Voicing

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von MrWoohoo, 4.Januar.2017.

  1. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen und Prosit '17!

    Es ist mir ein Bedürfnis, für alle, die ein ähnliches Anliegen haben, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, was das Thema Voicing betrifft.

    Ausgangspunkt war für mich das Wissen um die Wichtigkeit, Voicing anzuwenden, und gleichzeitig keinerlei Informationen zu haben, was das tatsächlich IST - was man tun muß und wie es funktioniert. Hier und dort ein Fetzchen einer Andeutung war mir zu wenig.

    Zu Weihnachten habe ich etwas mehr Zeit für Recherchen und da stieß ich auf folgendes Video, das ein veritabler Augenöffner ist:
    Voicing Basics | Improving your saxophone sound


    Der Vortragende verweist in seinem Video auf dieses (Kopf im Querschnitt beim Blechblasen):
    (MRI) Chamber Music with Sarah Willis


    und im Anschluß dann:
    What Is Saxophone Voicing, And Why Do You Need To Mastery It?


    Im Prinzip geht es darum, sich selbst zu beobachten - wenn man davon ausgeht, daß Sprechen, Singen, Summen, Pfeifen und Saxeln sehr ähnlich ablaufen, nämlich daß die Luft aus den Lungen durch die Kehle und durch die Mundhöhle zwischen den Lippen nach draußen gedrückt wird. Der Luftstrom wird durch alle diese Teile beeinflußt. Der Hals selbst sollte, wie wir wissen, keinen Einfluß nehmen und immer spannungsfrei sein, damit ein maximaler Durchmesser erreicht wird und die Luft ungehindert durch kann. Wie ist nun aber die Position von Zunge und Kehlkopf, wenn man einen hohen Ton (sprich: i), einen mittleren Ton (sprich: u) oder einen tiefen Ton (sprich: a) erzeugt?

    Für das bessere Verständnis kann man die Zunge zwischen den Zähnen sanft einklemmen und dann versuchen, "a" bzw "i" zu sagen. Dabei ist die Positionsänderung sehr deutlich zu spüren. Greift man sich mit den Fingern rechts und links seitlich an den Hals, so fühlt man auch, wie der Kehlkopf tanzt.

    Grob gesagt muß man diese Erkenntnisse "nur" auf das Saxophonspiel übertragen, indem die Zungen- und Kehlkopfpositionen laufend an den zu spielenden Ton angepaßt werden.
    Hohe Töne => "i" - Position machen
    Mittlere Töne => "u" - Position machen
    Tiefe Töne => "a" - Position machen

    Das ist nur eine sehr grobe Beschreibung, sollte aber als Starthilfe genügen ;-)

    Eine Warnung zum Schluß: niemals darf ein Ton mittels der Stimmbänder ERZEUGT werden (wie beim Sprechen, Singen, Summen)! Das belastet zu sehr und kann zu Verletzungen führen. Immer darauf achten, daß lediglich die Luft ins Instrument gedrückt/geblasen wird, ohne dabei selbst mitzusingen! Mit Ausnahme natürlich von Growling und derartigen Spezialeffekten ;-)

    Mein Spiel hat schon nach ein paar Stunden Training gewonnen und ich blase nun meine Problemtöne g und B und Bb mit viel mehr Selbstvertrauen, weil sie wesentlich besser funktionieren.

    Ich hoffe, daß es diejenigen von Euch auch weiterbringt, die Voicing ebenfalls noch nicht so gut kannten! Und ich ersuche alle Connaisseurs, das Thema konstruktiv zu erweitern.

    Keep swingin'
     
  2. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Die Vokale haben nicht unbedingt etwas mit der Tonhöhe zu tun.
    Ich kann einen tiefen Ton auf "eeh" spielen, einen hohen auf "ah"
    Die Position des mittleren Teiles der Zunge und welchen Vokal man "draufsetzt" wird leider immer durcheinandergewürfelt. In der Tat wird die Geschichte manchmal zum Boomerang, wenn der Kiefer fest wird, weil "iih" mit festem Kiefer ausgeführt wird, wo eben dann die gewünschte Flexibilität des Unterkiefers, die Voraussetzung für effektives Voicing ist, völlig flöten geht.

