein rudimentäres Interesse daran "besser" zu werden. Die Frage ist nun, wie man das anstellt?? Mit einem Lehrer oder autodidaktisch? Freilich ist die Frage der Erwartungshaltung, des "was will ich?" wesentlich.

    Ich gehe mal davon aus, dass das jeder für sich schon beantworten kann, der hier gemeldet ist. Der eine will Blasmusik machen und einfach nur seinen Spaß im Kollektiv erleben, der/die andere will in einem Bläsersatz einer Band auf der Bühne stehen, aber ganz gerne im hinteren Glied, die andere möchte vielleicht auch mal ganz vorne stehen usw...

    Dann gibt es Leute, die wollen Jazz machen oder gar selbst komponieren. Und es gibt (junge) Leute, die haben noch so viel Zunder und Feuer im Hintern, dass sie sogar höhere Ambitionen haben: Studium oder Teilnahme bei einer renomierten BigBand.

    Was letztere Gruppe betrifft, bin ich der Meinung, so jemand kommt um eine professionelle Betreuung heute nicht mehr drumherum. Begründung: Es gibt diese Betreuung heute fast überall und jene, welche sie wahrnehmen, enteilen denen, die es nicht tun, in Nullkommanix.

    Was ich für genauso essentiell wie die Wahl des Lehrers halte, ist aber die Wahl der Gruppe, bei der ich mitspiele. Es nützt einem der beste Lehrer auf Dauer nichts in seiner Gänze, wenn ich dann (nur) mit Leuten musiziere, die das (ich erlaube mir, das so salopp zu sagen) einen Dreck schert.

    Ein "guter" Lehrer bringt jeden Schüler auf seine eigene Art und Weise weiter. Hat seine eigenen Strategien. Welchen Weg man mit welchem Lehrer geht, das hängt von der Eigendynamik eines jeden einzelnen ab: Wieviel bin ich bereit zu üben? Wie sehr bin ich bereit, auch Dinge zu tun, die erst einmal keinen Spaß machen?

    Genauso wichtig ist aber, mit WEM mache ich dann Musik? Mit wem probiere ich dann aus, was ich gelernt habe?

    Ich rate jedem, der ein musikalisches Ziel hat (ich unterstelle, dass es tatsächlich viele gibt, die haben kein Ziel, die sind nur in einer Truppe, damit sie nicht alleine sind und Schoppen machen können..), sich seine Mitstreiter kritisch anzuschauen und die Kraft zu haben, die es braucht, im Fall des Falles eine Zäsur zu vollziehen, die Gruppe zu verlassen und sich einer anderen anzuschließen. Das muss nicht persönlich sein, das ist eine ganz sachliche Kiste. So wie Tonleitern üben. Es ist nötig.

    Folge ist, dass sich irgendwann die nötigen Erfolgserlebnisse, die jeder braucht, wie die Luft zum Atmen, auch einstellen und man von da wieder die Kraft und Disziplin zum Weiterüben generiert.

    Ein Wort zur Entlohnung: NATÜRLICH muss ein guter Lehrer auch gut bezahlt werden.
    Aber hier gibt es halt auch eine Crux: Junge Leute oder deren Eltern können sich sowas oft nicht leisten. Freilich kann man nun sagen: Es reicht für soviel anderen Schamott im Leben, warum langt es nicht für einen ordentlichen Musikunterricht?? Aber das ist müßig..

    Alternativen bieten oft Musikschulen oder gut aufgestellte Vereine, in denen nicht nur Einzelunterricht, sondern auch Ensembleerfahrung gesammelt werden kann oder sogar Theorie unterrichtet wird.

    Und zum Glück gibt es das worldwideweb!!! :)
    Was man da mittlerweile aufschnappen kann, gerade auch über dieses sagenhafte Saxophonforum, das ist ein Traum. Früher war das alles undenkbar.

    Aber letztlich hilft nur eines: Üben, üben, üben... Der beste Lehrer nützt nichts, wenn man sich nicht selbst hinsetzt..

