"Laid Back" spielen...wie übe ich das?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 31.März.2015.

  1. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi liebes Forum,

    Ich tue mich schwer damit, das umzusetzen. Ich muss ja immer einen Tick hinter dem Beat bleiben.

    Da ich aber eher kein "Rhythmus Crack" bin und daher befürchte aus der Form zu fliegen, bin ich meist "streicht" oder sogar "in Front" und treibe dann.

    Konkretes Beispiel. "Girl from Ipanema"...kann ich soweit sauber spielen, klingt aber nicht cool, da ich eben nicht "Laid Back" spiele.

    Wie kann ich "Laid Back" gezielt üben?

    CzG

    Dreas
     
  2. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . in sehr vielen verschiedenen tempi spielen, auch sehr langsam und sehr schnell. Das trainiert das Wahrnehmen von Zeit und zeitlichen Abständen, hilft insofern auch für Microtiming.
    Stücke langsamer ablaufen lassen und Solisten genau kopieren, allmählich auf tempo bringen.

    Ansonsten, bist du sicher, das du laid back meinst und nicht die vorgezogenen Achtel bei zb G.f.Ipanema?

    Bossa und Latin müssen übrigens gar nicht laid back sein, auch wenn Getz es zb bei Desafinado so macht.



    http://mobile-band-walking-act.de/unplugged.htm
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Viel Dexter hören :D und ein paar Dexter-Transkriptionen üben und zum Original mitspielen...
    Aber besser nicht den späten Dexter, das ist laid back overdosed...

    LG Juju
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Laid back würde ich bei Bossa, Rumba, Samba und Konsorten gar nicht empfehlen. Sicher zählt hier auch oft eine gewisse Coolness, aber das sind eher die Rhythmen, die mit Betonungen ungewöhnlicher Zählzeiten spielen, die aber nicht "hinter" der Zeit gespielt werden.

    Laid back ist eher beim Swing angesagt. Ich würde dir empfehlen, dein Manko in Bezug auf Rhythmus anzugehen (kann selber ein Liedchen davon singen). Also erst einmal versuchen, genau auf dem Rhythmus zu spielen. Genau zu hören, wie der Groove ist. Sagst ja selbst, dass du noch unsicher in der Form bist. Da wäre es ein Schritt zu früh, nun mit dem laid back spielen anzufangen.

    Wenn, dann probiere es bei Swingstücken, bei denen du völlig sicher bist, in den Tönen, der Form und im Rhythmus. Es ist ein Gefühl der Gelassenheit und eben auch der Sicherheit, vor allem vielleicht Vertrauen. Lass dich von der rhythm section ziehen. Entspann dich und tanze erst mal ne Runde, reagiere auf den Rhythmus. Die machen das Ding und du kannst reagieren. Du bist nicht hip, nicht heiß, vorne, sondern cool bis schwer.
     
  5. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Moin Dreas,

    stimme ppue da sehr zu, Latin Stücke sind nicht wirklich geeignet; bei denen muss ich mir das häufig abtrainieren. Bei den Swing Stücken kann ich auch Lester Young zum mitspielen sehr empfehlen.


    keep swingin´



    Dein Saxax
     
  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Danke für die guten Tips!

    Und nein, ich meinte nicht die vorgezogene Achtel.

    Werde mich heute Nachmittag nochmal damit beschäftigen.

    CzG

    Dreas
     
  7. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Sehe das genau so wue pue. Erst mal das Standardtiming in die Rübe und die Finger. Der Rest kommt dann vielleicht........ In diesem Sinne
     
  8. a.g.

    a.g. Ist fast schon zuhause hier

    Ein wie ich fand sehr guter Lehrer von mir sagte mal wenn du sauber und gerade (wenn man so will im Standardtiming) spielen kannst, dann entwickelt sich das von alleine. Ob er recht hat will ich noch rausfinden. :)

    Herzliche Grüße

    Andreas
     
  9. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Genau, solche Dinge entwickeln sich aus einer Sicherheit heraus...und wenn man weiß, wie sich laid back anhört kommt es von ganz allein. Ich würde da überhaupt nicht mit dem Kopf ran gehen. Cool wird es klingen, wenn du auch beim Spielen cool (also sicher) bist. ;-)
     
    Bereckis, Roman_Albert und a.g. gefällt das.
  10. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    "Laid back" ist ja ein Synonym für Entspanntheit. Gehen wir der Wortbedeutung nach, müssen wir die Anspannung beim Musizieren eliminieren Das gelingt dadurch, dass wir so sicher sind bei dem Kram, den wir spielen, dass wir über die Ausführung und Fingerwege überhaupt nicht mehr nachdenken müssen, d.h. Motorik und Ratio von der "to do" Liste streichen können.
    In meiner Zeit als Gitarrist konnte ich das in der Blues-Pentatonik, da konnte ich bei diesen relativ einfachen Licks und Strukturen einfach von ratio auf emotio umschalten. Bei komplexeren harmonischen, melodischen und rhythmischen Sachverhalten erfordert das eine sehr lange Übung und Erfahrung, und da habe ich auf dem Sax noch einen langen, langen Weg vor mir. Dafür macht's mehr Spaß und ist auf Dauer nicht so öde wie in der Pentatonik-Steppe.
    Zwei Beispiele: J.J.Cale war ja DER Meister des "laid back" Tulsa-Stils, in dem er unglaublich reduziert und entspannt daher kam. Bei ihm war die Reduziertheit einer der Pfeiler für seine Entspannung.
    Das zweite Beispiel ist jemand, der über Jahre wie eine Wunderkerze gebrannt und wie ein "Stinktier gefunkt" hat, aber bei diesem Take für mich wie eine Kerze in einer Weinflasche am Strand im Sonnenuntergang daher kommt: Michael Breckers Intro in "Your Latest Trick" auf dem Dire Straits Album "Brothers in Arms" ist so entspannt, das man sich "reinlegen kann". Spielt man das Intro mit seinen tricky Oktavsprüngen, Synkopen und glides, ist man alles andere als entspannt und merkt, dass der Meister uns allen doch, mal von der Begabung mal ganz abgesehen, um mehrere 10.000 Stunden voraus ist. Vielleicht kann ich das mal in zehn Jahren, wenn ich dann noch Puste habe, auch nur annähernd so entspannt spielen.
    Das wäre mal Forums-intern ein wunderbarer Thread: alle, die sich berufen fühlen (ich sicherlich nicht), spielen das Intro von "Your Latest Trick" mit dem Maximum an "laid-back" Attitude. Das würde spannend.

    Spätestens, wenn euer Lehrer sagt: "Nu streng dich doch mal an und konzentriere dich, du bist gar nicht laid back" ist es höchste Zeit, euch einen anderen zu suchen.
     
  11. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Das nenne ich mal eine gelungene Freud'sche Vertippselung ;)
     
  12. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Viel Rhythmusübungen machen, damit das Gefühl für die Time und vor allem für die Zwischenräume zwischen den Beats in Fleisch und Blut über geht!
     
    Bereckis und Ginos gefällt das.
  13. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    100% Zustimmung zu Jujus Vorschlag und folgende Ergänzung: Hank Mobley hören und nachspielen, am besten die ganze Soulstation.
    Es gibt von Dave Liebman auch hörenswerte Mitschnitte aus Unterricht oder Masterclass, wo er zu diesem Thema spricht und demonstriert.
    Weiß jetzt aus dem Stehgreif nicht, wo es die gibt. Schriftlich sagt er hier etwas dazu, aber nichts zu hören:
    http://www.daveliebman.com/earticles2.php?DOC_INST=6
    grüße,
    Philipp
     
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