Absteigendes Kulturgut?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Blofeld, 12.März.2023.

  1. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Mit dem Saxophon habe ich Anfang der 80er Jahre angefangen. Wer damals auch schon dabei war, weiß: Das Instrument war der heißeste Scheiß, überall zu hören, ein Saxsolo in einem Popstück geradezu obligatorisch. Heute komme ich mir mit dem Instrument (überhaupt mit einem analogen Instrument, ja sogar überhaupt mit einem Musikinstrument) geradezu altmodisch vor. Vermutlich trügt auch mein Eindruck nicht, daß sich hier im Forum mehr Ältere als Jüngere tummeln.
    Die größere Frage ist: Wo führt das hin? Ist das Saxophon ein absteigendes Kulturgut, und wird es bald vielleicht sogar ein aussterbendes sein, wie etwa das Malen von Ölbildern? Zur Anschauung die Worthäufigkeiten der Wörter "Saxophon" und "Sneaker" im Zeitverlauf von 1946 bis heute. Bin gespannt auf eure kulturtheoretischen Einschätzungen. Und wenn dies ein Plauderthread wird, habe ich damit auch kein Problem.
     

    Anhänge:

    Paul2002 und EKL gefällt das.
  2. MathieuR

    MathieuR Schaut öfter mal vorbei

    Meine Wahrnehmung ist, dass das Saxophon im Vergleich zu anderen Instrumenten noch recht gut weg kommt. Klar, im Deutschrap und was sich sonst noch so in den Charts rumtummelt findet man nahezu keine Blasinstrumente mehr aber es gibt durchaus immer noch Bands, die die jüngere Generation hört (Seeed, Jan Delay, etc) bei denen Blasinstrumente ein Teil der Identität sind. Auch in der elektronischen Musik wird ja, wenn überhaupt, dann meistens noch ein Sax eingesetzt.
    Dass sich weniger junge Leute (ich zähle mich mit 37 noch halbwegs dazu) hier im Forum befinden, ist glaube ich auch eher ein Thema der Generationen und nicht, dass nur noch sehr wenige Saxophon spielen. Auch wenn ich Foren und den Austausch dort zu schätzen weiß, sind Foren verhältnismäßig altbacken. Wenn jemand jüngeres was wissen will, schaut er bei YouTube, TikTok und Co aber er sucht vermutlich nicht nach Foren.
    Was ich aber schon glaube ist, dass es bzgl einigen, vermeintlich „uncooleren“ Instrumenten durchaus Nachwuchsprobleme geben kann. Leider will nahezu kein Kind oder Jugendlicher mehr Tenorhorn, Es Horn o.ä. lernen….
     
    Ôkami84, Rick, saxfax und 9 anderen gefällt das.
  3. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich sehe es weitgehend wie @MathieuR - Sax zieht immer (noch).

    Es hängt natürlich auch von Rollenbildern ab. Zum Beispiel gibt es (mindestens) auf Youtube "Twoset Violin" - zwei junge Musiker, die lustige bis interessante Videos rund um die Violine machen. Hilft der Violine sicher, also global. Lokal ist dann immer eine andere Frage... es gehört in Mitteleuropa mittlerweile nicht mehr zu den "Werten", ein Instrument zu können, im Gegensatz zu Asien. Hab gestern in einer Radiosendung gehört, dass, ich glaube, 3/4 der Bewerber auf der/ einer berliner Musik-Uni aus Asien kommen...
    Für Fagott gibts sicher weniger Rollenbilder...
     
  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wenn ich mir solche penetranten Youtuber wie Saxologic, Scott Paddock und Jeff Schneider und ihre Followerzahlen ansehe, spricht einiges für die Wahrnehmung von @MathieuR. Von TikTok weiß sich alter Sack nix.

    Viele bis sehr viele Musikstile, die nicht ausdrücklich electronica sind, haben einen Bläsersatz (die meisten gesampled) und immer, wenn im TV eine Live Band die Jingles spielen darf, steht ein oder mehrere Saxe auf der Bühne. Bei Frau Reschke sogar die ganze NDR Bigband (wobei die nicht live neben der Aufzeichnung sitzt).

