Vom Blatt lesen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von altomania, 20.November.2022.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Naja, scheinbar sind andere hier nicht so überzeugt, trotz nahbereichsempirie...
    Diese Methode funktioniert bei gewissen Lerntypen, vermutlich bei so analytisch Denkenden mit Transferkompetenz wie @ppue sebst einer ist, bei anderen dann eher nicht....und ohne Anleitung...
     
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  2. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Genau hier liegt der Fehler es immer im Ohr haben wollen, das ist aber gar nicht möglich. Man muss auch lernen Noten zu lesen, ohne daß man sie im Ohr hat, nicht immer gibt es Aufnahmen, nicht immer hat man die Zeit es irgendwo einzuprogrammieren um es sich vorspielen zu lassen und häufig genug gibt es bei einer Probe neue Noten und was dann? Man muss lernen Rhythmen zu lesen und Tonhöhen schnell zu erkennen und das zu den laufenden Vierteln, ansonsten hat das mit Blattspiel nie was zu tun und macht jedes Mitspiel in Orchester oder Big Band zu einem sehr sehr aufwendigem Projekt.

    Das hängt doch aber stark vom gespielten Stück ab. Da gibt es so viel unterschiedliche Literatur, die dem widerspricht was du sagst.........


    Was erschwert das?
     
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  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Eben, deswegen bringt Üben des Parts einen für genau dieses Skillset nicht weiter. Da hilft eigentlich eher, regelmäßig sich unbekannte Noten vorzunehmen und die so akkurat wie möglich first time zu spielen. Je nach Level kann man das Tempo ganz runterschrauben, z.B. ein 200bpm Stück auf 50bpm, aber dafür von Anfang bis Ende durch. Kann ein Thema aus dem Real Book sein, oder was auch immer. Hauptsache man versucht, durchzukommen und es ist was Unbekanntes.
    Aber wie Ton Scott schon fragte, um welches Niveau handelt es sich grundsätzlich und ist es das Problem der Umsetzung in Real Time oder ein fundamentales Rhythmus-Problem. Ich habe ersteres Problem, weil ich seit London keine Band mehr habe, wo ich viel lesen muss. Bin jetzt seit einigen Jahren in einer Art Volkshochschul-Big Band, die ein sehr eklektisches Repertoire haben (vieles ist handgeschrieben wo inzwischen die Tinte so verschmiert ist, dass man die Noten kaum noch entziffern kann! Dafür sind es teilweise original Kenny Wheeler Charts!). So langsam merke ich, dass ich besser werde bei unbekannten Stücken. Bei vielen der Charts (die rhythmisch super tricky sind) stehen über den Noten Nummern für den Beat z.B. 2+ oder 4 etc, das ist oft sehr hilfreich.
    Grundsätzlich sind die britischen Sessionmusiker Ninja-Blattleser, und alle sagen übereinstimmend, dass sie das während ihrer National Youth Jazz Orchestra Zeit gelernt haben. Von daher, wenn es irgendwie möglich ist, die Erfahrung macht es, und wenn man mit möglichst viel wechselndem Repertoire konfrontiert wird.
    LG Juju
     
  4. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Genau, das wollte ich eigentlich schon schreiben.
    Ich bin buchstäblich tagelang mit neuen Noten im Übekämmerchen gesessen und hab wie man bei uns sagt "Auf Ankommen" gespielt. Mache ich heute auch noch öfters.
    Von Klosé über Ferling bis Mintzer und Gordon Goodwin mit allen Zwischenstufen.
     
  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Dazu mal eine Frage: wenn du ein Problem hast mit Noten lesen, Tonhöhe und auch Timing (also wissend, ist jetzt bspw 1/8, nicht aber, wie die jetzt im Zusammenhang kommen muss), wie stellst du dann fest, ob das, was du da gespielt hast, akkurat ist?
     
