Musikalität und Depression ?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von saxfax, 8.Februar.2023.

  1. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Danke, das war genau die Erheiterung, die ich gerade brauchte.
     
  2. blattlaus

    blattlaus Schaut öfter mal vorbei

    und wieder ein wertloses Angehen gegen mich, ohne argumentativ zu sein. Ich bin hier raus.
     
  3. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Da war aber auch garnichts, was ein Argument hermachen könnte, sich damit auseinander zu setzen.
     
  4. LuckySax

    LuckySax Ist fast schon zuhause hier

    Könnten wir unterscheiden?
    Die Zuhilfenahme von unatürlichen Einnahmen von Zusatzstoffen hat einen Punkt schon überschritten.
    Dauerhaft dann schädlich, es könnte zur Abhängigkeit Sucht führen.

    Es liegen meißt unterschiedliche Motive vor.
    Bedürfniss um soziale Anerkennung, somit auch die eigene "Karriere" zu steigern.
    Finanzieller und sozialer Erfolgszwang. Ängste die ereichte Karrieresprosse nicht halten zu können, auch Überschuldung ist nachgewiesen.
    Die Folgen der Unvernunft ist der Person zu zuschreiben. Hat das mit Musik direkt etwas zu tun oder mit der Verantwortungslosigkeit des Künstlers.
    Sagt man nicht auch Mozart nach er sei ein einseitiges Genie das mit dem Alltag nicht zurecht kam?
     
    Rick gefällt das.
  5. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Genies sind per se grenzwertige Typen, weil sie sich ja mindestens an einer Grenze positiv hervortun. Das heißt auch, dass sie eben nicht "normal" sind und u.U. mit Normalen auch schwerer zurechtkommen, oder die Normalen mit ihnen. Diese Spannung müssen die Normalen nicht aushalten, wenn sie den Kontakt vermeiden. Die Genies müssen die Spannung entweder aushalten, oder sie sind einsam, mal plakativ formuliert.

    Aber das betrifft jetzt nur Genies. Die meisten Musiker bleiben ja doch weitgehend im normalen Bereich. Auch die guten.
     
  6. LuckySax

    LuckySax Ist fast schon zuhause hier

    Wie lautet dann der Umkehrschluß für Ungegabte?
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich habe es bereits geschrieben. Auch hier arbeiten Musiker meist in einer Art Spätschicht. Das ist nicht so ganz normal und mit der Frau, die ganz andere Arbeitszeiten hat, so einfach nicht zu vereinbaren, schon gar nicht, wenn es Kinder hat.

    Der Musiker hat dann frei, wenn alle anderen brav zu Hause sind oder eben in der Kneipe. Will ich mich mit Kollegen nach dem Konzert treffen, verabrede ich mich auf einem Zimmer oder gehe in die Hotelbar. Das Runterkommen vom Konzert braucht seine Zeit.

    Der Nachbar kommt um 17:00 Uhr nach Hause und geht er um 22:00 Uhr ins Bett. Habe ich um 24:00 Uhr alles Equipment wieder verstaut, ist es nicht ungewöhnlich, bis 4:00 noch abzuschalten, etwas zu trinken und zu kiffen. Dann die Frage: Nehme ich das Frühstück bis 9:30 mit oder penne bis 11:30 Uhr, schnappe mir einen Kaffee und steige in den Bandbus?

    Was daran ist normaler Bereich?

    Die ganz, ganz guten, gut, die packen lediglich ihre Geige ein und gehen danach mit dem Kulturdezernenten noch gut essen. Sind aber meist vor halber Eins nicht im Hotelzimmer und können dann auch nicht gleich schlafen. Die Frau zu Hause hätte gerne noch um Elfe telefoniert, aber das ging nicht beim Essen. Jetzt schläft sie schon, also morgen früh, wenn sie nicht schon auf dem Weg zur KiTa ist.

    Es ist kein normaler Bereich.
     
  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    prinzipiell symmetrisch, würde ich mal sagen...

