Achtung Aufnahme! ...und nichts ist mehr wie es war!

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von saxsten, 3.April.2020.

  1. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Das ist ja ein guter Gedanke, nur ein Problem, wenn man selbst der Tonmeister ist. Ich bin nicht restlos überzeugt, dass es wirklich funktioniert, den Aufnahmeknopf zu drücken und so zu tun, als ob man es nicht wüsste.

    LG
    Paedda
     
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  2. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Das habe ich vom Bach interpret Glenn Gould auch schon gehört. Er sagte bei einem Interview, er baue (bewusst) in jeder Aufnahme einen Fehler ein, damit jeder wisse, welches seine Aufnahme sei.

    kindofweird
     
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  3. Rick

    Rick Experte

    Das erinnert mich an ein Studio-Erlebnis:
    Ich wurde von einem befreundeten Produzenten darum gebeten, ein Sax-Solo zu einer Heavy-Metal-Nummer zu spielen. Bei der Aufnahme habe ich mich selbst sehr schlecht gehört und deshalb sehr laut gespielt, teilweise mit (für meine Ansprüche) schlechter Intonation. Doch der Produzent war vollauf zufrieden, die Band später auch.
    Darüber habe ich mich anfangs sehr gewundert, irgendwann kam dann die Erkenntnis: Sie mochten einfach die Intensität des Solos, der Rest war ihnen egal.
    Na, wenn sie meinen... :-D
     
  4. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Inzwischen wird hier in 80 % fast alles reininterpretiert.

    Risiko bei der Improvisation bedeutet für mich, Mut zu haben, etwas Neues zu probieren bzw. die "sichere" Routine zu verlassen..

    Da geht es für mich nicht um Energie oder eine Menge von Tönen ...

    In einem Jazz-Workshop in Darmstadt lernten wir, mit möglich wenigen Töne zu improvisieren. Am Abend der täglichen Live-Session hatte ich den Mut, fast das ganze Stück mit einem Ton zu improvisieren. Das Publikum war erst recht perplex, aber danach gab es recht viel Applaus. Dies hatte ich nicht erwartet.

    In Kopenhagen hatte ich mal live Michael Brecker gehört und in einem Solo ging er ab wie eine Rakete. Man sah Adam Nussbaum und Joe Calderazzo an, wie sie Michael Brecker zu Höchstleistungen antrieben. Irgendwann dachte ich nur noch, dass er "abstürzt", aber es war nicht so.

    Ich hatte Michael Brecker mehrmals live gehört, wo er eher fantastisch und dennoch eher routiniert spielte.
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Man muss sich einfach daran gewöhnen - Konfrontations-Therapie! ;)
     
  6. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ich eine gute Aufnahme möchte lasse ich das Gerät von Anfang an laufen. Spiele etwas Tonleitern ein paar leichte Sachen und dann das Stück. dabei vergesse ich dann meist dass ich aufnehme.
     
  7. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

    Unbezahlbar! ;-)
     
  8. djings

    djings Strebt nach Höherem

    Zuguterletzt: dein Video ist ein rechter Aufheller! Vielen Dank! :) LG Ingrid
     
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  9. djings

    djings Strebt nach Höherem

    Könnt ich auch so machen, weiß aber nicht, wie ich das hinterher abschneide, was nix ist :)
     
  10. djings

    djings Strebt nach Höherem

    Das bräuchte bei mir zu viele Schlucke - wenn man hickst, geht gar nix :)
     
  11. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Nimm mit Audacity auf da gibt es eine Schere.
     
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  12. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe damit riesig Probleme! Mal davon abgesehen, dass ich faul bin und mich nicht strukturiert und ordentlich genug vorbereite habe ich beim Spielen Schwierigkeiten mich auf die Musik zu konzentrieren!

    Was mir hilft ist zu versuchen von meiner eitlen Position ( nach dem Motto: Ich spiele schlechter als ich kann und deswegen verzweifle ich jetzt) in eine demütigere Haltung ( das war nicht perfekt aber das bin ich auch nicht ) zu kommen. Ich habe das Gefühl das hat schon auch damit zu tun dass man sich selbst selbst zu ernst nimmt, es allen beweisen will, denkt das man besser spielt als es wirklich der Fall ist, kurz: Zu sehr auf sein Ego fixiert ist.

    Es ist auf jeden Fall etwas was ich dringend verbessern muss!
     
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  13. djings

    djings Strebt nach Höherem

    bei mir hilft, mich auf die Atmung zu konzentrieren. Meist liegt es bei mir an zu wenig Stütze.
    Gerade bei Aufnahmen wird die Atmung der Nervosität wegen evtl zu flach.
    Ansonsten trotzdem viel Spaß beim üben!
     
  14. djings

    djings Strebt nach Höherem

    Super Ausrede :)
     
  15. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Das iss oft ne rein psychische Problematik... Als professioneller Kameramann hatt man damit sehr häufig in Interviewsituationen zu tun...;)

    Also der Protagonist, der eh häufig schon etwas nervös iss, bekommt halt nix auf die Kette, da zu nervös!

    Meine Lösungsstrategie war dann bisher immer ein Tontest, da wir gerade ein technisches Problem haben...

