Schneller spielen?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von bebob99, 22.Februar.2015.

  1. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich darf aktuell ein Stück üben, das für meine Verhältnisse "brutal schnell" ist. In einer anderen Diskussion habe ich vermutet, dass ich das nie auswendig lernen könnte. Wie es aussieht muss ich das aber, denn lesen kann ich das nie so schnell :oops: und es scheint bei einigen kritischen Stellen auch soweit zu funktionieren.

    Aaaber ich bin bei den "langsameren" Teilen (Vivo, Halbe=116, leggerio) derzeit mit Ach und Krach bei ca 80% der nötigen Geschwindigkeit. "Entspannt" wirkt das noch nicht. Das wird zum Ende zu noch deutlich schneller (Presto, Halbe=132). Ausschließlich Achtel mit 16tel Verzierungen. :eek:

    Mitte April muss das sitzen, denn diesmal habe ich am 1. Alt eine wichtige Stimme. Verstecken geht nicht. Ich könnte jetzt gut ein paar Tips brauchen, wie ich in kurzer Zeit schneller werden kann. Schön langsam bekomme ich ein wenig Fracksausen, ob sich das ausgeht.

    Macht es mehr Sinn trotz Stress langsam zu üben und zu hoffen dass es mit der Zeit immer schneller geht, oder schneller zu üben und zu hoffen, dass es mit der Zeit genauer geht? Natürlich kommen mir bei schnellerem Tempo immer die Finger durcheinander. Ich schaffe es auch schon halbwegs die Finger knapp an den Tasten zu halten, damit die Wege kurz sind. Liegen lassen klappt noch nicht. Trotzdem sind die Finger einfach nicht schnell genug.

    Mehr üben? Noch mehr? o_O Ich bemerke an den Handgelenken schon ein leichtes Ziehen und übertreiben will ich es dann auch nicht.
    Oder gibt's für so etwas spezial Übungen? :rolleyes:
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    Tempo ist eine Frage der Zeit und lässt sich nicht erzwingen.

    Wenn es nicht geht, würde ich die kritischen Stellen vereinfachen.

    Gruß,
    Otfried
     
    Bereckis und ReneSax gefällt das.
  3. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    Hallo bebob99.

    Die Geschwindigkeit kommt mit der Zeit und den Erfahrungen ganz von allein. Das ist wie beim lesen was erst mit buchstabieren beginnt und dann liest man flott und schnell. . Analog ist es mit Musik: Irgendwann hat man es drauf und muss auch icht mehr jede einzelne Note sehen, sondern erkennt schon am Notenbild was zu spielen ist. Durch die Übung wird auch die Fingerfertigkeit trainiert und verbessert
    Setze Dich nicht unter Druck. Suche Dir Übungen aus div. Lehrmaterialien heraus die Deinem Problem ähneln oder die Basis bilden und spiele diese erst langsam und bewusst, anschließend schneller. Danach kehrst Du zu Deinem Stück zurück. Du wirst merken wie Dir das hilft.

    Viele Grüße

    René
     
  4. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    Hi bebop,

    Ich übe solche Dinger immer in superzeitlupe, bis jeder Ton sitzt. Dass es sitzt, merke ich, wenn ich es singen kann und -nebenbeieffekt -auswendig dudele.

    Dann geht's bei mir in fast jedem üblichen Tempo....

    Lg

    Mixo

    PS: ist eine rein subjektive, bei mir funktfunktionierende Methode....
     
  5. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

    Auf jeden Fall langsam üben bis die Muskeln bei geschlossenen Augen wissen was sie tun müssen. DANN erst an der Temposchraube drehen. Wenn die Bewegungsabläufe automatisiert sind kommt die Geschwindigkeit von selbst.
     
  6. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Mein Lehrer sagte immer: Speed comes from precision.

    Wie von mixo gesagt: superlangsam üben und erst dann schneller spielen, wenn du es fehlerlos beherrscht. Wenn du dich stresst und zu schnell fortschreitest, gewöhnst du dir Fehler an, dann dauert's noch länger ...
     
