Gagenreduktion wegen geringerer Auslastung durch Corona

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11524, 18.Juli.2020.

  1. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,

    ich hab nun schon einige Anfragen wegen Gigs im Herbst bekommen, die aufgrund der aktuellen Situation nur mit etwa 70% des Publikums stattfinden können.
    Damit diese Veranstaltungen überhaupt stattfinden können, wird seitens der Veranstalter/Bandleader eine Gagenreduktion von ebenfalls etwa 30% vorgeschlagen - nein, verlangt.

    Einerseits ist das für mich verständlich, andererseits wurde meine Gage bei regstem Publikumsinteresse auch nicht höher, die Tanke gibt keinen Rabatt, und die Blätter sind auch nicht billiger geworden.

    Habt Ihr mit diesem Problem auch zu kämpfen, bzw. wie handelt Ihr das?
    Natürlich bin ich schon heiß drauf, wieder auf der Bühne zu stehen, aber ich denke, dass die Gagen nicht wieder auf Normalniveau gehen, auch wenn die Corona-Geschichte vorbei ist.

    Grüßle, Ton
     
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  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wenn Du einmal mit dem Preis runter gehst, kriegst Du ihn nie wieder hoch (den Preis).

    Ich habe beruflich immer wieder mit Unternehmen zu tun, die das nicht verstanden haben.

    Gut für mich... Rabatte gebe ich keine - wer nicht will oder kann, darf es gerne alleine versuchen. Besonders gerne mit „billigen“ Kollegen... dann kostet es doppelt, wenn überhaupt noch etwas zu retten ist.

    „If you pay peanuts, you get a bunch of monkeys.”

    LJS
     
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  3. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Vogel friss oder stirb - so lautet die Devise...
    Ich kenne das aus der Industrie
    Bei dem starken CH Frankenkurs wurde von den CH Kunden erwartet - verlangt, dass ein Rabatt von mindestens 12% zugesagt werden musste.
    Im Jahr darauf wieder das gleiche ...

    Sorry, dass das jetzt auch in der Musikszene zum Tragen kommt. Vor allem, nachdem die Veranstalter zum Teil dicke Hilfen vom Staat bekommen haben...

    kindofsayno
     
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  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Kindofselbstschuld
     
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  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Hmm, auch wenn ich nicht betroffen bin, finde ich das Anliegen problematisch. Du sollst volle Leistung bringen für einen reduzierten Lohn. Das fände ich nur dann angemessen, wenn man Dich zu besseren Zeiten auch abhängig vom wirtschaftlichen Erfolg entlohnt hätte. Wenn das Niveau der Honorare erst einmal gedrückt ist, wird es schwer, „nach Corona“ wieder mehr durchzusetzen.

    Besser wären 70% der Auftritte mit 100% Honorar.

    Oder evtl. das Angebot an den Veranstalter, 30% zu stunden, bis der Laden wieder läuft?!

    Schwierig, schwierig....:-o
     
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  6. Saxfreundin

    Saxfreundin Strebt nach Höherem

    Würde einen fairen Gegenvorschlag machen:

    - Volle Vergütung der Anfahrtskosten (falls die separat gezahlt werden, weil hinfahren musst Du)
    - 70% Länge des vorgesehenen Konzerts

    Dann eben auch die Leistung kürzen, damit Deine Leistung (monetär) nicht "weniger wert" wird.
    Wenn er das nächste Mal wieder 100% zahlen kann, bekommt er auch wieder 100% Konzert.

    :)
     
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  7. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Soll der Veranstalter doch einen höheren Eintrittspreis nehmen. Konzerte sind nach längere Pause etwas exklusives. Gagenreduktion finde ich jedenfalls sehr bedenklich.
     