    Alle größeren Acts „gönnen“ sich auch bei Auftritten Gebläse. Von Jan Delay über Udo Lindenberg bis Cro.

    Leute wie Kamasi Washington bis Nubya Garcia verkauf(t)en richtig viele Platten und Konzerttickets mit einem Crossover von Jazz bis HipHop - Mega angesagt bei den Kids. Sons of Kemet und was weiß ich was noch…

    Und schließlich: bei allen Musik-Workshops von Burg Fürsteneck bis Einschlingen sind die Saxe als erste ausgebucht und garantiert überrepräsentiert. In den Ferien und am Wochenende sind da auch immer sehr viele junge Leute.

    Der Hype der 1980er ist sicher vorbei aber einen Niedergang des Kulturguts kann ich nicht erkennen.


    Apropos erkennen: was genau zeigen die Graphen? Verkaufszahlen von Instrumenten? Werbeanzeigen in Zeitungen? Auflage von Saxophonzeitungen? Nennungen des Wortes Saxophon in Printmedien? …
    Edith sagt: genau lesen! Nennungen in Zeitungen - Print, Werbung, inkl. Online die Fragen bleiben gleich.
    Das wären alles komplett unterschiedliche Sichten, bei denen nur sehr wenige einen echten „Abstieg“ illustrieren würden.
     
  5. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Die Werte auf der y-Achse sind aber unterschiedlich skaliert. Bin mir jetzt nicht sicher, ob ich das richtig interpretiere, aber wenn man die Skalierung berücksichtigt, dann wurde Saxophon viel häufiger verwendet als Sneaker.
    Zb 1996 bei Saxophon 4,5*pro 1 Mio (was ist ein Token?) und bei Sneaker ~ 0,6* mal

    2016 wird Saxophon immer noch häufiger verwendet als Sneaker.
    Warum soll man auch über "Sneaker" schreiben? Ist Werbung da rausgerechnet?
    Und das Saxophon ist 2016 auf einem höheren Niveau als 1946....wann gabs mehr Printmedien?

    Aber was man sagen kann ist, dass es einen Hype gab, der nicht mehr so da ist - bezogen auf die Nennung in Zeitungen.

    Ich glaube, man ist mit einem Musikinstrument sowieso in einer Niesche unterwegs und gehört zu einer Minderheit.
    Dieses Grundrauschen ist aber immer vorhanden. Wie ein eingefleischter Fußballfanclub einer unbekannten Mannschaft :-D
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.März.2023
    last, Paul2002 und Silver gefällt das.
  6. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Die sind klasse, pushen auch ganz allgemein die Klassik.

    In DE scheint die Musik ja zu verkommen. Man schaue sich den Stellenwert der Musik in den allgemeinbildenden Schulen an. Kinder kommen fast nur noch ans Musizieren, wenn die Eltern auch musizieren.
    Und dann kommt noch der finanzielle Aspekt hinzu.

    Ich glaube in Nachbarländern, zB Österreich, hat die Musik einen ganz anderen Stellenwert. Ich meine @Ton Scott hat mal berichtet, dass es dort mehr Förderung und Möglichkeiten gibt im Vergleich zu DE.
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.März.2023
    Paul2002, Livia und Sax a`la carte gefällt das.
  7. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    So unterschiedlich ist die Wahrnehmung. Als ich anfing (61) waren Blasinstrumente gerade am Aussterben, die Gitarre eroberte die musikalische Öffentlichkeit. Chris Barber wollte keiner mehr hören, Bill Hailey mit dem Tenor im Ensemble kam gerade aus der Mode, Yakety Sax war schon ein Oldie, Beatles, Hollies, Stones - Gitarre spielen war voll angesagt. Dem Saxophon und dem Blech blieb die Existentialistennische mit Gaulloirs, Baskenmütze und Bebop.
     
  8. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Vllt gibt es ja einen Retro-Hype, da könnte das Saxophon wieder stark aufblühen.
    Gibt ja neben den Hifi-Playlists auf Youtube inzwischen auch das Lofi-Gegenstück.
     
