Mit dem Saxofon Gefühle ausdrücken

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ppue, 26.September.2022.

  1. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Dürfte es treffen....ein paar hundert Jahre altes englisches Volklied...individuell auf einem Soprano ausgestaltet :)



    Gr Wuffy
     
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  2. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Ich finde Musik ohne Gefühl ist keine Musik,sondern nur die technische Aneinaderreihung von Tönen.
    Hier mal ein Beispiel was ich meine,da fehlt jegliches Gefühl.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 30.September.2022
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  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar



    vs.

     
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  4. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    Wenn wir die gesamte Abteilung Assoziation mal ausblenden (Text, gesellschaftliche Wertung und Rezeption, Aufführungspraxis, persönliche Erinnerungen, etc…),so bleibt ja immer noch “Bedeutung” über.
    Ein Anteil der Musiksemantik also, welcher ohne weitere äußere und bestimmbare Einflüsse wahrgenommen wird. Es ist dies natürlicherweise eine persönliche Wahrnehmung, dennoch mit hohem Konsenzpotential. So wird beispielsweise das Thema der 1.Violinen im ersten Satz von Mahlers 5. Sinfonie auf Befragen immer mit ähnlichen Attributen belegt, die Musik ist also nicht nur für den Einzelnen deutbar (was schon reichen würde), sondern es gibt im abendländischen Kulturkreis einen sehr deutlichen Konsens, was diese Musik bedeutet, und was nicht.
    Hier wird es spannend.
    Nämlich, wie kommt das zustande? Welche Faktoren im musikalischen Geschehen lassen sich in Bezug auf ihre Wirkung zuordnen?
    Wie wirken harmonische Verhältnisse, Akkorde, Tonräume, deren Brechungen in Arpeggios und Melodien, Taktarten, Tempoführung, laut und leise, gebunden oder abgehackt, scharf oder sanft angespielt, - alles noch eingebunden in einen zeitlichen Verlauf…, wie wirkt das alles zusammen? Eine Brot und Butter Frage für alle, die zum Beispiel Musik für Filme komponieren. Aber natürlich auch für den improvisierenden Jazzer interessant.

    @ppue s Vorschlag mit den Solopassagen auf Sax finde ich gut, weil mangels begleitendem Korsett vielleicht doch deutlicher erkennbar wird, was gemeint ist, bzw. was beim Hörer ankommt.
    Morgen machen wir Apfelsaft, Sonntag kann ich aber bestimmt dazu was aufnehmen.
    Super Thema…
     
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  5. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich habe gerade gemerkt, dass ich hier noch gar nicht meinen Senf dazu gegeben habe. Das geht garnicht :D

    Aber im Ernst. Ich würde gerne emotionaler spielen und mit dem Saxophon meine Gefühle ausdrücken. Aber in den meisten Situationen bin ich nicht gut genug, dass ich in einen Flow komme, in dem ich mich nicht mit widrigen Details des Stücks oder des Spiels aufhalten muss. Das verhindert recht zuverlässig eine authentische Stimmungsübertragung.

    Das ist wahrscheinlich gar nicht sooo schlecht wie es im ersten Moment klingt, da ich im Orchester spiele, und wir dort nicht 40 Solisten sind, die ihre individuellen Emotionen in die Spielweise stecken sollen. Wenn da mal eine Stelle emotional und leicht zu spielen ist, sind es vielleicht 4-8 Takte im Duett, ehe ein anderes Register übernimmt. Da bleibt für mich nicht viel Zeit um individuell auf "Solo Gefühle" umzustellen. Wenn wirklich mal ein Schmalz Stück dabei ist, haben wir immer eine/n Solist/in für den emotionalen Part, der Rest ist unterstützende Begleitung. Mit der Rolle komme ich gut klar.

    Aber schon wenn ich an Allerheiligen auf einem fremden Friedhof, wo ich keinen kenne, bei Kälte und Nebel zwei Strophen des "Kameraden" spielen soll, muss ich aufpassen, dass ich ohne Flennen bis ans Ende komme. Weil das eben so stimmig ist, selbst wenn man den Text nicht kennt. Mit Text sowieso. Wenn's also wirklich emotional wird, läuft's bei mir auch gleich über und ich kann gar nicht mehr spielen. Wenn ich selbst emotional betroffen bin, brauch ich das Instrument gar nicht anfassen. Da bekomme ich buchstäblich keinen Ton heraus.

    Ich denke, um Gefühle mit dem Instrument ausdrücken zu können, muss man sie zwar fühlen, aber man muss eine nötige Distanz dazu bewahren können, damit Gefühl und Spiel sich nicht gegenseitig unkontrollierbar verstärken.
     
