Tolle Saxophone, aber ohne AHA-Effekt: Was war da los?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von JanTone, 16.Juni.2023.

  1. JanTone

    JanTone Schaut öfter mal vorbei

    Hallo zusammen,

    ich war letzte Woche in einem Saxophonladen in der Stadt. Ich habe dort ein paar Saxophone angespielt. Ich habe Expression, Yamaha 6, 82, Yanagisawa aw01 / aw010 angespielt. Mein 100 Jahre altes Buescher Truetone hatte ich zum Vergleich dabei.

    Der Verkäufer war sehr zuvorkommend und ich konnte ganz in Ruhe die Saxophone ausprobieren. Ich habe alle mit dem selben Mundstück, nämlich meinem Selmer Concept gespielt.


    Was habe ich erwartet:

    • Eine (wenn auch nur kleine) Erleuchtung. Zumindest ein Aha-Erlebnis.
    • Dass das Spiel auf einem tollen neuen Saxophon auf einmal noch leichter und noch flüssiger geht.
    • Das der Ton plötzlich noch süßer und strahlender wird.


    Was habe ich erlebt:

    • Das Yana 01, habe ich zu erst angespielt. Es klang gut, alle Töne sind sehr gut gekommen. Ein sehr wertiges Instrument. Aber keine Erleuchtung. Kein Aha-Erlebnis.
    • Beim Yana 010 das gleiche.
    • Genauso beim Yamaha 62.
    • Zwischendurch immer wieder mal mein Truetone gespielt. Sofort wieder Glücklich, Wohlklang und Leichtigkeit.
    • Einzig beim Expression und dem 82 war für mich ein Qualitäts- und Komfortzuwachs zum Truetone deutlich spürbar.
    • Im Grund wäre ich nur mit diesen beiden Saxophonen zufrieden(er) gewesen als mit meinem alten Ding.
    Interessant auch, dass ich bei den beiden Yanas ganz schlecht mit der Intonation zurecht gekommen bin. Ab dem a‘‘ aufwärts klang bei mir alles zu tief. Besonders arg ist es mir beim d‘‘ aufgefallen. Auf den anderen Saxophonen hat die Intonation gepasst. Ich habe das auch noch mal mit Hilfe meines Handys und der Stimm-App nachgeprüft.

    Anschließend bin irgendwie sehr glücklich und zufrieden nach Hause gefahren. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, das ich mit meinem alten Saxophon gut leben kann und keine Unsummen investieren muss. Obwohl ich eigentlich schon innerlich dazu bereit war, das Sparschwein für ein neues Saxophon zu schlachten.

    Jetzt nach ein paar Tagen, nach dem sich das alles etwas setzen konnte, frage ich mich:
    • Was war da los?
    • Habe ich Zuviel erwartet?
    • Habe ich mein Truetone unterschätzt?
    • War meine Einschätzung der neuen Instrumente korrekt?
    • Hätte ich den Instrumenten mehr Zeit geben müssen, um Ihr wahres Potential zu erkennen?
    • Habe ich Kartoffeln in den Ohren?

    Ich habe das Erlebte hier einmal so beschrieben, um Eure Meinung dazu zu bekommen. Habt ihr schon einmal Ähnliches erlebt?

    Ich würde mich wirklich sehr freuen, von Euch ein paar aufschlussreiche Impulse hierzu zu bekommen.

    Lg
    JanTone
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 15173

    Gelöschtes Mitglied 15173 Guest

    Dieses Erlebnis hatte ich auch schon - aber ich denke, das war eine Kopfsache. Du findest Deine Vintage-Kanne total geil und suchtest eine Bestätigung, dass Dein Horn für Dich das Optimum ist. So bin ich damals an die Sache auch rangegangen und habe mich nach dem ausführlichen Probieren wieder glücklich in mein Auto gesetzt und bin nach Hause gefahren.

    Ich denke, der erste Schritt beginnt im Kopf. Daher habe ich mal versucht, mich dem bei einem Workshop zu öffnen.
    Beim Saxophoncamp bei Thorsten Skringer habe ich mehrere Stunden ein YTS 62 und mehrere Stunden Thorsten´s silbernes YTS 82 (das er aktuell nicht mehr benutzt) gespielt. Wenn Du Dich an die Applikatur gewöhnt hast (was bei Yamaha schnell geht finde ich), wirst Du beim Sound keine signifikanten Unterschiede zum Vintage-Horn mehr feststellen. Außer natürlich solche Punkte wie Intonation (da waren die Yamahas über jeden Zweifel erhaben), Komfort beim Greifen etc., beim denen neuere Sax-Modelle eher die Nase vorne haben.
    Natürlich liebe ich mein 10M, aber ich würde nicht unterschreiben wollen, dass ich bis an mein Lebensende ein Vintage-Sax spielen werde.
     
