Saxophonunterricht ohne Harmonielehre?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von hanssax, 18.Oktober.2015.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich glaube, ein guter Teil der Gründe ist, dass es sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, Theorie, Gehörbildung und das Umsetzen auf dem Horn zusammen zu bringen. Der Fokus beim Amateur ist doch oft anders: Man spielt in einer Kapelle und übt die Stücke für die nächste Probe oder die Sachen, die im Unterricht anfallen. Wenn man das neben dem Beruf für eine Stunde am Tag hin bekommt, ist das schon eine Menge. Bei den Meisten wird die Zeit knapper sein.
    Einer, der Zeit hat, kann sich auch schon mal einen ganzen Vormittag damit beschäftigen. Das ist ungleich intensiver, als wenn man 10 Minuten seiner sowieso knappen Übezeit noch mit der Theorie verbringt und sie nicht kapiert, weil es das Ohr noch nicht hört.

    Für viele ist das Saxophonspiel Ausgleich zu anderen Beschäftigungen und ein weiteres Eindringen in die Theorie gar nicht das Ziel. Das hat mit Faulsein nichts am Hut, sondern mit Prioritäten.

    Schwellenangst dagegen ist sicher ein Grund. Die entsteht dann, wenn sich die Erfahreneren hier um die TOTM-Theorie bemühen. Da ist die Schwelle dann sehr schnell eine vermeintlich hohe und es erleichtert einen außerordentlich, zu hören, dass Chrisdos und Wuffy auch ohne Therapie dahin gekommen sind, wo sie heute blasen.

    Die, die sich mit Theorie auseinander setzen, haben in erster Linie eine gesunde Neugierde, eine Zeit dafür und haben sich nie abschrecken lassen.
     
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  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Oh, das war nicht mit Absicht. Wahrscheinlich eine andere Antwort vorbereitet, dann doch woanders 'Zitieren' geklickt und händisch ediert, aber falsch.

    Test:
     
  3. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Mich erleichtert es auch....;)
     
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  4. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    meinst Du so..


    in den Zitaten editieren und das falsche QUOTE Tag stehen lassen...

    die Sprungadresse (kleiner Pfeil) bezieht sich aber auf Deinen Beitrag...

    nix Computerexperte sondern DAU (respektvoll gemeint)
     
  5. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hmmm........wieviele Jahre muss man denn mit Theorie gearbeitet haben, um sie "seriös" ablehnen zu dürfen?

    Und wieviele Jahre hast Du ohne Theorie Musik gemacht?
     
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  6. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin ja jetzt vielleicht pingelig ...
    Aber wie kann man ohne Theorie überhaupt mit anderen musizieren?

    schon die 12 Töne die wir im Abendland definiert haben und deren Abstände zueinander sind doch schon eine Art Theorie
    (gut das ist hirnwixerei)

    und die ganzen modalen Nummern sind ohne Theorie schnell faaad...

    cu

    gue
     
  7. Rick

    Rick Experte

    Keineswegs!
    Hatte mal eine Schülerin, die schon das auswendige Herleiten und Spielen von unterschiedlichen Tonleitern als "zuviel Theorie" abgelehnt hat.
    Ich habe widersprochen: "Das ist keine Theorie, sondern Instrumental-Praxis!"

    Tatsächlich gehört zum rigorosen Ablehnen jeglicher theoretischer Unterfütterung oder Beikost oft eine gehörige Portion Denkfaulheit, gerade bei Kindern.
    Das Gehirn kann man trainieren wie einen Muskel - und leider auch genauso verkümmern lassen... :roll:

    Schöne Grüße,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 21.Oktober.2015
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  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Wären wir ein Bluesforum, sähe es mit der Theorie tatsächlich ganz anders aus. So wie ich die Pentatonik als pädagogische Krücke ablehne, so geht es mir auch in der Frage der Bluestonleitern.
    Ich kenne keine Musiktheorie, die Blues für mich treffend und allgemeingültig beschreibt. Das ist wirklich übers Ohr tradierte Musik und die oft beschriebene Abneigung gegen das Verkopfen durch Theorie trifft hier viel besser zu.

