Vibrato auf dem Saxophon (klassisch)

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxoryx, 20.Mai.2021.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, das sind Elemente einer gewissen Stilistik.

    Ich habe ja auch deutsche Klarinette bei einem Klassiker gelernt. Da war Vibrato jeder Art total verpönt. "Ordinär" nannte er sowas. Billiger Effekt. Auch ein gerader Ton muss schön klingen können. Die Mozart- oder Webersachen für Klarinette mit Vibrato zu spielen wäre total daneben. Hätte ich aber Böhmklarinette in Frankreich gelernt, wäre das ganz anders. Für die ist der deutsch / österreichische Ton einfach nur schwer und steril.

    In dem Video ganz am Anfang werden die verschiedenen Stilistiken am Saxophon doch sehr schön definiert und demonstriert. Man muss sich entscheiden, was man anstrebt (und kann). Ich persönlich finde so ein französisches Dauervibrato eigentlich nervig. Ich könnte mich dazu nicht durchringen (schöne Ausrede, nicht wahr?).
     
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  2. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das sehe ich anders.
    Für mich is Vibrato keine Veränderung in pitch (zumindest nicht hauptsächlich), sondern eher eine Veränderung der Lautstärke (mit dem Nebeneffekt, dass sich mit der veranderten Strömung auch pitch leicht ändert).
    Das mache ICH eher aus dem Zwerchfell heraus, wenigerbuber Lippen oder Kiefer
     
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  3. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Das Zwerchfellvibrato ist das Vibrato der Sänger und Flötistinnen. Beim Saxophon wohl möglich, aber üblicherweise wird da das Kiefervibrato gespielt.
     
  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Wenn ich mir das Video von herrn Rousseau ansehe, komme ich zu einem anderen Schluß. Und kiefer schon mal gar nicht.
     
  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Aber er erklärt es doch eh im Video..

    Bildschirmfoto 2021-05-27 um 21.58.53.png
     
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  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ok, dann mache ich es falsch.
    Mir wurde beigebracht, dass der Kieferdruck konstant ist, im idealfall nur Druck uber die lippen aufgebaut wird und diese spannung nur zum angleichen der Intonation geändert wird.
     
  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das habe ich so nie gehört. Wenn ich die Intonation primär über den Lippendruck anpassen müsste, würde ich gar nicht mehr klarkommen. Tönhöhe wird gerne über Zungenstellung (fürs Feintuning), Hals und Kieferdruck (fürs Grobe, wenn das Feintuning nicht mehr reicht) beeinflusst. Die Lippenspannung würde ich eher konstant halten. Vibrato ist keine Lautstärkeänderung, sondern eine leicht Veränderung der Tonhöhe und wird am Saxophon üblicherweise, wie es Andere schon geschrieben haben durch eine leichte Kieferbewegung ausgeführt. Auch ein Zwerchfellvibrato ist möglich aber beim Saxophon weniger üblich, so die Ansage an der Uni von den Dozenten.
     
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  8. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Da ich das gewöhnt war, habe ich es anfangs mit dem Zwerchfellvibrato versucht, aber das hat sich nicht so gut aufs Saxophon übertragen. Sobald man den Kiefer dazunimmt, ist es wesentlich einfacher. Lippen und Kiefer und Zwerchfell und Kehle, wie es Rousseau in dem Video beschreibt, ist wahrscheinlich das Beste, aber der Kiefer scheint für mich doch das Wichtigste zu sein. Ohne das ist es nicht so leicht, selbst wenn alles andere stimmt.

    Das ist jetzt wieder so ein Aussage ... Ich kann das spontan durchaus nachvollziehen, aber "innen" ist nicht so einfach zu definieren. Bei Deinem tollen Sound ist es ganz klar, dass Du das alles richtig machst (sowieso), aber es so hinzubekommen braucht sehr viel Übung. Die Du natürlich hast. Und da kann so eine Vorstellung wie mit Drücken oder Loslassen durchaus helfen. Oder denkst Du, das geht in die ganz falsche Richtung? Aus Deiner Erfahrung als Saxophonist und auch als Lehrer heraus?
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Was anderes als Druck auf's Blatt verändert man denn mit unterschiedlichen Kieferstellung? Das ist doch simple Physik: der Ton geht nach oben, wenn die Bahn verkürzt wird. Wie wird die Bahn verkürzt? Durch mehr Druck. Und umgekehrt beim "Downpitch".

    Ein Vibrato durch Voicing ohne Lippendruckveränderung ist mir persönlich noch nicht gelungen.
     
  10. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wenn Du vom Vibrato sprichst, ist es natürlich (auch) unterschiedlicher Druck.
    Wenn es um das Pitchcenter oder generell um's Intonieren geht - und es runterzukriegen (vielleicht bin ich durch die Parallelthreads schon etwas durcheinander) - nicht.
    Wie der Ray in einem Video so schön sagt: "Lipping up and down, we don't do that. It's a thing of the past". Oder so ähnlich.
    Brauchst ja die Palmkey-Pitchbend-Übung nur mal machen. Der Ton reißt ab, wenn Du das mit der Lippe machst. Oder Du kriegst maximal einen Halbton hin.
    Oder alleine am Mundstück ist es das Gleiche. Da kommt auch kein Ton mehr, wenn Du mit Lockerlassen versuchst runterzukommen.
     