    Herzlicher Gruß, der Schepperer
     
  3. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Hallo Cara,

    wird daraus nicht der nächste Flamewar - "Über" gegen "Nichtüber"?

    Ich möchte mich nicht in dieses Schema pressen lassen.

    Bitte beachte das es auch ganz unterscheidliche Lebenssituationen geben kann.

    Meine ist wie folgt:

    Ich stehe morgens gegen 5:30 auf um 6:30 Richtung Arbeit zu fahren. Wenn ich früh dran bin komme ich dann gegen 18:00 zurück, oft wird es aber auch 19:00 oder später.

    Dann habe ich eine Frau, die sich gerne ein paar Minuten unterhalten will, wir haben uns ja den ganzen Tag nicht gesehen, auf ein gemeinsames Abendessen legt sie auch Wert.

    Also jetzt ist es dann 19:30 oder 20:00, da ich um 5:30 wieder aufstehen muss möchte ich gerne um 21:30 ins Bett gehen...

    Oft bin ich müde, mutlos, gestresst oder alles zusammen. An so einem Tag bin ich schon froh wenn ich das Sax übergaupt zur Hand nehme und nur ein paar Stückchen spiele die ich schon kann, rein zur Entspannung, Üben würde ich das nicht nennen.

    Ansonsten sind nicht mehr als 30 Minuten an "Übezeit" drin, ich wohne in einem Mietshaus, mit Nachbarn die auch Ihr eigenes Leben leben wollen... Sie sind sehr tolerant und ermutigen mich, aber nach 21:00 möchte ich Ihnen Tonleiterübungen nicht unbedingt zumuten...

    Und am Wochenende? Meine Frau möchte was mit mir unternehmen...(mach ich viel zu selten), dann haben wir noch
    eine Tochter, meine Frau hat noch einen Vater, wir haben sogar Freunde, einkaufen gehen sollte man auch... Das Sax fällt da oft hinten runter.

    Trotzdem leiste ich mir einen Lehrer, und ich möchte keine 120 € pro Stunde bezahlen.

    Langer Rede, kurzer Sinn, bitte lass jeden in seiner Lebens- und Saxophon-Situation glücklich werden, und stelle bitte kein Lern- und Übedogma auf.

    Viele Grüße,

    Rüdiger
     
  4. Schepperer

    Schepperer Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rüdiger,

    Du hast es exzellent auf den Punkt gebracht!!! Großes Kompliment.

    Jeder von uns hat seine ganz eigene Geschichte und sein ganz eigenes Leben. Jeder von uns muss zusehen, wie er seiner Passion Platz schaffen kann. Wir haben noch andere Verpflichtungen und so blöde das klingt: Unser Sax ist "nur" unser Hobby...

    Träumen darf man freilich.. und unsere (Lebens-)erfahrungen haben wir auch und ich finde es wichtig, dass man das weitergibt. Vielleicht hilft es den Jungen unter uns bei der Entscheidungsfindung darüber, wie sehr die "Musik" ihr Leben bestimmen soll.

    Herzlicher Gruß, der Schepperer
     
  5. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Selbstauskunft Thomas:

    1) I ich übe was ich will, wann ich will , wieoft ich will und solange ich will....
    2). Ich zahle nix für Unterricht, weil ich keinen Unterricht will...
     
  6. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    [color=0000CC]Super, dann erwarte ich, dass der Lehrer mich für 120Euronen vorwärtsbringt, ohne dass ich über ?? [/color]
    [color=0000CC]... und der Unterricht ist dann umsonst?

    Nee, so funzt nicht... Im übrigen bin ich der gleichen Meinung wie Rubax...
    Mein Übungsaufwand hängt von vielen Faktoren ab, die ich leider auch nicht beeinflussen kann.