    Das rote Licht kann man vorne eh abschalten, dann Redakteurin instruiert, das wir das Interview mitziehen..., Kamera eingerichtet, auf Aufnahme gedrückt, und nicht wirklich in den Sucher geschaut...! Das Fazit war bisher immer, das, das Interview dann im Kasten war...

    Kann man hier ja ggf. ähnlich angehen, indem man sich angewöhnt Probeaufnahmen mitzuziehen...;)
     
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  16. djings

    djings Strebt nach Höherem

    heut Abend hatte ich einen tollen sax-Ton - hätte gerne eine Aufnahme gemacht - aber dann wärs damit vorbei gewesen :)
     
  17. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Wenn es nur Du am Instrument bist, kannst Du Dich doch neu "drop in" (sorry kenne das Deutsche Wort nicht), sobald Du einen Fehler gemacht hast, die Aufnahme muss dann ja gar nicht neu gestartet werden.
    Ich muß sagen, der Gedanke, dass ich es ja beliebig wiederholen kann bzw reparieren kann, wenn ich was overdubbe oder nur alleine aufnehme, beruhigt mich so sehr, dass es dann auch meistens beim ersten Take klappt.
    Wesentlich schwieriger finde ich die Situation bei Aufnahmen mit einem größeren Ensemble oder mit einer Band, wo die Studiozeit begrenzt ist und Reparieren nicht möglich ist. Bei mir war da die Riesenangst vorm Versagen bei unseren Abbey Road Aufnahmen. Das habe ich aber umgehen können, weil ich für den Fall der Fälle einen Plan B hatte, wo ich mir gesagt habe, wenn das alles so den Bach runtergeht dass ich vor lauter Zittern keinen Ton mehr rausbekomme, dann setze ich aus, lasse die anderen spielen und spiele meine Parts/Solos hinterher ein. Es war meine eigene Produktion, von daher konnte ich das natürlich auch so machen, wäre es denn notwendig geworden. Aber der Fall ist dann gar nicht eingetreten, ich war ruhig genug, so dass es auch direkt klappte, ohne dass der Plan B aktiviert werden musste. Nur die Tatsache, dass Plan B existierte, reichte schon aus! Und es wäre ja auch schön blöd gewesen, wenn ich meinen Traum wahrmache und dann aber in totale Panik verfalle und keinen Ton mehr spielen kann...

    Mein Lehrer vergleicht das immer mit Skifahren - wenn Du darüber nachdenkst, wie unelegant Dein Turn gerade war, fliegst Du beim nächsten garantiert auf die Nase weil Du nicht mehr darauf geachtet hast, was vor Dir liegt. Was war, ist egal, nur was als nächstes passiert, zählt bei Deiner Aufnahme.
    Und natürlich, was bereits mehrfach gesagt wurde, die Routine macht es. Wenn Du es Dir zur Gewohnheit machst, das Band mitlaufen zu lassen, denkst Du irgendwann gar nicht mehr darüber nach.

    LG Juju
     
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  18. scenarnick

    scenarnick Admin

    Das ist ziemlich gut zusammengefasst die Essenz des Buches "Effortless Mastery". Ein Gemütszustand, in dem man sich selber "suggeriert" dass der Ton, den ich jetzt produzieren werde, genau der richtige und der beste Ton ist, den "ich jemals gehört habe". Die Aussage ist natürlich mit Vorsicht zu genießen und für jeden individuell anzupassen. Wenn man sie "at face value" nimmt wäre das Maßlosigkeit und Arroganz.

    Was aber wirklich hiermit ausgesagt wird ist, dass man selbst sich von seinen Ängsten "zu versagen" befreien soll und demütig das annehmen soll, was rauskommt.

    Das erinnert mich im übertragenen Sinne an die Story eines Tanztrainers, der von einem Gig erzählte (Song & Dance, er hatte ein Headset). Als das Musik-Intro lief gingen ihm plötzlich tausend Sachen durch den Kopf, die er "nicht bedacht" hatte und er bekam Panik (sounds familiar?). Dann im letzten Takt des Intros brüllte er "Scheiß drauf" und ging mit dieser Haltung auf die Bühne - die Nummer wurde genial. Schade nur, dass während seines Ausrufs das Mikro schon offen war :)
     
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  19. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Ja, das wird wahrscheinlich die Lösung sein. Ich wollte mir die Arbeit des Suchens nach der richtigen Version sparen :D.
    Wobei erfahrungsgemäß mehr als 3 Takes keinen Sinn machen, da wird es meist nicht mehr besser.

    Im Ensemblebereich ist es nochmal was anderes. Da kommt noch dazu, wie du gesagt hast, dass man es auch für die anderen nicht vergeigen will. Wenn man sich natürlich mehrmals verspielt spürt man eventuell eine gewisse Unruhe ... Und dann müssen sich alle wieder nochmal konzentrieren (und das hat auch seine Grenzen), obwohl sie selber eine gute Version geliefert haben. Manchmal (ich rede jetzt von sehr anspruchsvollen notierten Stücken) muss man auch irgendwann ein Kompromis eingehen, wenn die Aufnahmezeit begrenzt ist (das ist sie ja fast immer).
     
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