Die 2-Minuten-Methode

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxoryx, 20.Mai.2023.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich bin gestern mal wieder per Zufall über eines der Videos von "Better than yesterday" gestolpert, das ich schon einmal gesehen hatte:



    Das ist das richtige Video für mich, weil ich immer dazu neige, zu viel machen zu wollen. Also jeden Tag eine halbe Stunde Klavier üben, jeden Tag eine halbe Stunde Saxophon üben, jeden Tag eine halbe Stunde Fitness, jeden Tag noch dieses und jenes. Was absoluter Schwachsinn ist. Haben wir auch hier im Forum schon anhand diverser Threads zu Übestrategien etc. diskutiert.

    Und schon, als ich dieses Video das erste Mal gesehen hatte, dachte ich mir, das ist doch vernünftig. Warum mache ich das nicht so? Aber es ist unheimlich schwer, es so zu machen. Für mich jedenfalls. Warum ist das so?
     
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  2. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das ist interessant, den der Typ sagt ja, dass diese Minigewohnheiten ja gerade leicht sein sollen...

    Wo ich den Haken sehe ist, dass nicht bei allem eine Miniversion noch Wert hat. Gerade Meditation - 2min sind aus meiner Sicht keine Meditation. Gut, kommt darauf an, was er drunter versteht...
    Oder Sport: von einer Liegestütz hat genau keiner was, höchstens einen eingeklemmten Nerv.
    2min Saxophon? Da ist noch nicht einmal das Blatt feucht... gut, man muss nicht auf 2min reduzieren, aber alleine das Zusammenbauen und Wegräumen des Saxophons dauert schon ein paar Minuten - wieviele Töne spiele ich für die Miniversion dann noch?

    Freilich gibt es etliche Dinge, wo man wirklich eine Miniversion machen kann (eine Seite lesen...), und für die mag das Konzept gut funktionieren. Und ja, Gewohnheiten helfen, sie müssen halt auch erst einmal zu Gewohnheiten werden.

    Mein anderer Ansatz: es muss nicht jeden Tag alles sein, wenn man sich z.B. einen Wochenplan macht. Ich mach z.B. entweder Sport oder Sax. Ich habe meine Sporttage und meine Saxtage. Dann aber jeweils in sinnvollem Ausmaß, was aber auch eine gewisse Elastizität hat. Die "Miniversion" ist aber bei weitem nicht so mini wie im Video.
     
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  3. GelöschtesMitglied725

    GelöschtesMitglied725 Guest

    Vielleicht einfach mal in sich gehen, und überlegen, was man von den Hobbys (nicht die Aufgaben die für Körper und Gesundheit wichtig sind) wirklich gerne möchte, und hier aussortieren, wenn in Teilbereichen Ziele erreicht sein möchten. Oft erlebe ich Hobbymusiker, die z.B. dann gerne in Bands spielen möchten, aber dann unvorbereitet kommen, weil keine Zeit zum Vorbereiten etc. und entsprechend frustig dann Ergebnisse. Die haben dann oft Montags Reitunterricht, Dienstag Backkurs, Mittwoch Jogakurs, Donnerstag Kegelabend, Freitag Strickkurs, Samstag Malen nach Zahlen, Sonntag Familie und die 4 Instrumente mal üben, die man spielen möchte. Beruf hat man auch noch, in der Woche entsprechend Tags nicht viel Raum für Üben. Das beobachte ich als Zeichen der Zeit, dass Selbstverwirklichung oft mit möglichst vielen Dingen erfüllt werden will, aber ein richtiges Brennen für eine Sache fehlt.

    Alles ok, wenn man so Spaß und Freude hat, und möglichst keine hochgesteckten Ziele. Dann darf eigentlich keine negative Stimmung aufkommen, wenn man seine Zeit so gestalten mag.

    Im obigen und vielen vorhergehenden Threads habe ich aber öfters das Gefühl, dass die Freizeitbeschäftigungen mit den Instrumenten Stress bereiten. Wenn es Gründe gibt, dass Klavier, Saxophon etc gelernt werden muss, weil es z.B. beruflich benötigt wird, muss das wohl besser aufgeteilt werden, und Lösungen her.
    Wenn das aber tatsächlich Hobbys sind, einfach mal überlegen ob es nicht Sinn macht, mal auszusortieren. Und dann mit Freude an eine Sache richtig ran gehen, als mit negativen Beeinträchtigungen vieles zu machen.
    Nur meine Gedanken hierzu.
     
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  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Mich würde interessieren, ob du verstanden hast, daß es nicht darum geht etwas nur 2 Minuten zu machen, sondern darum sich selbst auszutricksen um überhaupt mal anzufangen und wenn man erstmal angefangen hat man eh meist länger als die 2 Minuten macht. Auf diese Weise wird die Tätigkeit zur Gewohnheit und irgendwann ist man sie gewöhnt und muss den inneren Schweinehund nicht mehr austricksen.

