Schlechte Intonation beim Registerwechsel

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ppue, 31.März.2020.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich nehme @MartinJs Posting mal zum Anlass, generell über ein häufig auftretendes Intonationsproblem zu schreiben.

    Immer wieder liest man, dass mittlere D sei auf dem Saxophon ein Problemton. Manche schreiben sogar "bautechnisch bedingt". Ich wüsste nicht, was gerade an diesem Ton bautechnisch anders sein sollte als an allen anderen Tönen des Instruments.

    @MartinJ schreibt nun, sein Instrument intoniere schlecht. Da es um das Verhältnis von C# zu D, also den Registerwechsel ging, schwante mir, was da nicht stimmt.

    Martin schickte mir eine kleine Aufnahme und ich hörte: Das C# war viel zu flat und sein D zu hoch.

    Hier gut zu sehen bei der Analyse von klingend H und C. Man sieht gerade noch ein wenig von der weißen Linie, die anzeigt, wo der Peak eigentlich sein müsste:

    cis-d.jpg

    Mit seinem recht festen Ansatz spielt er schon oberhalb des "Pitchcenters", will heißen, er intoniert sehr hoch. So hat er keine Chance, das C# mittels Ansatz noch weiter nach oben zu drücken.
    Es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als das Mundstück weiter auf den Kork zu schieben. "Dann wird aber das zu hohe D noch höher", höre ich ihn sagen.
    Das stimmt auch. Man muss aber beachten, dass das Verkürzen des Instrumentes sich bei den "kurzen Tönen" anders auswirkt als bei den "langen".

    Zur Erklärung: Kurze Töne sind die oberen Töne der linken Hand und die Palmkey-Töne. Die Langen sind die, deren Klappen weit vom Mundstück entfernt sind.

    Von der Mundstückspitze bis zur ersten offenen Klappe beim C# sind es 21 cm, beim D aber 50 cm. Das Verkürzen wirkt sich beim kurzen C# mehr als doppelt so stark aus als wie beim D. Und das erklärt, warum die beiden Töne, die ja viel zu weit auseinander lagen, nun enger zusammen rutschen.

    Das Instrument wird somit erst dann sauber intonieren, wenn das Mundstück so weit auf dem Kork sitzt, dass der Schritt C#-D ein sauberer Halbschritt wird.

    Bleibt das Problem, dass nun das gesamte Instrument zu hoch gestimmt erscheint. Das muss der geneigte Spieler nun tatsächlich mit dem Ansatz ausgleichen. Er muss alle Töne viel tiefer intonieren, dass heißt, er muss sehr viel offener spielen, dem Blatt mehr Raum geben, den Unterkiefer tiefer halten.

    Letzteres ist, obwohl es immer "lockerer Ansatz" heißt, mit viel Kraft in der Lippe verbunden und es braucht Zeit, bis man das kann, ohne dass der Ton herum eiert.
    Hat man es gelernt, wird man belohnt durch einen sauberen und obertonreicheren Sound, weg von der Kartoffel, hin zum singenden Saxophon.
     
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  2. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,
    das hatten wir schon 100x mal, und 100x hast Du Recht.
    Trotzdem ist es total unpräzis, von der "Lippe" zu sprechen.
    Ein wenig Kraft braucht man wo anders, um den Kiefer "unten zu halten", wie Du sagst.
    Wenn ich "Kartoffel und normal" spiele, ändert sich am Lippenmuskel wenig.
    Die Muskel unterhalb der Lippe haben aber mehr Spannung.
    Ich hab neulich wieder mal ein Lehrvideo von Bob Sheppard geschaut, er sagt: "it has to be concave".

    Cheers, Ton
     
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  3. Ralph

    Ralph Ist fast schon zuhause hier

    @ppue danke für die Erläuterung.
    Eigentlich trivial. So trivial, dass ich da noch nie drüber nachgedacht habe ...
    Und die 100 mal davor habe ich wohl verpasst.
     
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  4. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

    Hallo! :)

    Was ist damit gemeint? Was ist "it"?

    LG

    last
     
  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Sorry, streich es.
    Ich wollte mich aus den Ansatzdiskussionen raushalten.
    War abgelenkt :)
     
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  6. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

    :(
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Wo liest du denn das?

    Und zum einhundertsten Mal: Nein (-:

    Es braucht weniger Kraft, einfach mit Kiefer und Lippe auf das Blatt "bis zum Anschlag" zu drücken, als den Kiefer und Lippenmuskel einen Tick tiefer stabil zu halten. Macht das ein Anfänger, fängt der Ton sofort an, zu Zittern.

    Ich weiß, dass ich mich wiederhole, @Ton Scott . Erstens aber verschwindet das Thema schnell in anderen Threads, zweitens ist es normal, in einem Forum immer mal wieder das Gleiche zu schreiben und drittens widersprichst du mir nun auch zum hundertsten Mal, und das, ohne Recht zu haben (-;
     
  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wie gesagt, siehe oben, sorry nochmal.
     
  9. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Scheint so, als ob @ppue und @Ton Scott das selbe meinen, aber sich unterschiedlich ausdrücken.
    Also cool bleiben!
     
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  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Auf der Hunderunde fiel mir gerade ein, wie man verdeutlichen kann, dass die Intonation auf den Saxophonen nur an einer bestimmten Position des Mundstücks stimmt. Ist das Gleiche Thema wie oben, nur von hinten angedacht.

