Physis beim Saxophon spielen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Otfried, 24.Juli.2019.

  1. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Im Thread über den Blaswiderstand wurde die Physis beim Saxophonspiel unterschiedlich diskutiert, und mich würde mal interessieren, wie Ihr das so seht. Ich hab mal die bisherige Diskussion hier kopiert, und bin mal gespannt.

    Gruß,
    Otfried



     
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  2. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Ich weiss nicht, ob das Deine Frage trifft. Aber vor fast 5 Jahren habe ich u.a. deshalb angefangen Saxophon zu spielen, weil meine Hauärztin bedenklich mit dem Kopf wackelte und meinte, meine Lungenfunktion sei mal besser gewesen. Bevor ich in ein Plastikkästchen blasen würde, wollte ich lieber was Sinnvollerses machen und habe mir ein Alt-Sax zugelegt. Anfangs hat mich das auch physisch ziemlich gefordert, bis ich das nötige Training hatte. Inzwischen spile ich Bari und "kämpfe" nur anfangs nach Urlaubspausen oder anders bedingten zeitlichen Unterbrechungen mit der Lunge. Ansonsten denke ich nicht mehr daran, sonderen habe Freude am Spiel und konzentriere mich darauf, schöne Töne zu produzieren. Da macht sich dann nach längerem Spiel eher die Lippenmuskulatur bemerkbar. Ein Randaspekt noch: Das Gewicht des Baris macht sich bemerkbar,wenn ich längere zeit im Stehen spiele; deshalb verwende ich als Kompromiss einen "Bügelstuhl" für wenige Euronen vom Aldi, braun gestrichen, damit er nicht so auffällt;).

    P.S.: Die Lungenfunktion ist auch wieder i.O. .
     
    Zuletzt bearbeitet: 24.Juli.2019
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  3. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich hatte bis vor Kurzem das Prinzip der Stütze und der richtigen Luftmenge noch nicht verstanden, geschweige denn verinnerlicht.
    Spielen war für mich unglaublich anstrengend, ich habe es nicht geschafft n paar Takte am Stück durchzuspielen.
    Das lag daran, dass ich wie eine Verrückte ins Horn gepustet (grosses Instrument, muss viel Luft rein) habe und ich somit schnell luftleer war.

    Inzwischen hat mein Lehrer das weitestgehend korrigiert und ich brauche nur noch 1/3 der Kraft (wenn überhaupt) als zuvor.
    Und siehe da: die Palmkeys werden zugänglich. Und das leichter als zuvor.

    Das Spielen zuvor fand ich einfach nur ätzend und anstrengend. Jetzt macht es richtig Spass.

    Mein Grundsatz ist eigentlich: ist es zu anstrengend, machst du es falsch.
     
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  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Die Frage ist ja, wie anstrengend ist zu anstrengend, bzw. wie anstrengend darf es sein ?
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Meinen Schülern sage ich auch am Anfang, dass das Saxen durchaus eine körperliche Herausforderung darstellt. Viele sind am Ende des Unterrichts schweißgebadet, und nicht nur bei den gegenwärtigen Temperaturen.
    Natürlich macht einem das mit viel Übung und Routine deutlich weniger aus, aber wenn ich beispielsweise übermüdet oder durch eine Infektion geschwächt bin, merke ich das auch wieder.
    Besonders auffällig ist es, wenn man nicht nur mit Sax, sondern auch mit anderen Instrumenten auftritt: Als Pianist habe ich schon "Bar-Geklimper" von mehreren Stunden ohne Pause ausgehalten, am Tenor freue ich mich allerdings schon mal, wenn das Set zu Ende geht.

    Zunächst kommt das Gewicht des Instruments - so ein paar Kilo über einen gewissen Zeitraum am Körper zu haben ist absolut gewöhnungsbedürftig.
    Dann das Pusten - bei sehr fordernden Auftritten, etwa im Rock'n'Roll-Genre, habe ich das schon mit Luftmatratzen-Aufblasen verglichen.
    Und das Stehen bzw. Tanzen je nach Musikstil, auch nicht zu vergessen. Gut, das Sitzen in Big-Band oder Blasorchester ist nicht so körperlich fordernd, da drohen dann eher Verspannungen in Armen, Schultern, Rücken, denn das Gewicht hat man ja trotzdem "am Hals".

    Ich würde also die körperliche Belastung nicht unterschätzen oder kleinreden!
     
  6. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Meine Spielweise zuvor war zu anstrengend, das weiss ich aber erst seitdem ich korrigiert wurde.

    Zu anstrengend wird es, wenn aufgrund der physischen Anstrengung Kapazitäten nicht nutzbar sind um komplexere Sachen zu spielen.

    So würde ich es allgemein, auf meinen bisherigen Erfahrungen beruhend, beschreiben.
     
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  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Anstrengend ist relativ.
    Es geht um den Einsatz der Mittel, und immer um Balance.
    Beispielsweise kannst Du Dir die Kraft vom Ansatz holen, oder von der Luft (ganz vereinfacht gesagt).
    Ich bevorzuge Luft, weil ich lange ohne Stress spielen kann - und auch schneller einsteigen, wenn ich mal aus irgendwelchen Gründen eine Zeitlang aussetzen muss.

    Ich hoffe Du missverstehst das nicht mit der Blockflöte. Ich rede nicht von kraftlosem Spiel, dem ich hier das Wort rede. Ganz im Gegenteil.
    Es geht um MIT dem Saxophon und seinen akustischen Tendenzen spielen und nicht GEGEN. Wie man das anlegt, das hätte ich gerne im anderen Thread besprochen. Vielleicht springt noch jemand auf.

