Swing für Fortgeschrittene

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ppue, 7.Juli.2015.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Henblower hat natürlich recht. Bei lange zusammen spielenden Musikern wächst so etwas zusammen. Auffällig in dem Bild oben ist ja, wie akkurat beide Beats zusammen gespielt werden. Ich glaube nicht, dass es Zufall ist. Ich glaube aber auch, dass es noch andere Arten des groovenden Swingens gibt. Das ist ja dadurch nicht vom Tisch.

    Es ist erwiesener Maßen ein gutes Rezept, denn es schmeckt. Ob es Allgemeingültigkeit besitzt, wäre zu untersuchen.
     
  2. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Ich finde die Analyse ebenfalls sehr interessant und lehrreich.
    Gibt immer wieder neues zu entdecken ;)
     
  3. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Für mich liefert die Studie zum ersten Mal eine einleuchtende Erklärung für die unterschiedlichen Verhältnisse 3:2, 3:1 etc., die ja bekannt waren. Man ahnte sogar irgendwie den Grund, wenn man sagte, bei hohem Tempo könne man eben nicht mehr triolisch spielen. Warum es zwischendrin aber auch unterschiedlich ist, war unklar, eben "Gefühl".

    Und der Clou ist, dass das ganze noch psychoakustisch untermauert werden kann, wenn man annimmt (was auch belegt ist), dass der kleinste Abstand zwischen zwei Schallereignissen etwa den 100ms entsprechen muss, wenn diese als unterschiedlich wahrgenommen werden sollen.

    LG Helmut
     
    Zuletzt bearbeitet: 8.Juli.2015
  4. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    das gilt aber nur für den "Durchschnittsmenschen",,,
    Musiker sind da viel "empfindlicher"...

    cu

    gue
     
  5. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Das ist doch alles kalter Kaffee!
    Wie viele Stücke in wie vielen unterschiedlichen Besetzungen wurden von diesen 4 Schlagzeugern denn untersucht?
    Ein Jack Dejohnette z.B. spielt doch nicht immer gleich, sondern stellt sich auf seine Mitmusiker ein. Da hört es sich dann auch anders an, je nachdem, wer den Bass zupft oder die Tasten drückt. Hatte mal eine Platte mit ihm zusammen mit Joanne Brackeen gehört. Da hat er kaum ins Spiel gefunden. Muss wohl einen schlechten Tag gehabt haben. Ganz sicher groovt er mit Peacock und Jarret anders als mit Haden und Lloyd, nur als Beispiel. Und Toni Williams, er war ein Paradebeispiel für einen Drummer, bei dem der Beat mehr gefühlt als gehört wurde. Und er hat mit oder gegen den Beat gespielt, wie es gerade der Musik entsprochen hat.
    Das ist ja gerade das Besondere am Jazz oder auch Swing: Der Groove oder Puls der Musik spielt sich auf einer Metaebene ab auf der sich die Musiker zusammenfinden. Und gespielt wird mit oder gegen, mal Vor mal hinter dem Beat, aber immer zusammen.
    Da kann man dann lange analysieren. Grooven wird es trotzdem nicht!
    Aber viel Spaß noch bei der quantitativen Empirie! ;-)
     
  6. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hmmm.....ich habe das nie analysiert, aber ich hörte/fühlte es in der Regel wohl so. Der Offbeat zieht zum Downbeat, so wie die Dominante zur Tonika zieht. Wenn man versucht, downbeat-offbeat isoliert zu spielen, mit der Betonung am Ende, spürt man vielleicht die Unruhe des Unvollendeten. Anders herum geht es gut......finde ich jedenfalls.
     
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  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, und anscheinend mit dem Downbeat auf den Bass und mit dem Offbeat auf den Solisten. Aber wahrscheinlich ist das nur Zufall gewesen (-;

    Und es ist auch Zufall, dass alles vier Schlagzeuger bei Tempo 150-300 den Offbeat um die 100 ms Sekunden spielen:

    swing100ms.png

    Wir können gerne mal andere Schlagzeuger beim Swingen untersuchen. Vorschläge?
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Das werden dir die Karnevalisten bestätigen: Tataaaa tataaaa tataaaa!
     
  9. Mugger

    Mugger Guest

    Ringo Starr
     
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  10. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . also die Wahrscheinlichkeit, das bei vier weltweit herausragenden Drummern mit jeweils mehreren Stücken auf Zufall beruht, das die off Achtel um eine einheitliche Grundlänge pendeln, die wiederum mit denen der Solisten übereinstimmen (und weiterhin Entsprechendes mit den Onbeats), halte ich für gering. Das da trotzdem noch Varianz möglich ist, ist ja klar. -
    Ich hab diese Studie vor ein paar Monaten hier auch mal kommentiert, damals hat es aber niemand interessiert.
    Ich bin nicht so hartnäckig wie ppue. Oder der Zeit voraus :p . . .

