Übekrisen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxoryx, 11.Juli.2021.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich bekam gerade im Rahmen des Newsletters von Katrin Scherer eine Mail mit dem Betreff „Übekrisen meistern“.



    Das ist ein Thema im Rahmen eines kleinen Mini-Kurses zum Thema Üben, den sie gerade auf ihrem Kanal macht.



    Das immer wiederholte Mantra, wenn man fragt, wie man sich verbessern kann, ist: „Üben, Üben, Üben.“ Und das stimmt natürlich. Ohne Üben kommt man zu gar nichts. Was dabei jedoch meistens übersehen wird, sind (mindestens) zwei Themen:
    1. Wie übe ich?
    2. Was kann ich tun, wenn ich in einer Übekrise bin?
    Ich finde es sehr dankenswert, dass Katrin dieses Thema einmal aufnimmt, denn oft wird darüber nicht gesprochen. Es wird meistens so getan, als ob es nur darum ginge, sich vorzunehmen zu üben, und dann klappt das schon. Ich weiß immer ganz genau, was ich üben muss und wie. Und ich komme nie in eine Krise.
     
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  2. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das ist aber leider nicht so. Deshalb wollte ich das hier auch mal zum Thema machen. Denn ich erinnere mich nur, als ich damals mein Übetagebuch hier durchgezogen habe, was für merkwürdige, sogar gehässige Reaktionen da kamen. Als ob Üben nicht wichtig wäre. Oder als ob ein Tagebuch über 30 Tage etwas ganz Neues und Ungewohntes wäre, das gar nichts bringt.

    Jeder Mensch, der das schon mal gemacht hat, weiß, dass es sehr viel bringt, und auch Katrin Scherer betont immer wieder, wie wichtig ein Übetagebuch ist. Wenn man allerdings in einer Krise ist, nützt das auch nichts. Dann hat man keine Lust zu üben, verzweifelt allein schon daran, sich zum Üben zu überwinden oder schiebt andere Sachen vor. Die Arbeit, Freunde, Familie, mit dem Hund spazierengehen ...

    Manchmal ist es natürlich auch tatsächlich eine Zeitfrage. So war es bei mir, als ich so viel Arbeit hatte, dass ich mir vorkam, als würde ich unter Tage arbeiten und nie mehr aus dem Schacht auftauchen. Da lässt sich das Üben wirklich schlecht noch unterbringen. Oder wenn man krank ist. Was bei mir auch oft der Fall war.

    Gerade dann ist es aber wichtig, sich davon nicht unterkriegen zu lassen. Ich habe das versucht, mit leider nur wenig Unterstützung hier im Forum, was ich merkwürdig fand, aber dann musste ich mich eben allein durchbeißen. Unterstützung oder Leute, die mitmachen, wären natürlich nett gewesen, aber es war eben nicht so. Manche Leute finden es anscheinend lustig, auch noch auf andere einzuschlagen, wenn sie schon am Boden liegen. Aber das ist deren Charakterproblem, nicht meins. Wie früher die Bullys auf dem Schulhof, die immer kleinere Kinder geschlagen haben. So was gibt es natürlich auch im Erwachsenenalter. Die ändern sich nicht.

    So habe ich diese Krise gemeistert und bin jetzt wieder voll dabei. Zumal ich auch festgestellt habe, dass mir die Beschäftigung mit Akkorden und Co. die Lust am Jazz verleidet hat und ich mir ein anderes Genre suchen muss, wenn ich Spaß am Saxophonspielen haben will. Auch das war vielleicht Teil der Übekrise: eine für mich falsche Herangehensweise an die Musik. Wenn ich auf eine Art an Musik herangehen soll, die mir nicht liegt, habe ich natürlich auch keine Lust zu üben.

