4-Oktaven-Tonumfang

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Mugger, 12.November.2015.

  1. Mugger

    Mugger Guest

    Hallo,

    ich hab seit einiger Zeit damit begonnen, in mein Übungsprogramm ein paar Minuten Training in der 3. und 4 Oktave einzubauen.

    Eine Weile hab ich ausschließlich die "Flötengriffe" einen Halbton versetzt verwendet, die hier mal jemand im Forum gepostet hat (F3 z.B. mit 2 Finger oben, zwei unten, wäre auf der Flöte E3).
    Die Griffe an sich sind stimmig, aber sie funktionieren am Tenor viel besser als am Alt für mich.

    Ich bin also dazu übergegangen - und das wäre auch mein Konzept - für jeden einzelnen Ton ein Repertoire von mehreren Griffen zu haben, auch weil ein Unterschied ist, ob der Ton ohne klanglichen "Ausreißer" der höchste Ton in einer Melodie sein soll, die vielleicht am Ende des normalen Tonumfanges beginnt (oder nur als Höhepunkt in die 3.,4. Oktave reingeht, und der außerhalb dann möglichst gleich klingen soll, oder ob er einfach rausbrüllen soll.
    Oder wie die Töne jeweils griffmäßig zueinander passen.

    Wie haltet Ihr das?

    Cheers, Guenne
     
  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Obwohl ich auf dem Tenor unter kontrollierten Übe-Bedingungen mit passabler Intonation und ohne besonderen Kraftaufwand bis etwa g4 spielen kann, schaffe ich es im Alltag beim Improvisieren eigentlich fast nicht, Melodien über dem Normalumfang zu spielen. Ich kann mal ein g3, a3 oder auch c4 gezielt als Effekt reinknallen ("to impress the girls", aktuelles Zitat aus einem anderen Thread), aber bei richtigen Melodien klaffen Wunsch und Wirklichkeit noch weit auseinander.

    Das liegt wohl an zwei Gründen. Zum einen muss die Ansprache der Töne für eine Melodie natürlich viel sicherer und schneller sein als für long notes, sonst gehts nicht, und da brauch ich wohl noch mehr Übung. Zum anderen muss der Griff auch unbewusst geläufig sein, nicht nur, wenn ich darüber nachdenke. Ich muss da oben Alle meine Entchen in allen Tonarten spielen können ohne nachzudenken, und momentan muss ich ziemlich viel nachdenken, wenn ich das will. Und das bringt mich zur Antwort deiner eigentlichen Frage: ich benutze nur einen Griff für jeden Ton, um diese Geläufigkeit zu unterstützen. Ich habe mir aus verschiedenen Quellen Griffe rausgesucht (Rascher, Rousseau, Internet), die ich sowohl auf Conn als auch auf Selmer intonieren kann, und die sich passabel verbinden lassen. Damit spiele ich jetzt gelegentlich Melodien von Standards in zwölf Tonarten, am Oberrand des "Normalumfangs" beginnend und in chromatischen Schritten aufsteigend. Versüßt und begleitet wird die Übung durch den Pitch-Regler auf meinem alten DJ-Plattenspieler (wird auch schneller) oder durch einen CD-Player, der das gleiche kann.

    Ob mir das Ein-Griff-Konzept erhalten bleibt, wenn ich flüssiger da oben werde, kann ich noch gar nicht abschätzen. Vielleicht werden sich manche Griffe in der Praxis als weniger gut entpuppen, wer weiß. Ich finde die Frage auch sehr interessant wie andere das handhaben (muss spontan an @xcielo denken, der mit seiner Stille-Nacht-Version demonstriert hat, dass er das mit dem Altissimo schon mal gemacht hat).
     
  3. saxhornet

    saxhornet Experte

    Mach ich auch so. Nicht jede Griffkombi funktioniert gleich gut, erst recht nicht bei jedem Horn bei mir. Dann ist für mich immer relevant von welchen Tönen ich komme oder wohin ich mich danach bewege. Dumm ist nur, daß die unterschiedlichen Griffe auch halt unterschiedlich ansprechen und intonieren. Viel probieren und regelmässiges Üben ist da für mich wichtig sonst sitzt es nicht. Und zu allem Ärger geht es bei manchen Mundstücken wie von selbst und bei anderen ist das harte Arbeit.

    LG Saxhornet
     
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  4. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe eine Zeitlang Tonleitern und Arpeggios bis zum Altissimo-D geübt, seit geraumer Zeit geht das sehr zuverlässig auch mit Melodien und in der Improvisation. Am Anfang habe ich viele Griffe verglichen und Kombinationen ausprobiert, bin aber nach und nach bei einem Griff pro Ton gelandet. Dieses System ist am Tenor seit einiger Zeit unangetastet.
     
