Überanstrengung und deren Folgen beim Saxophonspiel

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von slowjoe, 14.Oktober.2019.

  1. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Im Thread über Link - Mundstücke und deren Obertöne klang kurz an, dass Überanstrengung beim Saxophonspiel zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann.
    Ich möchte in diesem Thread Informationen darüber erhalten oder etwas zu euren Erfahrungen mit dem Thema erfahren.
    Ich fühle mich persönlich betroffen weil ich beim Spielen ohne PA oft den Eindruck habe lautstärkemässig und durchsetzungsmässig gegenüber der Band "abzusaufen", also nicht mehr in der nötigen Lautstärke gehört zu werden. Das ist ein subjektiver Eindruck der mit der Realität nicht übereinstimmt. Gespräche mit Menschen aus dem Publikum ergaben dass ich durchaus in angemessener Lautstärke rüberkomme.
    Das Gefühl zu leise zu sein löst bei mir den Reflex aus mehr "Gas" zu geben und mein Instrument mehr zu pushen. Das ist anstrengend, was ich bisher aber nicht als weiter schlimm empfunden habe. Nun kam in besagtem Thread die Aussage auf das könne eventuell gesundheitsschädlich sein.
    Gibts da aus Eurer Sicht Erfahrungen, Informationen oder Tipps?


    SlowJoe
     
  2. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Hier noch mal der Link zu dem zitierten Artikel:

    https://jazztimes.com/archives/pain-for-pleasure-injuries-in-jazz/

    Interessant finde ich eher gegen Ende des Artikels die Ausführungen zu Randy Sandke, der aufgrund der Verletzung ("herniated larynx") 10 Jahre nicht Trompete spielen konnte, und seinem früheren Bandkollegen Michael Brecker:

    Trumpeter Randy Sandke resorted to surgery to try and cure the painful herniated larynx he had in the late ’60s. “The symptoms were visually pretty weird. When I would play the air would be diverted into this growing sac in my throat so it would just balloon out, kind of like Dizzy Gillespie’s cheeks but only in one area. It got to a point where I was wrapping this gauze bandage around my neck to keep the thing from popping out [and] it was getting painful. Also, because all this air was going there instead of through the horn, I was losing control, and my technique was suffering.”

    The surgery didn’t work, however, and Sandke quit playing trumpet altogether for 10 years, picking piano and guitar. In 1980, Sandke’s trumpeter roommate convinced him that his problems were not so much physiological but rather a result of bad playing habits. Sandke began studying with Vince Penzarella, a trumpeter in the New York Philharmonic who had also worked on the techniques of Jon Faddis and Wynton Marsalis. By focusing on the fundamentals of breathing and using air efficiently, Penzarella was able to make a profound impact on Sandke’s playing. “I credit Vince with turning my life around by giving me the foundation I needed to return to my career as a trumpeter.”

    Michael Brecker’s bout with a herniated larynx led to surgery in 1973. Like Sandke, he too played with a gauze bandage wrapped around his ballooning neck. He eventually found some relief in the mid-’80s by playing the EWI, a wind-driven MIDI controller. As Sandke recalls, “Michael and I had a jazz-rock band together at Indiana University, which was one of the leading causes, I think, of us both getting this condition. We were playing with an amplified band-electric guitars and organs. We were using microphones, but the sound system was kind of primitive, and we were both really forcing to be heard.

    “The throat problem doesn’t seem to be a real issue for Mike anymore, although he’s still very careful about not overblowing,” says Sandke. “In my case, the problem was totally correctable by just learning new playing habits. And not only did the new habits solve this problem, but I think they made me a much stronger player than I was when I was in college.”
     
  3. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    Erinnerung: Bei einer längeren Session genau den Eindruck gehabt und mich entsprechend verhalten.
    Resultat: Heiserkeit, Halsweh
    Erkenntnis:
    • in so einer Situation nicht nach Gehör, sondern nach unter normalen Bedingungen geschultem Spielgefühl die Kraft dosieren
    • bei vorhandender Verstärkung: den Mischer vertrauensvoll seinen Job machen lassen. Wenn es Monitoring gibt: umso besser! (dann kann man sich auch wieder mehr am gehörten Klangbild orientieren)
    • wenn es keine Verstärkung bzw. keinen Mischer gibt: jemanden Feedback beim Soundcheck geben lassen, ob man tatsächlich unter geht. Wenn ja, muss die Band leiser spielen! (möglw. unschöne Alternative: "krasseres" Mundstück verwenden)
     
    Florentin gefällt das.
  4. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    @slowjoe Das kenne ich.
    Damit hatte ich viele Jahre Probleme und mich auch häufig geärgert.

