Alto in der Big Band und das “Lautstärkenproblem“

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5305, 2.Februar.2020.

  1. jabosax

    jabosax Ist fast schon zuhause hier

    Hallo, ja, Ursache und Wirkung ist hier schwer zu unterscheiden. Ich habe zu den unterschiedlichen Klangeigenschaften von Metall und Kautschuk etc. Jody Espina (Jody Jazz) befragt. Er sprach davon, dass er damit experimentiert habe. Bei identischer Bauart klingen sie nach seiner Meinung gleich. Da Metall jedoch stabiler ist, kann er dünnere Wandstärken pp. bauen und dann unterscheiden sie sich wieder im Klang. Aber eben Bauart- und nicht Materialbedingt. So frage ich mich bei @Juju Blindtest, ob die MPC eben nur vom Innenleben oder auch von den Materialstärken gleich waren. Wobei ich bei @Juju aufgrund Ihrer Einstellungen, Erfahrungen pp. glaube, dass sie das so heraushören kann!
    LG Jabo
     
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  2. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Das finde ich einen sehr guten Punkt, @jabosax.

    Für mich waren immer die größten Unterschiede zwischen Metall- und Kautschuk-MPC: der kleinere Außendurchmesser und die unterschiedliche Selbstwahrnehmung über die Zähne. Ich persönlich kann auf so einem schlanken Metallteil nicht genauso spielen wie auf einem dickeren Plastebrummer. Vermutlich ist der Resonanzraum im Rachen auch kleiner. Und da ich mich anders höre, steuere ich auch anders aus.

    Aber natürlich bin ich keineswegs so ein Profi wie Mr. Juju, das das wahrscheinlich kompensieren kann. Die Frage wäre, wie er das Spielen selbst empfindet.
     
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  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Der Witz an der Sache war ja, dass das Kunststoffteil identisch war. Es musste nur den Test überstehen, von daher war es genau so wie das Metallmundstück, also auch von außen, genau gleiche Form und Größe und gleiche Wanddicke.
    Ich höre aber auch in jedem anderen Blindtest, ob Dave mir Metall oder Kautschuk vorspielt, auch wenn ich das Mundstück zuvor noch nie gehört habe.
    Vielleicht habe ich auch nur einfach merkwürdige Ohren. Ich kenne aber auch Dave's Spielweise in- und auswendig, von daher entgehen mir solche Nuancen auch nicht.

    Ob das letztendlich relevant ist, was die Ursprungsfrage angeht, weiß ich aber nicht. Da könnten so viele Faktoren eine Rolle spielen. Ich würde vielleicht erstmal den Blu Tack Test machen und schauen, ob das die Durchsetzungsfähigkeit verbessert... Da spart man sich viel Material/Zeit/Geld. Seitdem Eric Alexander mir ein Blu Tack Baffle in mein Hollywood reingeknetet hat, hat sich das Problem für mich erledigt - hatte gerade einen Big Band Reunion Gig wo es keine Solomics gab und hatte Sorge, dass ich mit meinem Solo wie vor drei Jahren untergehen würde, aber dann hörte ich eine Aufnahme, und der Klang trägt jetzt richtig gut, ohne den Hollywood Charakter verloren zu haben, und es hält schon seit August (wobei ich immer Angst habe, dass es irgendwann mitten im Auftritt rausfliegt ;) )
    LG Juju
     
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  4. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich fasse zusammen (-:

    Ob bei gleicher Geometrie Metall- und Kautschukmundstücke unterschiedlich klingen, bleibt umstritten.
    Geeignete Tests gibt es kaum, bei dem einzig bekannten von @Juju konnte sie Unterschiede hören, die auf der Aufnahme allerdings nicht mehr zu hören waren.
    Da das ein direkter Vergleichstest war, wird sie kleinste Abweichungen im Sound hat hören können. Fraglich bleibt aber, ob der Unterschied a) nicht auf den Spieler zurück zu führen gewesen sein könnte oder aber auch b), ob der Unterschied in einer Größenordnung stand, dass er im musikalischen Alltag eine spürbare, hörbare Rolle spielte.

    Ich glaube, es gibt einen Unterschied im Klang, aber glaube auch, dass der Effekt relativ klein ist und durch andere Modifikationen eines Mundstückes ohne weiteres ausgeglichen oder übertroffen werden kann.
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Meine These(n) dazu:
    • Kautschuk schwingt anders und reflektiert anders als Metall. Infolgedessen klingt es auch anders. Ich vermute, dass das äußerst wenig ist, aber kann das weder berechnen noch anderweitig beweisen.
    • Ich glaube nicht, dass irgendjemand auf der Welt zwei absolut identische Mundstücke produzieren kann, schon gar nicht aus so unterschiedlichen Materialien wie Metall und Kautschuk.
    • Es gibt immer eine Rückwirkung auf den Spieler, wie gut auch immer dieser das kompensieren kann.
    Letztlich ist das in meinen Augen eine theoretische Debatte, die sich experimentell nur sehr schwer auflösen lässt.

    Unter praktischen Gesichtspunkten kann man durchaus sagen, dass das Material keinen Einfluss hat, zu sehr überwiegt das Innenleben.

    Ausnahme wie fast immer bei derartiger Materialdiskussion sind Holzmundstücke.

    Trotzdem bevorzugen manche Spieler Kautschuk-, andere, wie ich Metallmundstücke.

    Auf dem Alt hatte ich noch kein Kautschukteil, das ich gemocht hätte.

    Gruß,
    Otfried
     
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  8. JES

    JES Gehört zum Inventar

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  9. Rick

    Rick Experte

    Und ich fasse zusammen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, lauter zu spielen: Kräftiger reinpusten!