  5. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Haha.....das kenne ich....und mit den stilistischen Veränderungen (und steigendem Alter:D) ist das dann weniger geworden...

    Eine zeitlang habe ich eine Oktave plus ganz gut drauf gehabt, aber mir war das Verhältnis Aufwand-Nutzen nicht attraktiv genug. Wobei ich es schon toll finde das als echte Erweiterung des Tonumfangs zu sehen. Wenn ich nur Alt oder Tenor spielen würde, bliebe ich wohl an dem Thema dran, aber wenn Du auf jedem Instrument andere Griffkombinationen lernen musst, wird die Baustelle ganz schön groß.
     
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  6. Mugger

    Mugger Guest

    Stimmt, andererseits habe ich das Gefühl, dass das oftmalige (ernsthafte, nicht so kurze Quietscher) Spiel oben das Spiel im normalen Tonumfang positiv beeinflusst, was Luftführung, Ansatzkontrolle, Artikulation etc. betrifft.

    Cheers, Guenne
     
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  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    obwohl meine verfügbare Übungszeit ja eher knapp bemessen ist sind Altissimoübungen fester und unabdingbarer Bestandteil davon. Basis sind Obertonübungen, Bendingübungen im Obertonbereich und inzwischen auch der Versuch mehr als einen Oberton gleichzeitig hörbar zu machen.

    Alle technischen Übungen mache ich bis zum d4 hoch, wenngleich natürlich im Altissimo mit eingeschränkter Geschwindigkeit und Phrasierung. Mein Ziel ist es aber, diesen Bereich als vollwertig in mein Spiel zu integrieren, wie ich das früher auch mit der dritten Oktave der Querflöte gemacht habe. Darüber hinaus bis zum c5 und höher ist dann halt "queek for fun", und hie und da kann ich nicht widerstehen, es als Effekt einzusetzen. Bis zum d4 bin ich inzwischen auch satzfest, d.h. übernehme manchmal die Trompetenstimme in der Salsaband. Dazu müssen die Töne aber natürlich auch mit entsprechend Power daher kommen. Ich werde aber nicht jünger ;-)

    Grundsätzlich könnte ich mit 2 Griffen (Gabel F und Gabel F ohne Mittelfinger) chromatisch vom f3 aus hoch spielen bis auf 4 Oktaven, aber klanglich und spieltechnisch ist das nicht optimal. Genau so wenig wie die unteren Oktavgriffe einfach zweifach und dreifach zu überblasen.

    Ich habe mir meine Grifftabelle vollständig selber zusammen gebaut, und zwar unter dem Prinzip der Vermeidung von Palmkeygriffen. Grund ist, dass sich in den Tonlöchern der Palmkeys die verschiedenen Saxophone, bauartlich und markentypisch am ehesten unterscheiden. In der Folge funktionieren meine Griffe auf allen von mir bislang getesteten Altsaxophonen, aber auch weitgehend auf meinem Sopran und meinem Tenor. Ausnahmen sind immer die Griffe, bei denen das Gabel-F benutzt wird, auf das ich aber aus grifftechnischen Gründen nicht verzichten mag.

    Ich handle das dann wie auf der Querflöte. Für jeden Ton gibt es einen Hauptgriff, der klanglich und hinsichtlich der Intonation gut funktioniert und halbwegs vernünftig zu greifen ist. Von der Flöte und noch früher von der Blockflöte kommend habe ich keine Probleme mit Gabelgriffen. Daneben gibt es aber für schnellere Passagen Hilfsgriffe, vor allem um den Wechsel e3, f3, f#3, g3, g#3 herum.

    An den so etablierten Griffen fummel ich inzwischen ungern herum, da sich mir der Griff zusammen mit dem Ansatz so einprägen soll, dass ich nicht immer wieder im Nirwana lande. Immer wieder passiert es mir nämlich immer noch, dass ich auf einmal einen Ton neben dem gegriffenen klinge, und das aber erst merke, wenn ich wieder in wohldefiniertem Terrain landen will.

    Bevor die Frage gestellt wird, auf welchem Mundstück man besser Altissimo spielen kann. Auf einem Lebayle mit Stufe habe ich es gelernt, am besten geht es aber inzwischen auf einem Otto Link STM, sowohl auf dem 10* als auch auf meinem neuen (gebrauchten) 7*, beides Early Babbits oder sowas ähnliches.

