"Ich übe nicht, ICH MACHE MUSIK"

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxfreundin, 12.September.2015.

  1. Mugger

    Mugger Guest

    Ja, genau.
    Und je mehr ich über das Thema nachdenke, desto weniger will ich mich damit beschäftigen, wann ich denn "übe", und wann ich "Musik mache".
    Da wollte sich halt irgendjemand mit einem schönen Sager verewigen.

    Ich hab auch einen:
    "Practice and hope, but never hope more than you practice."

    Ich selbst merke in meinem Unterricht, wie niedrig die Bereitschaft ist, mal das Ergebnis beiseite zu lassen, um könnensmäßig aufzusteigen.
    Die Beißer und Drücker z.B. haben extremen Widerwillen, wenn ich mal bitte, ein Stück zu einem Play-Along absichtlich möglichst viel zu tief zu spielen. (Natürlich können sie es meistens nicht)
    Oder einfach Mundstückübungen (ja, klingt scheiße) oder Obertonübungen (ja, auch) zu machen.

    Cheers, Guenne
     
  2. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    am einfachsten haben es die Pianisten: Die schnappen sich eine der Chopin Etüden oder der Liszt Etüden (Mazeppa vielleicht?) oder ALkan und machen beim Etüdenüben auch noch supertolle Musik.... :)
    In meiner EInfalt kann ich mir nicht vorstellen, wie man musizieren will ohne sich hinreichend technische Fähigkeiten draufgeschafft zu haben. Je besser man die Technik draufhat desto freier und ungebundener von technischen Beschränkungen kann man musizieren.... täglich eine kleine Techniksession tut doch nicht weh, oder?
    LG
    Thomas
     
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  3. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ich über, mache ich Musik, wenn ich auftrete auch......so what?

    LG

    Mixo
     
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  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Die Thematik hat natürlich auch einen kulturell-gesellschaftlichen Aspekt. Wir leben in einer modernen Gesellschaft, wo die Spezialisierung stark fortgeschritten ist, die Musik oder das Musizieren zum großen Teil aus dem alltäglichen Ablauf verschwunden ist und nur noch konsumiert wird.

    Noch haben wir traditionelle Musik, die Blasmusik eher in Süddeutschland und im Norden die Chöre, aber eine Durchmischung von Alltag und Musik ist kaum noch vorhanden.

    Das war zu früheren Zeiten und andernorts anders. Man stelle sich einen alten Bluessänger vor, der übt. Nein, die Jungs probierten sicher auch mal was aus aber in der Regel, so denke ich, haben sich die Jungen schon bald die ersten Griffe vom Alten abgeschaut gehabt, ohne dass sie das Üben genannt hätten und bauten das Erkannte spielerisch aus. Auch für den frühen Jazz hat wohl selten einer Etüden entworfen und geübt. War gilt allerdings nur für eine kurze Zeitspanne.

    Wenn ich Kinder in Rio auf der Straße auf irgend welche Töppe schlagen höre, haben die ein Rhythmusgefühl, an das hierzulande keiner der abendlichen Trommelworkshopbesucher auch nur annähernd heran kommen kann. Das ist denen da drüben in die Wiege gelegt, die können gar nicht anders.

    Auch Afrikaner haben sicher noch einen direkteren Zugang zur Musik als wir, die wir diese zur Kunst erhoben haben. Einerseits eine schöne Sache, andererseits braucht es zur Kunstmusik Künstler, die ihr Handwerk gelernt haben. Und dazu müssen sie üben. Spezialisten eben.
     
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  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    @Thomas

    Üben ist das systematische regelmäßige Erlernen und bezieht sich meines Erachtens nicht nur auf die Technik!

    Gehörbildung ist z.B. auch Übung.
     
  6. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Das ist genau das Ego/Einstellung was/welche fürs richtige Saxen wichtig ist. Ich arbeite noch dran :cool:

    LG
    Dabo
     
  7. Mugger

    Mugger Guest

    Nenn es, wie Du willst....
    Von mir aus Interesse an Sound und Rhythmus.
    Und was denkst Du, was zumindestens mich (die meisten hier, denke ich) treibt?
    Richtig, genau das.
    Und das stoppt nicht bei Polyrhythmus- oder Obertonübungen.

    Cheers
     
  8. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Ich möchte ein wenig widersprechen, Michael.

    Üben ist nach meinem Verständnis das Anwenden, Festigen und Vertiefen von etwas zuvor Gelerntem.
    Sicherlich kann man darüber streiten, ob beim Vertiefen nicht selbst wieder neue Lernprozesse initiiert werden.
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Ist denn das "Akademische" überhaupt erstrebenswert?

    Boshaft gesagt höre ich bei manchen Musikern heraus, ob sie mehr Zeit allein im "stillen Kämmerlein" mit technischen Übungen oder zusammen mit Kollegen im Proberaum bzw. auf der Bühne beim Musizieren verbringen. :cool:

    Viele technische Schwierigkeiten entstehen sogar durch das "Über-Üben", denn eigentlich ist bei anspruchsvollen Passagen oft mehr Gelassenheit und klarer Kopf nötig als krampfhaftes Durchbeißen. Man lernt zwar durch Wiederholungen, aber irgendwann sollte man es auch mal gut sein lassen. Entspannung ist enorm wichtig - und die neuen Nervenverknüpfungen im Gehirn, also das physiologische Lernen, entstehen im Schlaf, nicht beim dauerhaften Training (gilt übrigens auch für den Sport).

    Und noch eines ist elementar wichtig beim effektiven Lernen: Spaß, gute Laune, angenehme Stimmung. Unter Stress lernt man nachweislich schlechter bis gar nichts. Besonders kontraproduktiv ist der Druck, den man sich selbst macht.