  6. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Es geht doch um Blattlesen, nicht Noten lesen per se. Mit Noten lesen habe ich kein Problem.
    LG Juju
     
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  7. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Guter Punkt und gute Frage. So wie ich die Probleme vieler Poster hier verstehe, geht es nämlich auch um das lesen komplexer Rhythmen per se, dass sie etwas erst vom Chart spielen können wenn sie sich im Laufe der Zeit gemerkt haben, wie es klingt. Darauf beziehen sich auch meine Beiträge.
    Ich glaube auch, dass das Skillset für grundsätzliches korrektes Notenlesen und Blattlesen das gleiche ist, und es oft an erstem fehlt, wenn das zweite hakt.
     
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  8. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Wenn man in Zeitlupe den Rhythmus und die Tonhöhe aus einem Takt oder zwei nicht extrahieren kann, dann würde ich schon sagen, dass man das Notenlesen dann nicht beherrscht. Normaler Schwierigkeitsgrad.
     
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  9. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Was ist da für dich der Unterschied?
    Es geht sicherlich hier nicht darum ein einzelne Note nicht nach Tonhöhe, griff auf dem Instrument und Länge identifizieren zu können, sondern es geht darum, wie diese Note im Zusammenhang mit anderen Noten zu spielen ist. Etwas buchstabieren zu können heißt noch lange nicht das resultierende Wort richtig aussprechen zu können. Erst, wenn du Worte richtig aussprechen kannst, erst dann kannst du Texte lesen.
    Kennst du Blumento-pferde?
     
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  10. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Blattlesen bedeutet, dass Du Noten vorgelegt bekommst, die Du noch nie zuvor gesehen hast und die dann runterspielen kannst - wird unter anderem bei Aufnahmeprüfungen/ sonstigen Auditions verlangt. Es gibt Leute, die lesen Dir ein Coltrane-Solo im Originaltempo direkt runter, ohne es zu kennen, es gibt Leute, die das runterlesen können, wenn sie das Tempo verlangsamen, und es gibt Leute, die es erst üben müssen, um bestimmte Tonfolgen unter die Finger zu kriegen. Und es gibt Leute, die es überhaupt nicht hinkriegen würden, weil sie nicht die technischen Fähigkeiten am Instrument haben.
    Ist was völlig anderes, ob ich ein Chart lesen kann, welches ich mehrfach geübt habe.
    LG Juju
     
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  11. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Jetzt mal ein ganz konkreter Vorschlag, @altomania :

    Wenn Du das ernsthaft lernen und ein paar Wochen Aufwand reinstecken willst, schicke Dir (gratis) ein Exemplar meiner Rhythmusschule. Und Du postest hier regelmäßig, wie es Dir damit ergeht. Vielleicht interessant für alle hier im Forum (und sicher auch für mich).

    Was meinst Du?
     
  12. Sax a`la carte

    Sax a`la carte Ist fast schon zuhause hier

    Ich gehöre auch nicht zu den Spitzen-Vom Blatt-Lesern und tu mich auch leichter das betreffende Musikstück einmal vorher gehört zu haben. In der Zwischenzeit spiele ich fast täglich neue Songs,
    egal welches Genre und merke, das es mir immer leichter fällt, vom Blatt zu spielen.
    Heftig wurde es, als ich eine Zeit lang in der Big-Band mitspielte, wo du alleine für deine Stimme zuständig bist, das swingende noch nicht im Blut hast und dann teilweise Musikstücke vorgesetzt bekommst,
    die du dir nicht einmal anhören würdest, geschweige den spielen, da bekommt man erst mal am Anfang große Augen und weit erhöhten Pulsschlag, bis man merkt, wie genial das Musikstück/Komponist eigentlich
    ist und langsam das Verstehen/Routine sich einstellt.
    Ich denke da wir alle so verschieden sind, werden manche das Blattlesen mit Leichtigkeit auf die Reihe bekommen und eher wenige werden daran verzweifeln. Was ich mir aber gut vorstellen kann, das einem, ein
    sehr kompetenter Lehrer weit voranbringen kann, speziell wenn es um Rhythmik geht.
     
