Physis beim Saxophon spielen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Otfried, 24.Juli.2019.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    @Ton Scott, gib dir doch die Mühe, die Methode in 5 Sätzen zu beschreiben. Dann können wir besser drüber reden. Ich versuche ja auch, meine Gedanken zusammen zu fassen. Das ständige Verweisen auf ein Buch bringt uns hier nicht weiter.

    Ich denke, wie schon oben beschrieben, dass es Unterschiede in der Behandlung der verschiedenen Baugrößen gibt. Zwischen Bari und Sopran erlebe ich große Unterschiede, wobei entscheidend das Mundstück mit entsprechender Öffnung und das Blatt mit entsprechender Blattstärke sind. Denke ich an die Bassklarinette im überblasenen Register, muss ich die phsyikalisch ähnlichen Geräte im Hinblick auf meine Körperlichkeit doch äußerst unterschiedlich bedienen.

    @Ton Scott verfolgt ein Blaskonzept, dass, na sagen wir, ressourcenschonend im Niederenergiebereich liegt. Wenig Anstrengung, viel Ton. Wenn ich das falsch beschreibe, so verbessere er mich bitte.

    @xcielo verfolgt ein anderes Konzept: Ich empfinde sein Spiel als kraftvoll und energisch. Und das ist, völlig unabhängig von irgend einer Wertung, eine Sache der Haltung, des Charakters.

    Was ich nicht glaube, ist, dass es die eine Art und Weise gibt, mit der man Saxophon spielen sollte.
     
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  2. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich soll einen 2-bändigen Wälzer von jeweils 170 Seiten in 5 Sätzen zusammenfassen?
    Nein, sorry.
     
  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, du legst uns nahe, einen 2-bändigen Wälzer von jeweils 170 Seiten zu lesen, um mitreden zu können.
     
  4. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Nein, ich lege nichts nahe.
    Ich sage nur: Man kann dann den etwas gewagten Blockflötenvergleich und damit die Intention des Buches - das sicher nicht für jedermann ist - besser verstehen.
    John Harle ist kein Rock 'n' Roll Saxophonist, das weiß man aber eh vorher. Mich hat es aus pädagogischen Gründen interessiert, und ich hab auch viel davon profitiert, obwohl ich es immer wieder weggelegt hab.
     
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  5. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @Ton Scott
    Ich kenne den Harle nicht, und ich gebe zu, ich werde ihn auch nicht durchackern. Nicht weil ich das ablehne, sondern einfach, weil ich denke, dass meine Zeit, die ich zur Verfügung habe im Moment besser bei anderen Dingen aufgehoben ist.

    Allerdings kenne ich mich ganz gut mit der Blockflöte aus, hatte sogar mal die fixe Idee, auf einer Sopranino ein Parker Solo zu spielen.

    Und aus der Perspektive betrachte ich halt diesen Vergleich.

    Gruß,
    Otfried
     
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  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Letzten Winter hatte ich in Berlin zeitlichen Leerlauf und fand bei Dussmann ein Ansichtsexemplar vom Harle. Knapp zwei Stunden, dann war es mir peinlich, für lau zu lesen.
    „Intensiv beschäftigt“ ist das natürlich nicht und in fünf Sätze kann ich es auch nicht fassen.

    Aber ich glaube, es lohnt sich, die Diskussion auseinander zu dividieren:

    Leicht wie eine Blockflöte:
    Ich erinnere mich an einen Fred von @abraxasbabu, in dem er sinngemäß anführte, auf der Blockflöte fiele ihm alles ganz leicht, auf dem Sax aber nicht.
    Im Urlaub auf dem Smartphone finde ich den Fred nicht wieder- deshalb aus der Erinnerung: letztlich war es die ungewohnte ! Anstrengung, mehr Luftführung (also nicht „doller Pusten“), mehr Ansatz und mehr Möglichkeiten, weil eine Flockplöte eben nur 10 Löcher und keine 23 Klappen hat.
    Insofern verstehe ich @Ton Scott in seiner Referenz zu Harle als „ungewohntes internalisieren, bis es ganz leicht erscheint, dabei aber Fehlinvestionen an Kraft oder Gesundheit vermeiden“.

    Sax spielen als physisches Erleben:
    Steht für mich in keiner Weise im Widerspruch zur „Blockflöte“.
    Ich erlebe das Spielen als durchaus physisch - immerhin betreibe ich das Instrument durch meinen Atem, also das physischste und lebendigste, das ich im allgemeinen zu geben habe. Dazu kommen physische Effekte, die auf meiner mangelnden Fertigkeit beruhen: ich will es gut machen, habe aber nicht immer die (meist intellektuellen) Mittel dazu. Das fordert.