    Ein erster Ratschlag also, um eine Übekrise zu meistern: Darüber nachdenken, ob es wirklich die Musik ist, die ich machen will. Und die Art, auf die ich sie machen will. Oder folge ich nur dem Schwarm, der unbedingt Jazz spielen will? Und das auch noch auf eine bestimmte Art, die nicht meine ist? Ich habe Jazz immer aus dem Bauch heraus gespielt, wie jede andere Musik. Da hat es gut geklappt und ich hatte Spaß daran. Sobald ich mich erst einmal mit Akkorden beschäftigen sollte, war mir der Spaß verdorben und ich hatte gar keine Lust mehr, überhaupt Jazz zu spielen. Ich hoffe, die Lust am Jazz kommt irgendwann wieder, aber für den Moment beschäftige ich mich jetzt lieber mit anderen Genres, die mir mehr Spaß machen wie Klassik oder auch Freestyle.

    Deshalb habe ich momentan auch gar keine Übekrise, aber für die Zukunft weiß ich das ja nicht. Deshalb würde ich mir gern klarmachen, was ich machen kann, wenn ich das nächste Mal eine Übekrise habe. Denn das Saxophonspielen ist mir wichtig und ich möchte nicht so schnell damit aufhören. :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 11.Juli.2021
  3. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Übekrisen kenne ich nicht.
    Es gibt immer etwas, was ich spielen will. Das ist nicht immer, was ich üben soll. Das ist dann so. Ich lasse mich aber nicht abhalten mich überhaupt mit dem Instrument zu beschäftigen. Je mehr ich spiele, um so besser werde ich, auch wenn ich immer wieder die gleichen Sachen spiele.
    Frust kommt nur auf, wenn ich unbedingt etwas ganz Konkretes, möglichst unter Zeitdruck (bis zur nächsten unterrichtsstunde) können muss.
    Muss ich nicht, ist mein Hobby und das muss nur eines, mir Spaß machen. Das muss ein Lehrer akzeptieren und das Konzept anpassen.
     
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  4. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    @JES das geht mir genauso....es gibt gelegentlich statt Übekrise fehlende Übezeit oder auch Übemöglichkeit, aber das ist was Anderes, logisch.
    Es gibt aber schon Tage, wo ich gerne spielen möchte und ich trotzdem bisschen "spielmüde" oder völlig einfallslos bin. Das nutze ich dann sehr gerne für verschiedenste Sachen, die auch wichtig sind und bei mir eh viel zu kurz kommen. Tonleitern, Akkorde, II - V - I Verbindungen, high notes, Töne lang und sauber spielen, Technik usw.
    In der Regel spiele ich aber gerne Sax und das wird im Schnitt so 1- 2 Std. tgl sein. Mal gerne mehr, aber auch öfters mal weniger. Übekrise habe ich noch nie gehabt oder es halt nicht als Krise gesehen. :)
     
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  5. GelöschtesMitglied11578

    GelöschtesMitglied11578 Guest


    Ich werfe mal ganz bewusst die These in den Raum: "Jazz ist keine Musik, sondern eine Technik!"

    Sieht man es unter dem Aspekt passt das schon eher ... das meißte was so unter Jazz läuft ist nicht aus dem Bauch heraus zu spielen und soll es auch gar nicht sein. Wo komen wir denn da hin, wenn hier jeder musische Typ aus dem Bauch heraus Jazz spielt....

    Die Kreativität ist da an anderer Stelle gefragt. Die Technik Jazz ist im wesentlichen ganz profan die richtigen Töne zur richtigen Zeit zu spielen, so wie es die Hörgewohnheit erfordert. Das ist bei Regae (oder wie das geschrieben wird) genau so - nur eben leichter in der Technik und leichter in der Theorie. Wenn man den ganzen Jazzhokuspokus runterbricht bleiben zwei Regeln übrig - beachtest du die, ist alles OK. Um die beachten zu können lernst du Akkorde, Skalen usw. -> leider ist das nur der Inhalt und auch nicht einmal die halbe Wahrheit. Will man ganz "einfach" die Essenz wissen, wird diese (bewusst oder unbewusst) nicht transportiert. Gerade bei Musiktheorie bemerke ich das, auch hier im Forum , sehr deutlich. Es wird zwar immer wieder dargelegt was man üben soll aber nicht wie man das dann allles zu dem zusammenbaut, was es am Ende sein soll. Wie inder Malerrei wird einem Perspektive etc. vermittelt mit Maltechniken usw. aber die Komposition eines Bildes wird nicht thematisiert - nur zur Analyse.

