Wer liest, hört nicht: Hirn reicht mitunter nur für eines...

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von DiMaDo, 9.Dezember.2015.

  1. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab mal 'ne Weile in einer Thin-Lizzy-Coverband Tasten und 2. Gitarre gespielt.
    Bei der ersten Probe hab ich nach einem Leadsheet gefragt und bekam von 1. Gitarristen die Setlist in die Hand gedrückt.
    Auf Rückfrage hiess es dann "Hä? Die Stücke hast Du doch auf Platte..." :)
     
  2. Isachar

    Isachar Guest

    @DiMaDo

    Siehste !
    Wenn die Songs bereits irgendwo existieren, ist man ja fein raus und kann sie sich ggf eben auch von CD oder Platte erarbeiten. Meist findet man dann auch irgendwo die Noten dafür.
    Wenn aber nicht, dann sollte man als Musiker in der Lage sein, sich da selbst einen Reim drauf zu machen und das fällt vielen leider ziemlich schwer.

    Wenn ich mit meinen Keys in eine neue Band komme, dann höre ich erstmal zu und fummele mir notfalls die Akkorde und Noten selbst herraus und verfeinere/vertiefe das im Laufe der nächsten Proben dann, falls mir nicht eh der Gitarrist da weiterhelfen kann.

    Auf dem Saxophon habe ich eh immer viel zu CDs gespielt und da helfen die Noten für die Songs oft wenig, weil sie oft in einer anderen Tonart sind oder sowieso anders aufgebaut sind von der Abfolge.
    Da muß man dann die Ohren bemühen und ohne Noten vom Ohr direkt in die Finger gehen. Wenn man das geübt hat, spielt man auch freier und stilsicherer. Zumindest ist dies meine Erfahrung.

    Grüßle

    Isach
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Genau. Ich kann bei einem ziemlich großen Haufen Standards die Heads auswendig spielen, aber das heißt noch nicht, dass ich bei komplexeren Stücken auswendig, d.h. ohne Changes drüber improvisieren kann (und ich meine jetzt nicht sich irgendwie durchfaken), hingegen kann ich inzwischen recht gut über ein Stück, das ich zum ersten Mal sehe, direkt nach den Changes improvisieren.

    LG Juju
     
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  4. Rick

    Rick Experte

    Genau, und das finde ich unheimlich lästig und sogar im Endeffekt unverschämt.

    Wenn ich irgendwo engagiert werde, bekomme ich meistens den Job bezahlt, in seltenen Fällen vielleicht noch eine Probe - aber nicht Stunden Vorbereitungszeit zu Hause mit Platte oder YouTube! :confused:

    Beim letzten Aushilfsgig mit einer Cover-Band, wo ich vorher einfach nur Demo-Links erhalten und mir daraufhin teilweise mühsam (weil nicht gut zu hören) die Sax-Parts rausgehört habe, endete das so, dass die Jungs inzwischen praktisch ihre eigenen Versionen entwickelt hatten, die aber NIRGENDS in Noten oder sonstwie fixiert waren; mit den Originalaufnahmen, für die ich wie erwähnt eine Menge Vorbereitungszeit verbrachte, hatte das alles nicht mehr viel zu tun. :-(

    Da gab es Unisono-Passagen von Sax und Keyboard, die aber der Keyboarder teilweise anders rausgehört hatte als ich (was ich natürlich nicht im Voraus wusste).
    Ohne große Probe führte das auf der Bühne zu viel Kuddelmuddel, weshalb ich mich im Nachhinein über die schöne Zeit ärgerte, die ich investiert hatte - ich hätte auch gleich einfach ohne jegliche Vorbereitung mitjammen können, von den rausgehörten Parts passte praktisch nichts. :mad:

    Bei den Gala-Bands, wo ich früher fest mitspielte, war es hingegen üblich, dass JEDER seine eigenen Sheets anfertigte (und eventuelle Änderungen dort eintrug), damit man eine eventuelle Aushilfe nicht mühsam einarbeiten musste.
    Dann engagiert man einen versierten Notisten und die Sache ist geregelt, die Kollegen müssen nicht noch extra Probenzeit investieren und alle sind zufrieden. :cool:


    Schöne Grüße
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 10.Dezember.2015
    flar gefällt das.
  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Wie bringt man einen Saxophonisten und einen Gitarristen zum schweigen? Man nimmt dem Saxophonisten die Noten weg und gibt sie dem Gitarristen.
     
