Saxophon und Klassik - Traum oder Albtraum?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von SomethingFrantic, 7.Mai.2015.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    Es ist erstmal unerheblich ob etwas für ein Instrument geschrieben worden ist oder nicht. Wenn nur noch ein Instrument etwas spielen dürfte wenn das Thema oder die Komposition für dieses Instrument geschrieben worden wäre. wäre die Musik tot und vollkommen langweilig.

    LG Saxhornet
     
  2. SomethingFrantic

    SomethingFrantic Ist fast schon zuhause hier

    Jeder darf alles spielen, wir sind immer noch in einer freien Gesellschaft. Aber MIR gefällt es eben nicht so. DIR eben schon, aber das ist keine absolute Meinung. Jedem darf gefallen, was er will, MIR AUCH ;)
     
  3. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    n diesem Genre sollte auch differenziert werden zwischen einer Bearbeitung und Originalliteratur: im Barock z.B wurde nicht unbedingt instrumentenspezifisch komponiert, sondern es wurde auch gerne das Instrument genommen, was "gerade da war" - Instrumentation war teilweise den Ausführenden überlassen (Telemann, Bach), ganz anders in der "Klassik", wo Mozart beispielsweise explizit die Klangfarbe der Klarinette haben wollte, hier stößt man bei Bearbeitungen auch gerne auf Widerstände, so sind derartige Stücke z.B. bei Aufnahmeprüfungen, Wettbewerben etc. teilweise arg umstritten bzw. "fallen aus der Bewertung" (gleicht einem Verbot), während Bach z.B. eher "legitimiert" ist.
    Viele Konzerte vom Raschèr Quartett sind ja auch so aufgestellt: Bach und ultramoderne Zeitgenossen (und 300 Jahre fehlen).
    Originalwerke, speziell für Klangfarbe und -möglichkeiten der Saxophone auf den Leib komponiert gibt es mittlerweile weit über zehntausend (vgl. die Auflistungen von J.M. Londeix), also "Bolero".Hindemith, Stockhausen, Rachmaninov etc.pp.
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Dann darfst Du aber auch kein Stück selber mehr spielen, das für Trompete im Jazz geschrieben wurde...........:) Dann doch bitte konsequent.
    Ansonsten darf Dir gefallen was Du magst, ich glaube nur daß es besser ist wenn man da etwas offener an Musik geht, dann gibt es mehr zu entdecken und man kann noch mehr Spaß haben, es muss einem deswegen ja noch nicht alles gefallen.
    Lg Saxhornet
     
  5. SomethingFrantic

    SomethingFrantic Ist fast schon zuhause hier

    Ich darf alles spielen :) Ich denke mir auch bei Trompetenstücken im Jazz oft, das hört sich auf meinem Saxophon nicht so gut an wie auf einer Trompete. So einen Strahl von Ton kann auf dem Sax auch nicht so leicht erzeugen. Ich kann natürlich auch mal anderer Meinung als der Komponist sein und mir denken, das wurde zwar für eine Trompete komponiert ich finde es aber auf dem Sax besser...

    Ich spiele auch Musik, die nicht fürs Sax geschrieben wurde auf dem Sax, ich böser Junge ;) Nachher entscheide ich eben ob mir das gefällt oder nicht. Gehe auch regelmäßig auf Konzerte von Saxophonquartetten/chören, von Brassorchester, reinen Streichorchestern etc. Ich bin also keineswegs unwillig neues zu entdecken, man muss nur nicht alles gut finden. :)
     
  6. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Hallo SomethingFrantic,

    ich wollte dich keineswegs persönlich angreifen. Nichts liegt mir ferner!

    Sorry, wenn das bei dir so angekommen ist.

    Ich störe mich nur an den immer mal wieder auftauchenden Diskussionen zum Thema "Saxophon und Klassik ja/nein"?. Das wurde doch schon so oft durchgekaut.

    Lg
    Mike, der auch Mozart, Vivaldi, Händel, Bach usw. auf dem Saxophon spielt, und das sehr gerne!
     
    SomethingFrantic gefällt das.
  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    in der Tat lediglich eine Frage des Geschmacks, und daher kann man da schlecht grundsätzlich diskutieren.

    Einer der Gründe, wieso ich nicht Saxophon studiert habe (neben einigen anderen) war, dass ich keine Lust hatte auf die ganzen Kompositionen des 20. Jahrhundert, die nun gerade für Saxophon geschrieben wurden, mir aber nichts sagen, und die ich nicht hätte üben wollen.