    Grüße,

    Wanze[/color]

    [size=x-small]der bisher soweit in der Unterliga spielt, dass kein Mensch seinen Lehrer nach der Qualität seines Spiels beurteilt.[/size]
     
  7. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin Anfänger der die ersten Schritte laufen kann. Übe derzeit 2-3 Stunden nachdem ich jetzt mehr Zeit habe. Letztes Jahr nur 1. Stunde. Habe 1x die Woche eine Stunde Untericht. Erwarte von meiner Lehrerin daß sie kritich ist und mir hilft besser zu werden. (Das macht sie Auch sehr gut) Mein Ziel ist einmal flüssig und schön das zu Spielen was ich spielen will. Gegen eine Band hätte ich nichts einzuwenden. Gerne mot politichen Texten. Bin aber nicht so der Theoretiker. Auch mag ich nicht tonleitern üben und ruhe mich mit dem Zählen extrem schwer. Ja und was bin ich bereit dafür zu zahlen? Derzeit 15 € die Stunde bei einer Studentin. Wäre es mehr würde ich halt Stunden reduzieren.
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Hallo Cara,

    auf dem Sax bin ich bekanntlich Autodidakt, will aber mal aus der Perspektive eines Klavierschülers in den 1970ern antworten, der ich war:

    Erwartungen hatte ich eigentlich keine, weil mich meine Mutter zum Klavierunterricht angemeldet hat, als ich 6 Jahre alt war.
    Im Nachhinein eine super Idee von ihr, die mein Leben prägte, aber mir war das damals nur lästig!

    Geschehen ist dann aber etwas zwischen b) und c).

    Bevor mich das Improvisations- und damit letztlich Jazz-Virus packte a), danach c) (wenn auch nicht immer das, worum es im klassischen Unterricht ging - zu Hause wurde manchmal schon dem Count-Basie-Raushören und -Nachspielen der Vorzug gegenüber Brahms und Chopin gegeben). :-D

    Als Kind/Jugendlicher sah ich nicht so den direkten Zusammenhang zwischen dem Unterricht und dem Üben.
    Meine Klavierlehrerin war kompetent und nett, hat mir viel beigebracht, neben Klaviertechnik, Interpretation und Musikgeschichte auch die Grundzüge der Harmonielehre, Notation, Rhythmik usw.
    Das alles hätte ich bestimmt nicht so gut und gewissenhaft gelernt, wenn sie nicht gewesen wäre.

    Aber das Musizieren zu Hause war vor allem MEINE Beschäftigung mit der Musik, ich habe das später nicht so getrennt in Unterrichtsnachbereitung und "Vergnügen", sondern mehr eine Art "Zirkeltraining" absolviert:

    1. Das zu übende Klavierstück vorgeknöpft
    2. Eine schwierige Stelle ausführlich geübt
    3. Darüber ins Fantasieren gekommen, etwas ausprobiert, viel rumgeklimpert
    4. Mal eine Jazzplatte aufgelegt und dazu gespielt
    5. Mit schlechtem Gewissen wieder das offizielle Stück vorgenommen
    6. Weiter bei 2., 3., oder 4.

    Von meinen Schülern weiß ich, dass es ihnen teilweise ähnlich ergeht wie mir damals, deshalb bemühe ich mich, sie so wenig wie möglich zu stressen - sonst verlieren sie den Spaß an der Musik, alles ist nur noch "Arbeit", schließlich hören sie womöglich auf.
    Ich stichele höchstens mal nach dem Motto: "Gut, dass du so wenig übst, auf diese Weise kann ich dir noch lange etwas beibringen (und an dir verdienen)!" ;-)