    Jazzica, visir, Isachar und 2 anderen gefällt das.
  6. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ich kann auch ohne Noten! *)
    :)

    Grüße
    Roland

    *)
    Wobei mein generelles Niveau auf dem Klavier höher ist als auf dem Sax, aber es wird besser.
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Auf dem Klavier?????:rolleyes:

    CzG

    Dreas
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Noten sind doch bloß Notizen, Gedächtnishilfen, damit man sich die Parts besser merken kann!
    Es ist gut, dass es sie gibt, ich könnte jedenfalls nicht mein ganzes Repertoire auswendig im Kopf behalten. :roll:

    Und sie sind auch dafür gemacht, dass man mit Musikern über Entfernungen und Zeiten hinweg kommunizieren kann, immerhin viel älter als Tondokumente.
    J. S. Bach wurde erst dadurch berühmt, dass Experten lange nach seinem Tod, als er schon vergessen war, auf einem Dachboden NOTEN von ihm fanden.
    Auch Mozart wäre nicht mehr in unserem Bewusstsein, hätte nicht seine Witwe seine Kompositionen Verlegern verkauft. ;)

    Instrumentalunterricht sollte immer beides beinhalten, sowohl das Notenlesen als auch das auswendige Spiel. Ich habe vorhin mit einem Schüler die gesamten 45 min. lang komplett ohne Noten verbracht, ich habe ihm Sachen vorgemacht und er hat sie nachgeahmt, es ging um Tonleitern, Akkorde, Arpeggien. Trotzdem können wir beide Noten lesen und arbeiten auch häufig damit.

    Ein "Entweder-oder" erscheint mir nur konstruiert, in keiner Weise sinnvoll.
    Es wurde ja schon der Vergleich mit der Sprach-Schrift bemüht - wer will allen Ernstes Analphabetismus rechtfertigen? :eek:

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  9. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Sax ist ja eigentlich mein Zweitinstrument ...

    Grüße
    Roland
     
  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @Roland

    Ich weiß, daher freut' es mich ja, dass Du auf dem Klavier immer besser wirst....:cool:

    CzG

    Dreas
     
  11. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Gna gna gna .... natürlich meinte ich, dass ich auf dem Sax versuche besser zu werden, um das Niveau vom Klavier zu erreichen. :)

    Grüße
    Roland
     
  12. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Als ich den Thread Titel gelesen haber, habe ich mich unweigerlich gefragt, ob die Intonation in ganzen philharmoischen und synphonischen Orchestern demnach reine Glückssache ist. Ohne Noten spielt da höchstens mal ein Solistoder genialischer Maestro und wenn die Musiker dort nicht auf ihre Nachbarn hörten, würden die nicht so gut stimmen, wie sie es tun.
     
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  13. Isachar

    Isachar Guest

    @philipp_b

    Es ist doch etwas völlig unterschiedliches, on man im Orchester stimmig spielt weil man aufeinander hört oder in die Noten gukt !
    Wenn zwei leute ihre Noten spielen muß das nicht notwendigerweise heissen, daß sie zusammen auch stimmen !

    Ich bin ganz froh, daß es Noten gibt, aber noch besser finde ich meine Ohren !

    Ich finde ganz gut was Rick schrieb: Noten sind Notizen und helfen der Erinnerung, damit man nicht alles auswendig spielen muß oder sich irgendwie durchmogelt.
    Für ein gutes Zusammenspielen mit anderen bedarf es aber weitaus mehr als ein Blatt Papier voller Linien und Pünktchen.

    Von daher gesehen hast Du völlig Recht, ohne auf den Nachbarn zu hören, klappt das nicht !

    Ich selbst spiele zwar schon seit ca 20 Jahren Saxophon, habe damit aber sehr wenig Banderfahrung. Mein Hauptinstrument waren bisher die Keys und selbst auf denen haben ich einen Pitchregler
    also eine Art Stimmschalter. Den habe ich schon viel und eifrig einsetzen müßen, weil jeder Sänger oder Gittarist anders gestimmt ist, ganz egal was die Noten und das Stimmgerät sagen.

    Unsere Ohren und das Klangefühl sind immer noch die besten Regler !

    Grüßle

    Isach
     
    Rick gefällt das.
  14. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Einmal vorspielen ist schon fast so gut wie ein Blick in die Noten, dann weiß man wenigstens den Ablauf!
    Passiert aber leider selten und dann ist genau das angesagt ...

