Woran scheitern Saxophoneinsteiger?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 6.Oktober.2015.

  1. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Wir diskutieren über Material....über Lehrer oder auch nicht....

    Es gibt viele Einsteiger, die wieder aussteigen.....

    Erfahren wir hier auch häufig....nach einigen Wochen/Montaten taucht ein begeisterter Newbee nicht mehr auf.

    Woran liegt das? (Wir gehen mal davon aus, dass die Eigenmotivation schon gestimmt hat, also derjenige WIRKLICH Saxophon lernen wollte)

    - war es falsches Material....also haben Horn, Mundstück, etc. das Saxspielen verleidet ("da gab's 'n Sax bei
    Aldi für 'ne Tankfüllung")

    - war es die falsche Herangehensweise...."och, bringe ich mir selber bei...hab schon Musik gemacht, so
    schwer kann es nicht sein"

    - oder hat es der Lehrer versaubeutelt....weil er unfähig war "den Schüler abzuholen und hinzubringen"? Kümmert sich z.B. nicht um Ansatz, Stütze, Voicing, Intonation..
    derjenige versucht dann über teures Material voran zu kommen, weil er nicht weiß worauf es ankommt,
    und schmeißt irgendwann frustriert hin.

    Was meint ihr?

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 6.Oktober.2015
  2. last

    last Guest

    Es wird unterschätzt, wie lang der Weg ist...

    LG
    lv
     
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  3. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Spannendes Thema!

    Persönlich kenne ich zwei Anfänger die die Flinte ins Korn geworfen haben. Der einen war der Umstieg von der Klarinette zum Sax zu anstrengend (wobei das doch eigentlich einfacher gehen soll als umgekerhrt). Sie hat ständig die Töne überblasen und nach einem halben Jahr aufgehört. Der andere hatte Privatunterricht und war nach 1 Jahr der Meinung er könne jetzt im Musikverein locker mitspielen. Als er dann unsere Noten gesehen hat...ward er nie wieder gesehen :guck:


    Ich persönlich glaube, dass viele sich der Anstrengung eines Blasinstrumentes nicht bewusst sind. Beim Klavier kommen sofort Töne wenn ich auf eine Taste drücke und die klingen auch schön.
    Den Saxophonsound den man von den großen Meistern her kennt und den man auf dem Sax ja dann irgendwann erreichen möchte kommt eben nicht, wie viele Anfänger glauben, vom Saxophon oder dem entsprechenden Mundstück! Das böse Ü wird unterschätzt.

    Meine 2Cent
    Dabo
     
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  4. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem

    @Dreas
    Das kann ich dir leider nicht beantworten, da mir das Saxspielen trotz mancher Hürden von Tag zu Tag immer mehr Spaß macht!

    Ich hatte mir 2009 eine Gitarre gekauft! Eine wirklich schöne Yamaha Jazzgitarre und einen ganz guten Lehrer hatte ich auch! Ich hatte mit der gleichen Begeisterung wie beim Sax angefangen und die Fortschritte waren auch nicht schlecht, aber es hat nur ca. drei Monate angehalten! Ich kann dir gar nicht genau sagen, woran es lag - wahrscheinlich der Funke, der im richtigen Moment überspringen muss!!

