Saxophonunterricht ohne Harmonielehre?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von hanssax, 18.Oktober.2015.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar



    Hallo Bereckis,

    ich bin nicht der Hans, der das geschrieben hat.:angelic: Ich bin hanssax, der das schrieb war Kollege "Saxhans".

    Vielen Dank für Eure hochinteressanten Beiträge zu dem Thema!

    hans/hanssax[/QUOTE]

    Sorry!!!!!!
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Du verdrehst die Aussage, den Bezug aufs Zitat etc. Insofern ist das was Du sagst nicht wahr, daß ich angeblich behaupte, daß Theorie Üben ersetzen kann, ich rede hier sogar dauernd davon, daß es ergänzt, nicht ersetzt.

    Und wieder nicht korrekt zitiert. Es geht mir um den Vergleich statt nur 4 Farben mehr Farben zur Verfügung zu haben.

    Es gibt Songs, da kann ich nicht drüber spielen, wenn ich nicht verstanden habe was da passiert und dann gibt es Songs, wo das nicht nötig ist. Und ich wette, daß es bei Dir nicht anders ist. Ausser Du hast ein absolutes Gehör.

    Lg Saxhornet
     
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  3. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    @Saxoryx
    Wir sollten mal zusammen musizieren. Ich hatte bis jetzt nicht den Eindruck, dass mich meine Mitmusiker in die Kategorie 'Kopfmensch' bzw. 'Kopfspieler' einsortieren.

    Grüße
    Roland
     
  4. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Hatten wir das Thema nicht gerade erst?
    Mir fällt gerade auf, dass es bei meinen Lehrern immer ums Improvisieren ging. Von Anfang an, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mir Stücke bis ins letzte Detail erklärt haben. Entweder wollte man mich mit Harmonielehre nicht vollballern, oder sie wussten es selbst nicht besser. Ich habe es mir mit der Zeit selbst beigebracht. Es ist schon absolut hilfreich, wenn man weiter kommen will. Aber ich denke, das entwickelt sich zwangsläufig... Man will einfach mehr und mehr wissen und das auch ins eigene Spiel dann einbringen.
     
  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Richtig, wir diskutieren zu polarisiert. Musik betrifft alle Bereiche, sogar die Verdauung.

    Ich schrieb, man könne über das Gehör die Theorie begreifen und will das an einem kleinen Beispiel aufzeigen.

    Ich leite einen Chor und versuche peu à peu auch ein wenig Theorie mit einzuschleusen, Dur, Moll, Dreiklänge, Intervalle etc.. Der Sopran hat aufgrund meiner Tiefen Melancholie ab und zu die flatted fifth zu singen. Das ist nicht gerade einfach. Beim Proben der Melodie legte eine Sopranistin ihren Kopf schräg zur Seite. Das haben die anderen dann übernommen. Seit sie das tun, singen sie den Ton besser. Kommt er in einer neuen Komposition vor, dann brauche ich nur meine Hand etwas schief halten und die Sängerinnen wissen, jetzt kommt das schiefe Intervall. Sie erkennen es a) wieder und b) haben wir ein Zeichen dafür gefunden, welches aus einem Gefühl entstand.

    Sie wissen nicht, was für ein Intervall ist und wie es heißt, aber sie haben einen Begriff dafür. Sie haben es begriffen. Nichts anderes ist Theorie, das Erkennen, Wiedererkennen und einen Begriff für dieses zu Haben.
    Billie Holiday konnte keine Noten und hatte wahrscheinlich auch wenig Ahnung von der Theorie. Sie hat Musik aber für sich begriffen. In einem eigenen System. Das geht durchaus, nur erschwert es die Kommunikation, wenn man mit anderen zusammen spielt. Wenn ich einen anderen Chor dirigiere, nutzt mir die schräge Hand nicht.