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  6. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Danke @bebob99 für das Stichwort, das mein Unbehagen benennt. "Gefühl" und "Schmalz". Das ist für mich ein entlarvendes Begriffspaar für den ganzen Thread: In sehr vielen Beschreibungen und Meinungsäußerungen habe ich den Verdacht, dass die Beispiele für gefühliges Spiel immer ein hohes Schmalzpotential haben.
     
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  7. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Findest du?
    Es ist eine ganz anderer Musikstil, der vom Jazz nicht weiter entfernt sein könnte.
    Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass das Menschen im Studio aufgenommen haben und keine orangefarbenen Roboterarme.
     
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  8. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Es gab mal diese passende Karikatur im Witze-Thread zweier Pianisten.
    Ein Pianist dachte daran, was er gerade spielt, welche Harmonien, welche Rhythmen, Phrasierung. Hatte Schweißperlen auf der Stirn. Das war der Amateur.
    Der andere dachte daran, ob er heute Abend Fleischbällchen mit Tomatensoße zu den Nudeln machen sollte. Während er spielte, vor Publikum. Das war der Profi.
    Ob das wirklich so ist, kann ich nicht beurteilen, bin ja kein Profi. Aber ich fand es sehr amüsant
     
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  9. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Welches Stück es zb schafft für mich Gefühle zu transportieren ist das hier:

    https://tidal.com/track/10843698

    Pt1 von Keith Jarrett in Köln '75. Ganz ohne Schmalz.

    Das Original gibt es nicht auf YouTube, ich weiß nicht, ob der Link funktioniert.
     
  10. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Es geht doch nicht drum Solo Gefühle auszudrücken. Selbst einen einzigen Ton kann man mit Gefühl spielen und Gefühl ausdrücken. Er kann sehr leicht aber auch sehr schwer klingen. Sogar auf einem Piano kann ein einziger Ton mit Gefühl gespielt werden,je nach Anschlag
     
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  11. ppue

    ppue Experte

    Nein, finde ich nicht.
     
  12. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Dann habe ich vielleicht das Thema nicht richtig verstanden oder mich schlecht ausgedrückt.

    Wenn in meiner Spielanweisung "Pathetique" steht, spiele ich die gleichen Noten anders, als wenn sie mit "stringendo", "cantabile" oder gar "scherzo" betitelt sind. Das hat eine Weile gedauert, bis ich den Dreh heraus hatte, denn eine gute Erklärung WIE man das jeweils machen muss, habe ich nie gefunden. Es war hier ausnahmsweise und für mich total untypisch, nur Bauchgefühl, hören und machen. Irgendwann hatte ich dann den Eindruck, dass ich den Noten tatsächlich die gewünschte Intention aufdrücken konnte. Das ist sicher noch Work in Progress, aber an der Baustelle bin ich erst einmal zufrieden.

    Die "Solo Gefühle" wären, wenn ich selbst in einer besonderen Grundstimmung bin und das im Stück ausgedrückt werden soll. Als Solist und damit als Fokus der Übermittlung. Im Orchester werden in den Stücken schon Stimmungen transportiert. Aber wenn ich dort eine Seite ruhige Begleitung in zweiter Stimme spiele und dann ein Tonartwechsel und eine sehr offene Stelle mit vier Takten Duett mit dem 1. Alt, dann kann ich meine innere Einstellung dazu nicht so schnell nachjustieren. Ja schon ruhig und tragend, es ist immerhin eine Hymne. Aber ich transportiere hier die Spielanweisung, nicht meine Gefühle. Ich vermute hier könnte etwas mehr persönliches Engagement die Stelle noch authentischer gestalten.

    Ja, sagt man. Die Theorie dahinter würde mich interessieren.

    Ich weiß, dass man am Klavier den Ton leise bis laut anschlagen kann. Aber da der Hammer das letzte Stück bis zur Saite im freien Flug auf einer exakt vorgegebenen Bahn zurücklegt, ist die einzige Variable, die man ihm mitgeben kann, die Geschwindigkeit beim Auslösen. Keine noch so spezielle Fingerbewegung beim Anschlag oder ein gefühlvolles Massieren der Taste beim Halten haben irgend einen Einfluss darauf wie der Hammer die Saite trifft und diese anschließend schwingt. Außer eben die unterschiedliche Geschwindigkeit = Lautstärke. Plus die vorgegebenen, baulichen Eigenschaften des Instruments. Dazu gehört eben auch, dass ein stärkerer Anschlag einen Ton mit mehr Oberwellen erzeugt.

    Alles andere ist psychologische Interpretation beim Hörer oder Spieler.