  7. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Kopf abschalten!
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, eigentlich alles gesagt. Doch noch einmal: Schnell üben und dann auf Präzision zu hoffen, geht gar nicht.
    Bis zum 1. April geht noch viel, also zu allererst: keinen Stress. Wenn es zwei Wochen vorher nicht in Aussicht steht, dass man da auch nur halbwegs dran kommt, dann kann man auch mit dem Orchesterleiter reden. Das Vereinfachen der Stimme hat Otfried ja schon vorgeschlagen.

    Und: Du glaubst gar nicht, was man alles auswendig lernen kann, der Speicher im Hirn dafür hat eine Unmenge Platz. Mir geht es dabei wie mixo, wenn ich es singen kann, isses schon drin.
     
  9. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Amazing slow downer kann das hilfreich sein......
    Speer und Tonlage sowie loops bei Problemstellen....
    Viel Spass
     
  10. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    Du könntest noch mitteilen, was genau schwer ist (Lage, Artikulation o.ä.).
    Vergiss das Halten der Finger. Das ist völliger Käse, da bist Du mehr damit beschäftigt als mit dem Spielen.

    LIebe Grüße,
    Guenne
     
  11. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Zu greifen ist es eigentlich nicht so schwer. Ein paar Stellen haben unangenehme gebundene Oktavsprünge auf- und abwärts, im Großen und Ganzen spielt sich aber fast alles zwischen e' und c''' ab. Es ist wirklich "nur" das Tempo das Stress macht.
    22-02-2015 13-15-34.png
    So in der Art ist die Melodieführung, in verschiedenen Variationen und Tonarten. Nur eben 132 Halbe/Min.
     
  12. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    üb es langsam, und wenn Du es überblickst, denke und zähle in großen Einheiten (auf 1?).

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
    Ginos gefällt das.
  13. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    "Natürlich kommen mir bei schnellerem Tempo immer die Finger durcheinander."

    Dann ist da noch ein anderer Punkt, der imho mindestens mitentscheidend sein dürfte, die Vertrautheit damit, wo die Töne sitzen. Das klingt ev so, als ob man die natürlich hätte. Meiner Erfahrung nach ist das aber genauso unendlich verfeinerbar wie Ton, Technik usw.
    Ich bin dadurch drauf gekommen, das ich früher mit zB Parkerthemen massiv Schwierigkeiten hatte, zT monatelang drann geübt. Genau wie du beschreibst, irgendwann ist immer die Koordination zusammengebrochen.
    Das Ganze wurde in dem Moment deutlich besser, als ich bestimmte Transponierübungen gemacht habe, die im Übrigen gar nichts mit den Stücken zu tun hatten.
    Es geht darum, die Töne jeweils für sich einzeln gut kapiert zu haben, nicht als Block zusammenhängender Töne, wie das je nach schon durchgespielter Menge des Materials mehr oder weniger gegeben ist.
    Durch Transponierungen werden die Töne in verschiedensten Umgebungen erfahren, wodurch Fixierungen auf einzelne Blocks mehr und mehr aufgehoben werden, wodurch die Töne immer leichter und schneller erfasst werden, damit flexibler und ggf schneller kombiniert werden können. Oberflächlich betrachtet geht es um Fingerschnelligkeit, die sind aber mit etwas Training schneller als man meist denkt. Mindestens ebensowichtig, die Finger müssen automatisiert wissen, wohin sie sollen.
    Momentan braucht dein Geist-Körpersystem zu viel Zeit, auch wenn es nur Millisekunden sind, die Töne zu finden und zu spielen. Das summiert sich dann, irgendwann bricht es zusammen, die Finger verhedern sich.

