Öffnung, Bahn und Stärke... welches Ziel?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von visir, 22.Juli.2015.

  1. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Hallo alle!

    Mal eine naive Anfängerfrage: ich spiele eigentlich seit Anfang fast dieselbe Konfiguration (2,5er auf Anfängermundstück), die am Anfang sicher etwas stark war, jetzt aber locker geht. Erst in letzter Zeit hab ich mir Mundstücke mit etwas mehr Öffnung zugelegt, was ich dann aber teilweise wieder durch weichere Blätter kompensiere.
    Das bisschen mehr Öffnung finde ich schon vorteilhaft, insbesondere bezüglich Flexibilität in der Intonation, aber ansonsten drängt sich mir eine "schwerere" Konfiguration (härtere Blätter, mehr Öffnung) nicht auf.
    Hab mir jetzt auch das Thema "Blattstärke vs. Bahnöffnung" durchgelesen - also klar, um einen Blattstärken-Wettkampf geht es nicht, Lockerheit ist eine Tugend sozusagen.
    Gibt es aber bei Öffnung und Bahnlänge etwas "anzustrebendes"? Ich bin ja mit Selmer C* und OL 5 oder 5* als die "offeneren" Mundstück auch noch bei den kleinen Öffnungen, was momentan sicher "reicht" - was bringt wieviel Öffnung?
    Irgendwo wird grad auch noch über Bahnlängen diskutiert... gibts da auch irgendwelche generellen Aussagen, was welche Längen bewirken?

    Vielen Dank im Voraus für die Geduld mit meiner Fragerei!

    lg, Wolfgang
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    einfache Antwort: Nein, gibt es nicht
     
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  3. saxhornet

    saxhornet Experte

    Gut ist, was passt und für Dich funktioniert. Man sucht für sich die optimale Kombi von Blattstärke und Öffnung (zusätzlich natürlich auch Kammer, Baffle und Bahnlänge). Jeder braucht da was anders um sich wohl zu fühlen. Generelle Vorteile bringt weder eine offenere Kombi noch eine engere, wenn es passt. Manchmal ist nur für den Spieler nicht optimal was er nutzt und dann lohnt sich ein Wechsel. Vieles hängt vom Spieler ab, aber hartes Blatt und offenes Mundstück sind keine Pflicht und können auch Nachteile bringen. Ein Kollege von mir spielt ein sehr offenes Mundstück mit hartem Blatt und klingt super, kann aber bei einem Gig nicht länger als 1h spielen. :o o: Das bringt dann nicht so viel. Der eine Spieler klingt halt mit geschlossenem Mundtstück fett, ein anderer braucht dafür was offeneres, der eine braucht ein hartes Blatt, der andere nicht.

    Das mit den Bahnen ist in dem Artikel von Runyon, von dem Bluemike den Link gepostet hatte gut erklärt.

    Lg Saxhornet
     
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  4. Mugger

    Mugger Guest

    Möglichkeiten in der Intonation würde ich jetzt nicht an der Öffnung aufhängen.

    IMHO zu beachten ist, dass Empfehlungen auch immer durch "Dogmen" oder die "Schule" durch die Lehrer oder Lehrerin gegangen ist gefärbt ist.
    Natürlich spielt es auch eine Rolle, welchen Stil man spielen will.

    Das wichtigste ist die Vermittlung eines technisches Konzepts, das Saxophon zu bedienen, und das macht am Anfang einfach auf einem nicht zu offenen MPC weniger Stress. Und da rede ich nicht von Muskeltraining, da geht es um ganz grundsätzliche Dinge wie Luftführung, Voicing etc.
    Ist seitens des Lehrers kein Konzept da, gibt es oft beim Umstieg auf ein offeneres MPC Probleme, bzw. man gewöhnt sich Unsauberkeiten an.
    Wenn man es kapiert hat, wie es funktioniert, sind größere Öffnungen kein Problem, wenn man es denn braucht. Wenn man es nicht kapiert hat, ergibt ein MPC mit großer Öffnung wenig Sinn, weil man eh nicht die Power hat, den erforderlichen Luftstrom aufrecht zu erhalten, und zu drücken und beißen beginnt.

    Das Ziel...
    Hm, naja, ich kann schon auf einem 7** Navarro lauter spielen als auf einem 4C Yamaha. Und klanglich tut sich auch mehr.

    Cheers,
    Guenne
     
  5. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    die ganze Sache hat sehr viel mit der Anatomie des Spielers zu tun. Gut ist das, was ein Maximum an Möglichkeiten bei kleiner Anstrengung erlaubt.

    Kleine Anstrengung heißt nicht automatisch komplette Mühelosigkeit. Es gibt viele Spieler, die beispielsweise Instrumente bevorzugen, die nicht allzu free blowing sind, sondern einen gewissen Gegendruck erzeugen. Ja, das ist ein gewisser Kraftaufwand - aber einer, den der Spieler als angenehm empfindet.

