Üben, wie macht man das?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ferd07, 11.Dezember.2015.

  1. Dööpdöpp

    Dööpdöpp Kann einfach nicht wegbleiben

    Liegt ja auch im Kern der Sache. Lehrbücher können nicht individuell angepasst sein.
     
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  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Florian!

    So ist es. Deshalb braucht man einen Lehrer, der das Material "filtert" und mal ein Kapitel schneller durchgeht, beim nächsten vielleicht etwas bremst und stattdessen Stücke zur Verfestigung des vorangegangenen Stoffs "zufüttert".

    Ja, ich auch!
    Aber dann hatte ich mal eine Schülerin (ca. 13 Jahre alt), die sich bei ihrer Mutter bitterlich darüber beschwerte, dass ich mit ihr kein bestimmtes Schulbuch durchnahm wie ihr voriger Lehrer. Laut ihrer Mutter (das Mädchen hatte es trotz unseres eigentlich guten Verhältnisses nicht gewagt, mich darauf anzusprechen) wirke das "konzeptlos" und "verwirrend" auf das arme Kind.
    Sachen gibt's... :-?


    Kollegialen Gruß
    Rick
     
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  3. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    ... oh ja die Mütter und Väter. Manchmal auch so ein Kapitel für sich.

    Als ich noch unterrichtete hatte ich eine Schülern, die Übungsstücke nach eigenem Gusto veränderte.
    Sprich z.B. einfach einen anderen Rhythmus spielte, anders zählte, oder die eine oder andere Note änderte oder ganz ignorierte.
    Zur Bestärkung ihrer Eigenwilligkeit brachte sie ihre Mutter zum Unterricht mit. Echt ätzend. :-(
    Die Mutter beschwerte sich schließlich beim Dirigenten des Vereins pauschal über die musikalische Inkompetenz der gesamten Lehrerschaft.
    Was sie in den Übungsräumen so hören würde, wäre fürchterlich.
    Der Lerneffekt für ihre "hochtalentierte Tochter", deren "Vorfahren Mitglieder einer bedeutenden Musikerdynastie" seien usw. bla bla, war logischerweise gleich Null.
    Das Mädel ging später woanders in den Musikunterricht, gab das Spielen dann aber ganz auf.

    Lg
    Mike
     
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  4. Blasebalg

    Blasebalg Ist fast schon zuhause hier

    Das die gängigen Lehrbücher zu schnell sind, wage ich zu bezweifeln. Natürlich sind sie nicht für jeden perfekt passend. Aber es gibt welche die ich persönlich grottenlangsam empfunden habe....Zudem sind die Lehrbücher nicht alle für das reine Selbstudium geeignet, da manche Erklärung oder praktische Vorübung fehlt. Wer keine Vorkenntnisse hat, der kann dann schon mal ins schleudern geraten. Aber prinzipiell gibt es da schon ganz gute Sachen. Es ist natürlich klar, dass ein Lehrer mit individuellem Lehrplan besser auf einen individuellen Schüler anpassbar ist. Aber auch das wird ja nicht zwingend umgesetzt....
     
  5. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    @ehopper1 : Grauenhaft, Eltern, die in der Stunde dabei sind.
    Der frühere Trompetenlehrer meines Sohnes wollte unbedingt, dass die Eltern immer wieder bei den Unterrichtsstunden ihrer Kinder reinschauen. Ich habe das einmal gemacht, weil er so gedrängelt hatte. Aber dann nie wieder. Ich wollte meinem Sohn nicht die Lust am Spielen nehmen, wenn ich da wie die Spinne im Netz hocke.
    Ich find's schlimm, immer diese Eltern, die denken, sie hätten hochbegabte Kinder. Wenn ein Kind Begabung und vor allem Lust hat, dann wird es schon selbst seinen Weg machen. Andersherum aber kann man es seinen Kindern echt verleiden, wenn man sie (wahrscheinlich mit den eigenen ungelebten Sehnsüchten) so unter Druck setzt. Vielleicht war das auch bei der "hochtalentierten Tochter" der Fall, von der Du erzählt hast.
     