    Dieses Begreifen und die Fähigkeit, Intervalle und musikalische Formen wieder zu erkennen, ist das A und O auch in der Improvisation. Die Module zu verstehen, die Quintfälle zu erkennen, schnell zu begreifen, wo die tonalen Zentren sind oder wo eine Mollstufe nach Dur modifiziert wird. Das geht wie gesagt auch intuitiv, setzt aber eine eben so lange, wenn nicht längere Beschäftigung mit Musik voraus.

    Lasst uns Gehörbildung, Theorie und eine Musik voller Seele nicht auseinander diskutieren. Ein Schreiner kann wunderschöne kreative Möbel bauen, auch wenn er sein Handwerkszeug gelernt hat. Ein Künstler schafft eine kreative Skulptur und hat sich auch sein Handwerk dafür drauf geschafft. Vielleicht nennt er die Arbeitsvorgänge anders.
     
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  6. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Ich liebe ja die Analogie zum Sprachenlernen, weiß aber nicht, wie weit sie trägt. Kinder lernen ihre Muttersprache völlig spontan, ohne jeden Unterricht. Sie können dann die Sprache in gewisser Weise perfekt. Die phonetischen/phonologischen Regeln der Sprache sind internalisiert, d. h. sie haben genau die "Aussprache", die in der eigenen Sprachgemeinschaft üblich ist. Die Grammatikregeln sind auch gelernt, vielleicht bis auf wenige Ausnahmen, die ihnen noch in der Schule beigebracht werden ("größer als" nicht "größer wie" usw., wobei da auch zu fragen wäre, ob es sich tatsächlich um Regeln der Sprache handelt oder um Pedanterie.) Dagegen haben Kinder noch keinen sehr großen Wortschatz.

    Bei Erwachsenen, die eine Fremdsprache lernen, sieht es ganz anders aus. Die phonetischen/phonologischen Regeln der Fremdsprache werden nur in ganz seltenen Fällen wirklich so gelernt, dass kein fremder "Akzent" mehr zu hören ist. Die übrige Grammatik (Syntax, Morphologie) bleibt rudimentär, wenn nicht Grammatikregeln explizit gelernt werden. Es entsteht dann das berühmte "Gastarbeiterdeutsch". Natürlich kann die Fremdsprache trotzdem fließend gesprochen werden.

    Wenn die Analogie Musik : Sprache gilt, müsste also ein Kind, das in einer musikalischen Umgebung aufwächst, spontan lernen, zu ... Ja was denn? .... Ein Instrument zu spielen? Jedenfalls ist das nicht so leicht zu beantworten.

    Bei Erwachsenen, glaube ich, trägt die Analogie weiter. Und da kommt noch eine ganz interessante Sache zum Tragen: Bestimmte phonologische Regeln, die in der Muttersprache gelten, gelten in der Fremdsprache evtl. nicht, und das führt dazu, dass manche Ausspracheigenheiten der Fremdsprache vom Lerner gar nicht wahrgenommen werden und daher auch nicht reproduziert werden können. Das klingt kompliziert, aber ein Beispiel zeigt, was gemeint ist: Im Deutschen gibt es die sogenannte Auslautverhärtung, d. h. Konsonanten im Silbenauslaut werden immer stimmlos: Wir sagen "die Hunde", aber "der Hunt", "wir geben", aber "er gap" (wenn ich die Aussprache durch die normale Orthographie wiedergebe.) Im Türkischen gibt es diese Regel (Auslautverhärtung) auch, deshalb wird z. B. der Name "Murad" auch als "Murat" geschrieben.

    Im Englischen (und den anderen Sprachen, die ich kenne) gilt aber diese Regel nicht, d. h. man muss aussprachemäßig zwischen "he had" und "the hat" unterscheiden. Und wie gesagt, Deutsche, die Englisch lernen, HÖREN den Unterschied zwischen d und t im Auslaut spontan nicht und brauchen allerhand Training, um das auch reproduzieren zu können.