    So lange man da nur irgendwelche "Füllsel" rein hupen muß geht das gut, macht man das aber an der Stelle wo seit 20 Jahren der Gitarrist seine immer gleichen Licks einwirft kommt die Band oft zu dem Ergebnis das man es nicht drauf hat, mehr als einmal erlebt!

    Es müssen ja keine Noten sein, aber ein Zettelchen mit Text, Akkorden und in groben Zügen wie man zu begleiten hat. Zum Beispiel: Acht Takte "Ödeldödel" aha Füllsel und dann auf der 5 Stufe wieder begleiten, um mal bei der Blues Band zu bleiben. So etwas ist schon sehr hilfreich.

    Viele Grüße Ralf
     
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  15. tunundlassen

    tunundlassen Ist fast schon zuhause hier

    Ich bekam jetzt gerade den Eindruck, hier werde als "typische Notenlesertruppe" das Orchester hergenommen... deshalb zitiere ich jetzt einen grossartigen Blasorchesterdirigenten: "Wir sind hier um Musik zu machen, nicht um Noten zu spielen!".
    Es geht immer um Musik. Die Notation ist in den letzten paar tausend Jahren entstanden, um ungefähr festzuhalten, was gespielt werden soll. Es kann aber niemals exakt das aufgeschrieben werden, was und vorallem WIE etwas gespielt werden soll/kann/darf/muss.
     
  16. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Hmmmmmmm... ich bin ja nur ein ganz keiner Barisaxer in einem provinziellem Musikverein, aber irgendwie scheinen wir das unmögliche dann doch zu können (natürlich nicht in in Perfektion)
    Ich schaue mit einem Auge auf meine Noten und ja ich brauche sie. Ich kann mir keine ca. 200 Stücke (ja das Repertoire ist so groß) auswendig merken, will ich auch gar nicht (hab ja Noten).
    Natürlich klebe ich irgendwann nicht mehr so an den Noten, weiß die Struktur des Stückes, weiß wann ich soliere, wann ich Melodie spiele, wann ich begleite, habe die Dynamik verinnerlicht, "höre" die Noten im voraus, habe schwierige Läufe so oft geübt, dass die Finger sie spielen, nicht der Verstand, muß nicht mehr meine Pausen auszählen, sondern höre sie. Dennoch bleibt das eine Auge in den Noten.
    Das andere Auge bleibt beim Dirigenten (eine Herausforderung für jede Gleitsichtbrille), er gibt den Takt, die Dynamik, den Ausdruck, den Ton an, nicht die Noten und nicht ich.
    Ein Ohr ist bei den Rythmikern, das andere wechselt mal hierhin, mal dahin. Ich weiß, mit wem ich gerade zusammen sein muß, wen ich unterstütze, wen ich hervorheben muß, gegen wen ich mich "durchsetzen" muß (gerade bei Trompeten etwas schwierig).
    Das dritte Ohr ist für die Intonation zuständig.
    Wenn wir neue Noten bekommen, ist das erste Durchspielen, also tatsächlich nur nach Noten (mit nem bißchen Dirigent, weil dann das zweite Auge eher versucht, ein zwei Takte vorzulesen), meist etwas holprig, Musik entsteht dann durch Proben (zusammen) und Üben (zuhause).
    Es ist anatomisch möglich.
     
    Rick, ehopper1, Rubax und 5 anderen gefällt das.
  17. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    @Isachar , mit meinem Beitrag wollte ich auf einen Musizierstil hinweisen, in dem Sehen und Hören gleichzeitig sehr gut beherrscht wird.
    Dass diese Gleichzeitigkeit kein Selbstgänger ist aber durchaus üb-bar ist hat @Mugger ja sehr schön beschreiben.
    Ich persönlich habe da auch je nach Umgebung andere Präferenzen und halte es einfach nicht für realitisch. z.b. eine Bigbandstimme für 2. Tenor in Konzertlänge auswendig zu lernen. Bei improvisierter Musik in der Jazzband hingegen, spiele ich so gut wie nie mit Noten, da dort Interaktion ja das zentrale Anliegen ist und ich dann gerne 100% CPU Leistung zum Zuhören habe.
    Ich vermute, wir meinten das selbe, haben uns aber irgendwie missverstanden.
    viele Grüße
    Philipp
     
    giuseppe und flar gefällt das.
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