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  6. Rick

    Rick Experte

    Du kannst ja ruhig das Zweifeln wagen, es geht auch nicht um das GENERELLE Tempo, sondern um einzelne Bereiche.
    Als Beispiel hätte ich ein weit verbreitetes "Standardwerk", das gerne von Verkäufern neuen Saxen beigelegt wird (ich nenne lieber keinen Namen), das nicht nur für Kinderohren befremdliche Melodien enthält, sondern vor allem viel zu schnell die hohen Töne einführt, wenn der Ansatz noch überhaupt nicht ausreichend gefestigt sein kann - mit dem Erfolg, dass die meisten Anfänger wie wild zu "beißen" beginnen, um diese Lagen irgendwie zu erreichen. :-(

    Wenn ich vor diesem Kapitel die Schüler hingegen mehrere Wochen lang nette, motivierende Lieder in der unteren Lage üben lasse, haben sie anschließend praktisch keine Schwierigkeiten mehr mit den hohen Tönen - und das völlig ohne zu beißen oder andere schlechte Angewohnheiten. :cool:

    Da sage ich jetzt mal ganz dreist: Nö. :-D

    Mag ja sein, dass ein Lernender ZUFÄLLIG mit einem bestimmten Buch prima klar kommt, aber von vorne bis hinten, in jeder Beziehung?
    Geringe Chance.

    Hinzu kommen noch die Fehler - selbst in meinem zumindest für den Einsteiger favorisierten Iwan Roth grassieren zahlreiche Druckfehler, die so eigentlich kein Lektorat hätten passieren dürfen. Und damit meine ich nicht nur in den Beschreibungstexten, sondern auch in den Noten: Fehlende Vorzeichen, Wiederholungszeichen usw.

    Tatsächlich kann ich kein einziges Schulwerk für das Selbststudium empfehlen, im Unterricht arbeite ich heute mit mehreren parallel.


    Schönen Gruß
    Gruß
     
  7. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    @Rick und @Saxophonia

    Zur Ehrenrettung der Eltern muss ich aber jetzt doch noch etwas sagen.

    Ich hatte bis vor zwölf Jahren unterrichtet, weil ich das Geld damals sehr gut gebrauchen konnte.
    Es gab überwiegend positiv eingestellte und nette Eltern, die ihre Kinder sehr gut unterstützten.
    Mein Erfahrung war, dass die Kinder von relativ unscheinbaren und unkomplizierten Eltern insgesamt die besseren Schüler waren.
    Wissbegierig, fleißig und ohne Gedöns.
    Die spielen größtenteils heute noch und das mit großer Begeisterung und richtig gut!
    Blöd beim Unterrichten war leider, das die paar wenigen mit übersteigendem Selbstbewusstsein und Allwissendgehabe einen zeit- und vor allem nervenmäßig überbeanspruchten.
    Zumal man ja weiß, dass sich derlei Gehabe gerne auf die Kinder überträgt. Schließlich fällt ein Apfel nie weit vom Stamm.
    Der Ärger mit diesen Superfrauen und -männern hat mich schließlich dazu gebracht, das Unterrichten ganz aufzugeben.

    Lg
    Mike
     
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  8. Blasebalg

    Blasebalg Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe mit Juchem und Dapper alles soweit problemlos im Selbstudium lernen können. Habe ganz am Anfang nur 2 oder 3 Stunden Unterricht mit einem Lehrer gehabt für den Ansatz. Klar geht es individueller. Aber die Individualität hatte ich persönlich mit den beiden genug. Für ein Kind mag das anders sein, aber für einen einigermassen selbständig denkenden Erwachsenen geht das meiner Meinung nach gut. Letzten Endes ist da die Frage ob jemand im Selbstudium damit klar kommt, oder nicht. Das ein Lehrer soetwas tendentiell nicht empfiehlt ist mir schon klar. Jeder hat halt seine Interessen....:)


    P.S. Die (selbsternannten) "Supermänner" und "Superfrauen" sind nicht selten Lehrer....
     
  9. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Stimmt!
    Zumindest war meistens irgend etwas mit Pädagogik im Spiel.
    Ich fühlte mich im Beisein dieser Menschen oft zutiefst belehrt ... äh ... geehrt . ;-) :)

    Wobei ich hervorragende Lehrkräfte kenne, die auch sehr nett sind.