    Physische Aspekte beim Spiel:
    Das sind möglicherweise Geschmackssachen aber ich mag zum Beispiel Hörner, die per se leicht ansprechen und losschwingen. Die kann ich dann mit Mundstück und Blatt auf den für mich passenden Grad an „Arbeit“ bremsen. Andere Hörner - obwohl 100% dicht und gut - müsste ich erst mit viel Arbeit zum Schwingen bringen (Energie, die zumindest mir an anderer Stelle fehlt - vgl. oben).
    Trotzdem brauche ich einen Grad an Arbeit - geht es allzu leicht, rotze ich einfach nur Töne heraus. Wie bei einem etwas zu leichten Blatt.

    Ich hoffe, das konnte ich jetzt verständlich rüberbringen.

    LJS
     
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  7. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

  8. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Den John Harle habe ich mir auf Deinen Hinweis hin @Ton Scott vor 2 Jahren mal zugelegt, muss aber bekennen, dass ich relativ schnell als Anfänger die Flinte ins Korn geworfen habe, weil ich hoffte, auf "konventionellem" Weg meine Baustellen eher zu beseitigen, zumal dann auch der Lehrer auf "der Rille sein" muss. Aber jetzt werde ich den Harle noch mal aus dem Schrank holen und zu diesem Thema studieren. Vielelicht bin ich inzwischen so weit, dass ich davon profitiere.
     
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  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,
    @Long John Silver .
    Ich hab grad ein wenig im Blog meines Freundes Bill Plake gelesen.
    Zufällig bin ich auf die Bezeichnung "misdirected effort" gestoßen.
    Das trifft es ganz gut. Ich habe nichts gegen "Aufwand", oder "Anstrengung", wie immer man es übersetzten möchte.
    Was ich so gut wie möglich vermeiden will, ist "fehlgeleiteter" Aufwand, Energie die verpufft.

    Cheers, Ton
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Nun, dagegen ist nun wirklich Nichts einzuwenden.

    Gruß,
    Otfried
     
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  11. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Hast du denn Tipps? Ich arbeite in letzter Zeit fast nur an Ansatz und Atmung, weil ich in der Richtung unzufrieden bin. Ich weiß, dass es leicht am Thema des Threads vorbeigeht, also kannst du mir auch eine Privatnachricht schreiben.
    Generell freue ich mich natürlich über jeden, der mir Hilfe anbietet.

    Und jetzt etwas zum eigentlichen Thema:
    Ich, als ziemlicher Anfänger, empfinde das Saxophonspielen schon als körperlich anstrengend, aber nur, wenn richtig gespielt wird. Wenn ich ganz locker reindudele und nicht auf die Intonation, Dynamik, meine Stütze, meinen Ansatz etc. achte, ist es sehr leicht, klingt aber auch nicht schön. Ich habe die Vermutung, dass sich das auch nicht ändert, wenn man weiterkommt. Ich glaube, um das Maximum aus sich herauszuholen, muss man sich immer auch körperlich anstrengen, aber fortgeschrittene Spieler haben nun mal beim ganz lockeren Spielen auch noch einen schönen Klang. Da spreche ich natürlich nicht aus Erfahrung, korrigiert mich gerne.
     
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  12. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Mit allem Respekt, und ohne den auftretenden Spieler raushängen zu lassen:
    Als Anfänger kann man sich meist gar nicht vorstellen, wie laut man sehr oft, nein meistens, "gegen" eine Band spielen muss.
    Und was mich betrifft oft stundenlang auf Anschlag, Leadalto in einem Saal, wo 1000 Leute tanzen, als Verstärkung nur ein Mikro für einen eventuellen Solisten.
    Ich bin 55, und ich möchte mich am Tag danach noch bewegen können ohne einen Physio zu brauchen.
    Es bleibt anstrengend, aber wenn man aufmerksam ist, kann man die Anstrengung so verteilen, dass auch dann nix wehtut.
     
  13. djings

    djings Strebt nach Höherem

    Danke, Rick. Mir setzt es z zt auch zu.
    :)
     