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  3. JanTone

    JanTone Schaut öfter mal vorbei

    Hallo @gear junky,

    Danke für deinen Beitrag. Ja, das kenne ich mit der Bestätigung. Diesmal aber war es eher andersherum. Ich wollte eigentlich die olle vintage Kanne eher loswerden und auch mal ein schönes neues Topinstrument mit allen Vorzügen haben. Eben nicht bis ans Lebensende vintage sondern die wenige Zeit mit gutem Equipment nutzen. Daher würde ich Selbstmanipulation zumindest in dieser Richtung ausschließen.
     
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  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Da gibt es unter Saxophonisten zwei Glaubensrichtungen:
    - jedes Horn klingt anders, und man muss das genau zu einem passende Horn finden
    - das Horn muss einfach funktionieren - vom Mundstück aufwärts/ rückwärts (je nach Perspektive) "spielt die Musik".

    Dein Bericht unterstützt eher letzteres.
    Und natürlich bist Du Dein Instrument gewohnt und fühlst Dich darauf zuhause.
     
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  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ein Saxophon dort zu testen wo man die Akustik nicht zu 100% kennt ist für mich komplett sinnlos.
    Der nächste Schritt, wenn ich mir eines ausgesucht habe wäre, es bei einem Gig zu verwenden.
    Wenn es dann passt - ok.
    Ich habe in den letzten 20 Jahren aber viel gekauft und auch wieder verkauft, weil ich trotzdem Monate bis Jahre brauche, um mich auf etwas wirklich einzustellen.
    In der Zeit gibt es genug Gelegenheit wirklich darüber nachzudenken, ob es eine gute Entscheidung war, oder ob nicht doch die Nachteile überwiegen.
    Das hat mich auch von einem sehr guten Mark VI und einem vortrefflichen Super Balanced sowie einem hervorragenden Balanced Action weggebracht.
     
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  6. JanTone

    JanTone Schaut öfter mal vorbei

    Hm, ja vielleicht hast du Recht und ich sollte ein neues Sax mal ein paar Tage zu Hause testen. Ist es denn möglich oder üblich, dass das Musikhaus einem das Instrument auch einmal mit heim gibt?
    Oder wäre da der Versandhandel die einzige Möglichkeit? Ich frag mal in meinem Geschäft nach.
     
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  7. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Würde bitte gern ein Adjektiv für ihr aktuelles Yana kaufen. Hätten’s da was?
     
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  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Kompromiss, wie die ganze Leben. Job, Beziehung...
     
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  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Spaß beiseite:
    Ich glaub ein Saxophon ist ein Saxophon ist ein Saxophon. Und ein Büscher ist auch ein Pro Horn, wenn auch aus einer anderen Ära. Aber funktioniert müssen die damals schon haben, da gab es auch professionelle Musiker.

    Zweitens glaub ich auch, das Vertrautes am besten funktioniert und drittens man sehr lange braucht, die subtilen Charakteristika eines Horns zu verstehen und zu nutzen.
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Kompromiss ist ein Nomen. Also weder sehr gut, noch hervorragend oder gar vortrefflich? Nachtigall ich hör dir trapsen. Hoffentlich nicht kompromittierend. Für welche Neue schlägt das Herz heimlich? :)
     
  11. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das gilt für den Amateur, der eigentlich noch nicht wirklich spielen kann.
    Aber auch für den Profi. Die meisten sind halt schon komplett auf das eingeschossen, was sie glauben hören oder spüren zu wollen. Soll so sein und ist völlig ok.
    Wenn ich mir vorstellen könnte etwas in allen Belangen Besseres kaufen zu können würde ich morgen in den Laden fahren.
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, seh ich auch so und praktiziere es als Hobby-Kult.
    Ich liebe die alten Conns über alles, den Sound, das Aussehen, das Image, die alten Stars. Aber auch nur, weil man damit auch akzeptabel spielen kann und ich Saxdocs habe, die es im Prinzip besser herrichten, als so manche neuen Hörner, die ich in die Hand bekomme.