    Lg
    Mike
     
  10. Rick

    Rick Experte

    Bin ja selbst Autodidakt und habe es auch ganz gut mit nur einer Schule hinbekommen - die war aber (nicht nur meiner Ansicht nach) deutlich besser als Deine beiden Werke. Wurde allerdings lange Zeit nicht mehr gedruckt, kam erst letztens zu einer überfälligen Neuauflage ( und ist trotzdem nicht ideal, nicht für jeden geeignet).

    Och, mir kann es doch egal sein, ob irgendwo anders auf der Welt jemand Autodidakt ist oder nicht, habe genug zu tun, außerdem begleite ich einige, die hin und wieder zur Kontrolle vorbeikommen.
    LERNEN muss man sowieso immer selbst, der Lehrer zeigt nur den Weg und begutachtet die Fortschritte kritisch, liefert Informationen und Verbesserungsvorschläge. (Und nicht selten beruhigt er, mahnt zur Geduld, hilft, die scheinbare Stagnation objektiver einzuschätzen...) :cool:

    Aber natürlich gibt es auch unfähige oder zumindest unaufmerksame Lehrer, da kann man unter Umständen schon alleine besser dran sein.
    Wie hier öfter erwähnt habe ich manchmal Schüler übernommen, wo ich nur die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen habe, nach dem Motto: "Nee, das hat mein voriger Lehrer nie gesagt, das war ihm egal, darauf hat er keinen Wert gelegt, das hat er nie bemerkt..." :roll:


    Schönen Gruß
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 11.Dezember.2015
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  11. Blasebalg

    Blasebalg Ist fast schon zuhause hier

    Magst du auch sagen um welche Schule es sich dabei handelt?
     
  12. saxosyst

    saxosyst Schaut nur mal vorbei

    http://www.saxosyst.de

    Was verkaufen wir Saxer?

    ...

    SOUND!!!

    Und genau aus diesem Grund sieht sinnvolles, effektives üben meiner Meinung nach folgendermaßen aus:

    1. lange Töne
    7 Schläge einen geraden (mezzoforte) Ton spielen - Schlag 8 atmen

    Angefangen bei G (ohne Oktavklappe) chromatisch aufwärts bis G (mit)
    G (ohne) chrom. abwärts bis tief Bb
    G (mit) chrom. aufwärts bis X

    2. Subtones (Grenze zwischen Luft und Ton)

    1. "Fade out"
    2. "Fade in"
    3. Subtones direkt und so lange wie möglich halten

    (gleiche Tonreihenfolge wie oben)

    3. Überblasübungen

    Je mehr ihr Songs und Tonleitern mit den "falschen Griffen" übt desto besser wird der Sound im oberen Range
    (auch die richtig Hohen klingen dann deutlich fetter)

    Danach kommt Technik (je nach Level)

    Und das wichtigste:

    Spielen - und das mit Spaß und Lust an Weiterentwicklung...
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Gerne, ihr Vorteil liegt meiner Ansicht nach in den vielen Übungen, die einen wirklich trainieren.
    Ist ein Klassiker wie der Bumcke:
    Schule für Saxofon von N. Fedorow und A. Baresel

    Für alle, die keine blutigen Anfänger mehr sind, empfiehlt sich die schöne Schule von Jimmy Dorsey, die man inzwischen sogar als pdf runterladen kann, einfach mal suchen. ;)

    Was haben aber alle diese Schulen NICHT?
    Eine Mitspiel-CD.

    Dafür sinnvolle und gut klingende Etüden, ist doch auch etwas! :)


    Schönen Gruß
    Rick
     
  14. Blasebalg

    Blasebalg Ist fast schon zuhause hier

    Danke. Werde ich mir mal anschauen. Meine Kinder sind ja auch am Sax interessiert. Aber eine CD fände ich schon gut...
     
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  15. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    @ferd07

    Dein Lehrer sagt, dass er deutliche Fortschritte sieht. Was willst du mehr?

    Gib dir Zeit. Du kannst nichts erzwingen.
     
  16. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Allerdings. @Jazzica hat SO einen Sprung nach vorne gemacht. Unglaublich! Strukturiertes Üben ist unheimlich wichtig. Ich stelle es gerade an mir selbst erneut fest. In nur einer Woche habe ich mich selbst ganz schön wieder fit bekommen.
     
