Über den Umgang mit Kritik

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Juju, 10.April.2015.

  1. Saxinator

    Saxinator Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Juju

    ich kann dir voll und ganz zustimmen.
    ich hasse es auch mi meine Aufnahmen anzuhören
    Doch oft sehne ich mich auch nach ernsgemeinter Kritik die man in meinem Alter kaum bekommt (außer hier)
    mfg
    Saxinator
     
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  2. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    der Perfektionismus ist schäuslich
     
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  3. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    vielleicht zu profan.. wir haben irgend wann mal stolz unsere erst drei Töne G A und H aus dem Horn gepustet und waren wohl insgeheim stolz... Für uns klangen sie erstmal vieleich nicht super aber wohl gut genug das wir das sax nicht in die Ecke geworfen haben. Der Lehrer oder Zuhörer hatte gewiss eine andere Wahrnehmungen.
    Was ich sagen will ist das je mehr wir können umsomehr werden wir uns kritisieren....
    Was ich nur so garnicht vertrage ist, wenn jemand anderes auf Fehlern rum eiert die selber schon erkannt habe...:pigeon:

    Ich höre grundsätzlich mir jede sachliche Kritik an, lasse sie mir durch den Kopf gehen. Und wenn ich Glück habe dann bringt mich das weiter.
    Wenn es super läuft bringt der/ die jenige auch noch gleich was mit das mir beim Abstellen hilft.
    Aber ich muss schon sagen das ich nicht in jedem Fall kritikfest bin. :astronaut::bag:
     
  4. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nun wenn ich einen Auftritt oder eine CD mache, dann möchte ich mich ja outen bzw präsentieren. Wenn ich mich oute, dann erwarte ich ja Reaktionen. Diese Reaktionen müssen aber nicht immer dem entsprechen, was ich erwarte.

    Interessant finde, dass Juju und Dave schlecht ihre eigene aufgenommene Musik hören können. Da ich viel Musik im Zufallsmodus höre, kommt ab und zu auch ein eigenes Stück. Meist höre ich dann sogar interessiert hin und wundere mich, was ich damals gespielt habe.

    Ich stehe zu dem was ich machte und es ist mir keinerlei peinlich, wenn ich Schwächen höre. Ich weiß, dass ich alles gegeben hatte und bin ein Mensch und keine Maschine.

    Damals war damals und heute ist heute.

    Ganz ehrlich, was ist denn perfekt?

    Für mich persönlich ist es nicht vorstellbar, diese Forum als Qualitätssicherung meiner künstlerischen Arbeit zu nutzen. Ich habe meine internen Kritiker.

    Ich finde es aber toll, dass es die Möglichkeit gibt.

    Ich vermag aber auch nicht, z.B. die Musik von Juju konstruktiv zu kritisieren. Ich bewundere ihre Energie und Ergebnisse, zumal sie wie ich keine Berufsmusikerin ist.

    Liebe Juju, deine BigBand-CD würde ich auch gerne über ITunes bekommen. Ich habe im Prinzip keine CDs mehr.

    Mach bloß weiter so!

    Gruß
     
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  5. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Ich bin ja nur eine Anfängerwanze, und die Kritik unserer ersten Studio-Aufnahme bestand im wesentlichen darin, dass alle sich gefreut haben, wie gut es klingt, wenn man es zusammenschneidet :cool: aber vielleicht hilfts ja dem einen oder anderen:
    Als mein Lehrer sich mal entschuldigt hat, daß er mich soviel kritisiert, habe ich zu ihm gesagt, er soll das Wort "kritisieren" streichen und durch "verbessern" ersetzen.

    - Umgang mit Kritik will auch gelernt sein! Was will der Kritiker mir sagen? Vielleicht will er mir einen Weg aufzeigen? Ob ich diesen Weg einschlagen will oder nicht, kann ich immer noch selbst entscheiden! Also: Kritik akzeptieren, aber mich nicht als Person davon berühren lassen! (Und das ist nicht nur in der Musik so!!)

    Eine Super Übung, für alle, die ihre eigenen Aufnahmen nicht hören können;), hat mal mein Lehrer mit mir gemacht : eine eigene Aufnahme anhören, und sie gut finden! Keine Kritik, sondern das SCHÖNE in der eigenen Aufnahme hören! Das ist nicht leicht, aber beleuchtet mein Spiel von einer ganz anderen Seite! Nicht: was ist schlecht, sondern: Wow, toll, das bin ich, der da so gute Musik macht :D. So machen das die Kinder ... die ganze Selbstkritik ist wieder so ein typischer verkopfter Erwachsenenkram... nix für ungut :p
    Wanze
     
  6. macpom

    macpom Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe ja auch schon so einiges von mir aufgenommen. Und ich war erschrocken wie schlecht die oft waren. Insbesondere, weil es sich im Moment des Spielens nicht so anfühlte. Aber dann gab es irgendwann die erste gelungene Aufnahme. Ich saß vor meiner Anlage und war überwältigt, dass ich das gespielt hatte. Seitdem hebt mich mein Unvermögen nicht mehr an. Ich bin immer sicher, dass es auch wieder Hochpunkte gibt. Dafür spiele ich ja jeden Tag.