    Aber mit mehreren angeschlagenen Tönen lässt sich auch mit "nur leiser und lauter" viel Gefühl transportieren. Einen leisen, aber beispielsweise zornigen Anschlag auf dem Klavier muss mir erst einer vorspielen. Mit einem Ton. Ich habe aber auch schon Klaviernoten gesehen, wo an einer langsamen Stelle auf einer einzelnen ganzen Note ein dickes Crescendo eingezeichnet war. Konnte mir noch keiner erklären, wie man das spielen sollte. Ich glaube, das war was von Beethoven. Der konnte das vermutlich. :sneaky:

    Da hat man's am Sax schon leichter, weil man nicht nur den Anstoß in jeder Lautstärke unterschiedlich gestalten, sondern auch die volle Tonlänge nach Belieben formen und einfärben kann.
     
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  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Vielleicht ist die Aussage nicht ganz exakt.
    Was tatsächlich so ist: Das Herausheben eines Tones im Anschlag in einer Melodie, in einem Akkord (das sind laut Altenmüller ein paar Millisekunden Differenz, die da vom Hirn verarbeitet werden) mag unterschiedliches Gefühl erzeugen.
     
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  14. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Du kannst den Ton mit einer sehr schnellen Handbewegung trotzdem leise anschlagen und eben auch umgekehrt. Und wie du die Hand von der Taste nimmst macht auch nochmal was aus. Also eine Menge Gestaltungsmöglichkeit um Gefühle auszudrücken
     
  15. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @gaga
    Wegen der Frage "was ist Kitsch und was nicht"
    hatten wir als junge Filmstudenten uns schon
    ganze Nächte um die Ohren geschlagen.:D

    Ohne eine endgültige Antwort zu finden.

    Es ging meist um Sonnen-Untergänge/Aufgänge.

    Warum würde nie jemand ernsthaft behaupten,
    wenn er in der Natur einen S.Unter. oder S.Aufg. sieht:

    "Meine Fresse, ist das kitschig"

    In der bildlichen Darstellung empfinden wir dieses Ereignis
    zu recht aber oft (nicht immer) ausgesprochen kitschig ?!

    VG
     
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  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Nicht den Sonnenuntergang "an sich". Der Zusammenhang machts. Am Sylter Weststrand zu stehen und die Sonne beim Untergehen zu verfolgen, kann ein erhabenes Erlebnis sein. Derselbe Sonnenuntergang am Ende eines Western mit schmalziger Filmmucke ist kitschig, so kitschig, dass das letzte Bild eines jeden Lucky Luke-Heftes schon wieder Kult ist. Und derselbe Sonnenuntergang mit einem Porsche-SUV im Vordergrund in der Werbung ist einfach gemein. Wenn dazu dann noch "Danny Boy" gespielt wird, muss ich den Kopf gerade halten, damit das Schmalz nicht aus den Ohren tropft.
     
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  17. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Unbedingt! Und dann siehst Du noch Schweinswale…..
    :smile2:

    CzG

    Dreas
     
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  18. ppue

    ppue Experte

    Man hat es damit nicht leichter, sondern eigentlich die ganze Schwierigkeit des Instrumentes vor sich. Du musst mit deiner Luft, deiner Zunge und deinem Ansatz ein Ton erzeugen, der die Attribute eines "natürlichen" Klanges hat. Zum Beispiel den, einer angeschlagenen Saite.

    In deiner Analyse schaust du auf den einzelnen Ton. Da bin ich bei dir, den kann auch ein Zweijähriger in der gleichen Art treffen und erklingen lassen.

    Ziehst du seine Lautstärke, sein Attack, sein Delay, sein Ausklingen sowie die ihn umgebenden Noten in ihrer Lautstärke und zeitlichen Anordnung dazu, ergibt sich eine sehr viel komplexere Situation. Schau Glenn Gould.

     
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  19. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    @gaga

    Nicht den Sonnenuntergang "an sich". Der Zusammenhang machts. Am Sylter Weststrand zu stehen und die Sonne beim Untergehen zu verfolgen, kann ein erhabenes Erlebnis sein. Derselbe Sonnenuntergang am Ende eines Western mit schmalziger Filmmucke ist kitschig, so kitschig, dass das letzte Bild eines jeden Lucky Luke-Heftes schon wieder Kult ist. Und derselbe Sonnenuntergang mit einem Porsche-SUV im Vordergrund in der Werbung ist einfach gemein. Wenn dazu dann noch "Danny Boy" gespielt wird, muss ich den Kopf gerade halten, damit das Schmalz nicht aus den Ohren tropft.


    Wahrscheinlich eine Szene, die eher zur Bedeutung des Liedes passt. In diesem Fall Verbot in Amerika und Krieg.

    Danny boy the pipes are calling……. CALLING YOU TO WAR.



     
    Zuletzt bearbeitet: 2.Oktober.2022
    Rick gefällt das.
  20. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Ich dachte, ich möchte zur Klarstellung hinzufügen, dass die Texte für Danny Boy von einem Vater an seinen Sohn stammen.:)
     
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