    Grüßle
     
  3. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Danke für's Licht :)

    Bisher hier oft gelesen, aber keinerlei Ahnung der Vorgehensweiseo_O

    LG Wuffy
     
  4. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Warte nur, in 2 Jahren haben wir Dich so weit, dass es Dir geht wie dem Tausendfüßler, der über seine eigenen Haxen stolpert.
     
  5. saxhornet

    saxhornet Experte

    Der Hals ist durchaus beteiligt, gerade bei erfahrenen Spielern passiert hier mehr. Der Kehlkopf gehört auch zum Hals.

    Zunge und Kehlkopf sollte man immer getrennt betrachten, unterschiedliche Parameter mit unterschiedlichen Effekten.

    Als mittlere Position würde ich "u" nicht bezeichnen, das ist eher eine tiefere Position.

    Der Saxophonton lässt sich mit den Stimmbändern nicht erzeugen.
     
  6. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Übrigens hat meiner Lehrer das Gescheiteste zu dem Thema in einer unserer letzten Lessons gesagt (und ich hab tonnenweise Material und mich Jahrzehnte damit beschäftigt).
    Nämlich das, was in dem MRT deutlich rauskommt:

    "You have to understand that it's dynamic, not static..."

    Man sollte es üben und immer wieder üben, aber es ergibt keinen Sinn eine "Position" für irgendwas zu suchen.
     
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  7. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

    Danke für die Inputs!

    a) gibt es dazu Beispiele oder genauere Erklärungen, wie der Hals miteinbezogen wird?
    Gemeint war: es gibt Muskeln, die den Kehlkopf bedienen und solche, die es nicht tun, aber dennoch den Hals/dessen Stellung beeinflussen. Letztere möglichst nicht anspannen und Stimmbänder locker lassen.
    b) ganz genau
    c) was würdest Du stattdessen nehmen?
    d) In diesem Fall war alles gemeint, wodurch Töne ohne Sax erzeugt werden - siehe die Klammer ;-)
     
  8. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

    Bin Deiner Meinung, aber ein paar Anhaltspunkte, wo die Reise losgeht, haben mir immer gefehlt. Daraus folgt ja nicht automatisch, daß ich es im Hirn betoniere und nix mehr ändere ;-)
    Alles fließt ...
     
  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wieso?
    Dann wirst Du keinen anständigen Ton rausbringen. Jeder Ton am Saxophon hat eine Entsprechung in der Stimme. Je genauer Du triffst, desto besser. Darum geht es ja bei dem ganzen Thema.
     
  10. Peter1962

    Peter1962 Ist fast schon zuhause hier

    Ich kann kein Englisch, darum muss ich eher vorsichtig sein.

    Da im mittlerem Video ein Horn die Hauptrolle spielt, möchte ich sagen, dass bei Blechblasinstrumenten nicht die Tonhöhe pro Ton, sondern das erreichen von hohen Tönen durch die Nutzung
    der Vokale beeinflusst wird. Wer daran glaubt, macht nur zu dem Zweck der Automatisierung verschiedenste Übungen. Das geht soweit,
    dass Frau/Mann vor dem geöffneten Mund einen Taschenspiegel hält und AEIs übt.

    das empfinde ich beim Saxen anders.

    LG Peter
     
  11. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Ich weiß nicht so recht ob das hier rein passt, aber ich habe einen/den Silencer und in dem beigefügten Video, wir genau das erklärt. Mittels des Mundstücks unterschiedliche Töne nur mit dem Kehlkopf und der Zungenstellung zu erzeugen. Am Anfang ist es ganz schön schwer nur zwei unterschiedliche Töne zu erzeugen. Mittlerweile kann ich durchaus 4 bis 5 Töne auf dem Silencer erzeugen oder einfache Volks- und Kinderlieder spielen. Zumindest wir erkannt, was ich auf dem Mundstück spiele.

    LG
    Paedda
     
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  12. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    ich habe früher den Begriff "voicing" nicht nur nicht verstanden, sondern auch abgelehnt, aber er gehört ja inzwischen zum Allgemeingut, und immer häufiger trifft man auf so gut gemeinte wie wenig hilfreiche Ratschläge, dass man nur richtig voicen müsse ... So wie lange Zeit die "Stütze" das Allheilmittel schlechthin war, wenn irgendwelche Töne nicht funktionieren.

    In der berühmt berüchtigten Mundstücksübung gibt es 3 Möglichkeiten, die Tonhöhe zu verändern:
    - Blatt locker lassen
    - vornehmlich mit der Zunge durch Vokalisierung (o-a-e-i)
    - mit dem Hals durch die Vorstellung, dass man einen Vokal höher oder tiefer singt

    Ist man damit vertraut und darin geübt hat man m.E. das muskuläre Rüstzeug für alle möglichen "voicings" am Saxophon und kann ausprobieren.

    Meine gegenwärtige Einschätzung ist, dass man vor allem mit dem Hals (Resonanraum) im Zusammenhang mit dem Fokus des Luftstromes dafür sorgt, dass die Töne (hoch, tief, Altissimo) ansprechen, und durch Vokalisierung vor allem die Klangcharakteristik beeinflussen kann. Aber vermutlich ist auch das schon eine viel zu künstliche Trennung von Parametern, die tatsächlich immer alle zugleich wirken und sich einer analytischen Herangehensweis vortrefflich entziehen.

    Gruß,
    Otfried
     
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  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Den Begriff verwendet Rob Buckland (dessen Buch ich Euch guten Gewissens als Ergänzung Eures Unterrichtes empfehlen kann) auch...




    Das erklärt natürlich auch, warum Leute gut klingen, die davon keine Ahnung haben. Sind meistens die, die keine natürliche Aversion gegen Singen haben :)
    Jeder voiced, vom ersten Ton an. Die Frage ist, wie effizient.
     
  14. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Hmm....... ich habe mir noch nie überlegt, ob und wenn ja wie ich bestimmte Halsmuskeln an- oder entspanne oder ob und wie ich den Kehlkopf in eine bestimmte Stellung bringe. ---- Mache ich beim "voicen" meiner Stimme auch nicht......
    Ich wüsst' gar nicht, wie ich die ansteuern sollte.............

    OK. Dann lasse ich das SAXen und wende mich denn dann doch wieder dem Klavier zu. Da weiß ich, wie dich die Fingermuskeln gezielt an- und entspanne.....

    Cheerio
    tmb
     
  15. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

    Als Hals verstehe ich jetzt (nicht sehr medizinisch) den Schlauch zwischen Rachen und Schlüsselbein. Da drin sitzt der Kehlkopf. Wenn ich mich beim Sprechen/Summen etc. beobachte, dann ist der KK beteiligt, aber alles andere nicht.
    Alles andere = zB beim Kopf drehen, Wackeln, Nicken und so

    Im Endeffekt gings mir nur um eine Starthilfe, um einen Beginn zu finden, von dem ausgehend man sich weiter entwickelt. Wie bei allem gibt bestimmt es da pro Saxler einen eigenen Weg. Man lernt zB Gehen oder Radfahren mit Anleitung und Hilfestellung und landet irgendwann bei einem individuellen Stil.

    PS: Du kannst beinahe jeden Muskel im Körper ansteuern, wenn Du Dich drauf konzentrierst - aber sooo superyogastisch wollte ich das gar nicht verstanden wissen ;-)
     
    47tmb gefällt das.
  16. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wie gesagt: Kein Ton ohne Voicing. Geht nicht. Sonst bläst Du nur Luft in's Saxophon.
     
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  17. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Könnte ich es für mich einfach so zusammenfassen, dass es sinnvoll ist, zu versuchen den Ton zu singen? (Ja, nee, stimmlos gewissermaßen. Kein Growling)
     
  18. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Nicht den Ton den Du spielst, sondern den passenden (was im Fall variabel ist). Ja.
     
  19. murofnohp

    murofnohp Ist fast schon zuhause hier

    "Natürlicherweise" bin ich - Mundstück weit drauf, auf tiefe Töne gestimmt - oben rum zu hoch.
    Um das auszugleichen und auch oben richtig zu intonieren, muss ich den Hals/Rachen weit machen. (Klappt bei beo mir bei spez. Übungen, (noch) nicht beim Spielen).
    Wenn ich dazu nun einen hohen Ton "voicen" soll ("iih") scheint mir das organisch nicht möglich
    Grüße
    Hansderdasnichtversteht
     
  20. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Interessanter Thread, danke.

    Ja, so ähnlich geht es mir auch. Ich finde den Körperabschnitt zwischen Zwerchfell und Lippen, was das Saxophonspiel angeht unglaublich wichtig, und spannend.

    Ich empfinde es momentan so, dass das Gefühl dafür, wo der Ton "in mir" entsteht, weiter nach oben wandert, je höher der Ton ist.
     
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