Unterlippe nach vorne ODER über die Zähne ?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von DirkThomsen, 27.Januar.2012.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das sehe ich auch so. Wie oft habe ich schon unsinnige Bemerkungen über Charlie Parker, Sonny Stitt und zig andere Spieler gehört. Geschmäcker sind unterschiedlich und das ist gut so. Technisch und musikalisch ist das was Potter abliefert grosses Kino und beeindruckend, vor der Leistung und den Fähigkeiten sollte man auch Respekt haben, es muss einem aber musikalisch nicht liegen. Genauso wie manch einem Ben Websters Sound nicht liegt oder Parker's Spiel oder das was Jemand wie Brötzmann macht (was mir z.B. nicht liegt). Man sollte aber immer sehr genau unterscheiden zwischen seinem Geschmack und das was musikalisch geleistet wird. Und wie so oft ist es auch eine Frage der Auseinandersetzung mit einem Stil, einer Spielart und dem Instrument und wo man sich gerade zu welchem Zeitpunkt befindet.
    Ich höre extrem gerne sehr viel altes Zeuf und höre trotzdem gerne auch neue Sachen, die moderner sind und habe da wie jeder andere auch meine Präferenzen.

    LG Saxhornet
     
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  2. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Eine weitere Empfehlung für den Einstieg ist das Album "Follow the Red line" besonders das Stück Pop Tune#1... Das ist der Hammer! Ich höre es gerade und könnte vor Freude aus dem Fenster hüpfen. Es erinnert mich an die Zeit, als ich noch in Marbella gewohnt habe und diesen Tune immer morgens im Auto zur Klinik gehört habe... Das ganze Album ist einfach nur megaaaa, sehr rockig. Auch das ist Chris Potter.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 26.Dezember.2015
  3. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Also wenn ich mir das "Just one of those things" anhöre, gefällt es mir auch nicht!
    Das Solo ist mörderisch gut. Potter spielt hier dermassen virtuos und technisch brilliant - aber wenn man das Stück im Kontext anhört, erschlägt er mit seinem Solo völlig den Charakter der Nummer.
    Also technisch brilliant, aber empathisch völlig die Null!

    Aber sein Underground Zeug ist genial!
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hab' ich mir grad auf "Spotify" angehört.....gut zum Anfang hat's mir gefallen, besonders die Gitarre :p, aber ab ca. 8.00 Minuten wird's für mich nur schwer erträglich.....:eek:

    CzG

    Dreas
     
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  5. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    Ich finde potter gut, weil er besser groovt als die meisten seiner kollegen, die melodisch interessantes zeug spielen,
    Und weil er interessanteres zeug spielt, als die meisten anderen funk spieler.
    In dieser kombination wird da die luft dünn.

    Gruss
    Zwar
     
  6. Mugger

    Mugger Guest

    Vielleicht ist es einfach nur gut, einmal ein wenig über den Tellerrand des eigenen Geschmackes zu blicken, sich etwas länger als eine halbe Minute anzuhören, schon um sich selbst am Instrument weiterzubringen. Ich würde mir beispielsweise nie stundenlang Webster reinziehen, aber ein bisschen Beschäftigung hat mir schon wieder Input für mein Spiel gegeben.
    Vielleicht gefällt mir an Potter aber auch nur, dass er ein noch wilderer Über ist als ich. Von wegen Talent und so.

    Noch ein kleines Popsolo, ja, auch Steely Dan kann einem gefallen oder auch nicht.

    Steely Dan West of Hollywood - Solo Potter


    Cheers, Guenne
     
  7. Nilo

    Nilo Guest

    Ich reihe mich gerne ein in die Potter-Bewunderer. Ich habe ihn vor zwei, drei Jahren live in Frankreich erlebt, er spielte die meisten Stücke aus der CD "The Sirens" (ECM). Diese CD wäre übrigens auch mein Tip für Potter-Einsteiger, weil er hier auch langsame, sehr poetische Stücke spielt (z.B. das 4. Stück "The Sirens" - erst Bassklarinette, dann Tenor-Sax). Leider habe ich ich bei Youtube keine Aufnahmen gefunden. Aber sehr empfehlenswert.
    Grüße
     
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  8. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    HaHa, dabei geht es doch da erst richtig los. Und wie sieht es mit Joshua Redman aus? Geht der schon, oder auch noch nicht?
     
  9. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Stimmt. Kennst du Troy Roberts? Auch nicht ganz verkehrt...
     