    Natürlich hat Rüdiger Recht damit, dass es oft Lebenssituationen gibt, wo man nicht so viel üben KANN.
    Und wie ich in meiner Jugend deutlich erlebt habe, kann Unterricht auch ohne gewaltige häusliche Übezeiten etwas bringen, wenn der Lehrer viel Wissenswertes erzählt und im Unterricht behandelt, damit man trotzdem etwas lernt und das Interesse an der Musik wach bleibt.
    Das ist schließlich das Allerwichtigste überhaupt! :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  9. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    Ich finde, der Schepperer und Rubax bringen schon viele wichtige Dinge auf den Punkt.
    Ich möchte aber noch folgendes hinzufügen:
    Vieles hängt davon ab, ob ich als Schüler meine Situation richtig einschätze und mir ein realistisches Ziel gesetzt habe. Erst dann kann ich sagen, ob ich ein guter oder schlechter Schüler bin. Ob sich das Geld für den Unterricht lohnt oder nicht und ob mich der Lehrer tatsächlich fördern und fordern kann oder nicht.
    Bleiben wir bei dem aufgeführten Beispiel mit wöchentlich geringer Übungszeit. Habe ich nur sehr wenig Zeit, vielleicht komme ich in der Woche nur max. auf 3 Stunden Übungszeit (die ich richtig nutze), dann werde ich dennoch nie und nimmer "ganz vorn" mitspielen. Das muss mir klar sein. Reine Selbstüberschätzung hilft da auch nicht weiter.
    Schaffe ich es aber mit der begrenzten Zeit meine Stücke, dem zwangsläufig "einfachen" Kenntniststand entsprechend dennoch gut zu spielen, dann ist das doch super! Aufwand und Nutzen ist ausgeglichen und mehr ist einfach nicht drin. Da hilft auch kein Top-Lehrer. Es stellt sich irgendwann zwangsläufig die Frage: Wie viel Geld möchte ich weiterhin für einen Lehrer investieren? Nehme ich prov. Unterstützung nur zum richtigen Erlernen der Basics und dann ist es gut oder investiere ich über Jahre hinweg tausende EUROnen ohne das ich jemals besser werden kann? Nehme ich nur noch aller 4 Wochen eine Unterrichtsstunde um mich korrigieren zu lassen?
    Ist mein Ziel aber ein musikalisches Studium aufzunehmen oder an Wettbewerben teilzunehmen oder in einen professionellen Bereich einzusteigen, dann reichen die 3 Stunden in der Woche nie und nimmer. 3 Stunden am Tag, begleitet von einem engagierten Lehrer ist das Minimum. Naja, und finanziell muss es dann auch passen.
    Ich persönlich habe auch relativ wenig Zeit - wie viele hier die den ganzen Tag arbeiten - und gehe, wie Thomas, meinen eigenen Weg um mein Ziel zu erreichen. Nach drei Jahren wollte ich keinen Lehrer mehr bezahlen der mit relativer Desinteresse meinen Unterricht durchführte, nur weil ich keine Klassik spielen wollte und der nie mit seinem Saxophon mich begleitet hat. Mein Fazit war: Tschüß!! Um mein Ziel zu erreichen musste ich einen eigenen und anderen Weg gehen. Jetzt spiele ich mit einem Keyboardlehrer zusammen den ich privat bezahle. Das übt ungemein das Timing, die Intonation und Zusammenspiel. Gleich zu Beginn habe ich bemerkt, wie mich diese wöchentliche Übungsstunde weitergebracht hat. (Dazu nutze ich heute nebenher auch noch jede Gelegenheit um in anderen Vereinen oder zu Hause nach Playalongs zu spielen)
    Ergo: Ich werde nie ein Profi werden, nie wie Stan Getz improviosieren - kann aber für mich behaupten, dass ich in den vorgegebenen Rahmenbedingungen effektiv und zielstrebig arbeite um für mich ein persönliches Maximum zu erreichen. Das klingt irgendwie nach Eigenlob, soll es aber nicht sein! Was ich ausdrücken wollte, ist, es wird viel Geld zum Fenster rausgeworfen wenn kein Ziel und etwas Ehrgeiz dahinterstecken. Ich glaube, da wird der oben angeführte Schüler mit seinen 3 halben Stunden in der Woche und 120,-€ Gebühr auch nicht lange bei der Stange bleiben. :-D
    Ein guter oder schlechter Schüler definiert sich für mich über sein Ergebnis im Bezug auf seine persönlichen Umstände.

    Viele Grüße

    René

     
  10. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick:

    Wie wahr! Leider sind solche Lehrer hier an unseren Musikschulen in meiner Region heute rar geworden.
    Meist zählt nur noch: Ist der Schüler auch jung genug um schnell gut zu werden? Er muss bei "Jugend musiziert" teilnehmen, am besten noch gewinnen damit der Lehrer nämlich ganz schnell seine Lorbeeren ernten kann... . Kommt aber ein etwas älterer Schüler dazu, dann wird er nur noch "mitgeschleift", denn er wird kaum mithalten können. Der Musikschullehrer mutiert schnell zum reinen "Talentecoach".
    Und sooo viele private Saxophonlehrer, die sich wirklich Mühe geben, haben wir kaum - leider.