    Denn seien wir ehrlich in 2 Minuten ist es weder möglich ein Instrument vernünftig zu üben (so daß es was bringt) oder Sport zu machen, der gesundheitliche Verbesserung bringen soll.
     
  5. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Super spannendes Thema! "Die 1% Methode" dürfte ein spannendes Buch für Dich sein. Dringende Empfehlung an dieser Stelle.
     
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  6. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    2 Minuten? So viel üben?:cool:
     
  7. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Manchmal ist das so, weil man sich zu viel vornimmt oder zu viel erwartet. Dadurch entsteht ein selbsterzeugter Druck und man fängt deswegen gar nicht erst an, weil man Angst hat das "Pensum" nicht zu schaffen.

    Genau so.
    Beispiel: jeder kennt ja die Situation, dass man nur mal ein Stück Schokolade essen möchte. Und was kann passieren: entweder man hat eine eiserne Disziplin (ich hab die nicht) oder man isst dann doch mal mehr oder die ganze Tafel.
    Das eine Stück ist hier ein Zünder für ein länger andauerndes unerwünschtes Verhalten.
    Das Ganze kann man aber auch für sich nutzen. Hier kommen die zwei Minuten ins Spiel. Die Hürde damit anzufangen (nur 2 Minuten!!), zB Saxophon spielen oder aufräumen, ist so gering, dass man es 1.) auch tatsächlich tut und 2.) es sehr wahrscheinlich ist nach 2 Minuten nicht aufzuhören.

    Das ist die Idee dahinter und verhaltenspsychologisch erforscht.

    Ich nenn' das gerne gewinnbringende Eigenverarsche :-D Aber es funktioniert.
     
    Zuletzt bearbeitet: 21.Mai.2023
  8. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Dieses "sich selber tricksen" hat ja schon was-
    Allerdings sollte ich mir auch die Frage stellen, warum ich das überhaupt nötig habe...
    es gibt ja viele Möglichkeiten, sich (unnötigerweise)unter Druck zu setzen.
     
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  9. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    ja, ok, aber was von dem Aufgeführten soll denn zuviel sein? Und die 3 Sachen zusammen ergeben die Dauer eines Totlangweilerfilms in der Glotze, SO viel Zeit ist doch drin, oder?
    LG
    Thomas
     
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  10. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Deswegen sollen sie ja erstmal "mini" sein, damit man sie überhaupt macht.
     
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  11. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Meiner Meinung nach geht es den Leuten da eher ums Sozialisieren und um das Dabeisein als um die Sache an sich.
     
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  12. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Auch guter Gedanke.
    Ich hatte lange Zeit für niemanden als mich selbst zu sorgen, entsprechend hab ich meine Freizeit angefüllt (v.a. mit tanzen), und es ging, es war allerdings "für nichts anderes" mehr Zeit - kein Spielraum mehr. Insbesondere (Standard/ Latein) tanzen verlangt eine Regelmäßigkeit, die kaum Unterbrechung duldet.
    Die Pandemie war ein Einschnitt, wo vor allem das Tanzen unterbrochen wurde, und gleichzeitig kam die Notwendigkeit, dass ich mich um meine Mutter und das Elternhaus kümmere - ich gehe nun u.a. nicht mehr Standard/Latein-tanzen, vor allem, weil ich "draußen" bin, und das wieder Erarbeiten des früher Gekonnten eine Arbeit ist, die ich mir momentan nicht antun will. Es ist schade drum, aber so ist es nun einmal. Mir ist sowieso nach wie vor nicht langweilig, und ich spüre jetzt auch die Freiheit, nicht mehr "verpflichtende" regelmäßige Trainingseinheiten zu haben, um das Können wieder aufzubauen und zu erhalten.

    Trotzdem muss die Miniversion auch Sinn ergeben. "2min Sax" fange ich gar nicht erst an, weil das Her- und Wegräumen schon länger dauert. "2min Sport" gibt es nicht, weil das Aufwärmen schon länger dauert.
    Wenn man eine sinnlose Miniversion anfängt, weil man ja dann eh länger tut, braucht man diese Miniversion eh nicht - man ist ja schon bereit, es länger zu machen.
     
  13. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Nein, muss es eben nicht.
    Die Miniversion hat einzig allein den Sinn, dass eine Tätigkeit regelmäßig initiiert wird, damit sich diese Gewohnheit ausbilden kann.
    Die Miniversion dient nicht (!!!) dazu Fertigkeiten zu erlangen.

    Denn steht hinter der Miniversion bereits wieder ein Leistungsgedanke, die Sinnhaftigkeit, dann entsteht wieder Druck und es wird wahrscheinlicher vermieden.

    Das was dir ja gerade auch mit deiner Tanzerei wiederfährt.

    Wenn dich das interessiert, dann kannst du dazu Bücher über Verhaltenspsychologie lesen.
     