    Aus diesem Grund klingen ja dann auch gutgeübte Studenten genau so - technisch ... ist ja auch eine Technik. Würde es Musik sein würden sie musisch klingen und man könnte es nicht so detailliert beschreiben und lernen und so akurat nachbauen/spielen. Es ist aber keine Musik und es küsst einen auch nicht die Muse, wenn man das alles im Kopf hat.

    Auf der anderen Seite kann man sich ewig mit trial&error beschäftigen - hat gute Momente aber kann diese nicht reproduzieren bzw. verlässlich abrufen.Will man jazzig klingen braucht es das, zumindest, wenn man das verlässlich machen möchte - für sich auf seinem Niveau. Die Frage ist nur wie bekommt man das in die Finger und wie übt man das lustvoll - und da gibt es halt unterschiedliche Lerntypen.

    Lernziel ist klar - Lernmethode meißt nicht - Lerninhalte sind klar - Übekonzepte meißt nicht.

    -> Tip: immer aufnehmen und anhören was man spielt und wie man spielt. Auf einmal merkt man auch schnell wie man sich auch etwas vormachen kann, beim Bauchjazz ...


    ... und schnell hört man auch was man üben sollte. Neee _ erstmal muss man so ehrlich sein und bemerken was kacke klingt und dann noch so gut sein um herauszubekommen warum das so ist und wie man das abstellen kann und welche Übung man dafür braucht.

    Und das sind genau die Übungen die einem so richtig ätzen und die überhaupt gar nicht gut gehen und echt nerven ... und dann läufts. Aber auch nur, wenn man das macht. Macht man es nicht ist auch OK - heißt aber nicht, dass Jazz üben keinen Spass machen kann und auch nciht, dass sich mit Musiktheorie auseinandersetzen keinen Spass machen kann!


    Weiterentwickliung ist schmerzhaft - sieht man bei Kindern, die Entwicklungsschübe machen. Aber die Entwicklungsschritte wollen gegengen werden - so oder so.

    Ansonsten spielt man immer das gleiche in anderen Formen und denkt sich - "Hmm, noch n bisschen besser und ich bin richtig gut!" Zumindest bei mir war/ist das so. Die Realität sieht viel schlimmer aus:"Noch ein bischen besser und ich bin nicht mehr ganz schlecht und erkenne was ich noch alles lernen/üben Muss!"

    Spass hab ich da nicht immer - Freude schon ...



    Edit: wirklich ans eingemachte geht die Dame mit ihren Videos auch nicht ... Struktur etc:
    " ...das ist wirklich ganz wichtig ... " Aha und wie macht man das und wie kommt man an die für mcih passendene konzepte???
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 12.Juli.2021
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  6. jensimaniac

    jensimaniac Ist fast schon zuhause hier

    Also die freien Videos von Katrin Scherer und Dirko Juchem oder Bernd von Saxbrig sind doch lediglich Appetizer um Kunden zu werben. Ist doch klar,dass sie nicht bis ins letzte Detail gehen, sonst nützt das Geschäftsmodell ja nix.

    Ich hatte letztens eine Übekrise,als 2 meiner Haustiere altersbedingt krank wurden.
    Da konnte ich einfach nicht im Zimmer nebendran üben.
     