    Viele Grüße

    René



     
  11. saxme

    saxme Kann einfach nicht wegbleiben

    Also bei mir ist es so, ich sehe meinen Lehrer neben der virtuellen Feedbackmöglichkeit als präsenten und gegenwärtigen Kritiker an. Ich setze mich immer wieder durch und bringe Stücke mit, die ich spielen möchte und hole mir zu meinen Fragen die benötigten Antworten und Tipps. Und meine Lehrerin ist so empathisch, dass sie erkennt in welche Richtung ich gerade strebe und mit mir dahingehend Übungen und absolut coole Stücke macht. Wenn ich Vorschläge habe, die auch andere Schüler von ihr betreffen ist sie offen und setzt es so um, dass alle, ja selbst sie davon profitieren. So gibt es jetzt bei uns regelmäßig ein Bühnentraining, dass die Hemmung vor Publikum zu spielen mindern soll. Meine Lehrerin nutzt das für sich und arrangiert Stücke für Saxo Quartetts oder so (mus sie eh im Studium machen).

    Ja und so passt alles zusammen, ich will immer besser werden , erhalte den Raum dafür und werde durch diese entspannte und gegenseitig respektierende Atmosphäre darin super unterstützt und gefördert. Unterricht muss also nie nur einseitiges Lernen sein, wenn der Lehrende sich selbst als Lerner und umgekehrt versteht.
    Und so wird das Üben für mich nicht zum Zwang, sondern zum Spielen, Ausprobieren und über meine Grenzen hinaus wachsen :)

    LG saxme
     
  12. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Hmmmmmm

    Ich bin in der Hinsicht extrem unregelmäßig veranlagt.
    Es gibt Zeiten, da ist mir das Saxen das wichtigste überhaupt, in jeder freien Minute habe ich das Ding in der Hand und spiele, übe, tröte.
    Dann bin ich auch sehr aufnahmefähig, schaffe neues, erobere neue Felder.
    Dann gibt es aber auch Zeiten, wo mir alles wichtiger ist als das Sax. Lustlos wird ein wenig rumgedudelt, wenn überhaupt...

    Ich bin dann sehr froh, einen Lehrer zu haben, der für beides Verständnis hat. Mich fordert, wenn ich dazu bereit bin und in der anderen Zeit motiviert.

    Will sagen, einen Lerntyp gibt es nicht, es hängt schon auch mit der Lebenssituation, den aktuellen Umständen, ja auch mit der "Kunst" des Lehrers zusammen, wie gewinnbringend der Zwischenraum zwischen zwei Stunden verbracht wird.

    Lg

    Edo
     
  13. schluesselpapst

    schluesselpapst Ist fast schon zuhause hier

    Ohne es persönlich zu meinen: Dann lies es nicht!
     
  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Cara,

    ich sehe es im wesentlichen wie Rubax. Ergänzend dazu:

    Mein Lehrer hilft mir in einer Linie zu bleiben, unterstützt mich
    an den Stellen wo ich Schwächen habe und gibt mir Übungen,
    damit ich da besser werde und mich weiterentwickle.

    Mal habe ich in der Woche mehr Zeit zu üben, mal weniger.
    Ist halt so. Wenn ich weniger Zeit habe, gehen Lernfortschritte eben
    langsamer.

    Ich mache das auschließlich zum Spass, als Hobby, zur Entspannung.
    Da ist dann der Weg das Ziel.

    LG

    Dreas
     
  15. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Liebe MitSaxer,

    also so schlecht, wie oft behauptet, sind die Instrumentallehrer bei weitem nicht. Bestimmt nicht. Nach meiner Wahrnehmung und Erfahrung reagieren fast alle mit Flexibilität auf die Schülerbedürfnisse.