  8. Jotgee

    Jotgee Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich denke auch das eine Reduktion keinen Sinn macht...
    Später bekommt man die Preise die man ja setzt weil sie auch benötigt sind nicht so einfach wieder rauf.
    Die Kosten und der Aufwand ändern sich ja auch nicht.
    First Class buchen und Gepäckraum zahlen wollen funktioniert nicht
     
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  9. Kannix

    Kannix Ist fast schon zuhause hier

    Es könnte durchaus passieren, dass hier nun ein Preiskampf und Verdrängungswettberwerb einsetzt. Habe heute eine Werbeemail eines mittlerweile pensionierte Hobbymusikers bekommen, in der dieser Werbung für ein "Hutkonzert" macht, dass jedoch scheinbar in einem Lokal mit Bewirtung stattfindet. Sprich die Musiker spielen gegen eine Spende (ohne Honorar eines Veranstalters oder des Lokals), sie lassen quasi am Ende des Konzerts "den Hut herumgehen".
    Wer nicht davon leben muss und/oder es sich leisten kann, kann das machen. Ob der, der davon leben muss, es sich leisten kann, da mit zu ziehen oder es sich leisten kann, da nicht mitzuziehen, weiß ich nicht. Und ob dieser Musiker sich und anderen einen Gefallen tut, wage ich auch zu bezweifeln.
    Wahrscheinlich meint er, dem Publikum und/oder dem Lokal einen Gefallen zu tun.
    Wollte damit auch nur mitteilen, dass dieser Preiskampf auch hier schon begonnen hat. Und das ich fürchte, dass es dabei keinen Gewinner gibt (außer vielleicht die Veranstalter) ...
     
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  10. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    ich denke, dass das von deinem Verhältnis zum Veranstalter abhängt. Wenn dieser ein vertrauenswürdiger Kunde von dir ist, dann sollte man diesem Verhandlungsmöglichkeiten anbieten. Schon vorgeschlagen: Feste Kosten voll berechnen, direkte Gage verhandeln. Keine Seite will ein Kundenverhältnis durch Corona ruinieren. Im Extremfall sollte man sogar kostenlos spielen, heisst: Feste Kosten werden aber eingespielt, wobei es immer schwierig ist feste Kosten zu definieren. Da hilft es eine eigene Kalkulation aufzustellen, die nicht immer einfach ist. Instrument, Verschleiss, Überholungen,........Evtl. nötiges Fahrzeug mit allen seinen Kosten,...... Finanzierungen Urlaubsausgleich, Krankenzeiten, Rücklagen, Altersabsicherung,... Siehst du deine Auftritte als Werbung um Schüler zu bekommen oder zu halten?
    Welche Qualität kannst du liefern, wird diese Wertgeschätzt oder sogar verlangt? Wie bist du ausgebucht? Kannst du dir eine Absage leisten?......
    Einfach nur nein oder eine 70% tige Leistung finde ich oberflächlich.
    Viel Erfolg und Nerven bei der Verhandlung
    Claus
     
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  11. Claus

    Claus Mod Emeritus

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  12. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Gegenfrage: wie viele potentielle Musiker gibt es in der Nähe, die es für 70% machen würden? Besonders nach Corona?

    Fair ist das nicht, aber das ist ja keine Seltenheit. Leider :oops:
     
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  13. saxsten

    saxsten Ist fast schon zuhause hier

    Moin Günter,

    wie wäre es denn mit:
    100% der Fixkosten wie z.B. Reisekosten müssen erstattet werden
    und einen %-Anteil der Einnahmen durch das Publikum geht an Dich.

    Das alles so ermittelt, dass bei 100% Publikum zusammen 100% Gage heraus käme.
    Dann kannst Du Dein Verständnis für der Veranstalter ausdrücken,
    der aktuellen Lage Rechnung tragen
    und brauchst Dich nicht unter (momentanem Markt-) Wert verkaufen.

    Und wenn's wieder besser wird, wird auch Dein Erlös wieder besser.
    VG
    Steffen
     
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  14. Saxfreundin

    Saxfreundin Strebt nach Höherem

    Na ja, in der Beratung ist das ein probates Mittel,
    damit Auftragnehmer und Auftraggeber zusammen
    kommen:

    Wenn sich der Auftraggeber nicht „das volle Paket“
    leisten kann oder will, wird gemeinsam geschaut,
    an welcher Ecke abgespeckt werden und der
    Auftraggeber dennoch die Kernleistung erhalten kann.

    Mal als Gedankenanregung zum Preisverhandeln.

    Ob sich so etwas als Musiker ansetzen lässt -
    keine Ahnung. Hängt sicher von der Beziehung
    zum Auftraggeber (Veranstalter) ab und ob er
    „mich unbedingt will“ oder „irgendeinen Saxer
    sucht, der den Job macht“.

    In der Musikszene ist es vermutlich nicht gerade
    leicht, seine Exklusivität im Markt zu behaupten
    wegen des krassen Überangebots an Anbietern,
    sowohl professionellen als auch gut spielenden
    Semi-Professionellen.