    Deshalb sollte man auch beim Üben immer daran denken, Musik zu machen und nicht bloß Bewegungsabfolgen zu trainieren.
    Technisch schier perfekte "Musik-Roboter" gibt es mehr als genug. Und wer will sich die ständig anhören? ;)

    Zu dem Thema fällt mir auch der vieldiskutierte Film "Whiplash" ein, den ich inzwischen gesegen habe. Nach meiner Auffassung gibt es da zu viel hochkomplexen LÄRM und bloß eine Stelle, wo tatsächlich MUSIK stattfindet: nämlich in dem Club, wo der ehemalige Student den herausgeworfenen Dirigenten am Klavier ertappt...
    Alles andere ist Leistungssport, sonst nichts.


    Gut Sax,
    Rick
     
  10. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Üben ist für mich die verstärkte Aufmerksamkeit auf einen oder wenige Aspekte, wodurch sie automatisiert werden.
    Spielen ist die Komplettheit des Musizierens, mit (hoffentlich) automatisierten Vorgängen und Einzelaspekten, so das ich bewusst "eine Ebene höher" etwas hinkriege, was mehr ist als die Summe der Teile. Idealerweise.

    Üben kann insofern auch beim Auftritt passieren, zB bewusst hinterm Beat zu spielen usw.
    Umgekehrt sind, jedenfalls fürs Improvieren, Spielregeln hilfreich, um Spielen und Üben parallel zu haben.
    Beim Improvisieren über eine Ballade max Achtel oder langsamer zu spielen.
    Nur durchgängig Achtel/Viertel/ Halbe/Achteltriolen spielen
    Auf onbeats keine Akkordtöne. Oder nur Akkordtöne. Ein Chorus so, der nächste andersrum.
    Zieltöne umschliessen, dann chromatisch umschliessen.
    Usw, usw, es gibt fast unbegrenzte Möglichkeiten.

    Cheers:)


    http://swing-jazz-berlin.de/
     
  11. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Wie wahr:) wie oft habe ich bei mir schon beobachten können, dass Zeugs, was ich mal intensiv übte, aber nicht wirklich konnte, mach etlichen Wochen ungefähr 4 mal so gut ging. Allein durch das Liegenlassen.

    LG
    antonio
     
  12. Mugger

    Mugger Guest

    Deswegen steht auf meinem Schreibtisch eine chinesische Glückskatze.
    Ich versuche, ihr buddhistisches Lächeln hinter den Augen beim Üben zu imitieren.

    Cheers, Guenne
     
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  13. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Wer weiß schon, was Chinesen hinter dem Lächeln verbergen :)
     
  14. Mugger

    Mugger Guest

    Einen Dolch, vielleicht....
     
  15. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    Komisch, für mich hat Üben nichts mit "Durchbeissen" zu tun oder ist irgendwie "krampfhaft". MIr macht Üben grossen Spass, ich vertiefe mich in etwas, ich arbeite an meinen Fähigkeiten. Für mich hat es auch etwas Meditatives, ich kann darein versinken und die Zeit vergessen.
    Für mich darf es keinen Stillstand geben, ich möchte mich weiterentwickeln. Wenn ich nur "musizieren" würde und nicht an meiner Technik, meinem Sound, meiner Intonation arbeiten würde, dann würde ich mich auf Dauer immer innerhalb meiner Limiten bewegen. Ich möchte aber weitergehen und auch Dinge können, auf die ich sonst nicht kommen würde, die mir sonst nicht einfallen würde etc.
    Mein Ziel ist, beim Saxophonspiel irgendwann "Fliegen" zu können, d.h. immer mehr Freiheit zu haben. Ich merke schon jetzt, ganz am Anfang, wie sich das Üben lohnt und ich beim Spielen, beim Improvisieren mehr Möglichkeiten habe.
     
  16. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Es ist zweifelhaft, dass meine Frau nach den Lontone - Übungen mir sagt: "da hast Du aber schöne Musik gemacht."
    Genauso fragwürdig ist es, mit Oberton - Übungen schöne Musik zu machen.
    :)
    Aber die Attitude finde ich trotzdem gut: meine Grundstimmung ist Musik.

    kindofdefinition
     
  17. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    Wer hat denn was von schön geschrieben, kob?:)

    LG

    Mixo
     
  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies ist deinerseits vielleicht korrekter formuliert. Üben bedeutet für mich weniger Training sondern eher systematisches Erlernen.

    Üben bedeutet doch nicht nicht Drill! Wieso soll ich nicht musikalisch üben?

    Wie lernen denn deine Schüler, wenn sie nicht üben?

    So finde ich es sehr gut definiert.

    Das sehe ich ebenfalls so.

    Ich kenne sehr viele Mitmusiker, die seit Jahren nichts mehr lernen, weil sie nicht üben. Sie entwickeln sich nicht mehr weiter.

    Für mich ist es ein Privileg lernen zu können und dies geht nur, wenn ich meine Fähigkeiten verfeinere und ausbaue. Und hierfür muss ich üben, ansonsten spiele ich nur das, was ich schon kann.

    Gruß
     
    GelöschtesMitglied4288 gefällt das.
  19. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    Ich habe schon mal für einen Takt - Mathematik pur - mein Preisgeld für eine Saxstunde bei meinem Lehrer gelöhnt. Und war froh, dass ich diesen dann konnte. War mir wichtig für ein Lied, das ich gern spielen wollte.
     
    Zuletzt bearbeitet: 14.September.2015
  20. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Betrachtest Du longtones als Musik?
     
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