    Cheers
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich finde, es ist ein Unterschied, ob man man mit dem Tenor eine Smoothjazznummer im Studio aufnimmt oder mit dem Sopran ohne Verstärkung auf der Freilichtbühne über eine Bigband solieren will.

    Wie will man das vergleichen?
     
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  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Leise und intensiv kann auch ganz schön fordernd sein, oder glaubst Du, das ist "leicht"? (Von der Intonation zum Cello mal abgesehen..):) Intro hab ich weggeschnitten, sorry.

     
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  10. GelöschtesMitglied725

    GelöschtesMitglied725 Guest

    Hier hatte ich es so verstanden, dass es darum geht, wie Unterschiedlich der Aufwand beim Saxspiel (Blaswiederstand etc) rein vom Instrument (+ MPC/Blatt) ist. Und zwar völlig unabhängig mal von Umgebungslautstärken, schlechten Mix, schlechte /gute Kondition etc.
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist ersten live, zweitens kein Smoothjazz und drittens ein Alto.

    Das ist Smoothjazz:

     
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  12. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Intensität und Kraftaufwand - sind das nicht zwei verschiedene Dinge?

    Sax fordert körperlich, ja, aber daranb sollte man sich mit Training eben gewöhnen, damit es einem nicht mehr schwer fällt. Dann hat man die Freiheit, zu agieren... und "mühelos" intensiv sein zu können.

    Natürlich wird man an der Grenze des eigenen Könnens immer auch körperlich gefordert sein. Aber deshalb ist es ja die Grenze.

    Zwei Vergleiche:
    Beim Singen habe ich gelernt, dass man leise (mindestens) dieselbe Spannung braucht wie laut. Aber die Spannung trainiert man ja und ist sie dann gewohnt.

    Beim (z.B. Salsa-)Tanzen merke ich, wie ich mich über die Jahre immer weniger dabei anstrenge - bei mindestens gleichem Tanzniveau. Weil der Körper schon weiß, was er zu tun hat und keine Umwege und Korrekturen mehr braucht. Die frei werdenden Kapazitäten (Physis und Psyche) kann ich natürlich dafür nutzen, "mehr" daraus zu machen.

    Aber es ist nicht nötig, dass mich die Darbietung anstrengt, damit sie "intensiv" ist.
     
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  13. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Zu der würde ich aber nicht mehr hingehen!
     
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  14. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Das liest sich allerdings ganz anders und dagegen würde ich auch nichts sagen.

    Ich meinte auch nicht, dass man sich unnötig anstrengen soll, schon gar nicht um technische Mängel auszugleichen.

    Aber für mich gehört eben ein gewisser Kraftaufwand dazu, ist für mein Spiel essenziell. Ohne das würde es mir auch keinen Spaß machen.

    Gruß,
    Otfried
     
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  15. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das ist dann eine individuelle Vorliebe... wenn ich mich anstrengen möchte, mache ich Klimmzüge...
     
  16. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich sehe das weder als Leibesertüchtigung noch sonst in irgendeiner Weise als Sport an.

    Scheint, dass ich nicht wirklich vermitteln kann, was ich meine.

    Nur halt, wenn ich den Blaswiderstand einer Blockflöte gerne hätte, dann würde ich eben Blockflöte oder vielleicht noch Melodica spielen, aber nicht Saxophon.

    Gruß,
    Otfried
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Kommt eben immer auf die Situation an - für mich ist extremes Leisespielen (Dinner-Musik im kleinen Raum) am Anstrengendsten, sowie ein growliger Rock'n Roll-Auftritt mit vollem Körpereinsatz, der kann wirklich in Sport ausarten!

    Aber so eine normale Situation, wo man lediglich "normal" spielen muss, oder gar ein Big-Band-Gig, ist für mich eher harmlos, daran bin ich gut gewöhnt. Vielleicht würde mir auch das fetzige Spiel weniger ausmachen, wenn ich es wieder öfter machen würde, aber in den letzten Jahren bin ich deutlich mehr im "gediegenen Bereich" unterwegs.

    Das kann ich nachvollziehen. Ich denke, dabei geht es um Nuancen - ein zu hartes Blatt oder ein undichtes Horn ist sicherlich anstrengender, als es sein muss, aber Melodica sowie Blöckflöte sind definitiv zu leicht. :)
     
  18. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Um den Vergleich zur Blockflöte wirklich nachvollziehen zu können sollte man sich mit dem Buch intensiv beschäftigt haben.
    Wer im Forum hat das? Würde mich interessieren. Ich weiß von zwei Spielern.
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Meiner Ansicht nach geht es bei dem Vergleich nur um das landläufige Spielen der Blöckflöte, das wahrscheinlich jeder aus seiner Kindheit kennt.
    Jungs überblasen die ja gerne, weil ihnen das kräftige Reinpusten mehr Spaß macht als das notwendige kontrollierte "Hauchen", das man eigentlich benötigt.

    Selbstverständlich kann man auch in ein Sax hauchen, es ist sogar eine sehr wichtige Übung, den Ton so nahe am Limit zu "balancieren" (und keineswegs einfach!), aber der Spaß beim Reinpusten der Blockflöten-Jungs ist wohl das, was @xcielo meint, denke ich.
     
  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    @Rick :
    Nein, es geht überhaupt nicht darum.
    Ganz im Gegenteil, wenn Du mit dem Buch arbeitest kommst Du drauf, wie oft Du Luft zurückhältst und kompensierst, anstatt "volle Kanne zu blasen".
    Aber wie gesagt: Man sollte mit dem Buch und der Methode vertraut sein.

    Cheers, Ton
     
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