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  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Vielleicht kommt man auf die für einen passenden Konzepte nur selber?
    Vielleicht ist ein ganz wichtiger Teil auch das Selbst-Kennenlernen, das neben dem Konsum von zig fragwürdigen youtube-Anleitungen mal gerne zu kurz kommt?
    Ich muss immer sehr angestrengt nachdenken, wenn ich überlege, wie ich was gelernt hab. Ich hab es halt gemacht, wenn es nicht funktioniert hat, hab ich es anders probiert. Das kostet verdammt viel Zeit, zugegeben. Aber diese ganzen Versuche der Optimierung nach Anleitung - ich weiß nicht, ob das jemals von Erfolg gekrönt sein wird.
    Ich verstehe, dass - hat man nur eine Stunde oder weniger zur Verfügung - man optimieren, einen Plan erstellen will.
    Für mich würde das nicht funktionieren. Da probier ich mal lieber eine halbe Stunde ein schönes cis" zu spielen.
    Da fällt mir der gemeine Witz ein....Sagt der Professor zum Schüler: "Sie müssen noch viel üben bis Sie draufkommen werden, dass Sie kein Talent haben".
    Ist ein bisschen auch für mich ein Leitsatz, hehe.
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich glaube, ein Lehrer vermittelt Saxophonspielen selten so, wie er es selber gelernt hat. Das geht gar nicht.
     
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  9. hoschi

    hoschi Strebt nach Höherem

    eine übkrise hatte ich noch nie.
    öfters zu wenig zeit fürs üben, oder wenn das letzte üben echt katastrophal war,
    freute ich mich auf den kommenden dienstag, lernstunde abends mit lehrer.
    meine besten übungen sind die mit viel bock auf genau das jetzt.
    ist wie beim mopepd fahren, wenn du das nur halbherzig machst, abflug...
    daher gilt für mich, es muss mir jetzt im moment passen.
     
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  10. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Es ist vielleicht auch eine Frage der Wortwahl. Ich finde das Wort Übekrise eigentlich ganz gut. Aber es kann auch sein, dass man damit etwas anderes verbindet, als ich das jetzt beispielsweise tue. Eine Übekrise ist so etwas Ähnliches wie eine Schreibblockade bei einem Schriftsteller. Man will schreiben, aber man kann nicht, auch wenn man es noch so sehr will. Es geht einfach nicht.

    Wenn es nur ein Hobby ist, zu schreiben oder Saxophon zu spielen - wie bei uns jetzt hier im Saxophonforum -, dann ist das nicht so schlimm. Dann wartet man einfach ab, bis man wieder Lust hat oder bis einen irgendein Song oder ein Stück anspringt und man das unbedingt spielen will, und dann geht das schon. Wenn man aber wie ein professioneller Schriftsteller oder ein professioneller Musiker jeden Tag üben muss ... Dann könnte das eventuell schon kritisch werden. Bei Musikern vielleicht nicht so schlimm wie bei Schriftstellern, denn ein Schriftsteller hat ja oft eine Deadline, bis zu der er ein Buch fertiggestellt haben muss, und wenn er dann eine Schreibblockade hat, dann ist das nicht so gut.

    Ein Musiker hat ja keine Deadline, keinen Zeitpunkt, bis zu dem er etwas fertiggestellt haben muss. Da kann man dann auch ein paar Tage oder vielleicht sogar Wochen nicht üben, ohne dass das sehr schlimm ist. Aber es ist auf jeden Fall unangenehm, nicht üben zu können, obwohl man das will, oder sich zum Üben zwingen zu müssen, wie es vielleicht bei manchen Kindern früher war, die ein Instrument lernen mussten, weil die Eltern das wollten. Als Erwachsener weiß man, dass man seine Fähigkeit zum Teil wieder verliert, wenn man nicht übt, und das ärgert einen dann doppelt. Denn schließlich hat man sich seine Fähigkeiten ja mühsam erarbeitet, und dann muss man wieder von vorn anfangen. Oder fast von vorn.

    Mir geht es ja jetzt auch ein bisschen so. Zuerst einmal kämpfe ich immer noch mit meinem Impingement, mit den Schmerzen in der linken Schulter und im linken Arm, deshalb sollte ich das Üben nicht übertreiben. Gleichzeitig bekomme ich auch Rückenschmerzen, wenn ich zu lange spiele. Heute auch wieder. Ich habe heute Morgen eine Stunde geübt, dann hatte ich ein bisschen Pause, dann hatte ich Saxophonstunde. Und danach tut mir jetzt der Rücken so weh, dass ich froh bin, dass ich heute Nachmittag zufällig einen Termin bei meinem Chiropraktiker habe und es mir danach dann wieder gutgehen wird, wie ich weiß. Aber ich kann ja nicht jedes Mal nach dem Üben zum Chiropraktiker oder zur Physiotherapie gehen, weil mir alles wehtut. Das wäre ja dann jeden Tag.

