Vom Blatt Spielen lernen mit der Rhythmusschule von Florentin

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Florentin, 26.November.2022.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ja, kein zeitliches "dann", sondern ein priorisierendes "dann".
     
  2. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Zu jeder pauschalen Aussage lässt sich eine Ausnahme finden. Leider finde ich dein Beispiel falsch, aus 2 Gründen.
    1. Wenn jeder sich jedem anpasst, landest du im Chaos.
    2. Gerade klassik ist vorhersehbar, rel. genau notiert mit artikulation usw. Wenn ich auf andere Spieler besonders aufpassen muss ist es gerade beim jazz, wenn ich nicht nur tonal sondern auch stilistisch auf etwas Unvorhergesehenes eingehen muss/soll. Oder machst du dass dann stumpf über abgespulte licks, Hauptsache die Harmonien sind abgedeckt.
    Vielleicht verstehe ich dich auch falsch... erklär mal.
     
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  3. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Beispiel: Wenn die 1.Stimme nach dem Downbeat der 1 eine Pause hat und die 2. Stimme bei 1u nach einer Pause weiterspielt, soll sie den Downbeat der 1. Stimme hören/gehört haben, und nicht einfach nach dem eigenen Puls loslegen; wenn mehrere Stimmen vor dem Schlussakkord unterschiedliche Pausenlängen haben, aufeinander achten, um gleichzeitig den Schlussakkord zu starten und zu beenden.
     
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  4. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Es ist aber in der Tat nicht klar, wer sich nun nach wem richten soll. Gerade bei Amateurorchestern: was ist nun, wenn der "Referenzspieler" daneben liegt? Das kommt oft vor. Es gibt gewisse Typen, durchaus erfahrene Musiker, die einfach dominant spielen. Aber rhythmisch nicht immer richtig. Die bringen dann die anderen raus.

    Deswegen gibt es ja den Dirigenten.

    Und besonders bei anspruchsvoller sinfonischer Musik dirigiert der Maestro nicht stur im selben Tempo durch (Agogik). Jeder Musiker muss bezüglich Tempo (und Dynamik etc.) am Dirigenten hängen und relativ dazu seine Stimme korrekt spielen.
     
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  5. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Naja, zuerst musst Du es ja lernen.

    Deswegen meine Einteilung in eine (überraschend kleine) Zahl von Grundmustern. Insgesamt sind es 34 in der "Basisversion", also bis Kap. 6 im Buch. Die sind im Anhang 1 auf 3 Seiten kompakt zusammengefasst. Ich nenne das die "Vokabeln", die man in dieser Sprache lernen muss. Es sollte ja nicht überraschen, dass man in dieser für Anfänger "neuen Sprache" auch ein paar Vokabeln und ein kleines bisschen Grammatik (die Verbindungen) lernen muss

    Davon kann man wieder gut 20 abziehen, die sehr geläufig und unproblematisch sind.

    Die restlichen muss man eben wirklich lernen, und zwar in den 3 möglichen Verbindungen (wovon die erste auch wieder ziemlich leicht fallen wird).

    Dafür habe ich bei fast allen schwierigeren auch Merkwörter bzw. Scat-Silben vorgeschlagen. Und es gibt viele ganz spezifische kurze Übungen für jedes Muster.

    Um zu überprüfen, ob man das nun richtig gespielt hat, wäre nun ein Lehrer / Könner sehr hilfreich. Die beiliegenden Soundfiles sind sicher nur zweite Wahl (da muss man selbst (a) sehr genau zuhören können und (b) ausreichend selbstkritisch sein).

    Und das mit dem "Zählen": es ist keine rhetorische Frage von mir: wie "zählst" Du die stark synkopierten Muster, wenn sie schnell gespielt werden sollen? Nein, erstmal langsam spielen hilft da mMn nicht, weil man den richtigen Groove nicht erkennt.
     
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  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ehrlich, gar nicht. Die spiele ich aus dem Gefühl heraus so, dass am Ende des ersten und Beginn des zweiten Musters ein Beat ist (bei dir 1/2 takt). Und genau da kann es dann zu Reibung kommen, wenn der Nachbar ein etwas anderes Gefühl hat, wie das Muster klingen soll. Das tritt aber nicht erst beim Auftritt auf, sondern bei der ersten Probe, wird gelöst und fertig. Gerade bei so was hat der Vorturner (Leiter, Dirigent o.ä.) meistens dann auch noch seine Vorstellung, wie das klingen soll, und auch nicht in jedem Stück gleich. Das hängt dann ev. von der Musikrichtung ab.
    Nur, wenn bei so was mein eigenes metron nicht stabil ist, ich dann 100% nur vom Dirigent abhängig werde, dann stimmt m. E. auch was nicht. Ich nutze den Dirigenten als Synchronisierung, bei tempiwechsel,... aber nicht als alleinigen Bezug. Mag falsch sein, möglich.
    Gibt es keinen Dirigenten war es bei uns so, der stärkste Spieler gibt den takt, mit dem Fuß, und daran wird sich orientiert (mit dem eigenen Fuß). Damit gab es bisher kein Problem.
     