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  13. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    Ich verstehe vom Blatt spielen nicht das man es gleich aus dem Ärmel schütteln kann und fehlerfrei spielen kann. Für was braucht es dann noch Proben?

    Vom Blatt spielen bedeutet das ich verstehe und umsetzen kann was da geschrieben steht. Klar muss man auch üben, aber nicht bis zum Auswendiglernen
     
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  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Danach wurde im ersten Posting gefragt. Wie macht man das?

    Das setzt voraus, daß ich einzelne Noten lesen, bestimmen (Höhe und Länge) und auf dem Instrument umsetzten kann. Was dann fehlt ist der Zusammenhang.
     
    Zuletzt bearbeitet: 21.November.2022
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Na ja, im Grunde schon, oder? Schau mal….

    Feinschliff braucht es wahrscheinlich dann dennoch.

    (Werd‘ es in meinem Saxleben nicht mehr lernen. Ich muss ein Stück erst hören, um dann das Notenblatt umsetzen zu können)

    CzG

    Dreas
     
    Rick gefällt das.
  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, gutes Beispiel, warum es so wichtig ist, bei dem Thema über das Niveau zu sprechen, wie @Ton Scott ja mehrfach angemerkt hat.

    Jemand der das kann, hat definitiv kein Problem mit dem eigentlichen lesen. Die größte Schwierigkeit ist vermutlich Technisches ad hoc so in die Griffe umsetzen zu können.

    So wie das Thema hier vorgestellt war geht es meines Erachtens aber eher darum, ob man etwas vom Blatt vor allem rhythmisch überhaupt richtig verstehen, die Notenschrift richtig deuten kann. So hatte ich es zumindest verstanden.
     
  17. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Ich dachte schon, dass es um prima vista-Spiel gehe.
    Für alles andere gilt dann meine Ausrede:
    Ich spiele alles vom Blatt. Halt nicht beim ersten Mal.
     
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  18. OnkelSax

    OnkelSax Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe jetzt aufmerksam, hoffe ich, mitgelesen, da mich das Thema interessiert.
    Kommen wir zum Ausgangspost, dort wurde gefragt:
    Ich denke, dies wurde hier ausreichend beantwortet. Doch gern füge ich (m)eine Meinung zu dem Thema "Vom Blatt lesen" hinzu, inspiriert von dem Post:
    @sanne83 : Ich kann dir da grds. nur zustimmen. Es gibt sicherlich Ausnahmetalente oder Genies, die alles was sie vorgelegt bekommen, sofort vom Blatt spielen können. Aber ich denke, da bewegen wir uns im Profibereich. Und auch da gibt es Unterschiede. Ich kenne z.B. einen Trompeter, der hat die Gabe (oder das Können) sich neue Noten nur anzuschauen und sie dann nach eingehendem Studium nahezu fehlerfrei auswendig spielt. Und ich kenne andere Profis oder auch angehende Studenten, da gehört es dazu, gewisse Stücke vom Blatt zu spielen.
    Auf dem Niveau wo wir uns hier größtenteils bewegen, ist es sicher erstrebenswert, wenn man in einem Orchester (Ich spreche hier nicht von Orchestern oder Bands, die Noten a la Realbook als Anhalt nehmen) oder auch bei einem Lehrer neue Noten vorgelegt bekommt, diese bei der ersten Durchspielprobe so mitzuspielen (mitzulesen), das man zumindest immer weiß wo man sich befindet und jederzeit auch wieder einsteigen kann. Damit hat man m.M.n. schon viel erreicht. Der/die eine kann das besser, der/die andere weniger. Danach folgt, wie Sanne schon schreibt, das üben daheim und das proben miteinander. Dann kann man (hoffentlich) die Noten auf dem Blatt technisch und rhythmisch korrekt spielen üben. Doch erst dann kann man mit dem "Musik machen" anfangen, also so Sachen wie "Ausdruck", "Dynamik", "Tempo", "Übergänge"...
     