    Meine Devise heute ist: Locker bleiben!

    In der Bigband habe ich oft das Gefühl zu leise zu sein.
    Aber ich werde auch mit dem Baritonsax wahrgenommen.
    Bei größeren Events können ja nicht auch noch die Bläser auf Monitor gelegt werden.
    Da sind die Rhythmus-Instrumente wichtiger.
    Ist auch dann manchmal zu viel des Guten.
    Wenn der Saxophonsatz vorne einigermaßen homogen herauskommt , ist es für mich o.k.
    Es ist ja auch so, dass man in einem Saxophonsatz das Bariton nicht bewusst wahrnimmt.
    Es fällt aber sofort auf wenn es fehlt (ein Kritiker schrieb mal in der Zeitung das Baritonsax, also ich ;-), sei die Seele der Band!).
    Ärgerlich ist immer wenn einer von uns Saxern ein Solo spielt und der Mischer pennt.
    Passiert leider immer mal wieder.

    Bei kleineren, lauteren Formationen (Bluesrock-Band) lege ich als einizger Bläser Wert drauf, dass ich mich am Monitor gut höre.
    Im ersten Teil eines Gigs klappt es meistens noch ganz gut, im zweiten drehen die Gitarristen (die sich ja nie hören!) halt noch ein bisschen mehr auf.
    Aber auch hier sage ich mir immer: Locker bleiben.
    Und vorne heraus passt es immer ganz gut.

    Am liebsten spiele ich akustisch, ganz ohne Verstärkung, begleitet von Klavier, Orgel (Kirche), Gitarre oder Akkordeon.

    LG
    Mike
     
  5. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

  6. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Da kann sich dann aber der Gitarrist die Finger wund spielen ;) Und ja, Gitarristen hören grundsätzlich schlecht (nicht nur sich selbst).
     
  7. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem


    So ist das bei mir auch. Die Bande besteht aus Drums, Bass, Piano und Sax.
    Das Problem habe ich nur wenn wir ohne PA und Monitoring spielen. Am Stärksten im Freien.
    Das Cool bleiben und "meine" Lautstärke zu spielen gelingt anfangs immer ganz gut, trotzdem ertappe ich gegen Ende des Sets öfters mal dabei dass ich doch wieder Vollgas fahre...
    Ich habe darin bisher kein grosses Problem gesehen, aber der Hinweis auf Gesundheitsschäden.....
    :eek:


    SlowJoe
     
  8. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das muss gar nicht immer subjektiv sein. Bestimmte Frequenzen werden besser und deutlicher wahrgenommen als andere. So setzt sich ein Ton der obertonreicher ist oft besser durch, für Spieler und Zuhörer. Wenn der Ton sehr dunkel ist, dann wird er von anderen Instrumenten eventuell überlagert und geht unter. Gerade der Attack des Tons und die Trennschärfe geht etwas mehr verloren, wenn der Klang sehr "obertonarm" ist.

    Da gibt es kaum eine perfekte Lösung. Manchmal bekommt man das mit einem guten Monitoring in den Griff aber auch das ist nicht garantiert. Das ist der Grund warum ich keine sehr dunklen Mundstücke mehr auf dem Tenor spiele, weil es live immer zu Problemen führt. Auch mehr Power löst das Problem nicht, denn das liegt in der Zusammensetzung der Obertöne beim Ton. Wenn man zu viel macht, kann alles im Leben gefährlich sein. Ich würde nur alles meiden, was zu zu viel Druck auf Hals, Bauch, Zähne und Ansatz führt. Ich bin nach Bauchoperationen beim Alto auf ein Set Up umgestiegen, daß sich angenehmer und leichter spielen lässt, ohne daß ich beim Klang Abstriche habe.
     
    bluemike gefällt das.
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Im Freien ist immer ein Problem. Da geht es ohne Monitor oft nicht. Manchmal wechsel ich dann zu einem deutlich helleren Mundstück, damit ich mich höre und durchsetzen kann, was aber auch nicht der Sinn der Sache ist.
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    Gesundheitliche Probleme können so viele Auftreten. Vieles hängt auch von Vorbelastungen ab. Es sollte sich abe nie wie anstrengender Kraftsport anfühlen, dann läuft was schief. Und ob das Saxophonspielen wirklich die Ursache ist oder nur der Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt, lässt sich schwer sagen.
     
    djings gefällt das.
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