    Und unter Arbeitern oder in Krankenhäusern gibt es keinen Schichtdienst? In der Gastronomie nur Bürozeiten?
    Und dann gibts noch die Berufsmusiker, die v.a. in der Musikschule (oder Hochschule) unterrichten und in der Nacht schlafen.
    Du kokettierst schon ein wenig damit, wie "unnormal" Du zu sein glaubst.

    Und dann schrieb ich auch noch "weitgehend normal" und bezog mich eigentlich gar nicht auf Arbeitszeiten, sondern auf Persönlichkeitsstruktur. Denn um sich die Nächte um die Ohren zu schlagen muss man kein Genie sein.
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Für mich ist das keine Koketterie, sondern Jahrzehnte lange Erfahrung.
    Das Tourleben, das @ppue da beschreibt, habe ich auch etliche Jahre mitgemacht, es schlaucht und macht in der Mehrheitsgesellschaft einsam. Ich hatte gerade in dieser Zeit praktisch nur unter den Kollegen Freunde, entfremdete mich von meiner Frau und meinem (damals) kleinen Sohn.

    Der Unterschied zum normalen Nachtschichtler besteht darin, dass man nicht einfach einer Arbeit nachgeht, die kaum jemand bemerkt, sondern man ist sowohl beim Auftritt als auch danach "unter Beobachtung", was neben der Bühnen-Performance noch mal extra stresst.
    Und jeden Tag hunderte Kilometer fahren, ständig in anderen Hotelbetten, keine wirkliche Entspannung zwischendurch...

    Nach der Tour ist man aber weiterhin da drin, man kann nicht einfach einen Schalter umlegen.
    Spätestens das ist der Punkt, wo man sich mit Drogen behilft, Nummer 1: Alkohol.
    Oder wo irgendwann die Depression kommt.
     
  10. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Einiges davon erinnert mich an meine Zeit als Berater. Die Hotelbetten haben nicht so oft gewechselt, aber ständig unterwegs, ständig präsentieren, und danach deshalb nicht abschalten, weil es tatsächlich nicht vorbei war, sondern noch was weiterzuarbeiten.
    Das betrifft Außendienst und Montage insgesamt. Bei Verkäufern (Industrie) kommt dann noch der Alkohol mit den Kunden dazu, dem du dich nur entziehen kannst, wenn du in deren Gegenwart überhaupt nie was trinkst.
     
    Rick gefällt das.
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich beschreibe meinen damaligen Berufsalltag. Wollte ich kokettieren, könnte ich dir detailliertere Einblicke verschaffen.
     
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  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Rick
    Sorry, das hast du in anderen Berufen auch.
    Nimm mal den Projektleiter, der morgens um 5 raus muss, weil er 200km entfernt um 7 den ersten Kundentermin hat, der dann bis 20:00 auf seiner Baustelle rumtobt, von einem Problem und von einer Besprechung zur anderen, danach im hotel dann noch bis Mitternacht den Plan für den nächsten tag erstellt, ggf von ein paar Präsentationen etc. und gegen Mitternacht ins Bett fällt, nicht schlafen kann, weil er nicht runter kommt.
    Der Arzt, der in der Notaufnahme unter vollstress steht, auch von einem Notfall zum nächsten hetzt, ev von besorgten Angehörigen aufgehalten wird und denen im ein oder anderen Fall auch mal sagen muss, dass alle Bemühungen nicht gereicht haben. So einer hat auch nicht nach 8 Stunden Feierabend, sondern ev sogar noch ne schicht auf seiner regulären Abteilung....
    Der Soldat, der 24/7 darauf achten muss, nicht getroffen zu werden, auf eine Miene zu treten oder sonst für einen Fehler mit der Gesundheit oder gar Leben zu bezahlen... und der ev sogar selbst die Bilder von denen nicht loswird, die er umbringen musste.
    .....
    Überall, wo Menschen an Grenzen gehen kann es zum psychischen absturz kommen. Nenn es burn out, Depression, Erschöpfung, ev auch post traumatisches stress Syndrom etc...
    Das hat nix mit Genie oder Musikalität zu tun, sondern mit Belastungsgrenzen.
     
