Intonation

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von chrisdos, 17.Juli.2015.

  1. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Das Thema kommt ja praktisch ständig in unseren Unterhaltungen vor. Trotzdem habe ich den Eindruck, auch aus meinem Alltag, dass es da gaaanz große Lücken gibt. Und das schon bei Grundkenntnissen.

    Natürlich kann man das von sehr vielen Seiten beleuchten. Ich habe mir gedacht, ich sammle zunächst die Einflussgrößen zusammen.

    1. Saxophon, feste Größen:
    - Konus
    - Größe und Position der Tonlöcher
    - Höhe der Tonlochkamine
    - Oktavklappen

    2. Saxophon, variable Größen:
    - Klappenaufgänge
    - Resonatoren

    3. Mundstück:
    - Kammergröße
    - Bahnöffnung
    - Einlauf (z.B. Stufe)
    - Position auf dem Instrument

    4. Blattstärke

    5. Spieler:
    - Ansatz/Lippenspannung
    - Rachenraum

    6. Temperatur

    7. Kammertonhöhe (theoretisch 440hz)

    Das ist schon eine ganze Menge.

    Beginnen wir doch beim Saxophonbau. Man kann ja heute ganz toll die Computer füttern und sich alles Mögliche berechnen lassen. Aber egal, ob ein Modell neu erdacht wird oder ein bestehendes verändert werden soll, es bleiben unbekannte Größen: das Mundstück und der Spieler. Es muss also ein Mundstück mit festgelegten Parametern angenommen werden, außerdem ein Spieler mit "normalem" Intonationsverhalten...tja...

    Ok, wir haben jetzt ein perfektes Instrument :) und ein passendes Mundstück dazu. Theoretisch gibt es nun genau eine Position des Mundstückes auf dem S-Bogen, auf der das Instrument 1. in sich und 2. auf 440Hz stimmt. Aber wo ist die?

    Soweit mal....schon spät...
     
  2. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Was m.E. in der Aufzählung fehlt, ist der S-Bogen (Form). Man kann natürlich trefflich streiten, ob es sich dabei um eine feste oder variable Größe handelt...
     
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  3. last

    last Guest

    Kommt drauf an wie sorgfältig man damit umgeht. :duck:

    :)lv:)
     
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  4. stefalt

    stefalt Strebt nach Höherem

    Bezogen auf was? Die Winkelstellung zum Sax?
     
  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Bezogen auf den Umstand, dass manche Spieler für ihr Saxophon mehrere S-Bögen haben...
     
  6. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Hm, ob das Instrument dann so ideal ist?
    Allein die Position der Okatvlöcher ist ja schon ein Kompromiss, sonst bräuchte man für jeden Ton ein eigenes Loch.
     
  7. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

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  8. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    und man muss immer bedenken, dass ein guter Spieler mit gutem Gehör auf einem schlechten Horn trotzdem gut intonieren kann, wohingegen ein schlechter Spieler mit schlechtem Gehör auch auf einem sehr gut intonierenden Horn so seine Probleme haben wird. Das Instrumentarium sollte also für Anfänger besonders gut sein.

    Gleichzeitig muss man sich bewusst sein, dass letztlich nur die Übung die Intonation verbessert und das ist ja das Schöne daran. Es ist so einfach - man muss nur üben!
    Stellt Euch vor, ich müßte weiß Gott wo in der Welt herumfahren und verschiedene Instrumente, Mundstücke, Blätter, Blattschrauben, S-Bögen aus allem möglichen Material und dazu noch die beste App für Übungen suchen? Das wäre echt kompliziert.

    LG
    noodles
     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Die Auflistung von Chrisdos ist nicht schlecht. Man hätte noch präziser beim Spieler schreiben können, statt einfach nur Rachen:
    Mundinnenraum durch Zungenstellung (Mitte und auch hinten)
    Stimmbänder (die sind da mit beteiligt, auch wenn sie nicht bewusst steuerbar sind)

    Und Claus hat recht, der S-Bogen kommt zu kurz:
    Innenvolumen S-Bogen und Innenform von S-Bogen kann sich auf die Tonhöhe und Intonation auswirken.

    LG Saxhornet
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das triff voll zu aber auch der gute Spieler wird sich nicht ein Horn suchen wo er jeden Ton stark verbiegen muss, denn das produziert beim Spielen zu viele Probleme.
    Es ist für jeden Spieler sinnvoll sich ein Horn zu suchen, mit der er in punkto Intonation klarkommt ohne daß dadurch andere Elemente des Spiels leiden.