    Gerade wenn man etwa zu Hause aus Rücksicht auf die Mitbewohner lieber etwas leiser übt, gewöhnt man sich das nun mal an und ist dann sehr erstaunt, wenn man in einem lauteren Ensemble sich Gehör zu schaffen versucht.

    Bei den Cool Cats haben wir in den letzten Jahren eine Lead-Altistin, nachdem ich begonnen habe, mich wieder aus dem Satz zurück zu ziehen. Sie war anfangs für meinen Geschmack viel zu leise, doch als ich sie darauf hingewiesen hatte, was es bedeutet, den Satz zu leiten, hat sie konkret daran gearbeitet und ist inzwischen mit ihrem gewohnten Equipment so laut, wie ich es verlange.

    Es geht darum, mehr Stütze aufzuwenden, dabei aber im Ansatz ausreichend locker zu bleiben. Das erscheint erst mal wie ein Kraftakt und ist tatsächlich auch eine Frage des Muskeltrainings sowie der Ansatztechnik, muss also schlicht und ergreifend geübt werden. ;)

    Wie jeder andere habe ich diese Phase ebenfalls hinter mir und kann nur konstatieren, dass es sich lohnt!
    Gestern war ich auf großer Bühne, unverstärkt mit recht lauter Band. Ein Zuhörer, selbst Saxer, meinte hinterher zu mir, er sei erstaunt, wie gut und deutlich ich zu vernehmen war, das kannte er sonst gar nicht. Er spielt in einer Big-Band, die ich musikalisch leite, Bariton, wo es das genannte Problem mit dem ersten Alto auch gibt. Leider ist der Lead-Saxer praktisch nie bei den Proben da, wo ich anwesend bin (leite nur ca. die Hälfte der Proben) und die Saxer auf mehr Lautstärke und "Biss" hin trainiere. Ich bin ihm erst einmal begegnet, bei einer Sonderprobe, und er hat sich hinterher darüber beschwert, der Sax-Satz sei inzwischen lauter als er und würde kein "schönes Piano" hinbekommen.
    Sonntag in einer Woche bin ich bei der Satzprobe dabei, mal sehen, wie ich das Problem in den Griff kriege... :rolleyes:
     
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  10. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Pete schrieb:

    Re: The horse is dead or is it?

    The mouthpieces are:
    Metal 1, 4, 5 and (8)
    Ebonite: 2, 3, 6 and 7
    So Woody Reed and Mike F are quite close but no actual cigar. I received a few guesses via PM, and this was also published on another forum: nobody was right, or even as close as the above two.
    I must say I was surprised that there is no clear difference due to materials (though no doubt now the results are published everyone will hear a significant difference between the now published takes of metal and ebonite)
    I think if the difference was significant, then those people with very sensitive/experienced hearing and/or very high quality audio systems would easily hear a consistent difference between the two materials.
    I know from my earlier sax vs sax shootout, that subconsciously it seems I adjust quite quickly to getting the sound concept in my head, and I accept that is possibly a big flaw in this experiment. By this I mean that for an experienced player (not necessarily a good player I hasten to add), then any difference due to materials may be less significant than for a beginner. It's obvious from take 8 that I can shape the sound quite considerably when I mean to, in the other takes I was attempting to play exactly the same, but there could be forces lurking deep within my brain that really want the horn to sound a certain way.
     
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  11. Gelöschtes Mitglied 5305

    Gelöschtes Mitglied 5305 Guest

    Es ist schon interessant wie schnell sich wissenschaftliche Grundlagen ändern.
    In dem neuen Threat über die Entsilberung eines Conn! wird behauptet, dass das versilberte Instrument zu hell klingt.

    Ich denke Material und Oberfläche sind nur eine Marketingstrategie. Und Klangunterschiede rühren nur von Fertigungstoleranzen her.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8.Februar.2020
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  12. quax

    quax Gehört zum Inventar

  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @holgi1964
    Dann bitte auch post10 dazu lesen, gelle.
    Was du dazu denkst darfst du dann auch in den entsprechenden thread schreiben. Was du darüber denkst ist mir egal, es ist mein Instrument und ich habe nach dem WIE gefragt. Wenn es nicht geht oder zu aufwendig wird lasse ich es und versuche etwas anderes.
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Das ist es eben - man hat eine bestimmte Klangvorliebe und will diese auf dem Instrument umsetzen, egal mit welchem Equipment.
    Dazu hatte ich schon vor etlichen Jahren hier im Forum geschrieben: Nach meiner eigenen Erfahrung sowie der mit unzähligen Schülern mag man ANFANGS mit einem neuen Mundstück/S-Bogen/Horn etc. anders klingen, doch nach einigen Wochen bis Monaten ist man wieder bei SEINEM Sound.
     
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  15. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Moin,

    wenn über Mundstücke diskutiert wird, dann sind das immer die Momente, da mir HWP am meisten fehlt. Und daran merkt man auch immer wieder, welch bleibende Erinnerung an ihm haftet, bei dem, was er uns alles zu sagen und schreiben hatte.
    Da es in diesem Zusammenhang meiner Meinung nach passt und ich hoffe, es ist in seinem Sinne, hier 2 Links zu seiner Mundstückabhandlung, die er damals gemacht hatte.
    Würde mich freuen, wenn es dem ein oder anderen eine gewinnbringende Info ist.

    https://www.holzblasinstrumenten-studio.de/download/mpc_teil_1.pdf

    https://www.holzblasinstrumenten-studio.de/download/mpc_teil_2.pdf

    Gruß, ToKo
     
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  16. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Danke ToKo

    Mir fehlt er auch, nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Jetzt sitze ich hier, lese deinen post und heule Rotz und Wasser....

    JES
     
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