Synchronisation

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Jacqueline, 3.Juli.2022.

  1. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Hallo Forum,

    durch die Isolation komme ich recht viel zum Üben und habe mich da jetzt gezielt mit Time und Rhythmus befasst. Denn das ist es, was mich an meinem Spiel am meisten stört. Kommen 16tel ins Spiel wird es richtig lustig und irgendwie ist hier aktuell meine Grenze. Dabei ist es ja, wenn man Viertel und Achtel kann eigentlich nichts neues - eigentlich ...

    Meine Hello-Aufnahme ist rhythmisch ziemlich unsauber:



    16tel und zwischendrin Triolen fordern mich deutlich. Einzeln kann ich die einigermaßen spielen, aber wie es nunmal so ist in der Musik wird hier und dort und überall viel überbunden, z.B. eine 8tel auf dem Offbeat rüber zur ersten Triolenachtel. Dadurch kann ich da nicht aufsetzen, da der Schlag irgendwie durch die Bindung "verschluckt" wird.
    Das ist Problem Nummer eins.

    Hinzu kommt, dass die 16tel irgendwie von mir gespielt werden, sprich ich hab die saubere Unterteilung noch nicht verinnerlicht, ich spiele die Figur 8el + zwei 16tel zB so, dass die 8tel zu lang ist und die beiden 16tel dann noch schnell reingequetscht werden.

    Hier muss ich ansetzen, habe also versucht die Unterteilungen besser zu verinnerlichen. Die Grundfiguren, die mit 16teln auf einem Schlag möglich sind kann man ja fast an einer Hand abzählen.
    Wir hatten das auch schon im Unterricht, ich habs gespielt, aber es ist noch lange nicht ins Blut übergegangen.

    Das neue Stück (ebenfalls schön viele 16tel) bin ich jetzt erstmal ohne Instrument angegangen, nur klatschen und singen und hab da ordentlich Zeit reingebuttert (wesentlich mehr als sonst). Hat sich gelohnt, es ist besser geworden.

    Hier mal 2 ähnliche Versionen mit unterschiedlichen Patzern hier und da:



    1:06: die Phrase beginne ich noch ok, nach hinten raus komme ich wieder ins schwimmen. Da sind eigentlich 8el am Ende, die werden übergangen. Und eigentlich ein Schlag Viertel-Pause, ich mach dann aber 2 :confused: Dadurch "rette" ich mich meist, aber es ist eben nicht der Rhythmus. Auch wenn ich ihn vorher zich mal geklatscht habe, aber da ist die Synchronisation dann weg, weil ich in solchen Momenten das PA gar nicht mehr wahrnehme.



    0:32: ich hab kein Plan wo der Schlag ist, merke nur, dass es irgendwie nicht passt.

    Ich habe eh oft dieses Autopilot-Gefühl. Ich spiele was, oft aus dem Muskelgedächtnis, oder weil ich die Phrase im Ohr habe, es fühlt sich aber nicht kontrolliert an.



    Um jetzt mal zum eigentlichen Titelthema zu kommen: die Sache mit der Wahrnehmung der Time.

    Beim Spielen, es reichen schon 8el Ketten, merke ich, dass die Synchronisation mit der Time des Stückes verloren geht. Hört man auch bei I Want You Back am Anfang.
    Die 1 ist noch sehr genau, aber auf der 3 siehts dann schonwieder anders aus. Die nächste 1 bekomme ich dann wieder recht genau mit (wenn es das Stück hergibt) und dann passt es schonwieder irgendwie.
    Aber wehe die wäre nicht da, dann ist Schicht im Schacht :cool:
    Das zeigt ja eigentlich sehr genau auf, dass das bei mir der Puls einfach noch nicht durchläuft.
    Kann das auch ein Konzentrationsproblem sein? Ich bin öfter mal unaufmerksam und da passiert das dann natürlich sofort.