    Fraglich ist als erstes, ob man dem Blues überhaupt eine Leiter zuschreiben sollte, die Grundlage für das Tonmaterial ist. Grundlage für den Blues ist eher die tradierte Art und Weise, wie Afroamerikaner sprechen. Auch das wird man wissenschaftlich untersuchen können, bleibt aber zum großen Teil individueller Ausdruck.

    Um zu zeigen, was ich meine, habe ich mal eine Erzählung eines Afroamerikaners in seinem typischen Singsang aufgenommen (die Kaffeetanten im Bergischen können das übrigens auch ganz bestechend):



    Nun habe ich einen Blues darunter gesetzt:



    Ich finde das verblüffend, denn, obwohl offensichtlich nicht gesungen, hört man als höchsten und tiefsten Ton ein E heraus und dazwischen jede Menge Blues.

    Hier eine Leiter anzustellen, verbietet sich mir. Macht aber Spaß, über den Blues zu theoretisieren (-;
     
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  9. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ich weiß, das klingt jetzt völlig verrückt: Mit den Ohren...:)
     
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  10. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Oh, eine gern genommene Fangfrage bei Weltbildern aller Art.

    Variante A:
    Wenn Du XYZ ablehnst, hast Du Dich damit nicht ausreichend befasst!

    Variante B:
    Ich habe mich viele Jahre mit ABC beschäftigt, daher kann XYZ nicht richtig sein.
    => Dann hast Du Dich zu lange mit ABC beschäftigt, das verstellt den Blick.

    Man kann also damit immer ein 'argumentum ad hominem' konstruieren. Somit ist die Frage m.E. nicht objektiv beantwortbar.


    Auch gerne genommen:
    Wenn Du Dich *wirklich* für Musik interessieren würdest, würdest Du Dich mit Theorie beschäftigen wollen! Da gibt's das problem mit:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kein_wahrer_Schotte

    Ab - so - lut genial!

    Grüße
    Roland
     
    Rick gefällt das.
  11. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    In der Theorie hast Du Recht. Die Praxis sieht äußerst durchwachsen aus ... aber der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis immer größer als in der Theorie.

    Grüße
    Roland
     
  12. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    So viel oder wenig Fangfrage wie die Fragen von saxhornet.

    Wenn ich mich entscheide, nicht zu heiraten, keine Kinder zu zeugen, kein Haus zu bauen, etc., dann tue ich das in der Regel ohne es erst mal auszuprobieren...;)

    Zugegeben sind Leute, die an Wiedergeburt glauben, da leicht im Vorteil....:D

    Die Frage war nicht, ob es richtig oder falsch ist auf Harmonielehre (weitgehend) zu verzichten......das kann auch nicht allgemeingültig beantwortet werden. Es ging darum ob Harmonielehre nötig ist.

    Der limitierende Faktor ist und bleibt die Zeit und nicht die Wahl der Methode.
     
  13. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    Ohne Form und vorher ausgemachter Struktur leider Nein

    wir spielen Hänschen-klein mit welchem Ton beginnst Du?

    cu

    gue
     
  14. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Tröööt!

    Ok, weil Du es bist, nochmal.

    Trööööööt!
     
    last und Gelöschtes Mitglied 5328 gefällt das.
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Man kann sich da schnell übers Ohr einig werden. Dazu braucht es keine Theorie. Machen Kinder ad hoc, transponieren sogar exakt in eine Oktave und wissen nichts davon.
     
  16. KUS

    KUS Ist fast schon zuhause hier

    Ich behaupte 'mal: super!

    ... für mich ist Musizieren eine Form der Kommunikation und da bedarf es nicht viel - und schon gar keiner Theorie - um dies vortrefflich zu praktizieren. Beispiele sind Klein- und Kleinstkinder, die sich im Sandkasten austauschen (mit Schüppchen und Eimer), oder der Franzose, der Deutsche und der Mexikaner, die sich in London prima auf runawayenglish unterhalten können (persönliche Erfahrungen ;-)). Die Frage, wie differenziert - ob der eingeschränkten Möglichkeiten - die Art der Kommunikation dann sein kann, sei ausgeklammert. Aber in Abrede zu stellen, dass Kommunikation stattfindet, wäre m.E. anmaßend. Und in diesem Sinne kann man auf das Musizieren schauen. Je nach vorhandenen Fähigkeiten spielt man eben in einer bestimmten Liga - mal mit mehr oder weniger theoretischem Know How, mal in Gänze ohne, rein intuitiv.