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  17. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Wenn du milestones vermisst, dann arbeite doch mit milestones. Ich mache das auch, bin da auch empfänglicher. Ein milestone ist dann z.B. eine obertonübung. Oder ein lick in 12 Tonarten. Oder ein gutes Solo kopieren. Oder eine Nummer lernen, d.h. Thema und Chances im Schlaf spielen zu können. Ist der milestone gesetzt, arbeite ich ggf. über mehrere Übungseinheiten (fast) exklusiv daran, bis er erreicht ist. Zum aufwärmen und abkühlen spiele ich ganz frei. Ohne regeln.
    Der Symbolkraft wegen könntest du mit "milestones" von Miles Davis anfangen.
     
  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich stelle immer wieder fest, dass bei mir ein großer Unterschied zwischen "Meilensteine des Fortschritts" und "künstlerische Aufgabenstellung" besteht.

    Als Kind wollte ich auf dem Akkordeon die Noten meines Opas spielen und habe es dann einfach getan. Das Ergebnis war, dass ich relativ schnell gut Noten lesen konnte.

    Irgenwann steckte meine Lehrerin mich in Akkordeonorchester. Da wollte ich mithalten können.

    Dann gab ich in der Abi-Zeit selber Akkordeonunterricht und überlegte, wie meine Schülerinnen effizient lernen.

    Irgendwann kam die erste Rockband (Keyboards) in der Schule. Wie spielt der Organist den geilen Riff?

    Dann kam das Saxofon mit Unterricht. 3 Monate später hatte ich die erste Band, wo ich Keys und Sax spielte.

    2 Jahre später in die neugegründete Uni-Bigband gerutscht...

    Was ich meine: Ich habe immer daran gearbeitet (geübt?), dass ich mitkam. Über Fortschritte habe ich im Prinzip eher wenig nachgedacht.

    Es war und ist eher die Neugier, die mich veranlasst, immer wieder auf neue Projekte einzulassen. Das Erlernen von Fähigkeiten erfolgte eher automatisch.

    Dies ist heute bei mir weiterhin so.
     
    djings, Blasebalg, Rick und 7 anderen gefällt das.
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Also ich fokussiere beim Üben immer auf einen Schwerpunkt, eine Baustelle, die mir wichtig ist.

    Vor einigen Monaten waren es Skalen und Akkordbrechungen. Ziel alle Skalen des Quintenzirkels in Dur und Moll nebst Akkordtöne drauf schaffen. Jetzt ist es nicht mehr Fokus, aber ich spiele während der Übeeinheit immer min. eine Skala...

    Dann fokussierte ich mich auf Verbesserung der Impro. Ziel den Changes zu folgen. Übungsschwerpunkt mit allem drum und dran. Jetzt sehe ich zu das ich das bei möglichst vielen Stücken einsetze.

    Aktuell habe ich Tonbildung, und -stabilität, stabilere Intonation. Also darauf den Fokus. Mundstück- und Obertonübungen, Longtones zu Drones.....

    Als nächstes stehen Licks an, dann werden die Übungen zum Ton wieder zurückgefahren, aber sie bleiben natürlich Bestandteil in der Überoutine.

    Und das Geübte bei den Stücken einsetzen....

    CzG

    Dreas
     
  20. flipbauer

    flipbauer Kann einfach nicht wegbleiben

    Was Dreas sagt finde ich schon ganz gut.Wichtig scheint mir allerdings, dass man sich von dem Gedanken lösen muss:das was ich gerade übe, ist das nächste was ich kann.Ich meine, manchmal übt man Improkram und merkt plötzlich, dass der Ton sich verbessert hat (aber die Impro -noch- nicht).Oder man übt Geläufigkeit und öffnet dadurch ungewollt und zufällig eine Tür zur besseren Improvisation etc..Was ich sagen will: das was man übt und das eigene Besserwerden haben nicht sofort, unbedingt und zwingend miteinander zu tun. Der Mensch ist eben keine einstellbare und programierbare Maschine-leider bzw. Gott sei Dank .
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.Dezember.2015
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