    Dagegen mag ich bspw. Bach sehr gerne auf dem Saxophon, und inzwischen kann ich mir noch viele weitere klassische Musik, die nicht für Saxophon geschrieben wurde auf dem Saxophon gut vorstellen.

    Anderen geht es anders, jeder nach seinem Geschmack.

    Gruß,
    Otfried
     
  8. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    Genau, das Schöne an unserem Instrument ist doch, dass es so flexibel ist und dass man nahezu alles damit spielen kann; in der Kirche die Renaissance-choräle begleiten kann, danach bei der Rockband einsteigen.
     
  9. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    Vor allem sind Bearbeitungen auch erlaubt, wenn der Spieler damit sein Business betreibt und er Geld verdient, auch wenn das Ergebnis dann nicht so gut ist, wie wenn man es auf einem originalen Krummhorn aus dem Jahr 1783 gespielt hätte.

    Mal im Ernst: Ein Saxophon kann es in der Darstellung von Musik egal welchem Genres mit jedem Instrument aufnehmen und die Ergebnisse von wirklich guten Spielern brauchen keinen Vergleich zu scheuen. Allein die dynamischen Möglichkeiten des Saxophons, da können doch alle anderen einpacken.

    Also: Ja, her mit den Bearbeitungen!!

    noodles

    P.S. Ich zieh mir jetzt erstmal ein Geigenstück rein - nur so zur Entspannung.
     
  10. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Sie reisst alle gedachten Grenzen nieder, finde ich:
     
    bluefrog gefällt das.
  11. Amopehe

    Amopehe Ist fast schon zuhause hier

    Schön, dass die Geschmäcker verschieden sind. "Erlaubt" ist in der Musik allerdings vieles, teilweise ausdrücklich, wie wir ja in einigen Beiträgen bereits gelesen haben.

    Ganz persönlich finde ich Barock-Musik auf dem Saxophon häufig sehr gut spielbar.
    Z. B. eine Version von Bachs "Air" für Quartett (im folgenden Beispiel hätte ich mir nur ein etwas präsenteres Bari gewünscht)


    Auch viele andere Bach- / Telemann- / Händel- oder Vivaldi-Sonaten sind meines Erachtens hervorragend für Saxophon geeignet.


    Wobei ich, wenn möglich, das Sopran bevorzuge, weil mir in vielen Fällen der etwas klarere, schlankere Klang besser gefällt. In der Kirche mit Orgel habe ich recht viel Sopran gespielt, passte in meinen Ohren häufig besser als Alt für diese Musik, aber das ist natürlich Stück- und Begleitungabhängig.

    Echte "Klassik" oder "Romantik" (also im Sinne der Musikgeschichte) mag ich als Bearbietungen auf dem Saxophon auch nicht unbedingt. Da merke ich den Kompositionen eher an, dass der Komponist ein Klang- und Spielideal hatte, das nun einmal nicht für Saxophon ausgelegt ist. Es gibt Ausnahmen, aber generell bin ich da auch etwas zurückhaltender, wobei ich keinem das Spielen verbieten würde - es gefällt mir nur in der Regel nicht.

    Ich habe mir vor vielen Jahren mal aus der Stadtbibliothek eine Version von Schumanns Fantasiestücken (Original für Klarinette) für Sopransax ausgeliehen, weil ich dachte "passt doch". Es dauerte nicht lange um zu merken, dass ich mit dem Sopran dem Schumann einfach nicht gerecht werde und es eben "nicht passt". Es klang einfach schrecklich (obwohl richtig gespielt).

    Hin und wieder vermisse ich bei aller Experimentierfreude eine gewisse Demut vor einer Komposition, aber das gilt für viele Bereiche, nicht nur bei Bearbeitungen.
     
  12. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    es kommt wohl auch auf den Saxophonisten an. Ein Sax kann man sehr rotzig spielen, aber auch super schön. Wir haben Air von Bach (hört sich wunderschön an), Pizzicato von Strauss und viele weiter Stücke, die wir in einem reinen Sax/Klarinetten Orechster spielen und sie sind wunderschön.