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  19. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    In etwas besseren (nicht unbedingt Profi-) Ensembles, Orchestern und Big Bands wird schon erwartet, dass jeder seinen Part (auch bei neu ausgeteilten Noten) sofort richtig spielen kann (bei Bedarf halt in reduziertem Tempo). Bzw. es heißt dann: zu Hause üben, dass man das beim nächsten Mal kann.

    Die Proben sind dann dafür da, aus den Noten schöne Musik zu machen. Also Tempo, Intonation, Klang, Dynamik, der Agogik des Dirigenten folgen, Sicherheit.

    Ich hatte mal ein richtig gutes Klarinettenquartett. Die konnten wirklich jedes Stück auf Anhieb fehlerfrei abspielen. Trotzdem haben wir viel geprobt, bis es zu einem einheitlichen, homogenen Organismus geworden ist. Auch wenn man ein Stück beim ersten Mal im Prinzip richtig spielt: unglaublich, wie viel besser es klingt, wenn man es 20 mal geprobt hat ...
     
  20. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    https://en.wikipedia.org/wiki/Sight-reading
    Proben braucht es ja eben nicht mehr, dafür gibt es ja Session-Musiker, die eben genau das können. In UK und US sind die besonders tough, hat sich wahrscheinlich aus der Kultur heraus entwickelt, dass es so gut wie keine bezahlten Full-Time Orchester/Big Bands gibt, die viel Zeit haben an einem Projekt zu proben. Da gibt es dann oftmals eine Probe, wo dann oft nur der Anfang und das Ende von den Stücken gespielt wird bzw. potentielle Problempassagen, und das war es dann. Aber es wird erwartet, dass man das, was man vorgesetzt bekommt, fehlerfrei runterspielen kann. Oder der Musiker wird zu einer Studioaufnahme gebucht, und da wird ihm das Stück vor die Nase gelegt und angezählt. Von daher muss man unterscheiden zwischen Blattlesen und der grundsätzlichen Fähigkeit, Noten lesen zu können. Selbst ich als Nicht-Profi habe öfters die Situation, dass ich Sachen Prima Vista lesen muss ohne dass ich die Parts vorher gesehen habe - wenn man z.B. gefragt wird, bei einem Big Band Gig auszuhelfen. Deswegen klar, man muss erstmal Noten lesen können, um Blattlesen zu können, aber nicht jeder, der Noten lesen kann, kann gut Blattlesen. Die Übergänge sind natürlich fließend - Beispiel 1 kriegte ich gerade so hin vom Blatt (Problem ist das Tempo) tempImage46j5mU.png
    Beispiel 2 - No chance, meinen Tenor Part musste ich Wochenlang üben, bis es weitgehend automatisiert war, aber Howard McGill, der beste Lead Altist in UK hat das vom Blatt gespielt:
    Screenshot 2022-11-21 at 19.57.51.png

    Das geht aber Hand in Hand, und ein großes Problem ist, dass man vor lauter "richtige Töne überlegen" den Rhythmus hintenanstellt. Ein Profitip den Dave stets wiederholt ist, beim Blattlesen bei der Priorität den Rhythmus vor den richtigen Ton zu stellen, und das machen die meisten Amateurbands falsch, und sie würden sich immens verbessern, wenn sie das beherzigen würden.
    Dabei würde helfen, je nach Spielniveau, sich einen "Auf Ankommen" Drill vorzunehmen, der von der Geschwindigkeit her eine gewisse Herausforderung ist, wo man eine Nummer von Anfang bis Ende spielt und dabei PRIMÄR darauf achtet, den Rhythmus korrekt zu spielen, die Töne sind (erstmal) zweitrangig.
    Man muss es erstmal schaffen, sich von diesem "Hauptsache-Töne-sind-richtig"-Denken zu befreien. Mit der Erfahrung kommt dann auch, welche Töne bei einer Phrase die wichtigen sind - (Bsp. 2 erster Takt in Zeile K: 20 Töne, genau 4 davon sind wichtig).

    LG Juju
     
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