    Folgende Übungen würde ich empfehlen:
    Generell viel transponieren, im konkreten Fall hier imho der schnellste Weg:
    Kl. Tonfolgen von drei Tönen chromatisch verschieben, zB. 1, 2, b3 = C,D,Eb - C#, D#,E, -D,E,F usw, bis zur Oktave der ersten drei Töne. Das Ganze in gleichmässigen Notenwerten, ohne Pause, ggf das ganze in kl. Abschnitte zerteilen, zB erstmal nur die ersten drei Transponierungen wie eben aufgeschrieben usw. dann wieder zusammensetzen.
    Sobald es flüssig geht, Tempo etwas anziehen, letztlich auf Tempo spielen.
    Entsprechend dann mit anderen kurzen Tonfolgen (drei bis max 5 Töne), zB
    C, D, E
    C,Db,E
    C,Db,Eb
    C,C#,D
    Das kann man natürlich unendlich ausweiten, Akkorddrei- und Vierklänge, und alle sonstigen Möglichkeiten, zb. drei Quarten C,F,Bb usw
    Aber schon die erste Folge C,D,Eb dürfte dein Problem verbessern, wenn du das flüssig hinkriegst.
    Von diesen Übungen würde ich eine und nur eine am Tag machen, sonst überlagern sich zu ähnliche Informationen.
    Wenige Minuten täglich sollten reichen.

    Eine zweite Übung, ziemlich bekannt, immer abwechselnd Grundton / 1 Halbton höher (oder diatonisch immer ein Skalenton höher):
    chromatisch: C, Db, C, D, C, Eb, C, E usw. bis zur Oktave
    diatonisch: C, D, C, E, C, F usw (Kann man mit allen möglichen Skalen machen).
    Auch hier eine am Tag, sobald es flüssig geht, auf Tempo, am nächsten Tag mit dem Grundton ein Halbton höher usw.
    Die Übung verbindet im Lauf der Zeit jeden Ton mit jedem anderen, minimiert dadurch "Block- und Lagerbildung":).
    Das gleiche kommt auch durch die Transponierübung.
    Wie gesagt, wenige Minuten täglich, vielleicht 5 bis 15 Min sollten dich deutlich voranbringen.
    Wobei direkt nach der Übung dein Stück nicht unbedingt gleich besser gehen muß, das braucht etwas Zeit, sich zu setzen, ich würde mal sagen, wenigstens ein, zwei Tage.

    Falls du geneigt bist, es so zu probieren, würde ich mich über ein Feedback freuen.

    Cheers!
    Werner


    http://swing-jazz-berlin.de/#acapella
     
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  14. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    132 = Halbe ist schon echt flott
    Meinen vorherigen Post natürlich bitte richtig zu verstehen, das Stück selber muß man natürlich schon auch üben.
    In Fall heftigerer Stellen, die in kl. Abschnitte unterteilen, so 3 bis vielleicht 5, 6 Töne, die auf Tempo bringen. Die Abschnitte überlappend! Dann grössere Abschnitte üben usw,, bis zur vollständigen Stelle.
    Aber das ist vermutlich sowieso klar.


    http://swing-jazz-berlin.de/#acapella
     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das ist der richtige Tip. Es dauert einfach.
    Nichts erzwingen und sich Zeit lassen, zwar auch mal an seine Grenzen gehen aber die Grenze ist der Bereich, wo Du es noch sauber spielen kannst ohne nur oder zumindest vermehrt Fehler zu machen. Wichtig ist es auch erstmal nur an den einzelnen Phrasen und Tonfolgen zu arbeiten und nicht immer einfach alles durchspielen, denn das hilft nicht. Mal beim Zielton hinten anfangen (dein Lehrer dürfte wissen wie sowas geht und man sowas Jemandem beibringt) und dann immer um 1-2 Töne erweitern. Mal nur einzelne Phrasen im Tempo steigern. Und unbedingt immer wieder zu ganz langsam auch zurückkehren, sauber und genau ist wichtiger als schnell, das Tempo kommt dann mit der Zeit.
    Wichtig ist zu wissen was einem Probleme bereitet: Tempi für die Zunge (Artikulation), die Finger (Motorik, Umsetzung), Lesefähigkeit (Noten und Notengruppen erkennen, Vorauslesen) etc. Erst dann lässt sich viel genauer und gezielt arbeiten.