  10. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem

    hi@all,

    als ich vor etwas mehr als zwei jahren angefangen habe saxophon zu spielen, hätte man mich mit brecker & potter jagen können.
    beide hätte ich nach spätestens 3 sekunden ausgemacht. ich konnte es einfach nicht hören......da fand ich eher candy dulfer besser :shamefullyembarrased:
    aber gottseidank haben sich meine hörgewohnheiten drastisch geändert.

    nun finde ich potter und brecker (um bei den "beispielen" hier im thread zu bleiben) absolut großartig.
    für mich ist das schon mehr als nur "beschallung". für mich ist es kunst.
    es ist halt nicht so "bequem" anzuhören wie manch andere saxophonisten, die morgens nebenbei zum frühstück laufen und zu deren musik man die butter im swing rhythmus auf's brötchen streicht.
    (diese musik mag ich übrigens auch gerne).

    bei der neuen joshua redman and the bad plus dreht er auch ab....:cool:;) aber sehr "erträglich"



    liebe grüße
    annette
     
  11. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Don't feed the trolls.....
     
    Zuletzt bearbeitet: 26.Dezember.2015
  12. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Mr Potter ist gewiss brillant und er wird es verschmerzen, wenn ich für seine Musik zu dumm bin :)
    Brillant ,aber die Musik spricht mich irgendwie nicht über einen längeren Zeitraum an.
    Wie erklären?
    Vielleicht versucht ihr euch bei der nächsten Urlaublektüre mal mit: >Zahnerkrankungen der Nager und Lagomorphen und ihre Behandlung<. Kann durchaus fesselnd sein. In diesem Sinne
    LG quax
    Und überhaupt gibt es keine schlechte Musik. Punkt.
     
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich finde es gut, ein Kunstwerk zu kritisieren. Dabei geht es weniger darum, ob ein Musiker gut oder schlecht ist. Es geht auch nicht darum, auf welchem Niveau jemand spielt oder ob er auf anderen Aufnahmen besser spielt.
    Das Kriterium, ob man das selbst so spielen könnte, spielt bei einem Kunstwerk, und da zähle ich Musik dazu, keine Rolle.

    Dann sollte man Urteile, die dem eigenen Geschmack geschuldet sind, abziehen. All das muss man ein wenig trennen. Je besser man das kann, desto allgemeingültiger die Kritik. Wenn man Musik kritisieren will, ob positiv oder negativ, dann muss man sie zu allererst verstehen.

    All die großen Namen des Jazz stehen in Punkto Technik auf sehr hohem Niveau, keine Frage. Dennoch gibt es Sternstunden und eben andere bei allen Musikern. Die Kritik an einer Aufnahme bezieht sich nicht auf das gesamte Können eines Künstlers, ist durchaus statthaft und von mir aus durchaus erwünscht.

    Kein Künstler sollte vor aller Kritik gefeit sein, nur weil er einen großen Namen hat. Man darf das durchaus angreifen. Das wird auch jeder noch so große Künstler zulassen.
     
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  14. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Nee, das war erst gemeint. Ich mache mich ganz und gar nicht lustig. Aber ich merke es doch bei Schülern, wie sich sowohl eigenes Spiel als auch Musikgeschmack ändert.
    Ich konnte früher mit Charlie Parker beispielsweise so rein gar nichts anfangen...
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Hallo Claus!

    Mit 20 hätte ich vielleicht auf so eine Aussage mit missionarischem Eifer reagiert, doch inzwischen kann ich nachvollziehen, was Du meinst.
    In jungen Jahren war ich von diesem "schneller, virtuoser, abgefahrener" fasziniert, da habe ich mir für so etwas die Finger wund geübt, daran gearbeitet, jeden Trick von Michael Brecker zu lernen - und habe SELBSTVERSTÄNDLICH erwartet, dass der Rest der Welt diesen Eifer begeistert honorieren würde.
    Hat er aber nicht. :-(

    Ganz abgesehen davon, dass ich natürlich nie die Meisterschaft der großen Virtuosen erreicht habe, war der Zusammenprall meiner Vorstellungen mit der Realität des Musik Business sehr ernüchternd. Da hat keiner gesagt "Spiel' wie Brecker", sondern ich hörte deutlich öfter "Mach' mal auf Stan Getz/Grover Washington/Kenny G. :confused:

    Und als ich dann als fester Saxer der Europa-Band einer US-Blues-Sängerin vom Management die deutliche Ansage bekam "No double time runs!", geriet ich endgültig ins Nachdenken.
    Und habe mich darauf besonnen, was denn eigentlich in der Musik wirklich zählt: Sport, Wettkampf, Technik oder eher Ausdruck, schlichte Schönheit?