    Rick gefällt das.
  9. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Musikerziehung im allgemeinen ist bei uns das große Problem. Auf BBC läuft gerade eine Serie zu dem Thema. Bei den staatlichen Schulen wird das Fach kaum noch angeboten, insofern kommen fast nur noch Kinder reicher Eltern in den Genuss evtl ein Musikinstrument zu erlernen. Die Kommunen sind finanziell eh am absaufen, subventionierter Musikunterricht ist größtenteils zusammengestrichen worden. Die Regierung sieht Musik und Kunst nicht mehr als Kernfächer an, um 2010 herum wurden sie aus dem Bewertungsindex (dieser vergleicht die Qualität von staatlichen Schulen) herausgenommen, und seitdem stirbt Musik als Abiturfach langsam aus.
    Musikinstrumente kommen in den Medien immer weniger vor. Die Möglichkeiten, als Instrumentalist seinen Lebensunterhalt zu verdienen, werden immer geringer.
    An der Uni, an der Dave unterrichtet, wollen sie allen Ernstes Leuten einen Music Performance Degree zuschanzen, die weder Sänger noch Instrumentalisten sind. Das Rhythmik-und Harmonielehre-Modul (Pflichtvorlesung) steht vor dem Aus, weil es zu schwierig ist. Es kommen überhaupt meistens nur Studenten, die Sänger oder "DJ/Producer" werden wollen. Sonstige Instrumentalisten kommen nur noch selten, von daher kann man auch kaum noch Ensemblearbeit machen. Wenn mal ein Instrumentalist kommt, ist das Niveau am Instrument zumeist unterirdisch. Früher kamen noch talentierte Leute über Erasmus, aber seit Brexit gibt es das auch nicht mehr. Ich denke, so einige Unis mit Schwerpunkt Kreativfächern werden demnächst Pleite gehen - wer kann sich schon 9500Pfund pro Jahr Studiengebühren leisten, wo die russischen Oligarchenkinder wegen der Sanktionen nicht mehr kommen...

    LG Juju
     
    Ginos, Witte, Sax a`la carte und 6 anderen gefällt das.
  10. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Token bedeutet in diesem Zusammenhang ein Wort, im Jahr 1996 also 4,5 Nennungen von "Saxophon" pro 1 Mio Wörter in Zeitungen. Aber das soll ja hier kein Statistikthema werden, mir ging es bei der Grafik nur um den Startpunkt für die größere Diskussion.
     
  11. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @esgehtbergab
    Subjektiv gesehen stimme ich den Pessimisten zu.
    Objektiv gesehen: Was soll's, das ist der Lauf der Zeit.:(

    Möchte zu bedenken geben:
    Ein Instrument ist in erster Linie ein Handwerkszeug.

    Wichtig ist, was aus dem Teil rauskommt.
    Ob hinten oder vorn, egal !:D

    Dramatischer sieht's aus, wenn sich durch Weiterentwicklungen
    der Gerätschaften die Lage der "Bediener" massiv verschlechtert.

    Das geschieht, ..... wen wundert's, meist um Gewinne zu maximieren.
    Oder smarter ausgedrückt: Wegen notwendiger Einsparungen !;)

    In meiner Arbeitswelt hat das in den letzten Jahren dazu geführt,
    das auf Grund von kompletter Digitalisierung
    jeder Amateur heute halbwegs professionelle Ergebnisse abliefern kann.

    Meine Kollegen und ich genossen zu Zeiten, als unsere Arbeitsgeräte
    zu 99 % analog waren, absolutes -Alleinstellungsmerkmal-

    Muss man sich drauf' einstellen, so what !

    Ich bin nur froh, das ich bereits in die "Zielgrade" eingebogen bin.
    Was mein Berufsleben betrifft. :D

    VG
     
    Rick, Paul2002 und Bernd gefällt das.
  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Zu analogen Zeiten waren die Markteintrittsbarrieren höher weil die Apparate und das Material teurer waren.
    So gesehen ist das Herstellen von Filmen demokratischer und vergleichbarer geworden.
    Dieser Vergleich geht heute nicht mehr automatisch zugunsten des Profis aus.

    Ein schlechter Film ist ein schlechter Film - egal ob analog oder digital.
    Und gerade von vermeintlichen Profis in allen Genres des bewegten Bildes gibt es unsagbar Schlechtes auf beiden Medien.
    Da sind mir Amateure mit Anliegen und Inhalt aber technischen Limitierungen eigentlich lieber.
     