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  14. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Yes, ja und ja. I love it. "Misdirected Effort" vergleichbar eines Abgasverlustes bei einer Zentralheizung. Ich bitte, diesen Vergleich zu entschuldigen, aber wenn die Düse bei der Heizung falsch eingestellt ist (z.B. zuviel Druck für zu wenig Brennmaterial), geht der Verlust in die Höhe und die Anlage arbeitet nicht effektiv.
    Für einen Profi, der sich über das ganze Jahr hinweg täglich einige Stunden mit dem Instrument beschäftigen muss, ist dieser Verlust reiner "Energieverlust", so wie bei einem Radprofi bei der Tour de France, dessen Trittfrequenz nicht mehr stimmt. So kommt er nicht gut über de Berg...
    Je mehr Feintuning erfolgt, desto effektiver geht man mit seiner persönlichen, kostbaren Energie um. So verstehe ich John Harle.
    Für einen kleinen Hobby-Saxer für mich scheint das auf den ersten Blick egal zu sein: hupen, bis ich müde bin, dann lege ich das Horn halt einfach zur Seite, schierer Luxus. Das große Aber: ich werde mich nicht weiter entwickeln, wenn ich mir diese Prozesse der effektiven Energienutzung nicht zu eigen mache.
    Deshalb finde ich es interessant und werde mich auch mal mit Harle beschäftigen. Ich bin aber sicher, dass "Achtsamkeit" beim Spielen schon der erste gewaltige Schritt ist. Wenn ich bewusst spiele oder übe, mir zuhöre und auch zuschaue, werden mir die Stellschrauben der Tongebung/Kraftaufwendung/Luftfluss etc. eher bewusst, als wenn ich einfach drauflos hupe.
     
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  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Genau das meine ich mit „Arbeit“ - ein nicht von selbst gehen, das mir erlaubt, die Töne in meinem Kopf auf dem Instrument zu formulieren.

    Simpelste Illustration: Blatt etwas zu weich, Töne sprudeln unkontrolliert heraus aber die Artikulation und Intonation wird beliebig, wenn man nicht viel Aufmerksamkeit hineinsteckt (Intellektueller waste effort). Blatt etwas zu hart, es sprudelt nicht mehr sondern muss mit viel unnötigem Aufwand „herausgepresst“ werden (physischer waste effort). Ausdruck und Artikulation leiden.

    LJS

    PS: den Reed-Fan von Harle fand ich extrem interessant. Nicht als Glaubensbekenntnis aber als Anregung, die mir geholfen hat.
     
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  16. Rick

    Rick Experte

    Da kann ich auch zustimmen - schön, wie Du das auf eine einfache Formel gebracht hast! :)
     
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  17. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich meinte nicht, dass es danach Schmerzen oder Verletzungen gäbe, sondern dass es immer noch anstrengend sei. Aber du, so als Profi, hast wohl recht. Wahrscheinlich kann man sehr viel Kraftaufwand durch intelligente Physiologie vermeiden.
     
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  18. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Stimmt.
    John Harle "verlagert" die "Anstrengung" der Stütze aus dem Körper raus.
    Er lässt Dich z.B. einen Punkt von Dir entfernt an der Wand vorstellen, wo ein elastisches Seil befestigt ist, an dem Du von verschiedenen Punkten Deines Körpers "ziehst".
    Das erzeugt mal das Gefühl, dass Stütze nicht etwas Statisches ist.
     
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  19. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Danke für das mit dem Seil übrigens, es hilft tatsächlich.
     
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  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Freut mich. Damit wir es nicht allzu sehr aus dem Zusammenhang reißen:

    "You don't have to push air forwards through the saxophone to make it work and you don't have to fill the saxophone with air - it is al ready full of air. All you need to do is activate the reed and that activates the air in the instrument.
    A reed that is too hard encourages you to blow outwards and forwards harder than is necessary and creates an inflexible sound. With a softer reed, gently pulling along the line activates the reed and the air in the instrument at the same time, making your playing more sensitive and in tune."

    I Locate a point on a wall a few metres away, around 20-30 degrees higher than
    your eye level.
    2 Imagine a length of taut elastic between that point and your embouchure.
    3 Prepare to play with the Power Start-up.
    4 Play AI by pulling the elastic line gently towards you (as in 'tug-of-war')
    imagining the length of elastic becoming tighter as you start to play. Do not
    use your tongue to start the note.
    5 Hold the note until your breath is finished.

    Note:
    This exercise should be practised many times - the elastic line needs to be made
    as real as possible, imagined to the point of 'virtual reality'. The result of the
    pulling action is that it activates the abdominal wall of muscle correctly, and
    the connection between the back of your tongue and your soft palate is firmer.
    The pressurized breath of the 'saxophone hiss' is stronger and more direct. The
    pulling action also helps draw back excess air within the mouth itself (almost
    a 'sucking backwards' effect) as the area around the reed becomes more airtight.
    This strengthens sound and intonation. To imagine 'pulling' the sound
    towards yourself also eliminates excessive breath noise when attempting clean,
    low musical entries and brings a magreal quality to crescendi and diminuendi.
    Pushing air forward through the saxophone creates instability in intonation and
    sound - it is an unwelcome use of force, whereas pulling the line towards you
    creates internal air pressure.
     
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