    Andreas
     
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  7. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Also, mir ist das völlig Banane, was andere so über mein Blasen denken und wie (pseudo-) beurteilen. Hauptsache, mir gefällt mein Spielen, und rausgeflogen bin ich (bis jetzt) auch noch nirgends, selbst noch nicht mal aus unserer Big-Band.

    Ich denke, gerade in der heutigen Zeit muss man ein dickes Fell haben und resistent gegenüber dem sein, was andere so denken und zu meinen meinen. Außerdem habe ich auch keine Zeit, mich um das Geschwätz anderer zu kümmern. Den eigenen Stiefel durchziehen und gut ist !:cool2:
     
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  8. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    was fühlen eigentlich all die malerInnen, die ihre bilder ausgestellt sehen?
    oder andersrum, warum führt uns unser gehör gerade hier aufs glatteis?
     
  9. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @zappalein

    Ganz ähnlich. Wobei die im Vorfeld die Möglichkeit haben, immer wieder an ihrem Bild "rumzumachen" bis es in Ihren Augen stimmig ist. Das kann manchmal Monate oder sogar Jahre dauern.

    Und dennoch sind sie dann häufig auch noch nach Jahren - oder grade nach Jahren - sehr kritisch mit ihren Werken.

    CzG

    Dreas
     
  10. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Bei den Aufnahmen hätte ich das aber jetzt vermutet!
     
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  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Das meine ich ja. Ihr Level ist sehr hoch und z.B. für mich unerreichbar.
     
  12. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    So kann sie jederzeit umschwenken ;-)
    @Bereckis - der Weg ist das Ziel - und Vorbilder wie Juju machen den Weg sehr viel schöner :happy:
     
  13. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    ...und wer sagt denn das du dies nicht erreichen kannst?
    Nichts ist unmöglich - Toy... am Saxophono:whistling:
     
  14. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Und ich denke, dass man auch mal Verletzlichkeit zeigen darf. Dein Statement ist für mich sinnbildlich dafür, dass wir Menschen uns immer mehr voneinander entfernen. (Der "cooler" Smiley mit Sonnenbrille und Kaugummi übrigens auch)
     
  15. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    +1

    Wenn man sein Innerstes beim Musizieren preisgibt und alles an Gefühlen durch die Musik nach außen dringen lässt - dann ist man verdammt verletzlich!
     
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  16. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Malerei ist für die Ewigkeit und Musik für den Augenblick.

    Die Haltung eines Künstlers zu seinem Werk ist vermutlich sehr individuell.

    Gruß
     
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  17. saxhornet

    saxhornet Experte

    Kritik ist ja nicht generell etwas schlechtes. Solange sie konstruktiv und nett vorgebracht wird, kann sie helfen sich zu verbessern und Fehler zu erkennen und das nächste Mal zu vermeiden. Erst wenn sie destruktiv ist, egal ob anderen Personen oder sich selbst gegenüber wird es problematisch.
    Wenn man zu unkritisch ist, wird die eigene Leistung belanglos, ist man überkritisch kann man sich selbst hemmen.
    Es gibt aber wenig Künstler, die mit Kritik von aussen oder mit ihrem schlimmsten Kritiker (sich selbst) wirklich gut klarkommen. Allerdings sind mir die Leute, die alles immer toll finden und auch bei sich immer alles toll finden dann wieder zu unkritisch (und meist taub).