  13. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Besser als zur dekadenten Masse zu gehören!:cool:
     
    Rick und gaga gefällt das.
  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Kann mal jemand ein Video verlinken (YouTube, Instagram, TikTok, oder so) wie man auf so nem Sneaker Musik macht?

    Ich steh ja Neuem immer sehr offen gegenüber und würde dann vielleicht vom Sax umsatteln.
     
    Rick gefällt das.
  15. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    @Juju
    Interessant, dass das in D anscheinend analog in dieselbe Richtung läuft. Denn irgendwas muss vor gut 10 bis 15 Jahren passiert sein.
    Ob das bei uns in NRW die Einführung des mittlerweile wieder abgeschafften Turboabi (G8) war oder vielmehr der anhaltende Trend zu immer mehr Ganztagsbetreuung:
    schulische Angebote wie Bläserklassen konnten den Rückgang an den Musikschulen nur punktuell aufhalten.

    Ich sehe das ganz deutlich und in verschiedenen Facetten an der örtlichen Kreismusikschule. Waren in der dortigen Jazzcombo vor knapp 10 Jahren noch größtenteils Oberstufenschüler mit gutem Niveau, sind es jetzt fast ausnahmslos Erwachsene (die wegen Berufstätigkeit auch öfter mal die Probe absagen müssen), teils Rentner.
    Jazzspezifischer Unterricht war am Standort schon immer rar, ist jetzt aber fast völlig zusammengebrochen. Manche Instrumente wie Blech kriegt man momentan gar nicht zusammen, anderes nur nach langer Suche, sodass der Ensembleleiter oft einspringen muss.
    Von Lehrerseite hört man, dass die heutige Schülergeneration im Schnitt weniger Fortschritte macht bzw. nicht mehr das musikalische Niveau erreicht, wie es vor einigen Jahren noch der Fall war. Wobei es sich an der Spitze, also im Hochschulbereich wohl noch nicht so bemerkbar macht. Aber an die breite Masse der Musikamateure wird wohl momentan kräftig die Axt angelegt. Und da macht mir ehrlich gesagt Sorge, dass dann in der Gesellschaft auch ein bisschen die Wertschätzung für gute Amateurmusik verloren gehen könnte, weil es an Berührungspunkten fehlt.

    Alle schütteln den Kopf und keiner weiß so recht, woran es liegen mag. Einfach nur ein radikaler Generationenwechsel, der seine Zeit braucht? Man hat ja oft nur den regionalen Einblick in bestimmte Gruppen. Wie es andernorts oder z.B. in Sportvereinen aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis.
     
    Ôkami84, Rick, ilikestitt und 2 anderen gefällt das.
  16. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Das ist schon seit etlichen Jahren so.
    Ich bin überzeugt, dass mindestens 95% des Publikums nicht zwischen einer Live- und einer Playback-Band unterscheiden können. Da müssten Livemusiker schon grottenschlecht spielen, damit es auffällt.
     
  17. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Das altuelle Instrument ist die DAW. Außer für jene, die bewusst ohne DAW wollen.
    Dann gibt es noch die "Katzendarm"(TM)-Fraktion und die Trommler.
    Dann hätten wir noch vereinzelte Splittergruppen, die spielen auch Jazz, Klassik und bedienen traditionelle Instruemente.

    Wie immer auch zuvor: zum Untergang das Abndlandes.
    Wurde auch schon bei der Einführung von Radio und Stromgitarre prognostiziert.

    Willkührlich gewählter Ausschnitt. Um 1750 wurde es noch gar nicht erwähnt. :)

    In einem anderen Forum wird das gerade dikutiert:
    https://www.news4teachers.de/2023/0...-an-den-grundschulen-droht-zu-verstummen/?amp

    Letztendlich ist es eine Geldfrage. Und eine Frage der Flexibilität der Behörden. Warum nicht einen Zusatzkurs für ausgebildete Instruemntallehrer anbeiten und die dann die Lücken füllen lassen? Nee, geht nicht, denn dann würde man ja die anderen Lehrer benachteiligen, also lassen wir lieber Unterricht ausfallen. *)

    Grüße
    Roland

    *)
    Wer meint, die Denke wäre abwegig, dem sei die Geschichte in Erinnerung gerufen mit der Schule, die Geld sammelte und Personal hatte und einen 100Mbit-Anschluss für die Schule hatte. Die Schulbehörde hat dann die Schule veranlasst, die Abndbreite auf 10Mbit zu begrenzen, weil sie sonst einen Vorteil hätten gegenüber anderen Schulen. Das Schulsystem operiert innerhalb einer Bürokratur.
     