    Nun mag ich auch nicht sonderlich gerne Streicher :p
     
  13. Gelöschtes Mitglied 7743

    Gelöschtes Mitglied 7743 Guest

    Ich mag ja die Cellosuiten von Bach auf dem Baritonsaxophon sehr gern. Die Aufnahmen von Henk van Twillert sind sehr hörenswert:



    Auch die die Bach-Partita für Soloflöte klingt auf dem Sopransaxophon sehr interessant:



    Es gibt davon auch eine schöne Aufnahme von Anders Paulsson, die leider nicht auf Youtube verfügbar ist. Eine andere Aufnahme mit Raaf Hekkema der Bach Partita A-Moll auf Alto:



    Schließlich sind die Aufnahmen von Branford Marsalis (z.B. Fauré - Pavanne und Pie Jesú) mit dem Sopransaxophon zu erwähnen. Für mich habe ich Fauré "Aprés un Reve" für das Sopransaxophon entdeckt...

    Beste Grüße,
    BCJ
     
  14. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    So unterschiedlic sind eben die Geschmäcker. Generell tue ich mich etwas schwer mit Klassik auf dem Saxophon. Wobei mir Sopran in der Klassik eigentlich ganz gut gefällt. Vielleicht ist auch mein Horizont oder meine bisherige Hörerfahrung zu beschränkt. Die Cellosuiten von Henk van Twillert hatte ich mir gekauft, weil ich das spannend fand und Bariton schon auch irgendwie Cello-ähnlich klingen kann. Die Enttäuschung war dann ziemlich gross. Die Ansprache ist in manchen Passagen dieser Einspielung ziemlich träge. Das Cello kommt da wesentlich agiler rüber. In ruhigen Passagen hört man dafür das Klappern der Mechanik sehr deutlich. Live wäre das vermutlich kein Problem, aber auf der CD eben schon. Im Vergleich zu Celloaufnahmen ist diese CD für mich ein Beispiel, dass man auf Saxophon nicht alles spielen sollte, was man spielen kann.

    Viele Grüße

    Norbert
     
  15. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    So sehe ich das auch. Mozart hat für die Klarinette (und den Klarinettisten Stadler) komponiert. Der spezifische Klang, vor allem bei den Registerwechseln, ist sicher ein Element der Komposition.

    Interessanterweise schält sich langsam heraus, dass die meisten - ich auch - keine Probleme mit Barockmusik auf dem Saxophon haben, wobei es dabei auch noch Unterschiede gibt. Bei Sachen wie den Cellosuiten kommt es nicht unbedingt auf eine bestimmte Instrumentencharakteristik an.

    LG Helmut
     
    Bereckis und sachsin gefällt das.
  16. Gelöschtes Mitglied 7743

    Gelöschtes Mitglied 7743 Guest

    Ganz Deiner Meinung... Ich hatte mir die CD von Henk van Twillert auch gekauft und bin ganz begeistert. Mich stören die Klappengeräusche nicht so sehr. Ich habe aber das Gefühl, dass die Stücke durch die atmungsbedingten Pausen mehr "leben". Die mit Cello eingespielten Suiten haben einen ganz anderen Charakter und können natürlich auch sehr schön sein... Ich würde mich nicht für das eine oder andere entscheiden wollen.

    Viele Grüße,
    Bernd
     
  17. annobert

    annobert Kann einfach nicht wegbleiben

    Diese Version auf dem Alt finde ich aber sehr schön


    Grüße von Annette
     
    Woliko gefällt das.
  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Als ich das erste Mal ein klassisches Konzert mit Solosaxophon gehört hatte, war ich erschrocken und gleichzeitig fasziniert vom reinen Klang.

    Noch heute sind dies für mich zwei verschiedene Instrumente.

    Mir fällt es deutlich leichter auf der Klarinette klassische Musik zu spielen. Auch in Orchestern fühle ich mich auf der Klarinette wohler. Nur in der BigBand spielte ich gerne Saxophon.

    Ich mag in der Regel klassische Solokonzerte mit dem Originalinstrument lieber, bewundere aber auch die Saxophonisten, die solche Soli gut adaptieren können.
     
  19. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Es gibt einige schöne Werke auch im klassischen Bereich für Saxophon (Ibert, Glasunov, Villa-Lobos mit Orchester, viele andere für unterschiedliche Besetzungen) , wenn auch im Vergleich zu anderen Instrumenten natürlich die Anzahl aufgrund der späten Erfindung doch eher gering ist.
    Alle Adaptionen anderer Instrumentierungen für Saxophon gefallen mir nicht.
    Es gibt aber sehr schöne:


     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 16.Mai.2015
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