    Liebe Grüße
    Annette
     
  5. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich tippe auf eine Mischung aus Überforderung und geringer Frustrationstoleranz.
    Überforderung, weil viele Dinge gleichzeitig erlernt werden müssen. Zusätzlich zu dem, was bei jedem Instrument anfällt - Notenlesen, Rhythmusgefühl entwickeln, ... - kommt eben noch die reine Tonerzeugung hinzu. Dabei muss man eben auch damit leben können, dass es unter Umständen nach 3 Monaten immer noch quietscht.
    Ich selbst kann mich noch erinnern und höre das aber auch bei Schülern, die vor mir Unterricht haben, dass man gut ein halbes Jahr braucht, bis man einen brauchbaren Ansatz hat. Von schön und wohlklingend will ich da noch nicht reden, ich meine nur, dass die Töne zuverlässig kommen und es nur noch im absoluten Ausnahmefall quietscht.
    Hat man den Punkt erstmal überwunden, kommt auch mehr Spaß in die Sache.
    Ich selbst hatte den Vorteil, Saxophon als zweites Instrument nach Klavier zu beginnen, sodass ich mich eigentlich komplett auf die Technik konzentrieren und auch von Beginn an schon auf gute Phrasierung achten konnte. Letzteres ist sowieso etwas, wo mein Lehrer genau drauf achtet.
    Von daher waren bei mir viele Stolpersteine gar nicht vorhanden.
    Ich kann mir aber gut vorstellen, dass viele Saxophonabbrecher auch mit anderen Instrumenten gescheitert wären. Bei manchen fehlt einfach das musikalische Talent und/oder die Freude und Begeisterung für's Musikmachen. Dann kommt halt nach ein paar Wochen oder Monaten die Einsicht, dass es doch nicht so die große Leidenschaft ist und man gibt auf. Bei manchen wäre halt vielleicht ein anderes Instrument doch die bessere Wahl gewesen, weil man sich damit wohler fühlt oder besser identifizieren kann.
    Aus dem Grunde waren meine Eltern mit mir auch erst am Tag der offenen Tür der Musikschule, um auszuloten ob und was mir gefallen könnte. Nicht der schlechteste Weg, wenn man sieht, dass ich jetzt mittlerweile seit gut 15 Jahren Musik mache und mich dabei nicht auf ein Instrument beschränkt habe.
    Was möglicherweise eine zusätzliche Hürde ist, ist das Einstiegsalter. Als Erwachsener denkt man vielleicht auch zu weit voraus, stellt zu hohe Ansprüche an sich und hat im Alltag nicht die nötige Übezeit. Als Grundschüler hab ich jedenfalls einfach Stück für Stück das gemacht, was mir meine damalige Lehrerin aufgetragen hat und hatte auch genügend Zeit fürs Üben.
    Auf der anderen Seite sehe ich auch Leute im Rentenalter, die ganz ohne Zwang oder Zielvorstellungen an die Sache rangehen und viel Spaß unabhängig von ihrem Fortschritt haben.

    Die Antwort ist also sehr vielschichtig und hängt irgendwie immer einer inneren Einstellung zusammen. Natürlich gibt es auch Lehrer, die einem den Spaß verderben können oder die einfach nicht jedem vermitteln können, wie man vorankommt. Aber das würde ich mal außen vor lassen, weil das doch bestimmt eher Einzelfälle sind.
     
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  6. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    Hallo @dabo und @Dreas,

    ja, ein interessantes Thema, was ich hier zu später Stunde gern mit meiner Erfahrung bereichere. Das ich bisher das Saxophon nicht beiseite gestellt habe, ist wohl meiner späten Leidenschaft für das Instrument geschuldet und – wichtig!, dass ich einen Lehrer habe, der mir Motivation gibt „dran“ zu bleiben; auch mich nicht an Anderen zu messen… Ich glaube, es ist wichtig den eigenen Weg zu gehen und peu á peu voranzukommen. Ob man nach einem Jahr, neben anderen Schulen, immer noch an der Dapper-Schule Teil 1 klemmt, scheißegal!

    Meine arbeitsmäßige Belastung ist hoch, meine Mama wie sich in den letzten Wochen herausgestellt hat ein Pflegefall…. Am laufenden Onlinekurs „Harmonielehre“ von @pue habe ich wohl mittlerweile den Anschluss verloren weil ich mehr im Haushalt meiner Mutter zu hause bin, als bei mir - wo das Saxophon steht. Mal sehen, was sich noch retten lässt. Das ist die eine Seite, die persönliche – nämlich wieviel Zeit kann ich objektiv tatsächlich neben meinem Wollen investieren.

    Wie Du Dabo schreibst: „Ich persönlich glaube, dass viele sich der Anstrengung eines Blasinstrumentes nicht bewusst sind. Beim Klavier kommen sofort Töne wenn ich auf eine Taste drücke und die klingen auch schön. Den Saxophonsound den man von den großen Meistern her kennt und den man auf dem Sax ja dann irgendwann erreichen möchte kommt eben nicht, wie viele Anfänger glauben, vom Saxophon oder dem entsprechenden Mundstück! Das böse Ü wird unterschätzt.“ – Das ist sicher noch ein anderer Aspekt. Ich wünschte, ich hätte mehr Gelegenheit zum „bösen“ Üben… Unterschätzt habe ich das Instrument nie, die Erfahrungen mit dem Erlernen des Saxophons kommen mit dem Beschäftigen desselben. Es ist eine Herausforderung, weil es Zeit und viel Übung bedarf Ansatz und Intonation zu erlangen … als Späteinsteiger, ohne Vorkenntnisse ein Kraftakt, - den man erst erkennt, wenn man sich dem Saxophon mit viel Aufmerksamkeit widmet. Da kann man schon an sich zweifeln und auch verzweifeln. Da braucht es Ermutigung, Freunde und auch Ansporn. Ich will sagen, dass es auch Menschen bedarf, die einen nicht als „Spinner“ abtun, oder jeden falschen Ton als „unbedarft“ kommentieren. Den falschen Ton, die Fehler hört man ja selbst und ist nicht glücklich darüber.

