Problem mit „Beißen“ ehem. Klarinettenspieler

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Bleedin‘ gums Murphy, 8.Dezember.2020.

  1. Bleedin‘ gums Murphy

    Bleedin‘ gums Murphy Ist fast schon zuhause hier

    Ich wollte mal nachfragen, wer außer mir noch das Problem hatte, von der Klarinette kommend, auf dem Saxophon zu fest zuzubeißen. Ich habe das die ersten Jahre lang gemacht, wurde dann aber von meinem Lehrer darauf hingewiesen, und habe mir dann Mühe gegeben mehr locker zu lassen. Trotzdem beiße ich immer noch härter zu, als viele Saxophonisten, ich habe nur so das Gefühl von genügend Kontrolle.,
     
  2. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ja, das kenne ich gut- brauchte lange, das in den Griff zu bekommen (Tenor). Vor allem natürlich ganz unten, tief C-Bb.
    Geholfen hat mir dann, mich mehr mit dem sog. "modernen" Ansatz zu befassen. Anfänglich hatte ich die Unterlippe noch stark über die untern Zähne genommen- wie halt von der Klari gewohnt.
    Komischerweise gab es beim Bariton diese Probleme nie.

    antonio
     
  3. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Hi Murphy,

    ich bin auch nach fast 30 Jahren klassischer Klarinette auf Sax umgestiegen (bzw. erweitert auf Sax). Daher kenne ich das Thema ...

    Es kommt ein bisschen darauf an, welche Musik Du auf dem Sax machst. Ich habe auf dem Sax zunächst auch ganz überwiegend Klassik gespielt. Da ist der Ansatz deutlich ähnlicher zur Klarinette bzw. man kommt mit Klarinettenansatz gut klar.

    Wenn es Richtung Jazz geht, sollte man - meine Meinung und Erfahrung - den Ansatz tatsächlich umstellen. Klarinettenansatz ist "Lächeln" mit deutlich eingezogener Unterlippe. Jazzsax-Ansatz ist vorgewölbte Unterlippe und eher ein O formend oder sogar die Mundwinkel leicht herabziehen. Mit diesem Ansatz ist ein "Beissen" fast nicht mehr möglich, selbst wenn man wollte.

    Das mal so als Grundidee - im Detail gibt es dann jede Menge Mischformen und Varianten und individuelle Besonderheiten, die man nicht gut "online" erörtern kann.

    So long
    Stevie
     
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  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich habe vor einigen Jahren meinen sehr festen Ansatz umgestellt, und in der Tat, das war etwas mühsam. Dabei ging die Blattstärke bei gleichem Mundstück um eine Konfektionsgröße runter. Wichtigster Aspekt dabei ist, dass man lernt, die Tonkontrolle nicht vornehmlich über den Lippendruck zu steuern, sondern über das sogenannte Voicen. Das spielt bei der Klarinette ja zumindest in der traditionellen Schule keine so große Rolle.

    Als ersten Schritt würde ich dir empfehlen, einfach die Blattstärke zu reduzieren, und zwar deutlich, bspw. von 3 auf 2. Damit wirst du zunächst nicht vernünftig spielen können, aber versuche es einfach. Dazu passen die typischen "Anfängerübungen" wie Longtones.

    Dann arbeite dich an der Mundstückübung ab, wobei eben ganz wichtig ist die Tönhöhe nicht über den Lippendruck zu variieren, sondern möglichst ausschließlich über den Räsonanzraum im Mund und Rachen, also im wesentlichen über die Zungenstellung.

    Im Endeffekt wirst du dann wahrscheinlich bei 2 1/2er Blättchen landen, und weniger beißen. Aber es braucht Geduld, die über die Jahre eingefleischten Mechanismen sind nicht so einfach los zu werden.

    Witzigerweise, jetzt, wo ich auch Klarinette angefangen habe stelle ich fest, dass man auch bei diesem Instrument viel weniger Biss braucht, als man es zumindest früher so gelernt hat.

    Gruß,
    Otfried
     
  5. Bleedin‘ gums Murphy

    Bleedin‘ gums Murphy Ist fast schon zuhause hier

    Mein Ansatz jetzt ist wohl ein Kompromiss... ich nehme immer noch die Unterlippe ein bißchen über die Zähne, aber weniger als früher und ich beiße weniger stark zu. Dafür mache ich mehr mit den Ringmuskeln um den Mund. Ich denke, so lange es funktioniert, ist es OK. „Lächeln“ tue ich nicht mehr!
     
  6. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hm, jein...würdest du sagen, dass das auch beim Tenor für untersten Töne gilt? Ich fand gerade da den Klarinettenansatz sehr hinderlich, da ich damit eigentlich fast immer zuviel Druck auf dem Blatt hatte und durch regelmässig überblies. Auch das zuverlässige Anstossen der untersten Töne war sehr erschwert.

    antonio
     
  7. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Wenns für dich so funktioniert, ist es doch o.k. Tiefen kein Problem?

    antonio
     
  8. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    @antonio Das stimmt, was Du schreibst. Ich wollte nur die grundsätzliche Richtung aufzeigen.
     