    Lg Saxhornet
     
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  11. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Man muss ja sowieso dauernd nachintonieren.

    Das Cis von Fis-Dur ist ein anderes Cis als das Cis von A-Dur oder das Des von B-Moll. Von daher erwarte ich, dass die Abweichungen so gering sind und nicht plötzliche Ausreisser haben, dass man das in den Griff kriegt.

    Dann haben wir latürnich das 'Problem', dass der eine lieber einen lockeren Ansatz fährt und dafür etwas weniger Kork zeigt. Habe mit meinem Sopran ein zu hohes Cis''' gehabt. Da das andere Instrument nicht intonierbar war (oder mich der Kantor mit meiner Eisenfeile nicht an die Pfeifen liess), musste ich sehen, wie ich das in den Griff kriege. Habe dann etwas höher(!) eingestimmt und mit lockereren Ansatz, da war's wesentlich besser.

    Hm, muss nochmal zuhause in den Liebman schauen. Der sagt glaub ich: die Intionation findet vorher statt, im ganzen Vokaltrakt. Mit den Lippen kann man etwas korrigieren. Aber wenn der Vokaltrakt dahinter schon nicht korrekt arbeitet, dann sollte man das Problem nicht mit den Lippen lösen, schon gar nicht mit fest beissen.

    Grüße
    Roland
     
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  12. Mugger

    Mugger Guest

    Meine Worte, aber es glaubt keiner.
    Ich nehme an es liegt daran, dass man die Lippe sieht.

    Cheers, Guenne
     
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  13. rbur

    rbur Mod

    doch, ich
     
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  14. Mugger

    Mugger Guest

    Danke, das rettet meinen Tag :)

    Im Ernst, wie oft kommt in Threads das Wort "Lippenspannung" vor?
    Das ist doch lächerlich. "Lippenspannung" ist nur ein Parameter von hunderten, die wir nur teilweise durchschauen. Und es ist sinnlos, auf einzelne davon beim Spielen zu achten. (Man kann aber üben :))
    Klar ändert sich der Druck (wie auch die hundert anderen Parameter permanent, aber Intonation daran aufzuhängen, das ist IMHO Blödsinn.
    Vielleicht sollte man einige Unterrichtskonzepte hinterfragen.

    Cheers, Guenne
     
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  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich kann mir auch vorstellen, daß es mit daran liegt, daß es ein Parameter ist, der einfacher zu steuern ist als die anderen Parameter (Zunge und Hals).

    LG Saxhornet
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Das gehört alles zusammen. Bei der Lippenspannung ist die Bewegung aber so klein, dass man sie bewusst gar nicht so gut steuern kann. Soll ich nochmal das Filmchen von dir hochladen, Mugger? Sehen tut man die Lippenbewegung nämlich schon und wichtig ist sie auch.

    Drei Sachen müssen aufeinander abgestimmt sein: das Volumen des Rachenraum, die Länge des frei schwingenden Teils des Blattes und das Volumen des Saxophonkorpus bis zur ersten geöffneten Klappe.

    Der Instrumentenhersteller hat hier nur auf einen Faktor Einfluss.

    Die herkömmliche Vorstellung dieses Blasinstrumentes ist die, dass mittels der Lunge Luft heraus gestoßen wird, diese das Blatt anregt und der so entstehende Ton heraus geblasen wird. Man könnte das Blatt aber genau so gut durch einen Elektromagneten oder ein Motörchen anregen und würde dann fest stellen, dass zur Erzeugung des Tones gar kein Blasen notwendig wäre. Unsere Luft dient lediglich der Anregung des Blattes zwischen zwei Resonanzkörpern, dem Rachen und dem Instrument.

    Wer es nicht glaubt, der Pfeife einen Ton mit den Lippen und ziehe bei gleicher Lippenstellung die Luft ein. Der erzeugte Ton ist exakt so laut wie der ausgeblasene. Der Ton benutzt den Luftstrom all so nicht zum Transport. Was den Ton klingend macht, sind die Luftdruckschwankungen der stehen Wellen im jeweiligen Resonanzraum.

    Es geht also darum, eine Symmetrie zwischen Saxkorpus und Rachen herzustellen und mit der Lippe das Blatt eben so weit anzupressen, dass das frei schwingende Ende mit einer Frequenz schwingt, die der Resonanz der beiden Räume entspricht.

    Ich hatte mal eine Aufnahme Meines Spiels gemacht, bei der ich ein kleines Mikro in den Mund genommen habe. Man glaubt nicht, was dort für ein Lärm ist beim Tuten.