    Das könnte man auch als Übekrise bezeichnen. Denn das Üben bringt mich in eine gesundheitliche Krise. Übe ich nicht, geht es mir gut, mein Rücken tut nicht weh, meine Schulter und mein Arm tun nicht weh, aber ich bin frustriert, weil ich nicht üben kann. Übe ich, bin ich glücklich, weil ich Musik machen kann, auch vorankomme und mich verbessere, muss dafür aber mit Schmerzen bezahlen.

    Aber so ist das Leben. Es gibt nichts umsonst. :)
     
  11. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Interessant. Normalerweise hat man als Musiker Konzerte (Deadlines) zu denen man bestimmte Stücke können muss, bzw. bei denen man von der Kondition und vom Ansatz fit sein sollte. Auch als Hobbymusiker ist das manchmal so.
    Beim Musiker gehen Übekrisen oft einher mit fehlenden Konzerten. So gut zu beobachten in der Pandemie. Sobald Konzerte anstehen, ist die Motivation meist von selber da (wenn man das Konzert gerne spielt).
     
  12. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Und da liegt der große Vorteil der Hobbymusiker. Wir spielen nur Konzerte die wir gerne spielen. Als Profi,der davon leben muß,sieht das bestimmt ganz anders aus
     
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  13. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Das kann man sich zum Glück gut aussuchen als Selbstständiger, was, wo und mit wem man spielt :).
     
  14. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Schön, wenn das für Dich gilt. Wenn man als Amateur in einem Orchester oder in einer Band spielt, muss man auch unliebsame Auftritte und doofe Stücke spielen. Aber Motivation zum Üben sind sie allemal.
     
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  15. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Finde ich nicht. Ein Schriftsteller (ich bin ja selbst einer) muss etwas Neues, Kreatives, Durchschlagendes zu schreiben finden. Beim Üben eines Instruments gibts genug schematische Routinesachen, die man auch ohne große Inspiration üben kann. Und das kann auch Spass machen bzw. entspannen, sogar meditativ wirken.

    Mir ist es jedenfalls noch nie passiert, dass ich an einem Tag mal keine Lust zum Üben oder zum Spielen hatte. Krise ist für mich eher, wenn ich eine Zeit lang nicht üben kann (z.B. im Urlaub).
     
  16. altomania

    altomania Ist fast schon zuhause hier

    Am wichtigsten finde ich es, den Spaß an der Sache nicht zu verlieren. Wenn ich merke, dass es irgendwie klemmt, dann spiele ich nur noch, was mir Spaß macht und wenn es ganz einfache Sachen sind, bei denen ich dann merke, dass die plötzlich noch viel besser gehen als z.B. noch vor einem Jahr oder so. Das motiviert mich auf jeden Fall, weiterzumachen. Ein solches Tagebuch würde mich nur vom Üben abschrecken, dafür bin ich nicht diszipliniert genug und ich fühle mich durch so enge Rahmenvorgaben nur begrenzt. Mag sein, dass es mich schneller weiterbringen würde, aber es ist einfach nicht meins. Ich habe das Gefühl, dass mich das weiterbringt, was ich gerne mache, mit Freude und Leidenschaft. Vermutlich macht es die Mischung, aber den Spaß am Spielen stelle ich auf jeden Fall in den Vordergrund, dann bleibt bei mir auch die Motivation für Mühsameres erhalten.
     