    LG Saxhornet
     
  16. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ja, genau so mach ich es jetzt.
    1. Langsam ein Gefühl für die Melodie aufbauen. Wann kommt was, wie sind die Übergänge.
    2. Die einzelnen Phrasen langsam üben,
    3. dann das Ende der einen Phrase, den Übergang und den Anfang der Nächsten
    4. Anschließend beide Phrasen mit Übergang zusammen.
    Möglichst gleichmäßig und wenn geht am Übergang nicht stocken. Sonst wieder mit dem Tempo runter und bei 4.) wieder ansetzen. Wenn das geht: Tempo steigern, schauen was schon geht.

    Das funktioniert halbwegs gut bis ca. 85 Halbe/Min. Danach summieren sich die kleinen Bewegungsunschärfen zu deutlichen Fehlern und die Schwäche wird offensichtlich.

    Hirn abschalten ist ein guter Tip, wenn er funktioniert. Normalerweise klappt das bei mir nicht, bei dem Stück aber schon. Da habe ich gar keine Zeit um viel mehr zu denken als "jetzt kommt gleich der Übergang aufs fis" oder "die Phrase noch auf d, die nächste dann auf dis". Aber wahrscheinlich ist das auch noch zu viel.

    Das gleiche Problem habe ich auch auf dem Computer Keyboard. Je schneller ich schreibe desto eher überholt ein Finger den anderen, ist mal die linke schneller als die Rechte oder die Umschalttaste zu spät oder zu lange oder der Finger trifft eine daneben liegende Taste. Das ergibt dann Buchstabensalat. Und das mache ich nun schon seit 35 Jahren, ohne dass Besserung in Sicht ist.

    Ich versuche es mal mit den chromatischen Übungen von Werner.
     
  17. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ohne jetzt weit ausholen zu wollen warum das so ist:
    Es hilft der Motorik, wenn Du nicht mit den Augen ein Loch in die Noten brennst. Versuch mal die Noten zu lesen und gleichzeitig die Peripherie Deines Sehens zu aktivieren.
    Überfokussiertes Sehen fördert Kopf nach vorne und Nacken verkrampfen, was die Finger im Endeffekt langsam macht. Du wirst bemerken, dass Dein Timing generell besser wird.
    Obwohl es paradox klingt: Du wirst die Noten besser lesen können, wenn Du ihnen weniger Aufmerksamkeit schenkst.
    Das kannst Du übrigens auch beim Schreiben anwenden.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
    bluefrog gefällt das.
  18. Rick

    Rick Experte

    Hallo Robert,

    habe mir Dein Beispiel mal vorgenommen - im angegebenen Tempo klingt das für mich hässlich, albern, unmusikalisch, wie eine kranke Parodie.
    Bei 132 Vierteln pro Minute kann man sich das allerdings gut anhören.
    Bist Du Dir mit den Halben ganz sicher?

    Fragende Grüße,
    Rick
     
  19. lene

    lene Schaut öfter mal vorbei

    Hallo Guenne, mein Lehrer betont immer den Unterschied: Pfeilrichtung; entweder Pfeilrichtung Noten zu Dir (gut) oder Pfeilrichtung Du zu Noten (schlecht)
    Meinst Du das?
     
  20. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Oh ja. Ganz eindeutig.
    22-02-2015 16-36-54.png
    Das Maesoso ist ein Übergang mit Verschnaufpause. Der Teil davor ist mit 116 Halben/min. Beim Tremolo wird noch mal ordentlich Schwung geholt und ab Takt 548 ins Finale.
    So wird das dann hoffentlich mal klingen (Einstieg im Takt 523 bei 14:52, das ist noch "vivo", dann Maestoso und ab dem Tremolo dann Presto). Die Pauken schlagen die Halbe:

    Das macht schon Sinn so. Das läuft unter "Jigs&Reels" – die Irische Stepdance Nummer. Zum Ende zu wird's eben ein Furioso bevor alle erschöpft in Ohnmacht fallen. Das soll wild klingen.
     
    Rick gefällt das.
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