    Das Problem in Bezug auf die Ausgangsfrage besteht eher darin,

    1. dass die Unterrichtenden - meist (99%)- ein besseres und freieres Beurteilungsvermögen haben als die Lernenden, was das spielerische Vermögen angeht,
    2. dass Kritik am Schüler fast immer sehr diplomatisch zu verpacken ist (Hallo Späteinsteiger ;-) ) und
    3. so manches Mal leider festzustellen ist: Message not understood!

    Das in Verbindung mit einer erforderlichen positiven Selbstreflexion verstellt so manches Mal den Blick auf das, was der Schüler kann bzw. eben nicht kann.

    Und so manches Mal (95%) wird ein "Scheitern" eines Schülers dem Instrumentallehrer zugeschrieben. Und das beobachte ich häufiger besonders bei Eltern, die nicht einsehen können, dass ihre Kinder einfach keinen wirklichen Willen zum Üben oder Talent für die Musik besitzen, bei denen zuhause Musik nicht wirklich eine Rolle spielt und die nur aus einem generellen Bildungsbürgeranspruch der Eltern heraus ein Strument lernen sollen.

    Und da ist der Punkt mit dem Bezug zur Ausgangsfrage: Die elterliche (Fehl)beurteilung ihrer eigenen Musikalität bzw. Affinität zur Musik, etc. ist gravierend!

    Hoffe, ich habe mich hoite verständlich ausgedrückt!

    Grüße zum Tag
    BrillÄ
     
  16. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Meine Selbsteinschätzung möchte ich Euch nicht vorenthalten.

    Als bei mir der Wunsch aufkam, Saxophon spielen zu lernen, ging es mir wie einigen von Euch, ich hatte dafür nicht wirklich Zeit. Ich nahm zwei Probestunden, merkte, dass ich nicht werde regelmäßig üben können und verschob das Projekt.

    Vor drei Jahren konnte ich mir dann meine Zeit relaxter einteilen, begann Unterricht zu nehmen und übte fleißig und viel, weil ich ja die verpaßten Jahre aufholen wollte. Ich war eine ungeduldige Schülerin, vor allem mit mir selbst. :roll:

    Nach einem Jahr Unterricht hatte ich eine Menge gelernt, inhaltlich auch verstanden, aber .... trotz des vielen Übens hatte ich das Gefühl, all das nicht wirklich verinnerlicht zu haben, sozusagen mehr gefuttert zu haben als ich verdauen konnte.

    Ich gab den Unterricht erst mal auf, übte und wendete auf neue Stücke an, was ich gelernt hatte, und probierte viel aus. Dank dem Forum kam auch weiterhin Neues hinzu.:-D

    So langsam formulieren sich ganz neue Fragen und ich denke darüber nach, sie wieder einem Lehrer zu stellen.

    Außer Saxophon zu spielen habe ich gelernt:

    Alles braucht seine Zeit

    Gruß Cara
     
  17. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Supergute Einstellung, die häufig gerade Spätberufene nicht haben. Und dann die "Fehler" woanders suchen.

    Zeit.

    Das ist oft der zentrale Faktor.

    Wie war das doch gleich?

    "Zeit plus Zeit ist mehr Zeit.
    Brot plus Zeit ist Brotzeit.
    Zeit mal Zeit ist Mahlzeit."

    Ähhh, so hat das Polt, in seinem "Ober"-Film formuliert, glaube ich.

    In diesem Sinne
    Brille
     
  18. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Der Foktor Zeit ist schon erheblich. Vor allem zeigt sich bei mir daß der Erfolg trotz übens nur sehr langsamm kommt. Klar wird man jede Woche etwas besser. Aber nach 15 Monaten klingt es doch noch sehr nach Anfänger. Vieleicht geht es bei anderen ja schneller aber ich schätze bei ,einem Übungspensum braucht es insgesammt 3 Jahre biss ich einigermaßen flüssig spielen kann. Der Zeitfaktor hat bei dem Einsteigerworkshop fast alle abgeschreckt.
     
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Wie Cara und Abraxas sinngemäß erwähnten:

    Geduld, Geduld, Geduld......