    Dreas stellt die Frage „- war es falsches Material....also haben Horn, Mundstück, etc. das Saxspielen verleidet“ - Ich glaube nicht, dass das der Punkt ist. Mein Lehrer meint ich hätte ein sehr gutes Saxophon (wenn auch von Jupiter – grins) und Soloist E mit Blättern von LaVoz eine gute Basis für mich sind.

    Falls ich doch mal irgendwann das Saxophon in die Ecke stellen sollte (abgesehen von meinem aktuellen fremdbestimmten Zeitmanagement) ist es der Zweifel an mir selbst., nicht die fehlende Begeisterung für das Instrument. Ich habe schon von Freunden gehört, die mein Spiel richtig gut fanden, dass ich die Anerkennung doch einfach annehmen sollte. Ich zweifele einfach zuviel an mir selbst. So sehe ich das.

    Meine 2Cent zum Thema,

    Lieben Gruß aus Sachsen
     
  7. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    An der nicht erkannten Lücke von wollen und erreichbaren. Einem zu gering Entspannungsgrad wenn etwas nicht geklappt hat. Und ob man scheitert oder die Sinnlosigkeit des Unterfangen erkennt liegt nur in der eigenen Bewertung. Da Musik machen nur aus einem selbst funktioniert ist auch nur wichtig das man selbst damit zufrieden ist. Das ist das einzige worauf man Einfluss hat.
     
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  8. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke es sind mehrere Faktoren.
    Bei den Kindern und Jugendlichen kann man beobchten das sie "ein Instrument spielen wollen" und dieses "wollen" genau so kurzlebig ist wie ihr neues Smartphone welches durch ein noch neueres Modell ersetzt wird - Also ein "Strohfeuer" welches schnell verbrannt ist. Hier war nie der konkrete Wille vorhanden.
    Bei den Erwachsenen ist es etwas anders. Die überlegen sich gut was sie tun, übersehen aber einen sehr wichtigen Faktor: Die Zeit. Neben der Arbeit, dem Haushalt, der Familie ... auch noch Zeit zu finden um regelmäßig zu üben ist nicht einfach. Hinzu kommen Arbeitszeiten welche neuerdings "flexibel" sind. Wer das noch organisieren kann hat oft zusätzlich mit einem hohen Anspruch an sich selbst zu kämpfen: Der Lerneffekt MUSS schnell erfolgen, nach einem halben Jahr löchte man dann den Pink Panter oder Yaketi-Sax spielen können, denn auf den CDs klingt es so toll. Das klappt nunnicht und jetzt trifft der Wille auf die Frust. Vergessen wurde ebenso, das es im "höheren" Alter einfach nicht mehr so schnell geht mit dem Lernen und dem Umdenken in Hinblick auf das Gehirn zur Motorik. Was einem als Jugendlicher leicht fiel, fällt einem mit zunehmendem Alter schwerer. (Die "jugendliche Geschmeidigkeit" ist dahin, pflegte meine Ärztin mal zu sagen) Fazit: Langfristig das Üben zu planen und parallel einen langsameren Erfolg haben als gewünscht muss erst einmal akzeptiert werden. Viellecht nörgelt dann noch jemand zu Hause weil sich das wiederholte üben einer nervenden Passage sich auch nicht gerade positiv aufs Wohnklima ausübt :D
    Daher ist es in der tat ratsam erst einmal ein Instrument zu mieten um zu sehen wie man es organisiert bekommt und ob das Feuer nicht zum Strohfeuer wird.
     