    Dizzy Gillespie hat das ja mal mit einem schönen Albumtitel in den 1950ern wundervoll auf den Punkt gebracht: "For Musicians Only" - Musik, die eigentlich nur Musikerkollegen zu schätzen wissen, das "normale" Publikum steht bloß noch kopfschüttelnd daneben und fragt sich, was das denn soll. :-D

    Ich habe inzwischen diese ganzen "abgefahrenen" Zeiten hinter mir, brauche das nicht mehr. Manchmal finde ich es schade, dass es aus meinen "sportlichsten" Phasen Anfang der 1990er keine vernünftigen Aufnahmen gibt, womit ich dann allen, die es interessiert, zeigen könnte, wie nahe ich mal dem Brecker gekommen wäre, wenn ich so weitergemacht hätte, doch andererseits ist das ja auch irgendwie egal. :cool:

    Es ist für mich schön, Musik zu machen, die die Leute entspannt und erfreut, in einer angenehmen, gepflegten Atmosphäre, ich brauche keine ehrfürchtigen Blicke und bewundernden Schulterklopfer mehr.
    Und ich höre auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr die ganzen verrückten Sachen, wahrscheinlich ist mir deshalb auch die Musik von Chris Potter schlicht entgangen.

    Heute verstehe ich beide Seiten - doch privat begeistert mich eher eine bluesige Ballade, also ruhige Musik, die ICH vor 30 Jahren nach wenigen Sekunden gelangweilt abgeschaltet hätte.
    So ändern sich die Zeiten. ;)


    Schönen Gruß
    Rick
     
  16. Marko74

    Marko74 Ist fast schon zuhause hier

    Bezüglich Potter: Fünf Kannen Kaffee hätten da bei mir wahrscheinlich den gleichen Effekt.
     
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ja, ne schon klar, ich bin "Troll", weil ich Potter nicht mag....:lol:

    Was mich an solchen Diskussionen stört, das man von einigen als "armer Wicht, der ihn halt nur noch nicht verstanden hat" abgestempelt wird.

    Ich empfinde eine solche Haltung als borniert und arrogant.... "Der ist zu doof die Genialität von Potter zu erkennen....soll er doch dumm sterben....wir WISSEN es besser"

    Ich habe mich schon in den 80igern intensiv mit Jazz beschäftigt, meinen Muiskgeschmack entwickelt....der hat sich sicher die letzten Jahrzehnte auch weiter entwickelt..

    Aber bis heute mag ich Musik von Potter, Brecker und Co. nicht....Punkt!

    Sehr wohl erkenne ich ihr Können, und weiß auch was sie leisten, was sie tun.....und ich kann auch von ihnen lernen...

    Aber mir gefällt ihre Musik nicht.....das wird sich auch nicht ändern....


    CzG

    Dreas
     
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  18. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

    Mein neuer Sax-Lehrer sagte mir vor ein paar Wochen: Es gibt Musik-Musik und Musiker-Musik.
    Da hat er leider Recht. Musiker rümpfen gern mal die Nase wenn Musik zu "schön" ist. Wenn Musik eingängig und verständlich ist kann sie nicht hochwertig sein. Kritiker haben Jan Garbarek nach "Twelve Moons" als Folk-Musiker bezeichnet.... :-?
    Hauptsache komplex, unverständlich und virtuos. Kotz.
    Potter mag ja einer der geilsten sein, aber MUSIKALISCH kommt er da nicht mit:


    Just my 2 ct.
     
    Zuletzt bearbeitet: 27.Dezember.2015
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  19. RomBl

    RomBl Guest

    Doldinger ist neben den Gruppen Aera und Weather Report das Einzige, was ich jazzmäßig in meiner Jugend (und weiterhin auch Zeit meines Lebens) gehört habe. Von Doldinger habe ich ca. 30 Schallplatten rumstehen ... und die Ataraxia ist für mich eine der besten.

    Danke für den Link .... :)
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Nö, damit kommste bei mir nicht mit durch. Musikalisch sagt nichts aus. Dann doch lieber deine Emotionen, deine persönliche Verbundenheit. Und dann reden wir über Musikgeschmack. Deinen. Nicht über Musikalität, von der ich nicht weiß, was sie sein soll.

    Mich persönlich macht Doldinger überhaupt nicht an. Ich hörte ihn 1975 zum ersten mal live in der neu eröffneten Sparkasse Leverkusen und fand schon seine Brille unerträglich. Meine war ganz ähnlich, ja, vielleicht deshalb (-;

    Ja, es gibt Künstlerkunst und ich bin froh darum, denn das bedeutet Entwicklung, Spannung, gesellschaftliche Auseinandersetzung. Die Tube von oben ist für mich eher Wellnessmusik.

    Aber Musik kann die verschiedensten Funktionen haben. Das ist alles OK.
     
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