    Habe dafür die Übung bekommen einfach einen Dreiklang zu nehmen, Klavier und Bass bei ireal zu muten und dann nur zum Schlagzeug zu spielen und mich darauf zu konzentrieren. Viertel, Halbe und 8el-Ketten. Und die werden nach hinten raus gerne nochmal ungenau. Das kriege ich aber in den Griff - denk ich ... :D

    Ja, ich kann zu einem Song mitklatschen, irgendein Fuß geht ganz automatisch mit, wenn ich Musik höre. Aber beim Spielen ist das oft weg. Evtl weil der Fokus zu sehr auf den Noten ist. Mein Puls innerlich ist auch irgendwie immer schneller als die des Stückes. Auch noch so ein Ding.

    Beim Improvisieren ist das was ganz anderes, da muss ich nicht auf irgendwelche Noten achten und habe mehr Kapazität für den Beat. Also ich spiele dann völlig anders, obs besser ist sei mal dahingestellt. Aber ich hab das Gefühl ich bin eher synchron.

    Ich glaube dieser Hang zum asynchronen Spiel wird auch durch das Einüben von Phrasen gefördert.
    Den Anfang eines Stückes spielt man ja meist genauer und besser als das Ende. Am Anfang passts, nach hinten raus wird rumghehuddelt. Da muss ich meine Methodik nochmal umstellen bzw den Fokus verändern.

    Ist das eine normale Entwicklung, die ihr auch so ähnlich durchlaufen habt? Wie konntet ihr das überwinden?

    Das hat man davon, hat man zu viel Zeit ist man genervt von den eigenen Baustellen. Ich will dieses Problem angehen, ich mags so nicht. Ist mir auch erstmal wichtiger als Intonation uÄ. Falsch gespielte Rhythmen etc fallen eben sofort auf.

    Grüße und einen schönen Sonntag!
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Spiel‘s von hinten nach vorne….;)

    CzG

    Dreas
     
  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das ist alles so schlau und richtig, was du sagst. Du kennst alle deine Macken und hast gute Unterstützung.
    Du brauchst m.E. jetzt nur noch ein halbes Jahr Quarantäne - dann flutscht das.... :duck:
     
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  4. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ich denke schon. kenne ich jedenfalls sehr gut, das Problem. Ist aber für mich sehr vom Stück abhängig. wenn ich's "drin" habe, geht es recht gut. Also, wenn mir die Musik vertraut ist.
    Überwunden- nein, das wäre jetzt Hochstapeln, wenn ich das bejahen würde.
    Mit hat vor Jahren mal der Lehrer gesagt, du spielst eigentlich alles richtig, aber dü hörst die "1" nicht :) das hat mich monatelang beschäftigt und kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn ich mich dabei ertappe, dass ich rhythmisch nicht das spiele, was dasteht...

    antonio
     
  5. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    In der Zeit, als ich intensiv Duette geübt und zu Hause zu Playalong mit Stimme bzw. im Unterricht mit Lehrer gespielt habe, war korrektes (Mikro-)Timing neben der Intonation (auch wichtig, wenn auch zweitrangig hinter dem Timing) das A und O. Es erforderte volle Konzentration. Heute könnte ich das nicht mehr. Ich verstehe mein Saxophon als Ersatz für meine Singstimme und versuche mit dem Instrument möglichst so zu phrasieren, wie ich auch singen würde. Und das ist oftmals sehr viel anders, als die aus einer MIDI-Datei extrahierten Notenwerte vorgeben.

    Ich weiß, das hilft Dir bei der geschilderten Problematik nicht wirklich weiter. Aber versuche einmal einfach nur testweise, so zu spielen, wie Du das Stück fühlst. Vielleicht gefällt Dir das Ergebnis viel besser als das sture festhalten an den Notenwerten.