  9. hoschi

    hoschi Strebt nach Höherem

    interessante frage.

    ich denke, ein grroßer teil der "abbrecher" wird auf die fehlende eigenmotivation geschoben werden können...wow, was für ein satz...

    ich hab auch einen langen arbeitstag, natürlich andere hobbies, z.t. seit 30 jahren, wie moppedfahren...ne schöne runde ist nicht mal flott in 30 min beendet,
    das werden tagetouren zb in die eifel, in den ww oder gar flott nen langes we in die alpen...ebenfalls bei rc, ist nicht in 30 min durch...usw...

    daher bin ich echt froh, das der lehrer mich noch zusätzlich motiviert, hatte selten einen so angenehmen unterricht...er holte mich dann auch aus dem
    "ich brauch unbedingt ein selmer" traum raus...mein keili kann soviel, ich erahne vllt bisher 20-30%...das potential sollte erstmal ausgeschöpft werden...
     
  10. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Hallo sachsin,
    lass den Kopf nicht hängen! Bei deinem Bericht komme ich mir vor als schaue ich in einen Spiegel. Es gibt Zeiten im Leben die rauben einem die letzte Freizeit und man kann nicht so wie man möchte. Funktioniert nur noch wie ein Rad am Wagen und wehe wenn der Wagen mal anhält und eine Pause macht! Dann wird man sich dessen auch noch bewusst. Das ist zum:vomit:.

    Halt an deinem Saxophon trotzdem fest und siehe die wenige Zeit die du darin investierst als Seelenbalsam und Kurzurlaub von der Wirklichkeit. Du kommst im Kurs nicht mit? Ist doch egal. Nimm mit was du schaffen kannst den Rest eben.....später. Kein Stress! Das Saxophon soll doch Spaß machen!

    Dann sende ich dir hiermit eine große Portion: Hau rein, lass das Grübeln sein, du bist einzigartig, :couchpotato: Selbstvertrauen (kann und darf man auch klauen :wink:), ....und ganz wichtig jeder fängt mal klein an...und es gibt beim Saxophon leider immer viele Langstrecken wo man keinen gefühlten Erfolg bei sich selber sieht (der aber trotzdem da ist).....bleib drann und du wächst mit jeder Note.

    Alles Gute
    Dabo
     
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  11. Zweistein

    Zweistein Schaut öfter mal vorbei

    Tja, da denke ich an einen Sinnspruch den ich ganz zu Anfang meiner Sax-Zeit mal wo im Netz gelesen hab: "Das Saxophon ist das Instrument, das man am schnellsten schlecht spielen kann."

    Anfänger-Probleme die ich kenne und daher als Aufhör-Gründe nachvollziehen kann sind:

    - körperliche Gründe:

    Das Saxophon verlangt einem die eine oder andere ungewohnte Haltung ab und hängt in 90% der Fälle an einem Halsgurt - gerade bei Spätstartern, aber auch bei manchen jungen Spielern ist das ein Problem. Statt Ursachenforschung zu betreiben und Alternativen auszutesten wählen dann manche ein weniger belastendes Instrument.

    - das Instrument:

    Wer mit einem Instrument anfängt und noch nicht weiß, ob "es das ist", neigt zur Knauserigkeit - es soll ja "nur mal angetestet" werden. Viele Musikschul-Leihinstrumente, schlimmer noch Händler-Leihinstrumente, oder eben billig erstandene gebrauchte Kannen sind aber genau der falsche Ansatz um jemanden neu an das Instrument heranzuführen. Ich habe selbst mit einer billig geschossenen DDR-Kanne angefangen, die zwar massiv aber eben leider nicht 100% technisch in Ordnung war (und deren Applikatur eben auch auf dem technischen Stand der 60er stehengeblieben war - wenn überhaupt) - deswegen habe ich glücklicherweise nach einem halben Jahr das Geld in die Hand nehmen können und ein nagelneues Marken-Instrument (Keilwerth - aber Yamaha war in der engeren Wahl) erstanden. Das ist aber eben nicht bei jedem mal so drin, und dann kann Frustration über die Unzulänglichkeiten der Technik ein weiterer Aufhörgrund sein.