    Bereckis, Rick und giuseppe gefällt das.
  18. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    Hauptgrund war aber:
    Amateure konnte die Apparate nicht bedienen, jedenfalls nicht mit den Anforderungen
    im professionellem Bereich, mit ständigem Zeit und Budget-Druck.

    Aber zurück zur Musik .....

    Ich vemute mal, das für viele Profis in der Musikbranche in den letzten Jahren
    die Arbeit als Studiomusiker massiv weniger wurde.

    U.a. weil moderne Technik mittlerweile den Job perfekter und billiger
    erledigen kann.

    VG
     
    Rick und Bernd gefällt das.
  19. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Hat das Sax nicht nötig. Der Mensch hat sich seit mindestens 10.000 Jahren nicht wesentlich verändert, umso weniger in der Zeit, in der es das Sax gibt, und der Mensch fährt auf den Klang von Sax einfach ab.

    Ja, aber die Musik kann noch so "plastik" sein, ein Sax wird immer noch gerne drübergelegt. Und da es keinen wirklich guten künstlichen Sax-Klang gibt (siehe Klänge der Blaswandler), muss ein echtes eingesetzt werden.
     
    Sax a`la carte und Rick gefällt das.
  20. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das finde ich einen, im Wortsinn, bemerkenswerten Punkt.

    In meiner Wahrnehmung wird sehr häufig über die (dringend nötige!) Förderung von Musikern gesprochen; Preise werden auf lokaler bis nationaler Ebene ausgelobt, von denen aber nur Brosamen bei den Künstlern ankommen und alles fokussiert sich auf den berufsmusikalischen, akademischen Nachwuchs.

    In der traditionell vom politischen Kulturzirkus besser gelittenen Klassik führt das in ein subventioniertes Dasein als Orchestermusiker(in) oder in eine Lehrtätigkeit im Kanon der "bürgerlich etablierten" also sinfonischen Instrumente für höhere Töchter, seltener Söhne.

    In weniger wohlgelittenen Genres gibt es hin und wieder Almosen, die aber auch hier gezielt auf den akademischen bzw. postakademischen Musikbetrieb abzielen. Vermutlich einer der Gründe, warum inzwischen auch Plattenauflegen und Unflätigkeiten skandieren akademisiert wurde.

    Ein Jazzer, der nicht studiert hat? Kann ja nichts können!
    Kunststück, wenn praktisch alle dreißig öffentlichen Jam-Sessions in Deutschland von den dreitausend Studenten und Absolventen dominiert werden, die nicht nur gerne unter sich bleiben wollen sondern auch ganz handfeste materielle Interessen haben, sich zu präsentieren... Da braucht niemand einen dahergelaufenen "Amateur" (Aussprache bitte nur mit von Ekel verzerrtem Gesicht).

    Bei Rock/Pop/Blues - Jams ist es nicht ganz so elitär - aber präsentieren will sich die akademische Klientel trotzdem.

    Zusammen mit dem zu befürchtenden Ausbleiben des musikalischen Nachwuchses an den Musikhochschulen kommt auch für die kulturelle Entwicklung ein wesentlicher Teil zu kurz:
    Wo kann man denn heute noch als Amateur mit anderen gemeinsam Musik machen? Da gibts nicht allzu viel Auswahl, nicht mal in der Stadt.
    Auch aus diesem vermeintlichen "Mittelmaß" könnten sich wertvolle Beiträge zur Kultur einer Gesellschaft entfalten... und zusätzlich die Ohren der (jungen) Menschen für andere Klänge als seichten Pop oder Gangsta-Rap öffnen.

    Aber jetzt wieder zurück zum Saxophon. Bitte.
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden