Ich möchte den Thread "Üben mit Drones" nicht unnötig verlängern und starte deshalb einen neuen zum Thema Intonation. Gute Intonation ist ein ständiges Bemühen und Hinhören, Was viele nicht wissen: sowas wie "reine Intonation" gibt es nur in der Theorie und nur zwischen zwei Tönen. Ein rein klingender Dur-Dreiklang zum Beispiel ist nicht mal theoretisch möglich. Warum das so ist? Eine reine Dur-Terz plus eine reine Moll-Terz oben drauf ergibt eben keine reine Quinte. Mathematisch Interessierte können das gerne nachrechnen. Das heisst, auch theoretisch wären immer nur zwei der drei Intervalle in einem Dur-Dreiklang rein.
deswegen spielen wir ja auch wohltgemperiert. ausser wir spelen Klassik,da kann das unter umstnden anders aussehen,ist a mit dem sax oder mit Gsang möglich sich anzupassen
Natürlich nicht, das will ich ja sagen, es geht ja gar nicht. Insofern kommt bei mir viel Gerede über Intonation etwas seltsam an. Eine Terz auf einem Klavier zum Beispiel weicht 14 oder 16 Cent von der reinen Stimmung ab - und das stört kaum jemanden, am wenigsten die Pianisten.
Die wohltemperierte Stimmung ist heute auch nicht mehr üblich, sondern die gleichschwebende Stimmung, aber die hast du bestimmt gemeint ? An meinem Klavinova gibt es eine Taste, da kann man andere, ältere Stimmungen hören bzw spielen. Auch reine Intervalle , klingt sehr schön
Intonation ist immer relativ - es soll eben zueinander passen. Mir ist schon früh in meinem Musikerleben aufgefallen, dass ich mit dem Sax zu einem (gut gestimmten) Klavier etwas anders intonieren muss als zu einem (gleichschwebend gestimmten) Keyboard oder gar einer Gitarre. Deshalb brauche ich auch Saxe, die mir das ermöglichen und die nicht quasi "eingebaut" gleichschwebend "einrasten". Und ganz kleine "Unstimmigkeiten" können sogar einen gewissen Reiz ausüben, denn das computermäßig digital hundertprozentige Intonieren klingt für mich persönlich langweilig und etwas kalt. Schöne Grüße, Rick
Ich denk mal, wenn wir hier über "Intonation" reden/schreiben, ist immer das hören zu einem Vergleichston gemeint. Das kann ein anderes SAX, das Klavier, der/die Sänger/in, das Playback, die Drones sein. Und ein "gut intonierendes" SAX ist eines, das mir da das Leben der Anpassung(!) leichter macht. Und "Intonieren üben" ist immer(!) "Hören üben" ! Cheerio tmb
ach wie schön war mein Leben als 'Bediener' eines Tasteninstruments...da war halt C gleich C, egal was der Mechaniker da eingestellt hatte. Die Schwierigkeiten beganne für mich erst, als ich mich für das schicke Tenorsax entschied, weil es ja so cool ausschaut...
Verstehe ich nicht. Reine große Terz: 4/5, reine kleine Terz: 5/6 4/5 mal 5/6 ergibt genau 2/3, und das ist die reine Quinte. Jedes Intervall der Obertonreihe kommt in der nächsthöheren Oktave als "Summe" zweier anderer exakt noch einmal vor. Nur dass die (vom Ohr so aufgefasste) "Summe" mathematisch gesehen ein Produkt ist.
Möglich, dass ich da ein falsches Beispiel genommen habe, sorry. Ist schon lange her, dass ich mich damit mal näher befasst habe. Soviel ich mich erinnere, driftet eine Serie reiner Intervalle sehr schnell von der reinen Stimmung bezogen auf den Ausgangston weg. Drei Dur-Terzen übereinander ergeben keine reine Oktave, und vier Moll-Terzen ebenso wenig, usw.. Ich wollte vor allem darauf hinweisen, dass gute Intonation stets ein Kompromiss ist.
Klar, dann schlägt das pythagoreische Komma zu. Ab einem gewissen Komplexitätsgrad der Musik ist eine physikalisch reine Stimmung illusorisch. Mir gefällt aber die Tatsache, dass der Durdreiklang an sich ein reines Naturphänomen ist.
Mich stört das schon, manchmal sogar sehr. Durch viele Obertonübungen ist mein Gehör auf reine Intervalle fokussiert, ich höre sie immer mit. Am schlimmsten sind Dur Akkorde auf der Gitarre, die klingen oft grauenhaft. Bei vielen Akkorden bildet eine“leere“ Saite die Durterz.Wenn die Gitarre richtig gestimmt ist und ich greife zb einen G Akkord oder C, dann liegen die Grundtöne auf einer Saite im zb dritten Bund.Wird die Saite also runtergedrückt, wird sie etwas straffer und somit höher, was den Frequenz Abstand zur leeren Durterz verkleinert und den Grundton erhöht.Die natürliche reine Durterz auf dem Grundton, schwingt also auch höher und klingt unrein zur“leeren“ Terz. Ich verwende meist eigene Griffe um das zu vermeiden.Bei Moll Akkorden stört es mich nicht so
Ich hab mich vor einigen Wochen auch wieder einmal theoretisch mit dem Thema Intonation auseinanderesetzt (praktisch gebe ich mein bestes) und bin im Zuge der Recherchen natürlich auch bei den Stimmsystemen gelandet. Zwei Videos sind mir lebhaft in Erinnerung geblieben. Hier ein Beispiel zur Intonation bei Streichern, Pythagoreische und Reine Stimmung. Dieses Video zeigt unter anderem recht anschaulich, warum sich reine Stimmung bei polyphoner Musik einfach nicht ausgehen kann.
Ja, es gibt "flexible Möglichkeiten der Wahrnehmung" Finde ich nicht so wirklich "wohlklingend". Liegt sicher an meinen Hörgewohnheiten. Eddie repräsentiert eben ein anderes Feld von Möglichkeiten .
Nein, also ich jedenfalls spiele weder Klassik noch "wohltgemperiert" Eine bluesorientierte Intonation dürfte sich von beidem deutlich unterscheiden. (Wie bei Eddie Harris ganz deutlich zu hören ist). Ich denke in Jazz, Rock und bestimmt zum Teil auch im Pop gehört eine bluesige Intonation zu unseren Hörgewohnheiten. Und es gibt noch viele andere Musikrichtungen mit eigenen Skalen, die weder wohltemperiert noch gleichschwebend sind. Unser Bassist nimmt, wenn er am E-Piano sitzt, gerne die Werckmeister Stimmung https://de.wikipedia.org/wiki/Werckmeister-Stimmung ..... nicht unbedingt topmodern aber es klingt für Jazz der 60er und 70er sehr gut. keep swingin´ Saxax