    - der Lehrer:

    Schon ganz zu Anfang wollte ich Stunden nehmen, da meldete sich die städt. Musikschule zurück, dass "ihr Saxophonlehrer" (aha, die haben also nur einen!) auf lange Sicht ausgebucht sei. (Am Rande sei bemerkt dass die Musikschule an der ich jetzt lerne auch "nur" einen Saxophon-Spezialisten hat, aber der ist dafür auch unerhört gut - aber solche Details wusste ich ja als Anfänger nicht) - sucht man sich dann privaten Unterricht kann man an Leute geraten die didaktisch sehr gut sind und auf den Schüler eingehen oder solche (wie mein alter Klavierlehrer vor Urzeiten) die mal irgendwann eine Schule ausgeguckt haben und stur nach Schema F nur das Ding durchziehen. Den Schüler abholen sieht anders aus. Wenn ich dann noch mit abenteuerlichen Wünschen komme, was ich gern bis wann wie gut können möchte, kann ein guter und motivierender Lehrer mich auf Normalmaß zurückholen und mir erklären was davon realistisch ist und wo die Grenzen sind - es gibt aber auch welche die das dann gleich derart abkanzeln dass man den Ehrgeiz verliert.

    - der eigene Anspruch:

    Wenn ich Sonny Rollins cool finde und das erste mal ein Sax in die Hand nehme, stelle ich schnell fest, dass ich mir da einiges aufgehalst hab. Wenn ich hingegen zunächst einfach mal ein paar schöne einfach gesetzte Popsongs oder Jazz-Standards für mich im stillen Kämmerlein trällern möchte, kann ich schon nach kurzer Zeit schöne Fortschritte feststellen. Bei schnelleren Stücken läuft der Anfänger Gefahr, sich die Pfoten zu verknoten - so glaube ich, nach 30 Jahren vor dem Bildschirm ganz passable Mobilität in den Fingern zu haben, aber über eine Tastatur flitzen oder die Klappen eines mehrere kg schweren Messingkonstrukts korrekt zu betätigen sind nunmal zwei Paar Schuhe. Und von der Tatsache, dass man "im Prinzip" mal Noten gelernt hat und die Griffe auf dem Saxophon ja in weiten Teilen "wie bei der Blockflöte" sind bis hin zu "Note gelesen, richtig gegriffen, mit passender Dynamik und gutem Ansatz Ton erzeugt" - das ist manchmal ein verdammt weiter Weg.

    Ich habe spät angefangen. Trotzdem motivieren mich auch kleine Erfolge und ich kann mich - weil ich auf manch andere kostspielige Angewohnheiten verzichte - über schöne Instrumente und ordentliches Zubehör freuen (und auch bei Notenmaterial kann ich unbedenklich zuschlagen - was mich ein gutes Notenbuch kostet verqualmen einige meiner Bekannten in 4-5 Tagen, evtl. sogar schneller. Da lob' ich mir "mein Laster"). Das macht Spaß. Noch schöner ist, wenn man sich in geeignetem Kreis mit anderen zum musizieren trifft - viele Workshops oder freie Treffen sind gar nicht sooo anspruchsvoll was das Spielniveau der Teilnehmer betrifft - es geht mehr um das gemeinsame Spiel und möglichst jeden mitzunehmen. Man muss sich halt irgendwann mal überwinden.

    Instrumente die ich angefangen und wieder aufgehört habe (nur mal exemplarisch - man hört halt nicht nur Saxophon wieder auf): Gitarre (zu früh und gegen meinen Willen hingeschubst - kann's heute noch leidlich für den Hausgebrauch aber ist nicht mehr "mein" Instrument), Klavier (zur "Unzeit" angefangen (2 Jahre vor dem Abi), aus Zeitgründen aufgegeben, dann keinen Platz für ein Klavier gehabt, dann Platz und Klavier gehabt aber keine Zeit und kein Geld es wieder spielfähig zu bekommen... heute nutz ich gelegentlich ein Digitalpiano zum Harmonien-austesten), Klarinette (im Studium angefangen, aus Zeitgründen aufgehört - inzwischen kein Freund des "deutschen" Systems mehr - überlege mir 'ne Böhm zuzulegen und nochmal anzufangen, aber immer noch zuwenig Zeit dazu - Sax macht mehr Spaß :) )

    Jeden packt vermutlich an irgendeinem Punkt die Sinnkrise - dann ist es wichtig, durch Lehrer, Mitspieler oder z.B. ein Forum wie dieses hier die Blockade zu überwinden. Wenn das klappt wird's cool :)

    (In diesem Sinne aus heutiger Sicht auch nochmal danke an dieses Forum, hat mir damals auch über einiges hinweggeholfen!)