    Letztlich wird es wie schon erwähnt auf die
    persönliche Beziehung zum Veranstalter
    hinauslaufen:

    Kennt man sich gut, bekommt regelmäßig Aufträge
    und wird absehbar die „übliche Vergütung“ erhalten,
    sobald der Veranstalter wieder Full House gehen darf?

    Oder ist das ein erster/einmaliger Auftrag und
    Folgeaufträge sind ungewiss und er braucht halt
    „irgendeinen Saxer“ oder „irgendeine Band“?

    Im ersten Fall würde ich entgegenkommen / eine
    gemeinsame Lösung suchen, z.B. keine Zugabe
    spielen und freies Menü für die Band
    (falls nicht eh drin; irgendetwas gut Machbares
    als Ausgleich für den Vertragspartner).

    Im zweiten Falle darauf eingehen bedeutet:
    Seinen eigenen Wert herunterzusetzen und für sich
    selbst und andere die Marktpreise kaputt zu machen.
    Denn wenn der Veranstalter sieht: „Die machen‘s für xy“,
    warum sollte er bereit sein, zukünftig mehr dafür zu
    kalkulieren?
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Juli.2020
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  15. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,
    die Zwickmühle ist: Wie Solidarität zeigen?
    Ich bin nicht lebensnotwendigerweise darauf angewiesen (obwohl auch mir das Geld des letzten halben Jahres fehlt), andere Kollegen, die das ausschließlich machen schon.
    Wenn ich und ein paar andere nicht spielen finden die Konzerte nicht statt.
     
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  16. djings

    djings Strebt nach Höherem

    Das ist eine Zwickmühle. Ich wünsche allen, dass ein guter Weg gefunden wird, bis die Einschränkungen aufgehoben werden.
     
  17. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Sorry.....also wegen Zeit-Reduktion bei den Zugaben kürzen oder gar verweigern, halte ich für den schlechtesten Tipp überhaupt.

    Das geht ja nur voll gegen das Publikum und kann einen ziemlichen Sympathieverlust für den Künstler zur Folge haben.

    Gr Wuffy
     
  18. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Wie kalkulierst Du sonst Deine Preise? Abhängig vom Aufwand (Zeit, Reisekosten usw.) oder auch abhängig von den vermutlichen Kosten/Einnahmen des Veranstalters bzw. von der Zahl des Publikums?
    Wenn Du Deinen Mitspielern damit einen Gefallen tust und selbst nicht unbedingt darauf angewiesen bist, würde ich es machen. Vielleicht müssen wir uns auf eine Phase der Deflation einrichten. Letztlich regelt alles Angebot und Nachfrage, d.h. in besseren Zeiten werden die Gagen auch wieder steigen.
    Aber ich gebe zu, als Ruheständler bin ich (noch) nicht betroffen, kann also gut theoretisieren.
     
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  19. scenarnick

    scenarnick Admin

    Verlassen wir mal einen Moment lang den Bereich der Gagen und ich erzähle Euch, was bei mir in der Industrie passiert. Unsere Firma ist zur Zeit auf Kurzarbeit. Im ersten Moment wurde mir angeboten, nur vier Tage zu arbeiten und dafür 80 % Gehalt zu bekommen. Da ich kein Kurzarbeitergeld bekomme kam die Personalabteilung danach auf mich zu und bot mir an, ich könne doch 88 % Gehalt bekommen. Dafür müsste ich dann aber 100 % arbeiten. Ich habe die Dame angeschaut und ihr kurz die Grundlagen der Bruchrechnung erklärt und darauf hingewiesen, dass der von ihr vorgeschlagene Deal ein schlechter ist.

    Warum schreibe ich das und was ist mein Fazit daraus? Jeder Arbeitgeber, egal ob im kulturellen oder im industriellen Bereich wird im Moment versuchen, weniger Geld für gleiche Leistung auszugeben. Es liegt an uns, das entweder zuzulassen oder nicht. Wenn mir jemand 80 % bietet bekommt er dafür 80 % Leistung.
     
  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich kalkuliere die Preise nicht, ich bekomme Info wieviel Gage - und dann kann ich entscheiden, ob ich spiele oder nicht.
    Bei den betroffenen Bands sind die Gagen auch immer in ungefähr der gleichen Höhe.
     
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