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  9. Bleedin‘ gums Murphy

    Bleedin‘ gums Murphy Ist fast schon zuhause hier

    Für die tiefsten Töne ändere ich kurzfristig meinen Ansatz, und schiebe den Unterkiefer vor.
     
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  10. kukko

    kukko Ist fast schon zuhause hier

    das Problem kennen vermutlich viele, die ihre ersten Saxophonstunden bei einem Klarinettenlehrer gehabt haben, der "auch" Saxophon unterrichtet. Ich hatte Glück seinerzeit und konnte nach zwei Monaten wechseln. Der Umstieg aufs Bariton hat ein Übriges getan. in späterer Dozent hat zur Lippenstellung folgende Übung empfohlen - so ähnlich macht es ja Murphy - ganz ohne Saxophon oder Mundstück den englischen Ausdruck "not amused" vor sich hin murmeln.
    Das kann man auch wunderbar z.B. beim Autofahren machen, wenn einen die Blicke der Nachbarn an der Ampel nicht stören :)
     
  11. Bleedin‘ gums Murphy

    Bleedin‘ gums Murphy Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte eine Klarinettenlehrerin, die auch Saxophon gespielt und unterrichtet hat und später einen Tenorsaxophonisten und Big Band Leader als Lehrer. Der aber von Improvisation auch wenig Ahnung hatte und mir nach ca. 5 Jahren, als ich die ganzen Big Band Noten flüssig vom Blatt spielen konnte gesagt hat, er könnte mir nichts mehr beibringen. Improvisieren habe ich dann später für mich allein geübt ( und übe ich noch)
    Ich habe im Jugendblasorchester erst Klarinette, dann 1. Alt und später 2. Tenorsaxophon gespielt, später in der Big Band meines Lehrers 2. Alt gespielt. Heute weiß ich, das der Unterricht den ich hatte nicht so ideal war. Meinem Lehrer kam es vor allem darauf an, daß ich die Big Band Stücke alle spielen konnte, dafür hat er die Theorie ziemlich unter den Tisch fallen lassen. Blues-Skalen und Ähnliches hatten kaum Platz in diesem Big Band Training! Bin halt aus der Kleinstadt...
     
    Zuletzt bearbeitet: 8.Dezember.2020
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  12. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das stimmt einfach so heute nicht mehr, wenn ich mir die Kollegen mit hervorragendem Wiener Ton auf der Klarinette anhöre.

    Und hör mal, wie "unjazzig" Dan Higgins spielt, Ansatz kann man sich ja ansehen in Bezug auf die Lippe.

     
  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

  14. Bleedin‘ gums Murphy

    Bleedin‘ gums Murphy Ist fast schon zuhause hier

    Für die Klarinette ist das ja auch in Ordnung mit dem Beißen, oder etwa nicht? Beim Saxophon ist es halt falsch, weil man damit keinen so vollen Ton erzeugen kann! Das auf dem Foto ist aber kein extremes Karinettenlächeln, so sieht das auch bei mir noch aus!
    Paul Desmond hat so gespielt, also kann es so falsch nicht sein..
     
  15. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Nicht notwendigerweise!

    Das "Lächeln" ist eine von 2 bekannten Schulen, eher USA, siehe Benny Goodman. Ich habe nie Klarinette mit diesem Ansatz gelernt.

    Nein!! Bloß nicht beißen. Durchaus einen strafferen Ansatz (mehr Lippenspannung) als bei den tieferen Saxophonen, aber keine Gewalt mit dem Unterkiefer.

    Ich habe auch Tenorsax nach der Klarinette gelernt. Mein Kompromiss ist, dass ich jetzt auch auf der Klarinette einen zielmlich "modernen" Ansatz spiele (Mundstück weiter in dem Mund als früher und Unterlippe nicht über die Zähne), dafür aber viel mehr auf die Stütze achte als früher (die wird bei Klarinettenlehrern meist vernachlässigt). Dadurch wird auch der Klarinettenton viel voller. Es braucht natürlich einiges an Übung, bis sich die Lippenmuskeln so entwickelt haben, dass man auch die höchsten Töne nur mit dem Voicing / mit der Luftführung spielen kann. Mit Beißen würde man sich da echt die Lippe kaputtmachen.

    Das macht sich übrigens auch beim Sopransax bezahlt.
     
    elgitano und Jazzica gefällt das.
  16. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich habe als Teenager auch Klarinette gespielt... und gebissen.
    Lass es. Es ist schlecht auf dem Saxophon, aber auch schlecht auf der Klarinette. Letzteres merkst du, wenn du mal Klarinette mit dem lockeren Ansatz des Saxophons spielst. Gibt einen ganz anderen Ton und mehr Möglichkeiten diesen zu formen.
     
  18. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Wenn ich das obere Bild anschaue, weiss ich wie falsch ich das auf der Klari lernte, bzw. man mir das beibrachte. Ich musste auch dauernd irgendwelche gefalteten Zigarettenpapiere oder ähnliches über die untern Zähne stülpen. Trotzdem war meine Lippe innen oft lädiert.
     
  19. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    http://www.jazzprofessional.com/interviews/Benny Goodman_1.htm
     
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