    Ich glaube, in der Musik gibt es das auch, dass Leute bestimmte Dinge gar nicht HÖREN können, wenn sie nicht speziell dafür trainiert sind. Ein berühmtes Beispiel sind die Blue Notes. In der musikalische Tradition der afrikanischen Sklaven gab es den Unterschied zwischen kleiner und großer Terz nicht, jedenfalls nicht so, wie wir ihn in der abendländischen Tradition haben. Soviel ich weiß, geht es in der afrikanischen Tradition um einen Ton irgendwo dazwischen, bitte korrigiert mich. Jedenfalls rührt das Schwanken zwischen kleiner Terz (in der Melodie) und großer Terz (in der Begleitung) daher.

    Ein anderes Beispiel wäre die arabische Musik, bei der ungeübte Europäer gern eine Art "Katzenmusik" hören, weil sie die feineren Tonunterschiede gar nicht als solche wahrnehmen. Es ist ein anderes musikalisches System mit anderen Regeln. Und ich glaube, ähnlich ist es im Jazz: Es gibt unterschiedliche musikalische Systeme. Wer nicht gelernt hat, z. B Upper Structures zu hören, hört sie auch nicht. Die klingen dann höchstens irgendwie fremd oder unangenehm.

    LG Helmut
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Oktober.2015
  7. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Gehört:
    Fm7 - Bb79 - Eb maj

    Analyse:
    War mein Höreindruck richtig?
    Was ist das? Aha, 2. Stufe, 5. Stufe, 1. Stufe
    Wie kann ich das benutzen (Komposition, Reharmonisation)?
    Gibt's das auch in Moll? Aha, die Beatles haben das in 'Yesterday'.
    Wie wirkt das?
    In allen 12 Tonarten anspeilen, welches Voicing (Klavier) geht in welchem Bereich.

    Wenn Dir das nur durch einfaches Hören zufliegt ... Respekt, dann bin ich weit weniger begabt, als angenommen und armes kleines Licht.


    Grüße
    Roland
     
  8. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem

    hi@all,

    ich glaube, dass theorie-/harmoniekenntnisse das zusammenspiel mit anderen vereinfacht - man spricht die gleiche sprache.



    und sehr verkopft hört sich das ergebnis im video für meinen geschmack gar nicht an...;)

    das muss aber eh jeder für sich selbst herausfinden, was er will.
    mir persönlich geht es da so ähnlich wie @Dreas :
    verstehen und "spielerisch" umsetzen...ein tolles gefühl!!

    @Wuffy spielt phantastisch ohne den "ganzen kram" - aber ich glaube, er ist eine von wenigen ausnahmen.

    liebe grüße
    annette
     
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  9. macpom

    macpom Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube es geht alles aber nicht mit jedem. Letztendlich ist es auch völlig egal, wie man sich das Musizieren draufschaft. Aber der Weg muss zu einem pasen.
    Ein Bandkolege spielt super Gitarre. Hat so wie ich spät angefangen. Der weis nicht mal wie die Seiten heißen, geschweige einzelne Töne. Wenn ich ihm was dazu sagen will, winkt er ab.
    Lass mich zufrieden, das kann sich mein alter Kopf nicht merken!!!! Die Musik aber hat er rausgehört und sich gemerkt. Und es funktioniert incl. Improvisation. So jemandem wird Harmonielehre nicht weiter bringen.

    Andreas
     
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  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Er hat ja schon eine. Nur spricht er eine andere Sprache. Er könnte es dir auf seine Art erklären.
     
  11. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Genau. So wie Du den Sopranistinnen die flatted fifth mitteilst.

    Ich glaube, viele werden bei der Harmonielehre einfach durch die komplizierten lateinisch/griechischen Begriffe abgeschreckt. "verminderte Quinte" klingt halt erst einmal schrecklich, ein schief gehaltener Kopf sagt gleich: "was Schiefes singen!" ;-)

    LG Helmut
     
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  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich hatte das Glück, vier ältere Brüder und eine musikalische Mutter zu haben. Es wurde ständig musiziert. Noch bevor ich die erste Blödflockenstunde hatte, konnte ich bestens mit dem Instrument umgehen, brauchte für keine der Flötenstunden üben, weil ich alles vom Blatt spielen konnte.
    Es ist bestimmt, wie du vermutest, man kann die Musik im besonders geeigneten Umfeld mit der Muttermilch aufsaugen.
     