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  14. Gerrie

    Gerrie Ist fast schon zuhause hier

    Ich kenne die zwei Minuten Regel aus der Arbeitswelt. Wenn Du den Vorgesetzten überzeugen willst musst Du innerhalb zwei Minuten erklären können worum es geht, die Vorteile klar aufzeigen und überzeugen.
    Geht es 5 Minuten oder länger, muss er noch zig mal nachfragen und er findet keine schlafenden Argumente hast Du verloren. :D


    Beim Üben hat mir mal ein Dozent 10 Minuten empfohlen. Das hat oft zu einer Stunde und mehr geführt. Tut es heute noch.
    Nur kurz das "eine Stück, der eine Lauf" daraus wird oft mehr.
    Speziell am Abend wenn ich danach nichts vor habe.
    Oder ich "wähle", Keller aufräumen oder Saxophon.

    Grüße Gerrie
     
  15. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Genau das. Wenn ich einmal nur kurz 10 Minuten üben wollte ist es immer mehr geworden.
    Aber weils nur kurz angesetzt war, hab ich überhaupt angefangen.
     
  16. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Wenn Du Dich dermaßen selbst verar.. kannst (Deine Wortwahl weiter oben) - gut. Ich kann nicht was tun, von dem ich von vornherein weiß, dass es sinnlos ist, wenn es eigentlich Sinn haben sollte.

    Sinnhaftigkeit ist nicht Leistungsgedanke. Und bei der Miniversion gehts nicht darum, dass es möglichst sinnlos ist, weil dann kein Leistungsgedanke dahinter wäre, sondern dass es klein genug ist, dass man es angeht. Beispiel aus dem Video: mal nur den Schreibtisch aufräumen. Hat Sinn, aber hat nichts mit Leistungsgedanken zu tun.

    nö, da gehts um was ganz anderes

    Aber auch in 10 Minuten hab ich bereits ein bisschen was getan, und nicht nichts, und ich habe die Option, nach 10min tatsächlich auch aufzuhören. Dann ist die brauchbare Miniversion eben 10min. Dass länger üben besser und das Ziel ist, sind wir uns einig, aber besser die 10min als gar nicht.
    Das ist schon die Aussage im Video: selbst, wenn du nur die Miniversion tust, sollst du was getan haben (z.B. Schreibtisch aufgeräumt). Wenn mehr draus wird - fein, ist aber nicht "Bedingung".
     
  17. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass ich mit dir lieber nicht diskutiere.
    Wir könnten es nun auseinanderkauen, ob es jetzt um 2 oder 10 Minuten geht. Man kann es aber auch sein lassen - und dazu tendiere ich.
    Die Idee dahinter bleibt gleich.

    Hab damit kein Problem solange es mir Benefits bringt.
    Man kann ein Leben lang gegen sich arbeiten oder einfach annehmen wie man ist und dann versuchen Systeme ins eigene Leben zu bringen, die für einen funktionieren.
     
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  18. ppue

    ppue Experte

    Wenn es ums Saxophon spielen geht, rate ich, den Gurt anzulassen und das Sax spielbereit im Ständer stehenzulassen. Das Blatt ist beim Spielen in zwei Minuten feucht und solange es noch nicht feucht ist, ist es eine Ansatzübung. Ein- und Auspacken mache ich, wenn ich Probe oder Auftritte habe.
     
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  19. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Könnte ich es im Prinzip einrichten, jeden Tag 30 min zu üben? Ja, ginge.
    Würde ich das hinkriegen, jeden Tag 15 min Gymnastik zu machen? Sollte kein Problem sein.
    Beides wäre auch in Summe möglich.

    Das Problem ist: es gibt immer mal einen nachvollziehbaren Grund, mit so etwas auszusetzen. Langfristig funktioniert das aber nur, wenn man anfangs wirklich in die Routine reingekommen ist.
    Deswegen kann es klug sein, mit einem Miniziel anzufangen, und das durchzuziehen.

    Kleines Beispiel:
    Ich hab vor langer Zeit mal angefangen, im Internet Spanisch zu lernen. Nach einer Anfangsphase der Begeisterung, in der ich einfache Grundlagen erarbeitet habe, war dann irgendwie die Luft raus.
    Trotzdem mache ich schon seit Monaten jeden Tag eine Wiederholungsübung, weil sich damit ein "streak" aufrechterhält. So lerne ich zwar nicht groß dazu, festige aber die Grundlagen und wäre quasi jederzeit in der Lage, mit entsprechendem Einsatz wieder einen Schritt vorwärts zu machen.

    Man sieht ja auch umgekehrt, wie schwer es sein kann, mit lästigen Gewohnheiten aufzuhören. Bei mir sind es die Süßigkeiten. Maßvoller Genuss klappt bei mir nicht und ein Totalverzicht ist am Anfang echt schwer.
    Wenn man dann erstmal ein oder zwei Wochen Entzug rum hat, dann geht's deutlich besser.
     
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  20. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Mit Kappe auf dem Mundstück bleibt das Blatt auch länger feucht.
    War früher der Standard - da blieb das Blatt so lange auf dem Mundstück, bis es durch war.
    Jedenfalls bei Leuten, die mindestens täglich spielen, geht das.
     
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