    LG
    Jerry
     
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  12. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Interessante und schwierge Frage. Am ehesten sollten noch die praktizierende Lehrer an eine "Lösung" kommen.
    Ich kenne eigentlich nur Leute, die noch spielen,die Mitglieder dieses Forums eingeschlossen.
    (Hier kommt wieder, die in anderm Thread erwähnte "anekdotische Evidenz" ins Spiel.(Wunderbarer Ausdruck)
    Viele plausible Gründe für den Ausstieg wurden ja schon gepostet. Eine Sache fät mir noch ein. die glaube ich oft zu kurz kommt. Natürlich spielt jede(r) das Instrument erstmal allein für sich, geade zu Beginn. Ich meine aber, dass Musik schon ein Gemeinschaftserlebnis und eine Gemenschaftsbeschäftigung ist. Den Spezialfall "Einer spielt, alle anderen hören zu ......oder laufen weg" will ich hier ausklammern. Wenn Mann oder Frau also keine gleichgesinnte Gruppe zum gemeinsamen Spiel und Lernen findet, wird schnell nur noch im einsamen Kämmerlein gepustet. Auf Teufel komm raus und Spass geh weg.

    Weiterer Aspekt: Unser Instrument ist am Anfang alle, nur nicht leise.Mein nächster Nachbar sitzt auf 200 m, ich kann hier rumpupen wie ich will. Was hier los wäre bei 2 m Abstand plus einer Wand ..?

    LG quax

    Fehlende Buchstaben bitte umgehend bei meiner Tastatur meldn.
     
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  13. Hewe

    Hewe Strebt nach Höherem

    Hören wirklich so viele Späteinsteiger auf? Hewe
     
  14. Zweistein

    Zweistein Schaut öfter mal vorbei

    Ganz wichtiger Punkt. Ein Saxophon ist per Definition laut, laut, dann lange nichts und dann vorsichtshalber nochmal laut. In Mehrfamilienhäusern oder auch nur Reihenhaussituationen alter Bauart sind akustische Konflikte vorprogrammiert. Frei nach Onkel Willi (Busch): "Musik wird oft nicht schön empfunden, wenn sie mit viel Geräusch verbunden!"
     
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  15. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Also

    1) Nicht jeder "Newbee" der hier "plötzlich nicht mehr auftaucht" hat das SAXeln aufgegeben. Der/die hat sich hier Infos geholt und gut ist.

    2) Gerade bei "Späteinsteigern" wird der eigene "Leistungsdruck" sehr hoch sein.
    3) Der/die eine oder andere wird feststellen, dass auch SAXeln nicht von alleine geht
    4) Der notwendige Zeitaufwand wird unterschätzt
    5) Dem sozialen Umfeld mangelst es an Toleranz :)
    6) SAXeln ist eines von verschiedenen Hobbies, die Mensch mal ausprobiert und halt feststellt, dass anderes ihm/ihr mehr bringt


    Es gibt manigfaltig Gründe, die jenseits von Lehrer und/oder Material liegen


    Cheerio
    tmb
     
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  16. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo Quax, kann so sein, kann aber auch anders sein. Anders ist es bei mir.
    Ich habe von 1966 bis 2006 aktiv und öffentlich mit einigen Bands als Gitarrist und Bassist auf zahllosen Bühnen gestanden.

    2005 kaufte ich mir ein Saxophon, um ganz für mich alleine im stillen Kämmerlein dieses Instrument zu lernen und zu spielen.
    Ohne irgendwelche Probentermine mit Mitmusikern abstimmen zu müssen. Ohne mit irgendwelchen Veranstaltern über Preise und Modalitäten verhandeln zu müssen.
    Ohne meiner Familie mal wieder beibringen zu müssen, dass sie die nächsten 5 Wochenenden ohne mich planen dürfen.

    Einfach völlig frei von irgendwelchen Verpflichtungen Dritten gegenüber dieses neue Hobby pflegen. Playalongs als "Bandersatz" gab´s schon 2005 in Hülle und Fülle.

    Ich wusste schon zu Beginn, dass ich nie ein Charlie Parker werden würde. (Hätte ich auch nie gewollt .... dann lieber ein Stan Getz oder Dexter Gordon)
    Und so ging ich das Ganze völlig stressfrei und ergebnisoffen an. Manchmal gehts ein paar Schritte vorwärts, manchmal auch wieder einen Schritt zurück. Und das darf so sein.