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  13. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Komisch, sonst sind es immer die Erwachsenen, die ihrem Nachwuchs erzählen, die sollen verdammt noch mal XYZ auswendig lernen. Während der Nachwuchs in der Schule 2000 englische Vokabeln lernen soll, scheitern die Erwachsenen an 35 Begriffen. Prima Vorbild. :)

    Und nein, ich lernte erst 'mixolydisch' und 'Quinte' im Klavierunterricht, Latein und Altgriechisch in der Schule kam später.

    Grüße
    Roland
     
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  14. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem

    aber wie ist es denn dann, wenn sich vier musiker, die alle ihre eigene sprache sprechen, zufällig zum jammen treffen und ein gemeinsames stück spielen wollen??
    ich kann mir das ehrlich gesagt gar nicht vorstellen....

    liebe grüße
    annette
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Oktober.2015
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  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Also, sagen wir Pianist, Drummer, Bass, Sax.....

    Gut, der Drummer ist immer fit mit den Harmonien.....:cool:

    Der Pianist spielt das Stück (zunächst Akkorde und Melodie)....der Bass sucht nach Gehör die Basslinie und das Sax die Melodielinie...

    Sollte gehen....;) (Machen wir manchmal auch, ohne Ansage....Eckart spielt einen Blues an und alle "friemeln" sich rein.....klar einfacher ist, wenn Eckart sagt "Blues in F")

    CzG

    Dreas
     
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  16. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Ist denn Quinte, Quarte und Terz wirklich so schwer?
    Die Engländer haben es einfacher die sprechen halt von Third, Fourth, Fifth. Allerdings gibt es da die Hemi-Demi-Semi-Quaver :) (zu Deutsch sind das 64-igstel)
    So hat jeder sein Kreuz zu tragen :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Oktober.2015
  17. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    BE: hemidemisemiquaver
    AE: sixty-fourth note
    I: Semibiscroma
    (Ausserdem haben die Briten auch den gefürchteten Demisemihemidemisemiquaver. Weil das ja klar ist.)

    Die Deutschen sind also mal so pragmatisch wie die US-Amis. Das ich das noch erleben darf!


    Grüße
    Roland
     
  18. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Nö, ich glaube aber, dass bei solchen Begriffen dann sowas im Kopf abläuft wie: "Aua, wissenschaftliches Fachwort, jetzt wird's kompliziert, bestimmt mindestens wie Algebra." Schon sind die Igelstacheln aufgestellt.

    Ich kenne das ja auch bei meiner Frau, hochgebildete Soziologin, aber wenn ich was am Computer erklären will....

    LG helmut
     
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  19. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ah, Xenologophobie, die Angst vor Fremdwörtern. Mit Fremdwörten kann mich mich überhaupt nicht imprägnieren. :)

    Also, wenn man schon a priori auf Abwehrhaltung geht, nur weil ein gängiges Fremdwort kommt ...
    'prime time' kennse, is' ja Englisch, 'Prime', oh gott, Latein!
    Sekundenzeiger, mit aufgewachsen, 'Sekunde' bei Tönen ... Hilfe!
    Medium-Terzett? Ja, Drei Chinesen mit dem Kontrabass! Terz? Wir werden alle sterben!
    Audi Quattro, geil! Quarte? Mammaaaaa!

    Die Leute sind so, ich weiß ... Anglismen werden ohne Hinterfragen übernommen, manchmal mit auch erfundene oder mit krassem Bedeutungswechsel ('public viewing'), aber bei 'Quinte' gehen die Schotten dicht. Verstehen muss ich das nicht ...

    Grüße
    Roland
     
  20. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Wichtig ist doch, zu lernen, wie sich etwas anhört. Ein Cm7 hört sich anders an als ein C79 oder ein c7. Es sind doch immer Klangfarben, Spannungen und Reibungen. Natürlich ist es einfacher, den Klangfarben Namen zu geben. Dadurch wird es einfacher analysierbar und reproduzierbar.
     
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