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  7. altomania

    altomania Ist fast schon zuhause hier

    Ich stelle gerade fest, dass ich vom Zählen nicht ganz weg komme, das habe ich einfach schon ziemlich verinnerlicht. Aber ich zähle nicht alles. Eher an so Stellen, an denen ich irgendwo im Offbeat einsteigen muss, z.B. auf die Drei-Und und davor einen Takt "frei" habe, dann zähle ich schon, um dann auch tatsächlich richtig einzusteigen.

    Irgendwo im Körper ist der Groove "installiert". Meist wippe ich unbewusst irgendwie mit, aber nur ganz leicht. Ich klopfe nicht, sondern es ist eher so ein innerer Groove, der sich mal mehr, mal weniger in Bewegung äußert, z.B. Wippen mit dem Fuß oder dem Knie. Irgendwie spüre ich den Groove im Körper verankert, kann man schlecht erklären, liegt vielleicht daran, dass ich lange Zeit getanzt habe, da muss der Takt ja auch irgendwo im Körper "installiert" sein, ohne mit dem Fuß zu klopfen.
    Den Scatgesang nutze ich auch schon, um mir kompliziertere Muster klarzumachen und einzuprägen. Es ist eine Mischung aus vielem und je mehr ich mich jetzt damit beschäftige, umso leichter fällt es mir jetzt schon. Es ist noch weit entfernt von perfekt, aber ich merke, dass es mir von Tag zu Tag ein kleines bisschen leichter fällt.
     
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  8. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Super, genau so sollte es sein. Das mit dem Tanzen ist ein sehr gutes Beispiel (deswegen hatte ich Dich ja vorab auch danach gefragt). Aber Du wippst doch den gleichmäßigen Puls und nicht irgendwelche je nach Takt wechselnden Rhythmen? (OK, das war jetzt eine Suggestivfrage ... ;-))
     
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  9. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Sorry dass ich da so genau nachfrage. Also Du sollst auf 3+ einsteigen und hast davor 1 Takt Pause. Was genau zählst Du da?
     
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  10. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Zunächst mal: sehr gut. Das wird ja funktionieren.

    1. Aber: Wenn wir pedantisch sind, dann ist das noch nicht "Spielen vom Blatt". Das ist noch ein wenig Trial-and-Error mit Korrektur in den Proben.

    2. Aber: "am Beginn des zweiten Musters ein Beat" verstehe ich nicht ganz. Für viele sind die schwierigsten Stellen die, wo die Rhythmusmuster übergebunden sind (das was ich Verbindung C nenne). Da kommt dann möglicherweise lange kein neuer Ton auf eine starke Zählzeit. Ewige Weitersynkopiererei. Beispiel in der Schule ist schon das "Girl from Ipanema" in Kap 2.5 (auch Übung V16).
     
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  11. altomania

    altomania Ist fast schon zuhause hier

    Ich wippe den Puls, nicht den Rhythmus. :)

    Wenn es z.B. 4/4 ist, dann zähle ich schon 1-2-3-4 1-2-3Einsatz.
     
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  12. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Danke, verstehe.

    Dass man komplette Pausentakte zählen kann, ist klar. Mache ich auch. Aber die kann man ja auch in Halben zählen. Oder nach einer Weile gar nicht mehr bewusst zählen.

    Was ich mache, wenn ich mehrere Pausentakte habe: Ich "zähle" mit den Fingern (das machen übrigens viele, auch Profis). Im 4/4-Takt klopfe ich ruhig die Halben durch und bei jedem zweiten (also bei jeder "1") kommt ein weiterer Finger hoch. Ich habe mir schon oft gewünscht, 8 Finger an der linken Hand zu haben (weil 8 Takte Pause ja so häufig ist). Das Faszinierende ist: wenn man das oft genug gemacht hat, tun die Finger das ganz autonom. Ich kann mich im Zuhörerraum umschauen oder gucken, was die anderen so machen.

    Den Einsatz nach der Zählzeit 3 kannst Du auch ohne Zählen hinkriegen. Dafür müsstest Du aber schon bis zu den letzten Rhythmusmustern vorgedrungen sein (Kap. 5.3, aber lass Dir Zeit!). Die werden dann quasi automatisch durch das Klopfen / Wippen auf die 3 getriggert.
     
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  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Übertrieben, deine module/muster sind 2/4 lang, also 2/4 lang blindflug, aber nach 2/4 ein schlag mit dem Fuß im takt/metron, bevor es wieder 2/4 blindflug gibt.
    Blindflug ist übertrieben, ich habe nur für mich festgestellt, dass ein unsauber gespieltes muster/modul weniger störend auffällt (man kann Noten weglassen, nur den grundton spielen...) als den takt zu verlieren. Klar, sollte die Ausnahme bleiben..
     
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  14. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Genau. Das ist für mich ein wesentlicher Vorteil des "Denkens in Halben": man wird kaum ganz rausfliegen, man bleibt im Prinzip im Takt (auch wenns zwischendrin etwas unsauber ist).

    Wenn ich sehr schnelle Stücke mit schnellen Läufen spielen soll, dann markiere ich bei den schwierigsten Stellen die Noten auf die 1 und auf die 3 (z.B. mit einem Tenuto-Strich oder im Extremfall mit einem Kringel). Zur Not kann man sich nur daran entlanghangeln.

    Manche nennen das auch Guide Tones. Sicher auch gut zum Improvisieren. Die Etüden von Fred Lipsius sind so aufgebaut: jedes Stück erst mal nur mit Guide Tones und dann mit ausnotierten Figuren.
     
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