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  17. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich denke auch, das Wichtigste ist einerseits der Spaß und andererseits auch das Ziel. Ein Ziel kann natürlich ein Konzert sein, aber eben auch ein ganz davon unabhängiges Ziel wie auf einem bestimmten Gebiet besser zu werden wie z.B. Sound oder Geläufigkeit. Oder einfach nur ein bestimmtes Stück spielen zu können, das einem gefällt. Und außerdem ist es ganz wichtig, dass man das tut, was für einen selbst das Richtige ist. Katrin Scherer schlägt immer ein Übejournal vor, und als ich damals bei ihr angefangen habe, Saxophon zu lernen, habe ich auch gedacht, das ist nichts für mich. Entweder ich spiele oder ich spiele nicht. Warum soll ich das aufschreiben?

    Später dann, als ich unbedingt wieder spielen wollte, aber keine Zeit hatte, fand ich die Idee eines Übetagebuchs motivierend. Es kommt also immer auf die persönliche Situation an, in der man sich befindet. Jetzt führe ich auch kein Übetagebuch mehr, sondern übe eben die Sachen, die ich meiner Lehrerin bei der nächsten Stunde vorspielen soll. Das gibt sie mir jetzt vor. Das ist natürlich die bequemste Methode. ;) Sie macht sozusagen den Plan. Natürlich in Abstimmung mit mir, aber sie weiß mehr als ich, kennt mehr Übungen usw. Also verlasse ich mich da jetzt auf sie. Lange Zeit hatte ich ja keinen Lehrer, da musste ich das alles selbst machen, und das ist erheblich schwieriger. Vor allem, wenn man die Zeit nicht hat.

    Also wieder einmal der Beweise dafür, wie wichtig und nützlich ein Lehrer ist. Unverzichtbar eigentlich. Aber nun ja, ich hatte keine Wahl. Es gab keine Lehrer hier bei mir, und mit YouTube war das auch nicht so toll. Jetzt bin ich aber froh, dass ich eine Lehrerin habe, und da ich jetzt mehr Zeit habe, sogar jede Woche Unterricht nehmen kann. Wenn auch nur online, aber das klappt sehr gut.
     
  18. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das ist nicht dasselbe wie ein Buch zu schreiben, Livia, das kann ich Dir versichern. ;) Du musst Deine ganzen Stücke nicht erst noch komponieren, für jedes Konzert neu. Auch wenn Du komponierst, spielst Du in Konzerten doch sicher auch sehr viele Stücke, die Du schon lange kennst und die Du schon oft gespielt hast. Ein Schriftsteller kann nicht alle paar Wochen oder Monate immer wieder dasselbe Buch herausbringen, nur vielleicht mit einem anderen Cover. Es muss jedes Mal ein völlig neuer Inhalt sein. Deshalb ist das nicht dieselbe Art Deadline. Ein Konzert als Dealine wäre eher vergleichbar mit einer Lesung, die ein Schriftsteller hält. Aus einem Buch, das schon existiert und dass er nicht erst für die Lesung schreiben muss.
     
  19. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Na ja ... Diese ganzen Bestsellerautoren schreiben doch immer nur dasselbe. Bei jedem neuen Buch. Also das gilt nicht für alle Schriftsteller. ;) Und ich glaube auch nicht, dass viele dieser Leute oft Schreibblockaden haben. Denn sie machen genau dasselbe, wie Du es hier für das Üben eines Instruments beschreibst.
    Oder - im Falle der Bestsellerautoren - viel Geld einbringen. Das kann auch sehr inspirierend sein. Für manche Leute jedenfalls.
    Aber eine Schreibblockade oder eine Übekrise schließt das nicht aus. Wie man beispielsweise an Stephen King sieht. Sehr erfolgreich, viel Geld verdient, jeder kennt ihn, eigentlich keine Sorgen - sollte man meinen. Aber warum ist er dann Alkoholiker? Wodurch es dann natürlich auch Schreibkrisen gab, die man sicherlich mit einer Übekrise vergleichen könnte.

    Ganz so leichthin sollte man nicht darüber hinweggehen, was alles dahinsteckt, wenn man eine Schreibblockade oder auch eine Übekrise hat. So als ob es das nicht gäbe oder nur ein Nebenthema wäre, das nur sehr wenige interessiert. Sicherlich, man kann einfach bestreiten, dass es das gibt. Dann ist das Thema auch erledigt. Aber etwas zu bestreiten lässt es normalerweise nicht einfach verschwinden. Es ist trotzdem da. Und wenn man damit zu kämpfen hat, muss man eine Lösung finden, um da wieder herauszukommen.