    Das muß man auch erstmal verinnerlichen.

    Jetzt nach über zwei Jahren merke ich wie ich langsam anfange Stücken Leben einzuhauchen, nicht nur die Noten runterzuspeilen, sondern dem GANZEN Ausdruck zu verleihen.

    Wohlgemerkt, es entwickelt sich ganz langsam....

    LG

    Dreas
     
  20. Schnuckelchen

    Schnuckelchen Ist fast schon zuhause hier

    Zeit ist auch bei mir DER Faktor, der mich an schnelle(re)m Vorankommen hindert. Neben Job und Haushalt gibt es ja nicht nur das Saxophon, sondern noch ein paar andere Hobbies, die das Leben lebenswert machen.

    Mein Lehrer weiß das. Auch dass ich nur alle 2 Wochen und nur im Winter eine Stunde nehmen kann. Da er reichlich in der Erwachsenenbildung tätig ist (ich habe nur ein einziges Mal ein Kind bei ihm im Unterricht gesehen), hat er gewiss nicht nur mich mit dem Zeitproblem als Schülerin. :)

    Mein Glück ist vielleicht, dass ich einen Lehrer habe, der mich immer am Anfang der Stunde fragt, was ich denn im Moment übe und wo es da die meisten Probleme gibt. Darüber sprechen wir und dann wird gezielt daran geübt. Ich lerne also NICHT nach Lehrplan, sondern irgendwie "von hinten". Also keine Tonleitern, keine Saxophonschule, die von Seite 1 bis Ende stupide durchgeackert wird. Wenn das so wäre, hätte ich keinen Unterricht. Ich lerne mit Spaß und nicht mit Drill.

    Die Stunden sind nicht billig... aber es lohnt sich. Es ist immer gut, wenn jemand mal den Ansatz anschaut oder einem den einen oder anderen Griff zeigt, auf den man irgendwie nie selbst gekommen wäre.

    Also ich schätze mich als begeisterte Schülerin ein. Schnell vorankommen ist nicht meins. Ich könnte natürlich jeden Tag von der Arbeit heimhetzen und erst mal eine Stunde Tonleitern knüppeln. Aber das würde ich keine 2 Wochen durchhalten. Mein Lehrer weiß das. Darum lassen wir sowas. Freude am Saxen ist das wichtigste für mich, und davon profitiert ja auch mein Lehrer. Denn im Herbst werde ich wieder ein 10er-Ticket kaufen. :)

    Ich glaube, dass ich alles in allem eine gute Schülerin bin, obwohl nichts "zählbares" bei dem Unterricht herauskommt wie z. B. Mitglied in einer Band, Blasorchester etc., was zum "guten Ruf" meines Lehrers sicherlich eine Menge beitragen würde. Vielleicht ist es aber auch ihm nicht so wichtig, dass er eine Schar von formbaren Eliteschülern und -schülerinnen um sich versammelt. Wir Erwachsenen haben nun mal unseren eigenen Kopf. Darauf hat er sich perfekt eingestellt. Mag auch sein, dass es daran liegt, dass ich in einer Musikschule bin, in der Rock, Pop und Jazz unterrichtet wird - und nur auf ausdrücklichen Wunsch auch mal Klassik. Als Kind "durfte" ich mir aussuchen, ob ich Klassik oder Klassik am Klavier spielen möchte. Als ich dann irgendwann mal Beatles und Pink Floyd spielen wollte, konnte mein Lehrer damit kaum etwas anfangen. Er hat es ertragen, aber Spaß hat es ihm keinen gemacht. Und mir dann auch nicht mehr...

    Wisst ihr was? Ich freu mich schon... morgen Abend habe ich wieder Saxstunde und meine Hausaufgabe ist fürchterlich schwer. Ich werde mein bestes geben und heute extra nochmal eine Stunde üben. Jedoch - ich weiß, dass ich scheitern werde, aber ist doch egal. In 3 Monaten kann ich das Ding. Wie war das mit dem Weg, dem Ziel und der Geduld? ;-)

    Grüße
    Claudia



     
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