    Das muss nicht schlecht sein. Ich bin KEIN Verfechter einer Spielweise, die das Instrument quasi von alleine aufwandsfrei spielen lässt. Auch diese obige Spielweise kann man als Spieler stundenlang durchhalten. So, wie man auch stundenlang im richtigen Tempo laufen kann, ohne sich zu erschöpfen.

    Wenn also eine 90er Bahn einem Saxophonisten das Gefühl gibt, dass er damit seinen Klang erzeugen kann, dann ist das gut so. Fakt ist allerdings auch eine Art von Peter-Prinzip bei der Auswahl der Mundstücke: Mit zunehmender Spieldauer und Erstarkung der Muskulatur wird einem die engere Bahn zu eng. Gerne wechselt man dann zum nächsthöheren, um das alte Gefühl wiederherzustellen. Bis man dann irgendwann bei einem Mundstück ist, das zu offen ist. Dann hat man sozusagen ein Ziel erreicht, um die Ausgangsfrage zu beantworten. Wohlgemerkt: So KANN es sein, muss aber nicht.

    Öffnung und Blattstärke sind nur zwei Parameter, die bestimmen, wie Ton und eventuelle Lautstärke aussehen können. Ein Baffled MPC mit kleiner Öffnung kann lauter sein als eines mit großer, runder Kammer und riesigem Tip Opening. Dazu gibt es noch alle möglichen Abstufungen.

    Klar sollte man sich allerdings sein, dass man immer einen Preis dafür zahlt, wenn man einen Parameter verschiebt. Das Universal-Mundstück gibt es glücklicherweise nicht. Aus der (oft unbewussten) Kompensation von notwendigen Unzulänglichkeiten des speziellen Mundstücks ergeben sich oft positive Charakteristika des Klanges. Wenn man also bei hohen Baffles im unteren Register leise spielen will und dazu NICHT Subtone benutzt, dann muss man da ein wenig mehr aufpassen. Ich stelle mir das gerne als feste Schnur vor, die im Kreis um bewegliche Nägel gespannt ist. Zieht man an der einen Seite, dann zieht sich die Schnur anderswo einwärts. Nur: Länger wird sie eben nicht. Jede Betonung einer Richtung bringt letztlich eine Zunahme der Probleme in einer anderen. Das ließe sich an sehr vielen Beispielen illustrieren.

    Mundstücke sind nicht nur Kompromisse, das wäre zu einfach. Denn dann könnte man tatsächlich einen guten Kompromiss finden (annähernd: Yamaha 4c). Aber der Preis dafür wiederum wäre so etwas wie Langeweile. Letztlich will man Emotion, welche auch immer, transportieren. Dazu gehört der spezifische Klang.
     
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  6. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Parameter im einzelnen gar nicht so viel aussagen. Es ist das Zusammenspiel aus Öffnung, Bahnlänge, Kammergröße, Einlaufwölbung und sonstigen geometrischen Eigenschaften, welches dann noch passend zur eigenen Schnute sein muss. Ich denke, dass ist der Grund warum es überhaupt so viele Mundstücke gibt und ständig neue auf den Markt kommen.
    Was ich dir damit sagen will ist: testen, testen, testen...egal was drauf steht.
     
  7. GelöschtesMitglied5775

    GelöschtesMitglied5775 Guest

    Hallo Wolfgang,
    Phil Barone postet auf seiner Internetseite Lesenswertes zum Thema Veränderungen von Parametern bei Mundstücken.
    Viel Spaß bei der Lektüre, lG, GM
     
  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Hei!

    Und wieder heißt es "kann man eigentlich so nicht sagen", und wieder frag ich mich, wozu ich eigentlich gefragt habe... und das ist auch gar nicht bös gemeint, mag ja sein, dass es halt einfach so ist.
    Danke jedenfalls an alle, da sind schon wertvolle Hinweise dabei, und ja, in Summe höre ich schon durch, dass z.B. die Öffnung konkrete Einflüsse hat, wenn die auch durch andere Parameter kompensiert werden können - ändert aber nichts an diesen Einflüssen. Dass das Endergebnis natürlich eine Summe aus allen Parametern ist, ist klar, aber wenn ich z.B. innerhalb eines Mundstück-Modells auf die nächstgrößere Öffnung wechsle, ändert sich doch nur die Öffnung, oder? Und da ist die Frage, was sich dadurch dann beim Spielen ändert. Von mir aus mit einem weicheren Blatt (desselben Typs), um den Kraftaufwand gleich zu halten.

    Was mir schon auffällt, ist dass ich am Selmer C* lauter bin als am Yamaha 4C (das sich designmäßig vermutlich am Selmer orientiert), wobei sich der klangliche Unterschied in Grenzen hält. Und eben die Intonation. Aber wars das?
     
  9. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Schön wäre da jetzt auch direkt der link.
     
  10. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Diese Antwort wirst Du immer wieder bekommen, weil es halt so ist.