    Meine Art, da wieder herauszukommen, war ein Übetagebuch und das Travel Sax, das es mir erlaubte, auch dann zu spielen bzw. zu üben, wenn ich gar keine Zeit dafür hatte. Ich konnte dem Tag nicht mehr als 24 Stunden abluchsen, also musste ich versuchen, einen kleinen Teil dieser Zeit für das Üben zu reservieren. Mit einem Übetagebuch. Denn dann sah ich am Ende des Tages, dass ich geübt hatte oder ich hätte es gesehen, wenn ich nicht geübt hätte. Gewusst hätte ich das zwar sowieso, aber so habe ich es gesehen. Und der Mensch ist nun einmal ein visuelles Tier. Vor allem, wenn ich dann mehrere Tage hintereinander ein leeres Kästchen gehabt hätte, das ich nicht hatte abhaken können, hätte ich mich sehr schlecht gefühlt. Also habe ich dafür gesorgt, dass ich es abhaken konnte. Und wenn ich nur 10 Minuten gespielt hatte oder drei- oder viermal 5 Minuten mit dem Travel Sax.

    Wenn man ganz aus dem Spielen raus ist, wie ich es war, dann ist das eine große Hilfe. Jetzt brauche ich das nicht mehr, aber eine Zeitlang habe ich nicht mehr geglaubt, dass ich je schaffen würde, jemals wieder mit dem Spielen anzufangen. Weil ich dafür immer etwas anderes, das wichtiger schien, liegenlassen musste. Man muss eben Prioritäten setzen im Leben, und Musik, wenn es nicht der eigene Beruf ist, hat keine Priorität gegenüber dem Beruf, mit dem man Geld verdient und der die ganze Zeit frisst, die man hat.

    Wenn man sich überanstrengt, wird man krank, bekommt einen Burn-out und wie ich gesundheitliche Probleme, Rückenprobleme usw., und dann kann man noch weniger spielen. Ein normales Saxophon hätte ich noch nicht einmal anheben können. Das Travel Sax war die einzige Möglichkeit, überhaupt zu spielen.

    Man muss eben immer Lösungen finden für das Problem, das andere vielleicht gar nicht haben. Ich habe oft den Eindruck, viele Leute hier im Forum sind entweder zu jung oder zu gesund, um jemals durch Krankheit beim Spielen beeinträchtigt zu werden, egal, ob physischer oder psychischer Natur, und verstehen deshalb das Problem nicht. Aber das heißt nicht, dass es das Problem nicht gibt. Wenn man nicht gesund und vielleicht schon älter ist, muss man sich damit auseinandersetzen, wenn man die Musik nicht aufgeben will. Und das will ich nicht. Ich kann aber meinen Rücken nicht zwingen, seine Bandscheiben wieder wachsen zu lassen. Und ich kann mich auch nicht plötzlich 20, 30 oder 40 Jahre jünger machen. Also muss ich andere Möglichkeiten finden.
     
  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Saxoryx
    Für mich wäre eine Übekrise ein Zustand, in dem ich nicht üben will, weil mir die Motivation fehlt.
    Aus gesundheitlichen Gründen nicht üben können passt da nicht rein, weil du willst ja und kannst nicht so, wie du möchtest.
    Ersteren Fall kenne ich nicht. Es gibt immer etwas, was ich machen will, nicht unbedingt, was mein ev. Lehrer will, oder was eine ev. Band braucht. Wichtig ist, dass man überhaupt spielt.
    Letzteres geht in Richtung effizient üben. In deinem Fall zumindest auf der Stelle treten, wenn du schon nicht weiter gehen kannst. Dafür würde ich mir ein priorisiertes Programm aufsetzen, welches ich abarbeite, solange es geht. Z. B. Prio 1,longtones 5 Minuten, prio 2, terzsprünge über die wichtigsten Tonarten, 5 minuten etc...
     
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