    Das hat nun noch nichts mit der richtigen Intonation zu tun.

    Die Schwierigkeit, die wir haben, ist die, dass man mit ein paar Übungsstunden in der Woche keinen vernünftigen Ansatz hin bekommt. Man braucht nämlich Kraft in der Lippe, damit man sie kontrolliert lockerer lassen kann. Das klingt absurd, habe ich aber schon oft beschrieben. Quetscht man das Blatt an das Mundstück, so hat man einen gewissen Halt und der Ton eiert nicht herum. Ein erster Erfolg.
    Allerdings ist dieser Ansatz zu fest. Lässt man ihn locker, so hört sich der Ton jämmerlich an, er eiert in der Tonhöhe herum und lässt sich nicht bändigen. Das geht eben nur, wenn man eine gewisse Muskulatur aufgebaut hat, die man bekommt, wenn man jeden Tag mindestens zwei-drei Stunden spielt.

    Der Amateur, der das nicht kann, behält seinen zu festen Ansatz, intoniert zu hoch, muss deshalb das Mundstück weit heraus ziehen und wundert sich, warum beim Oktavübergang sein überblasenes D nicht in der Griff zu bekommen ist.

    Ich behaupte mal, moderne Saxophone intonieren alle gut bis sehr gut, wenn sie mit einem passenden Mundstück und Ansatz geblasen werden.

    Die alten Conns intonieren ab den späten 70.000er Nummern gut. Ich glaube, seit dem die Tonlöcher gerollt sind. Bei anderen Instrumenten kenne ich mich nicht so gut aus. Richtige Gurken hatte ich bisher zwei: ein Timis-Alto aus Rumänien und ein frühes Weltklang-Sopran.
     
  17. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Rischtisch. Und deswegen ist das auch eine Falle, wenn man autodidaktisch unterwegs ist. (Aber ich wollte jetzt nicht noch eine Baustelle aufreißen.) Ich habe auch ein Jahr autodidaktisch und zwei Jahre mit einem nicht so dollen Lehrer gelernt ... nirgendwo wurde erwähnt, welchen Einfluss der ganze Vokaltrakt hat. Beim Wiedereinstieg hatte ich den taktischen Vorteil von ein paar Jährchen klassischen Gesangsunterricht. Liebman empfiehlt in seinem Buch, zumindest ein paar Stunden zu nehmen.

    Ist ein bisschen so wie im Dunkeln die verlorenen Schlüssel unter der Laterne zu suchen; nicht, weil man sie dort verloren hat, aber dort könnte man sie sehen.

    Grüße
    Roland
     
  18. Mugger

    Mugger Guest

    Hi @ppue Peter,

    aber Du verstehst mich schon, oder?
    Einmal bin ich bei einem Ton mit der Lippe dort, einmal woanders, weil ein anderer Parameter sich verändert hat.
    Das kommt draufan, was für einen Sound ich will. Der ist aber schon vorher fertig.
    Es reduziert sich auf das, was Du hörst, und Deine Reaktion darauf.

    Ich zitiere F.M.Alexander:

    When you stop doing the wrong thing, the right thing does itself.”.

    Cheers, Guenne
     
  19. Roland

    Roland Strebt nach Höherem



    Hat was von Wu wei.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wu_wei
    Ich wollte ja noch "Zen and the Art of Motorcycle Maintenance" zu Ende lesen. Leider ist mein iPad den Weg alles Irdischen gegangen ("Tand, Tand, Tand, ist alles Gebilde von menschenhand!").

    BTW:
    Wieiviele Zen-meister braucht man, um eine defekte Glühbirne zu wechseln?
    Das Universum wechselt die Glühbrine und der Zen-Meister geht ihm dabei aus dem Weg.

    Nein, ich will das nicht albern machen. :-)
    Ein wesentlicher Teil des Erlernens eine physischen Tätigkeit besteht darin, zu lernen, was man lassen soll, welche Muskeln man entspannen soll.

    Grüße
    Roland
     
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  20. Mugger

    Mugger Guest

    Hi,

    OT: Alexander-Technik hat was von "Westlichem Zen". Und entstand in einer Zeit, als es bei uns das Fernöstliche noch nicht "modern" war.
    Sie ist halt dem "Esoterischen" enthoben, und wirklich sehr "westlich wissenschaftlich".
    Aber es kommt in beiden raus: Körper und Geist sind zwei Namen für das Gleiche.

    Cheers, Guenne
     
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