    Man denkt: Bin ich zu hoch, ziehe ich das Mundstück heraus und anders herum, bin ich zu tief, drücke ich es einfach weiter auf den Kork. Was man nicht bedenkt, ist, dass sich bei unterschiedlichen Längen des Instrumentes auch alle Tonlöcher verschieben müssten.

    Man stelle sich ein Gummisaxophon vor, dass man am Trichter festhält und am Mundstück in die Länge zieht. Dann nämlich würde man beobachten können, dass das C#-Loch wesentlich weiter nach oben wandert als das D-Loch:

    upload_2020-3-31_13-6-38.png

    Oben: Ein richtig intonierendes Sopran.
    Mitte: Das Mundstück krass heraus gezogen. Die Verhältnisse des Instruments sind zerstört und damit auch dessen Intonation.
    Unten: Das Gummisaxophon, das wiederum richtig intonieren tät. Die grünen Streifen zeigen, wie unterschiedlich die Klappen bei gleich guter Intonation wandern würden.
     
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  11. quax

    quax Gehört zum Inventar

    In einer Position zwischen den zwei Extremen braucht man jedenfalls beide Muskelgrupen, Aduktoren und Abduktoren. Persönlich konnte ich daran noch keinen höheren Einsatz an reiner Muskelkraft festmachen. Es erforderte aber wohl einen viel höheren regulatorischen Aufwand und damit wenigsten bei mir (fortgeschr Anfänger) einen größeren Aufwand am Konzentration.
    LG quax
     
  12. scenarnick

    scenarnick Admin

    Lieber @ppue

    Zunächst mal Danke für den Post, der mir einiges klar macht, aber auch Verwirrung (gerade als Anfänger) auslöst.

    Wenn ich das mal interpretiere bedeutet das, dass die Position des MPC auf dem Kork nicht absolut bestimmt werden sollte, sondern relativ über den Halbtonschritt, richtig? Das heißt ich kann mir mein ClearTune oder was auch immer nehmen, mir merken, "ich bin beim C# 30 Cent zu hoch" und dann so lange schauen bis ich beim D dasselbe Delta habe. Dann sollte nach Deinen Erläuterungen das Horn "in sich" stimmen. Damit ist aber keine absolute Aussage über die Stimmung getroffen, sondern das macht dann der Ansatz, der mir erlaubt nach oben oder unten zu korrigieren.

    Ist das in etwa richtig in einen Algorithmus umgewandelt worden?
     
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Völlig korrekt.
     
  14. scenarnick

    scenarnick Admin

    Ok - danke. Ich hatte sowas Ähnliches schonmal mit Obertönen probiert nach einem Gespräch mit demjenigen, der das hier eigentlich nicht mehr kommentieren wollte (gell, aber mitliest ;)) und war irgendwo bei "klingend A 442 Hz" rausgekommen. Das heißt, das ist völlig normal und ich muss es ausgleichen. Aus beiden Perspektiven von Euch betrachtet (und ja, ihr sagt dasselbe zu dem Thema nur in anderen Worten) bastelt sich so langsam ein Bild.

    :danke:

    (Bin dann mal wieder üben, nachher ist Skype-Stunde)
     
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Extrem sind die Positionen nicht und der Druck von oben, vom Blatt, bleibt ja, deshalb sollte der Ringmuskel reichen. Aber ich bin kein Mediziner. Der Thread geht auch eigentlich nicht darum.
     
  16. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Dann steig ich auf die Ansatzdiskussion ein. :)

    Ich stimme der grundsätzlichen Analyse zu, aber:

    Ich spiele einen lockeren Ansatz, habe meine Lippe flach und spiele mit wenig Kraft. Mein Ton hat mit einem Ei wenig gemein.

    Ich brauche ziemlich viel Kraft, und kann wirklich nicht lang spielen, wenn ich bis zum Anschlag durchdrücke.

    Ich mach es so: Flache Lippe, nur das nötigste an Druck von unten, gut entwickelter Luftstrom.

    Viel Kraft in der Lippe braucht man bei Lip-Out, oder wenn man den Ansatz unten mit einer dicken Lippe macht, also mit Lippenpolster der auch den Druck von unten macht.
     
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich halte den Druck nicht mit dem Unterkiefer, die Lippe liegt nur an den Zähnen an und insofern ist es bei mir zwar nicht "Lip-Out" aber dennoch dicke Lippe. Man bedenke bei der Diskussion auch, dass "Kraft" ein relativer Begriff ist und es schon einen Unterschied zwischen Sopran und Tenor und verschiedenen Blattstärken auf verschiedenen Öffnungen gibt.
     
  18. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Kraft ist relativ, das stimmt.

    Ich würde meinen Schülern in dem ursprünglichen Fall sagen, sie sollten herausfinden, wie wenig Kraft man eigentlich braucht um das Blatt zum schwingen und damit den Ton zum klingen zu bringen. Die Lippe flach lassen etc...

    Bei dir ist es anders, anderes Ansatzkonzept, andere Lösung.
     
  19. MartinJ

    MartinJ Schaut nur mal vorbei

    Na da bin ich jetzt aber schon recht beeindruckt, wie Du meine Aufnahme analysiert hast, Vielen Dank.
     
    ppue gefällt das.
  20. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Lieber @ppue , ich bin immer wieder beeindruckt, wie du komplizierte Sachverhalte in einfachen Worten, für jedermann verständlich, erklären kannst.
    Vielen Dank !
     
    Gisheber gefällt das.
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