    Merci ppue



    http://swing-jazz-berlin.de/
     
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  11. Mugger

    Mugger Guest

    Schön, dass Du es erwähnst, war in meinem "Swingphrasierung in schnellerem Tempo"-Thread :)
     
  12. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . ach du warst das. :D
    Zeitreisen ist doch was Schönes, vor allem gemeinsam, vor der Zeit :rolleyes: . . .
     
  13. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Wie wär's mit Elvin Jones, Philly Joe Jones, Louis Hayes und Billy Higgins?
    LG Juju
     
  14. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    aber Williams widerlegt die Theorie er wird bis auf eine Ausnahme immer schneller
    und da sind ca. 10 bis 15ms dazwischen und glaub mir Musiker speziell solche Größen hören das und können das "timen"...

    und da kommt dann noch der Bassist dazu mit dem sich der Zeugler arrangieren muss...

    Meine Theorie zu dem Thema ist wenns wirklich swingt und groovt dann sind die Jungs grad in guter Stimmung und grad in dem Moment auf einer Welle...

    cu

    gue
     
  15. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Ja Ok und was bringt diese Erkenntnis? Muss ich als Drummer bei einer Session mir künftig von einem Saxophonisten mit Stoppuhr vorwerfen lassen, nicht die 100 ms zu spielen, weswegen er jetzt sein Solo versemmelt hat?

    Da grüßt nicht nur die Jazzpolizei, da maschiert die Jazzgestapo.
    Diese bahnbrechende Erkenntnis macht unfrei. Das ist was für Menschen, die keinen Bossa spielen können, wenn der Drummer nicht die schulmässig vorgeschriebene Clave spielt. Das ist mir alles zu verschult, zu unkreativ, und zu deutsch. Da mag ich nicht mehr Musik machen - nicht mit Menschen, die so denken!
     
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  16. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Nichts. Es ist eine Erkenntnis um der Erkenntnis willen. Genausogut könnte man analysieren, welche Muskelgruppen an einem sympathischen Lächeln beteiligt sind. Oder welche chemischen Stoffe dafür verantwortlich sind, dass mich Musik berührt.
     
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Ach, hört doch mal mit der Schule auf. Hier geht es nicht darum, wie man es machen soll, sondern was da in Wirklichkeit passiert. Das scheint mir etwas anderes zu sein, als ich es bisher in Lehrbüchern las, eben da, wo die vermeintlichen Regeln nämlich stehen. Mir tut es gut, nicht ständig über das Material lesen zu müssen, sondern über Musik und wie sie funktioniert.

    Du kannst spielen, was und wie du willst. Keiner schreibt dir eine Regel vor und ich am allerwenigsten. Das hat mir dem Untersuchten nicht das Geringste zu tun. Und Gestapo verbitte ich mir.
     
  18. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hey Micha,

    schlecht geschlafen? Kein Mensch will hier irgendjemandem etwas vorschreiben.

    Musik basiert zu einem großen Teil auf Zahlenverhältnissen, denk nur an die Obertonreihe und die .sich daraus ergebenden harmonischen Strukturen. Beim Rhythmus ist es noch evidenter: Wir spielen 4/4-Takt, Triolen, die Clave ist die Basis von Bossa, usw. usf.

    Nicht ganz unbedeutende Menschen von Pythagoras bis Hindemith haben diese Zahlenverhältnisse als quasi göttliche Harmonie angesehen. Das ist nicht die Gestapo.

    Ich finde die Diskussion hier sehr spannend.

    Liebe Grüße
    Helmut
     
  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    genau das finde ich auch.

    Ich glaube zwar nicht, dass sich das Geheimnis des groovens von Musik so einfach entschlüsseln lässt. Nichtsdestotrotz ist das eine hoch spannende Sache.

    Und wer meint, das würde nun zum Gesetz, und meint die Jazzpolizei heranrücken zu sehen, mmh, der brauch sich mit dem vermeintlichen Käse doch einfach nicht zu beschäftigen.

    Gruß,
    Otfried
     
    last und Gelöschtes Mitglied 1142 gefällt das.
  20. Mugger

    Mugger Guest

    Eh nicht,
    und wer meint, Material wäre irrelevant, braucht Geschreibsel darüber auch nicht zu kommentieren, oder irre ich mich?
     
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