    LG Saxhornet
     
  18. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Wenn ich klassische Aufnahmen höre, bin ich z.B. auch extrem gnadenlos, was Intonation und akkurates Spiel angeht.
    Beim Jazz finde ich andere Aspekte wichtiger. Ich habe zwar auch gewisse Toleranzgrenzen, aber die sind ein ganzes Stück weiter als in der Klassik ;)
    Der mit dem Solopart im klassischen Orchester hat wenigstens Gelegenheit, den Solopart wieder und wieder zu üben, bis er ihn im Schlaf kann.
    Bei dem Big Band Projekt hatte ich zumindest ein paar Wochen/Tage (die endgültigen Parts kamen leider viel zu spät..), mir die Parts einigermaßen draufzuschaffen. Bei den Solos ist aber nunmal alles offen. Klar, da hätte ich mir komplett was zurecht legen und vorher einüben können, aber dann wäre es eher komponiert als improvisiert. Ich habe mir stattdessen einen Plan B auserbeten, und zwar, wenn ich nach spätestens 3 Takes aufgrund des hohen Drucks versage, mache ich ein Overdub von meinem Solo - es hat glücklicherweise gleich beim ersten Take geklappt, so dass Plan B nicht erforderlich war, aber so kleine Hintertürchen machen psychologisch einen großen Unterschied! :)
    Mike, mir geht das genauso, dass ich mich wegen einer gelben Note in Grund und Boden schämen kann und völlig vergesse, dass der Rest doch super gelaufen ist...

    Dabo, das ist das Problem mit dem eigenen Anspruch, der proportional zu den Fähigkeiten wächst! Ich hab auch mal gedacht, wenn ich doch nur so improvisieren könnte, dass ich die Changes richtig ausspielen könnte und dabei möglichst wenig Fehler mache...! Leider hat sich aber auch mit der Zeit geändert, wie ich die Changes spielen will, und jetzt will ich plötzlich Double Time spielen oder outside, ich will Cherokee bei 280bpm spielen und jetzt steh ich schon wieder da und denke, ich kann ja noch gar nix... Und wenn dann Dave manchmal ein kreatives Tief hat und denkt, er kann gar nichts, dann kann ich das von meiner Warte aus überhaupt nicht nachvollziehen, weil ich nur denke, was soll das denn jetzt, wie kann er so denken, was soll unsereins denn sagen... Und wenn man dann liest, dass es z.B. bei Coltrane auch nicht anders war...

    Letzteres frage ich mich manchmal, wenn ich Artikel von Musikkritikern lese... ;)
    Also mit der objektiven Kritik geht das zu einem gewissen Level - Man kann doch schon sagen, jemand intoniert zu hoch oder zu tief, jemand spielt das Stück in der falschen Tonart im Verhältnis zum Playalong, jemand schleppt oder ist zu hastig in der Time, jemand ist einen Takt mit dem Playalong out of Sync etc...
    Schwieriger wird es dann mit dem persönlichen Geschmack- wenn ein Kritiker, der Rollins-Fan ist, regelmäßig Stan Getz in Grund und Boden schreibt, weil der alles das, was er an Rollins schätzt, nicht zu bieten hat, und er Getz deswegen jegliches Können abspricht, das ist dann schon ein Problem....
    Ich traue sowieso keinem Kritiker und bilde mir lieber selbst ein Urteil, aber in anderen Bereichen vertraue ich schon auf Kritiken, zum Beispiel probieren wir gerne Restaurants auf der Basis eines Reviews aus, und die Kenner der Materie denken wahrscheinlich über diese Reviews auch, was das denn für ein Blödsinn ist und was der gehypte neue Super-Koch für ein Vollhonk ist...

    Das kann ja evtl auch nur gut gemeint sein, und dem ist nicht klar, dass Du es sowieso schon weißt.

    Wenn bei uns im Zufallsmodus was von Dave kommt, überspringt er es sofort... Wobei er schon dazu steht, genau wie Du sagt, man hat alles gegeben und steht dazu. Aber er seziert die Aufnahmen bei der Produktion des Albums so wie es mir gerade auch mit den Big Band Aufnahmen geht und kennt sie danach viel zu gut...
    Für ihn ist es auch ein "nach der Aufnahme ist vor der Aufnahme": Es war eben eine Momentaufnahme, und für ihn ist es nun abgehakt, und er schaut nach vorne und konzentriert sich auf das nächste Projekt.

    LG Juju
     
    Rick, Nordstern und dabo gefällt das.
  19. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Juju,

    Bei meinen Band-CDs war es ähnlich, wenn sie veröffentlicht werden, habe ich sie schon so oft gehört, dass ich sie nicht mehr hören kann. Hier "diente" ich dem Bandkonzept und ihrer Musik.

    Aber es ist hoch interessant mit einigen Jahren zeitlichen und mentalen Abstand mal zufällig eine alte Aufnahme von seinen eigenen Aufnahmen zu hören; denn die eigene Kreativität verändert sich nicht und man hört seine tatsächlichen individuellen Roots.

    Die musikalisch handwerklichen und auch tontechnischen Möglichkeiten entwickeln sich hoffentlich immer weiter.
     
  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich selber habe mir angewöhnt, nur Kritik zu äußern, wenn ich es aus meiner Rolle muss oder vom Betroffenen gefragt werde.
     
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