    Gruß,
    Otfried
     
  8. Mugger

    Mugger Guest

    ....was auch einer der Gründe ist, warum viele Alt-Selmer-Spieler die neuen Selmer ablehnen.
    Das E3 ist mit den neuen unbrauchbar.

    Kenne ich.

    Cheers, Guenne
     
  9. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    ich habe mal ein Serie III Alto angespielt, den Eindruck kann ich so nicht bestätigen. Möglicherweise muss man sich umgewöhnen, wenn man von einem Mark VI oder VII kommt oder sonst einer Kanne mit kleineren Tonlöchern, aber unbraucher sind die sicher nicht.
     
  10. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Ja, weil man da oben halt kaum schummeln kann. Entweder der Luftstrom passt, dann gehts, oder er passt nicht, dann klingts entweder furchtbar oder es geht gar nicht. Überhaupt offenbaren sich Defizite in der Tonbildung am besten in den Extrembereichen und lassen sich da auch am besten wegüben. Der Tonbereich dazwischen ist dagegen eh fast Kindergeburtstag. :)
     
  11. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Darf ich Fragen, wie ihr auf dem Tenor b3, h3 und c4 greift?

    Ich bin hier noch auf der Suche nach der besten Kombination. Griffe mit den rechten Seitenklappen finde ich meist irgendwie unhandlich und Griffe mit mehreren Palmkeys ohne die rechten Seitenklappen intonieren auf meinen Saxophonen etwas unterschiedlich, siehe @xcielos Post. @Mugger, verwendest du da auch Flötengriffe?
     
  12. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    b3 (wackelt immer): 2,4
    h3: 1,2,3,4,5,6
    c3: 1,3,4
     
  13. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    also ich spiele es so (ist für Alt aber meiner Erinnerung nach gehen diese auch auf meinem Tenor)

    bb3 2,3,4(g# o. bb) oder 3 | 3,4(es)
    b3 1,2(,4(b)) | 1,2 (wie das Flöten e3, ggf. mit tief H dazu)
    c 1 | 1,(3,4(c))

    am besten du kommst immer von einem relativ tief gegriffenen Oberton. Bspw. beim b3 vom quintüberblasenen e, ggf auch tief H, und öffnest dann Tonlöcher. Intoniert es nicht richtig, klingt aber gut, änderst du das geöffnete Tonloch rauf oder runter, soweit es geht. Dann soweit wie möglich verkürzen, damit der Griff nicht so kompliziert wird.

    Gruß,
    Otfried
     
  14. Mugger

    Mugger Guest

    C4 finde ich leicht mit 1+3 (also H und G) oben, OK.
    Das H kommt am leichtesten, wenn ich das D2 überblase, das B mit C1 ohne H (Zeigefinger links) plus D Palmkey, OK.

    Cheers, Guenne
     
  15. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    B3: Seiten-B und Seiten-C
    H3: D2 überblasen
    C3: Es2 überblasen

    Bei sovielen verschiedenen Griffen krieg ich wirklich Lust mein festgefahrenes Schema wieder einmal auf Verbesserungsmöglichkeiten zu überprüfen. Danke!

    Ich finde übrigens "George Luckey - Saxophone Altissimo" recht gut, sowohl den Aufbau als auch die Grifftabellen. Was könnt Ihr empfehlen und was sind bitte Flötengriffe?
     
  16. Mugger

    Mugger Guest

    Ich leider gar nix, weil die Griffe so unterschiedlich gut funktionieren.
    Flötengriffe sind die Griffe der Querflöte :)
    Wenn Du also oben Gabel (Zeige-, Ringfinger, OK) greifst, unten den ersten Finger (das F), fetzt auf der Flöte ein F3 raus, am Sax ein gewaltiges Fis3.

    Cheers, Guenne
     
  17. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Danke für die Erklärung mit den Flötengriffen!

    Ergänzung: Bei H3 und C3 nehm ich manchmal noch die G-Klappe dazu.
     
  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Vielen Dank euch allen!!! Ich mach mich an die Arbeit...
     
  19. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ich hatte grade eine interessante Stunde zu dem Thema mit Ben Britton in New York via Skype.
    Sein Skriptum kann ich Euch sehr empfehlen.
    Wieder ein paar interessante Facetten entdeckt :)

    Grüßle, Guenne
     
  20. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    grad entdeckt, sensationell und lustig:



    Die Stütze funktioniert gut bei Marc Russo.

    Update von meiner Seite:
    Studies in High Harmonics (Ted Nash)
    Saxophone Altissimo (Robert A.Luckey)

    Mühsam, aber es geht voran.

    Cheers, Guenne
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 6.Januar.2016
    mixokreuzneun, Reference54 und Ginos gefällt das.
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