    Man kann auch mit einer Harley von Hamburg nach Neapel fahren - wenn man die Zeit hat.
     
  13. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

     
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  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Oder man kann einfach darauf spielen und nicht unnötig grübeln.
     
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  15. -j.

    -j. Kann einfach nicht wegbleiben

    Das Selmer Concept ist doch eher ein klassisches Mundstueck, oder liege ich da falsch...? Wenn Du mehrheitlich klassisch spielst, dann sollte es ja vom Sound her eigentlich gar kein "Aha"-Erlebnis geben (ist ja nicht so wie der Unterschied zw. Johnny Hodges und Eric Dolphy....).

    Mit dem Buescher True Tone ist absolut nix falsch (wenn es richtig eingestellt ist etc.); hatte auch mal ganz kurz eines, aber kam ergonomisch damit nicht so gut klar. Die Intonationsschwierigkeiten koennten deshalb auch daran liegen, dass sich ein modernes Horn unter den Fingern, ich meine rein physisch, schon ganz anders anfuehlt. Habe auch anfaenglich damit etwas Schwierigkeiten, immer wenn ich von meinem Selmer Ref. 54 Tenor auf mein uraltes Conn Chu wechsle, auch mit dem gleichen Mundstueck/Blatt.

    "Aha"-Erlebnisse hab ich persoenlich mit Saxen noch nie erlebt -- mit Mundstuecken schon. Noch viel oefter mit den Sch... Blaettern :mad::mad::mad:... Und wie oben schon erwaehnt, die (ungewohnte) Akustik spielt eine enorm wichtige Rolle. In den letzten 12 Monaten hab ich bei 3 Troeten eine Totalrevision machen lassen: im Geschaeft da haben die schon mehrere kleine Uebungsraeume, aber das bringt rein gar nix, und ich warte lieber, bis ich in meiner gewohnten Umgebung alles in Ruhe austesten kann.

    -j.
     
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  16. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Ich sage mal. Der Ton entsteht hinter dem Sax. Wenn du noch nicht so geschult bist,klingen auch die besten Saxe nach irgendwas.
     
  17. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Moin JanTone,

    was hast Du denn erwartet? Du spielst seit Jahren ein vermutlich gut eingestelltes Vintagehorn der Oberklasse. Du hast gelernt, dass Du für die Intonation selbst verantwortlich bist. Und jetzt probierst Du moderne Hörner der Mittelklasse, die Dir die Intonation vorschreiben wollen. Also mich wundert Dein Eindruck nicht. Ich habe vor vielen Jahren auch mal moderne Hörner durchprobiert. Spielte bis dahin ein altes Conn Ladyface. Preislich war ich sehr in der Oberklasse gelandet. Irgendwie fehlte mir bei den modernen Hörnern immer was, wenn ich versuchte tonmäßig etwas Gas zu geben, machten die Dinger zu. Der Ziehbereich, was die Intonation angeht, war auch extrem eingeschränkt. Ich bin dann doch bei meinem alten Horn geblieben, weitere Suchschläge habe ich mir leicht verkneifen können. :cool2:

    Keep swingin'

    Dein Saxax
     
  18. nosi65

    nosi65 Ist fast schon zuhause hier

    @JanTone Warum kein Yani Bronze a02 oder a20? (genre unlackiert) oder ein Yamaha 82z hier das unlackierte.

    Die sind vom anspechverhalten evtl nächet ma truetone
    Frage truetone in silber?

    Matthias
     
  19. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich spiele seit Ende der 70er ein Buffet Crampon S1 Alto. Das beste Horn, das ich lange Jahre in den Händen hatte. Dann aber schneite mir ein Conn New Wonder II ins Haus, das dem Buffet Crampon klanglich noch ein gutes Stück voraus ist. Ich habe das auch mit viel Freude auch auf Auftritten gespielt. Allein, ich hätte die Top Tones neu greifen lernen müssen und dafür hätte ich üben müssen, und üben will ich nicht mehr. Habe ich lange genug getan.

    So bleibt es beim Buffet Crampon. Die Hochachtung vor den Conn Saxophonen jedoch bleibt und würde ich noch mal neu spielen lernen, würde ich das gerne auf solch einem perfekten Horn.
     
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  20. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ja, die Akustik ist extrem wichtig beim Testen. Oft sind die Anspielräume viel zu hallig und dann zuhause wundert man sich, daß es ganz anders klingt. Da sind mir akustisch trockene Räume meist lieber.
     
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