    Btw.: ich habe in die erste Aufnahme reingehört. Für meine Ohren klingt das genauso statisch, als würde da eine MIDI-Datei abgespielt. Mir fehlt da die Lebendigkeit.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 3.Juli.2022
  6. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Danke @Bernd für den Tipp, aber genau das möchte ich nicht.

    Ich höre das oft bei Leuten in der Band. Und das klingt in meinen Ohren leider immer so als hätte die Person einen im Tee und würde lallen..
     
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  7. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Die erste Aufnahme ist übrigens eher free gespielt :-D
     
  8. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich ähnliche Gedanken und Probleme zum Thema Timing hatte wie du. Ich habe nie so richtig den Puls beim Spielen gefühlt und konnte dementsprechend auch nur wie „blind“ über Begleitungen spielen.
    Bei mir hat sich das dann tatsächlich mit der Sicherheit und Routine am Instrument ergeben. Meine Konzentration war wahrscheinlich von so vielen Dingen beansprucht, dass das einfach hinten runter gefallen ist.
    Ich denke, das geht vielen Lernenden so.

    Was mir zum Puls Spüren immer enorm hilft, ist das Metronom auf die Hälfte zu stellen und die Klicks als 2 und 4 zu nehmen. Am Anfang braucht man eine Weile bis man rein kommt, aber dann kommt das Groove Gefühl und will gar nicht mehr gehen. :)
     
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  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Vielleicht hilft es dir, die Rhythmen erst einmal auf den kürzesten Nenner zu bringen. Einfaches Beispiel:

    Eine punktierte Viertel und eine Achtel spielst du als drei Achtel und eine Achtel, teilst also die längere Note in kürzere auf, die du später zusammenbindest.

    Spektakuläres Beispiel fürs Schwimmen sind die Vierteltriolen, Beispiel:

    C D E als Vierteltriole. Kann man nach Gefühl spielen, kommt man aber meist falsch raus. Also spielt man stattdessen zwei Achteltriolen, die erste CCD und die zweite DEE. Zusammen also CCDDEE. Laufen die Achteltriolen gleichmäßig, so versucht man nach und nach CC, DD und EE zu binden. Im Kopf aber hört man immer noch die Achteltriolen.

    Auch Synkopen sind so gut in den Griff zu bekommen. Einfach in die kleinere Einheit auflösen und späte wieder binden. Ist auch ein guter Trick im Satz, da wird dann natürlich einmal mehr angestoßen, aber der gemeinsame Groove bleibt bestehen.
     
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  10. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    @ppue:
    Das ist sicher gut gemeint, und diese Krücke probiere ich auch bei Schülern, die z.B. nicht mal punktierte Viertel spielen können.
    Leider funktioniert das oft nicht, oder zumindestens nicht verlässlich (im Fall von Punktierten Vierteln auf der Eins ist "Alle Vöglein..." eine recht gute Lösung (wenn der Schüler das Lied kennt, was auch immer seltener vorkommt).

    Ich komm grad von 3 Tagen Unterricht, und ich hab wieder bestätigt bekommen, dass auswenig spielen (zuerst vom Profi anhören - gibt ja sicher in dem Fall von @Jacqueline auch ein Play-Along) eine Möglichkeit ist, die manchmal besser funktioniert. Wenn der Fliegenschiss ausgeblendet ist, fällt die Möglichkeit der Missinterpretation weg, man kann sich viel besser darauf konzentrieren, wie die Töne im Kontext zum Beat gemeint sind.

    Ich würde es also ("Hello") scheibchenweise auswendig lernen und mit dem Original vergleichen, die Noten nur notfalls verwenden.
    Wenn man es kann, kann man sich immer noch die Noten genau ansehen und theoretisieren.
     
  11. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Mit punktierten Vierteln habe ich kein Problem.

    Das eine punktierte 8el und ne 16tel das gleiche ist wie eine punktierte Viertel und eine Achtel ist mir klar. Einmal auf einem Schlag, einmal auf 2.