    Aber: Man kann nicht Hunderte von Mundstücken testen. Unabhängig von der Person des Spielers gibt es Parameter, die in den verlinkten Artikeln auch gut dargestellt sind. Damit kann man immerhin die Richtung erkennen, in die man suchen kann.

    Ich würde allerdings zuerst nicht mit den Mundstücken experimentieren, sondern mit den Blättern. Wenn Du ein 4c mit 2,5er Blättern spielst, probier mal 3er.

    LG Helmut
     
  11. visir

    visir Gehört zum Inventar

    wo war der doch gleich?

    ich hab grad auf der Phil Barone-Seite geschaut - auf Anhieb find ich das gemeinte dort nicht...

    wenn ich die links hätte...

    um was zu erreichen?
    (Jetzt nur rein prinzipiell gefragt, denn das 4C ist sicher nicht das Mundstück, bei dem ich bleiben will... das war einfach nur Beispiel.)
     
  12. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Um zu sehen, ob Du mit einer Kombi, die mehr Lippenkraft erfordert, zurecht kommst. Erst wenn das geht, ist es überhaupt sinnvoll, eine größere Öffnung zu wählen. Unabhängig von allen anderen Parametern gilt die Haupttendenz (vor allem beim selben Mundstücksmodell): größere Öffnung - leichteres Blatt, und umgekehrt.
     
  13. visir

    visir Gehört zum Inventar

  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    wozu? Denn wie Du selbst schreibst:

    was den Kraftbedarf ja wohl kompensieren sollte...
     
  15. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Wenn Du ein 2,5er Blatt spielst, ist das IMHO die untere Grenze. Es mag Leute geben, die leichtere spielen, ich kenne niemanden.

    Wenn Du eine größere Öffnung hast, musst Du aber bei konstanter Lippenkraft mit der Blattstärke runter. Ein zu leichtes Blatt ist schwer zu beherrschen.
     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @visir

    ICH bekomme mit einem offeneren Mundstück zum einen einen weicheren, "fluffigeren" Ton hin und zum anderen kann ich den Ton in einem größeren Umfang gestalten...

    CzG

    Dreas
     
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Wenn du ein Blatt an der Spitze ganz dünn schleifst und dann auf dein 4C schnallst, dann kannst du vielleicht erahnen, wozu man offenere Mundstücke braucht. Der Ton wird dünn, die Höhen werden piepsig, wenn du überhaupt hohe Töne heraus bekommst. Das Blatt macht schnell zu (pappt sich einfach an die Bahn) und du kannst kaum noch laut spielen.

    In der Umkehrung ergeben sich folgende Vorteile bei größeren Öffnungen: Der Ton wird voller, die Höhen strahlen mehr und sind überhaupt ordentlich spielbar. Das Instrument kann man lauter spielen und der Ziehbereich der Töne ist größer. Wie Dreas schon schrieb, ist der Ton allgemein besser zu gestalten.

    All die Vorteile bekommt man aber nicht mal eben geschenkt, denn den Ansatz für ein offeneres Mundstück muss man sich schon erarbeiten.
     
  18. stefalt

    stefalt Strebt nach Höherem

    OK im Hinblick auf das Eingangsposting stellt sich dann aber immer noch die Frage:

    Kann ich das alles schon mit einem z.B. 6* oder 7 (als Ziel) erreichen oder muss ich mich (meinen Ansatz) mittelfristig bis zu einem 10er oder 11er hochtrainieren?

    So hatte ich @visir verstanden gehabt, er wollte wissen welche Ziel-Öffnung anstrebsam ist, und welche eher exotisch; ohne dass ich es selbst beantworten könnte.
     
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  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @stefalt

    Ich glaube das kann man nur für sich selber rausfinden.

    Ich habe mit einem 80 C (damals noch Alt) angefangen, habe dann lange auf dem Tenor ein V16 T6 gespielt und spiele jetzt schon lange das Expression RvB (8er Öffnung, große Kammer) mit Vandoren JAZZ 3.0....damit fühl ich mich absolut wohl und habe derzeit keinen Bedarf zu wechseln oder noch eine größere Öffnung zu spielen.

    CzG

    Dreas
     
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  20. stefalt

    stefalt Strebt nach Höherem

    @Dreas

    so direkt war die Frage auch nicht gemeint, ich wollte nur etwas zu dem Thema des Threads zurückführen.

    Für mich stellt sich die Frage ohnehin nicht (mehr). Ich habe durch viel ausprobieren (immer auch verschiedene Größen des selben Mundstücks, damit meine ich nicht 6* und 7 sondern mindestens von 5-8 oder 9) mittlerweile gelernt, dass ich nur mit Mundstücken in einem sehr engen Bereich gut zurechtkomme (etwa link 6* Expression 7, Selmer E usw.). In dem liege ich jetzt, Basta!

    Grüße
    StefAlt

    Ach ja, das Fazit ist auch hier mal wieder: probieren geht über studieren, kommt mir so vor als hätte ich das schon mal gehört ;)
     
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