    Ein anderer Gesichtspunkt m.M. ist, ob man die Theorie als Mittel zum Zweck oder als Selbstzweck ansieht. Letzteres finde ich eine durchaus interessante Einstellung. Menschen, die tendenziell dazu neigen, den Dingen sehr stark auf den Grund zu gehen, und sich entsprechend in eine Materie vertiefen, neigen aber meiner Erfahrung nach häufiger dazu, die sich selbst gestellten Anforderungen auf andere als Mindestanspruch zu übertragen. Das kann man, aber das sollte man nicht tun. Bleibt der Aspekt Theorie als Mittel zum Zweck. Hier leitet sich das Maß dessen, was an Theorie für mein Spielen notwendig ist, aus meinen Zielen ab, die ich mir stecke. Will ich Saxophon auf Champions-League-Niveau, werde mich auch sehr stark mit Theorie auseinandersetzen müssen. Bin ich der fröhlich fiedelnde Freizeitmusiker, dann braucht es recht wenig - ggfs. nichts.

    Ich glaube, dass ein Grund für die hier bislang sehr konträr vertretenen Meinung darin besteht, dass auch in diesem Thread Menschen miteinander diskutieren, die sehr unterschiedliche Ansprüchen an ihre Musik haben (These!).

    Für mich persönlich hat Peter die Problematik sehr schön in #101 zusammengefasst. Wenn man dann einen Lehrer wie Rick hat (#27), der sich auf seinen Schüler einlässt und einen gewünschten Weg mit ihm geht, ist doch alle prima.

    LG Kai
     
    last gefällt das.
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich finde, das ist auch immer sehr situationsabhängig.

    Ohne dass ich mir den theoretischen Hintergrund bei Naima erarbeitet hätte, hätte ich nur sehr begrenzt darüber improvisieren können. Hört man schön bei meinen beiden Einstellungen im TOTM.

    Bei Bluesstücken komme ich mit meinen Ohren zurecht. Und richtig @ppue da spiele ich auch ganz andere Töne als die der Bluesskala...

    CzG

    Dreas
     
  18. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    [​IMG]

    SCNR
    ROland
     
  19. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    wir reiben uns glaube ich am Begriff Theorie(Harmonielehre)
    Da wir über Jahrtausende ein Musikverständnis entwickelt haben (aus dem wurde ja dann die Harmonielehre und die Funktionsharmonik entwickelt)
    haben wir ein "natürliches" Empfinden für Harmonik (welches sich in Kulturkreisen und individuell sehr wohl unterscheiden kann).

    Ich glaube sehr wohl das man ohne viel Harmonielehrewissen über gängige Akkordfolgen improvisieren kann aber sobald
    da in einem Stück ein kurzer harmonischer Ausreisser (interessanter Reibepunkt) liegt, oder das Stück ungewöhnlich moduliert bin ich mal weg vom Fenster..
    natürlich kann ich mir das mit den Ohren erarbeiten aber ich muss es immer wieder hören.
    wenn ich die Akkordsymbole deuten kann tue ich mir da leichter...

    Ich habe auch erst in meiner jetzigen jungen "Karriere" begriffen das es hilfreich ist den Weg zu kennen um ans Ziel zu kommen und durch die Beschäftigung mit
    der Materie tun sich Welten auf.

    Saxophonunterricht ohne Harmonielehre - Klar geht das
    guter Jazzsaxophonist ohne Harmonielehre - glaub ich nicht
    gut drübernudeln geht aber schon..


    aus dieser Jahrhundertealten Tradition wurde ja schließlich der Blues entwickelt..


    cu


    gue
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, das wollte ich eigentlich damit ausgedrückt haben, hehe.
     
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