    Aber irgendwie suggeriert mein Hirn, dass es aufgrund des anders aussehenden Notenbildes doch anders sein muss.

    Bei einer punktierten Viertel kann ich mich am Offbeat orientieren und weiß daher wann sie enden muss. Hier habe ich die verinnerlichte Achtel-Unterteilung als Stütze.

    Das ist bei der punktierten Achtel nicht so.
    Da setze ich den Schluss meist irgendwie ins Blaue.
     
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  12. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Das lässt hoffen :-D
    Wenn es dann bei mir so rund läuft wie bei dir, dann bin ich schon happy :hammer:
     
  13. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    ...wenn ich Achtel zum Einüben klatschen würde, dann wäre die 50:50 Unterteilung des Schlages dann ja meine 16tel :eek:

    Hatte mir mein Lehrer glaub ich schon vorgeschlagen, habe ich gerade eben erst gerafft ...
    Hehe, manchmal dauerts:D

    Das ist auch das was @ppue meinte vermute ich.
     
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  14. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . einfacher Ansatz, lass die zu spielende Melodie plus playback (oder auch nur plus drums) laufen, und spiel einfach mit - kopiere also die Melodie. Dazu muss die Melodie gut hörbar sein. Es kann hilfreich sein, immer ein paar Takte zu loopen.
    Wenn das läuft, dann ohne Melodie (oder die Melodie immer leiser drehen). Jedenfall so, als ob du ein solo kopierst. Ggf, wenn das playback die Melodie nicht liefert, lass sie von jemand einspielen.
     
  15. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Wer war dieser berühmte Jazz-Saxophonist, der plötzlich aufhörte zu spielen? Auf die Frage warum.

    He said, i forgot the words.:)
     
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  16. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    i’ve been alone with you inside my mind

    And in my dreams I've kissed your lips a thousand times

    I sometimes see you pass outside my door

    Hello, is it me you're looking for

    I can see it in your eyes, I can see it in your smile

    You're all I've ever wanted and my arms are open wide

    'Cause you know just what to say, and you know just what to do

    And I want to tell you so much, I love you

    I long to see the sunlight in your hair

    And tell you time and time again how much I care

    Sometimes I feel my heart will overflow

    Hello, I've just got to let you know

    'Cause I wonder where you are and I wonder what you do

    Are you somewhere feeling lonely or is someone loving you?

    Tell me how to win your heart, for I haven't got a clue

    But let me start by saying, I love you

    Hello, is it me you're looking for

    'Cause I wonder where you are and I wonder what you do

    Are you somewhere feeling lonely or is someone loving you?

    Tell me how to win your heart, for I haven't got a clue

    But let me start by saying, I love you

    I love you
     
    zwar und Rick gefällt das.
  17. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das wichtigste ist Geduld. Das dauert einfach auch etwas bis es einfacher wird. Es ist ja ein Entwicklungsprozess und nicht eine Eigenschaft, die man sich wie in der Matrix mal kurz runterladen kann.
     
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  18. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich bleib dabei, dass Du erst herausfinden musst, ob Du es nicht spielen kannst, oder ob Du es nur falsch interpretierst.
    Aber egal.

    Interessiert hätte mich noch, was das für eine Version ist, die Du da von "Hello" spielst.

    Grüße, Ton
     
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  19. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

  20. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ich denke auch über diesen Satz nach- kann mir ein wenig vorstellen, was er meint und doch kann ich es nicht so ganz einordnen. entweder habe ich es überlesen im obigen Post von @Ton Scott oder er erschliesst sich mir einfach nicht.
    "Spielen können" heisst für mich mal zuerst ich kann die Tonhöhen und die rhythmische Einteilung dazu korrekt wiedergeben - was allerdings noch nicht unbedingt bedeutet, dass es Musik ist. Diesen Mangel zu beheben wäre dann wohl der Übergang zur "Interpretation"? So in etwa...

    antonio
     
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