    Ganz anders meine Schwägerin. Die hatte mit Anfang 50 auch mal den Wunsch, Saxophon zu lernen. Sie kaufte sich ein gebrauchtes Neusilber Yamaha-Altsaxophon. Nahm auch ein Jahr lang regelmäßig Unterricht und stellte ihre Bemühungen dann sehr schnell ein. Sie hat akzeptiert, dass sie nicht für dieses Instrument geboren ist. Mittlerweile ist sie 70 Jahre alt. Aber verkaufen würde sie dieses Instrument nie! (Ja, ich habe versucht, es ihr abzuschwatzen. Hatte ihr einen ziemlich utopischen Preis vorgeschlagen) Keine Chance.

    Das Instrument steht im Ständer in ihrem Wohnzimmer. Und wenn sie es anschaut, träumt sie davon, wie sie auf der Bühne steht und das Publikum mit ihrem Spiel verzückt.

    LG Bernd
     
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  17. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Ich glaube der größte Faktor zum Erfolg und am Durchhalten beim Saxophon ist es, wenn man einen guten Lehrer hat der einem beim Süchtigwerden unterstützt. Lob ist sehr wichtig. Man braucht es um Erfolgserlebnisse zu verbuchen. Und das Gefühl des Weiterkommens muss auch da sein.

    Warum erklimmen wir Berge, fahren große Strecken mit dem Rad, stellen Rekorde auf? Man möchte anhand von Zahlen, Km, Zeit.....egal...was auch immer eine messbare Form des Fortschrittes erleben. Das ist jedenfalls bei den meisten Menschen so.

    Lasse ich einen Schüler im Regen stehen und erwähne sogar ab und an, ach komm, dass musst du aber mal langsam drauf haben, fällt der Schüler gleich mehrere Monate in seiner Motivation zurück.

    Die Motivation ist enorm wichtig! Und wenn man nicht hin und wieder kleine Erfolge verbuchen kann dann stirbt die Motivation und man hat keine Lust mehr.

    Gut ist es wenn man die Motivation nicht nur von anderen sonder sich selbst erfahren kann. Wie mache ich das? Man kann sich doch nicht selbst Motivieren? Doch kann man! Ist zwar schwerer aber dafür kann man es halbwegs steuern. Aufnahmen von sich selbst sind z.B. eine Art Selbstmotivation. Wer sich regelmäßig aufnimmt kann seine Erfolge immer wieder nachprüfen. Ich mache das z.B. wenn ich mal wieder den Eindruck habe auf der Stelle zu treten. Auch seine Aufnahmen mit Hall versehen und etwas verschönern ist erlaubt. (Machen die Profis ja auch ;-) )

    LG
    Dabo
     
  18. Mugger

    Mugger Guest

    Ja,
    das ist die eine Seite.
    Andererseits habe ich im Verlauf meiner Unterrichtskarriere gelernt, mit Lob und Kritik sparsamer umzugehen.
    Das hat viele Gründe, die diesen Rahmen hier sprengen würden.

    Cheers, Guenne
     
  19. macpom

    macpom Ist fast schon zuhause hier

    Es gibt immer 1000 gute Gründe nicht zu spielen. Ich muss mich also jeden Tag selber motivieren das Sax in die Hand zu nehmen und auf anderes verzichten. Nur wenn der Funke wirklich gezündet hat, werde ich das dauerhaft tun. Das kann man nicht erzwingen. Materialprobleme, schlechte Lehrer etc. werden sich nicht der entscheidende Grund für das Aufhören sein. Wohl eher eine Ausrede für sich selbst.

    Andreas
     
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  20. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Das ist es was ich meine. Ein guter Lehrer setzt diese Mittel gekonnt und dem Schüler individuell angepasst ein um Ihn weiterzubringen. Es gibt aber auch leider Lehrer die nicht so arbeiten wie du und Schema F abspielen. Ich erlebe dies bei uns immer wieder. Zuletzt habe ich noch mit einem Mädchen über ihren Unterricht und dessen Ablauf gesprochen. Sie hatte inzwischen 4 Lehrer durch und alle haben sie nur Stücke aus unsererm Verein spielen lassen. Keine Tonerklärung, Notenwerte, Haltung, Luftführung.....und was sonst noch so in einen guten Unterricht gehört. Und das bei 4 verschiedenen (na gut es waren nur 2 davon Studierte) aber erschreckend oder? Das dieses Mädel noch Lust am Saxophon hat ist ihr sehr hoch anzurechnen!!!

    LG
    Dabo
     
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