  11. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Es gibt verschiedene Ansätze und deiner ist nicht falsch. Man muß das Vibrato gar nicht mit dem Kiefer nachen,der kann gleich bleiben. Grade in der Klassik habe ich gelernt das ein schönes Vibrato auch durch ändern der Zungenstellung möglich ist,Zunge nach hinten und unten nehmen. So bist eine gleichbleibende Tonqualität möglicher als wenn nan den Kiefer verändert. Aber das ist echt schwer. man sieht,es gibt mehrere Möglichkeiten.
    Noch gar nicht gesprochen haben wir über Vibratogeschwindigkeit und Amplitude(grade ungrade) ach es gäbe so viel am Vibrato zu arbeiten. Ein Tag hat einfach zu wenig Stunden:eek::D
     
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  12. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Sehe ich auch so.
    Bei mir funktioniert das am besten, wenn ich meine Versuche starte, klassisches Vibrato zu spielen. Ich finde, dass dann auch das Weinerliche weg ist, und und der Ton in sich homogener.
    Bei dieser Aufnahme gefällt mir das Vibrato sehr gut, und ich glaube aus genau dem Grund. Es klingt freudig und nicht weinerlich und flat - abgesehen davon, dass die Kollegen grandios spielen können/konnten.
    Der Sopranist ist leider schon tot, war auch ein großartiger Pädagoge (Phil Sobel).

     
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  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Da wird der alte Wein wieder in neue Schläuche gepackt. Das immer gleiche Ding, hier das Vibrato, macht man heutzutage vollkommen anders. Alles klar.
     
  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Du kannst mit dem Kiefer nach oben drücken, ohne die Spannung von den Lippen zu verändern (der Druck verändert sich dann bei den Lippen passiv) und du kannst über das Verändern der Spannung der Lippe den Druck aufs Blatt ändern ohne den Kiefer zu bewegen. Beides führt zu klanglich anderen Resultaten, ist aber nicht gleich gut in der usability. Vielleicht habe ich JES auch falsch verstanden und es ging ihm nur um die Amplitude beim Vibrato, für mich klang es so als wenn er allein mit der Lippenspannung die Intonation generell beim Spielen beeinflusst und das wäre in meinen Augen nicht so hilfreich.
    Ein Vibrato über das Voicen mit der Zunge würde ich auch nicht machen. Wie ich sagte, wenn er das nur in Bezug aufs Vibrato meint, habe ich ihn leider falsch verstanden. Aber selbst da würde ich unterscheiden was die Lippenmuskulatur und was der Kiefer vom Anteil macht. Ich würde immer eher mit einer Kieferbewegung arbeiten, als wirklich gezielt die Lippenspannung über die Lippenmuskulatur zu ändern.
     
  15. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Eigentlich ist eh schon alles beantwortet.
    Leider vermischen sich die 2 Threads über Ton und Vibrato auch.

    Dass es manchmal nicht so eindeutig ist, und Leute oft selbst nicht genau wissen, was sie tun, dafür kann ja auch niemand was.
    Der Lehrer von Phil Sobel (dem Sopranisten oben), Henry Lindemann, hat in den 1930ern eine der ersten Saxophonschulen geschrieben.
    Und da steht über Vibrato das drin:

    "Vibrato is gotten by a loose movement of the teeth...."
    "Care must be taken in vibrato that the motion of the teeth does not interfere with the steady ring in the bell of the instrument...."
    "The jaw should not stop for even a second as the change from one note to the next takes place..."
    "Many players mistake vibrato for lip vibrato. The lips do not enter into it at all for if you squeeze your lips with each your vibrato your jaw will stop moving properly.."
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 29.Mai.2021
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  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Das gilt nur für Spieler mit den dritten Zähnen (-;
     
  17. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    haha, hab gehört dass sie nach regelmäßigem crystal meth Konsum auch zum wackeln anfangen. Ein hoher Preis für das perfekte Vibrato.
     
  18. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Auch aus einer ganz alten Saxophonschule ("Universal Method" von Paul DeVille, 1908 !!):

    "Some ordinary performers are under the delusion that it 'shows off' a player if he can 'beautify' a piece with grace-notes and shakes, and trembling breath, and other means. This is offensive to good musical taste, and amounts to mere vulgarity."

    Geht aber auch weiter:

    "But when embellishments are introduced at the right place, and performed by an 'artist', their style of execution furnishes a criterion for the estimate of the artist's schooling and delicacy of feeling."
     
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  19. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ist schon klar - es kommt nicht drauf an, was du tust - wichtig ist, wer es tut. Tolle Einstellung!
     
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  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Von der Lindemann-Methode (mein Zitat oben, hab die Quelle vergessen, sorry) gibt es eine interessante Analyse, die generell den Zustand am Anfang des letzten Jahrhunderts (in den USA) beleuchtet, was die Saxophondidaktik betrifft.

    https://ir.uiowa.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=6916&context=etd

    Ab Seite 49 geht es um Vibrato, und wie es sich entwickelt hat.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 29.Mai.2021
    zwar, rbur und Livia gefällt das.
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