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  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, das ändert aber nichts am Berufsbild eines tourenden Musikers, den ich hier als Beispiel dafür angebe, dass etliche von den großen Stars dem Alkohol und den Drogen verfallen sind.

    Manchmal meine ich durchzuhören, dass die Musiker nur etwas mehr Selbstkontrolle ausüben sollten, dann hätten sie auch keine Drogenprobleme.

    Erstaunlich nur, dass es sich bei der (nach hinten offenen) Liste der drogenabhängigen Musiker alles um willenlose Individuen handelt.

    Janis Joplin, Jimi Hendrix, Amy Winehouse, Michael Jackson, Billie Holiday, Charlie Parker, Ray Charles, Falco, Whitney Houston, Louis Armstrong, Gary Mulligan, Anita O'Day, Lester Young, Dave Gahan, Keith Moon, Miles Davis, Kurt Cobain, Roy Black, Bob Marley, Mezz Mezzrow, ...

    Und das Problem besteht nicht nur in der Jazz-, Pop- und Rockszene.

    Eine Umfrage unter amerikanischen Orchestermusikern hat ergeben, dass ein Drittel von ihnen sich aufputschen oder beruhigen.

    Der Wagnersänger Roland Wagenführer sagte: „Würde man heute eine Dopingkontrolle an den großen Opernhäusern durchführen, könnte nirgendwo zwischen New York und Wien eine Vorstellung stattfinden.“

    Die Projektleiter, Ärzte oder auch Soldaten bilden nun nicht Berufsgruppen ab, in denen besonders viele Drogenabhängige oder auch Drogentote zu erwarten sind. Es muss also doch an etwas anderem liegen, dass es so oft Musiker trifft.
     
  14. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Jedes Berufsbild hat spezifische Belastungen. Ich kenne z.B. das „on the road“ sein sehr gut.

    Als es mir nach 15 Jahren zu viel wurde (Verantwortung für 4 Projekte gleichzeitig, 80 Wochenstunden plus Reisezeit, 250 Nächte im Hotel, New York, Rio, Tokio…) habe ich mein Leben geändert und 15 Jahre nur noch ein Projekt zur Zeit, immer noch 60-80 Wochenstunden aber eben nur eine Destination und ein Hotel oder Apartment.

    Als mir das auch wieder zu viel wurde, habe ich wieder mein Leben geändert.

    Will sagen: Wer aus tausend superguten Gründen sehenden Auges in sein Verderben rennt, war zu kraftlos (oder bequem), etwas zu ändern.

    Wir sind alle genau da, wo wir sein wollen und haben immer die Möglichkeit, etwas anderes zu wünschen - und umzusetzen.

    Und ja, ich habe mir auch schon mal aus Frust einen an der Hotelbar gesoffen. Und nicht nur da. Manchmal muss das.
    Und ich habe als sehr junger Erwachsener auch einige andere Substanzen probiert. Das hatte aber nichts mit Druck zu tun. Nur mit Neugier. Zum Glück wusste ich immer, wo meine Grenzen sind.
     
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Da bin ich mir nicht so sicher. Möglicherweise fällt es da nicht so auf, weil die nicht in der Öffentlichkeit stehen.

    CzG

    Dreas
     
  16. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich weiß aus gesicherter Quelle, dass gerade Soldaten (Alkohol, Cannabis, Upper, Downer) und Ärzte (Propofol, Alkohol, Bennies und Härteres) sehr gefährdet sind.

    Saufende Projektleiter sind aus meiner Erfahrung etwa genauso häufig, wie saufende Sachbearbeiter. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Stress des Projektleiters zu 90% selbst verschuldet ist.

    Bei Ärzten und Soldaten scheint mir die Fremdbestimmung deutlich höher zu sein.
     
  17. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ja. Das Leben ist kurz. Nachdem ich meinen Job gewechselt hatte, habe ich mich gefragt warum ich es nicht eher gemacht habe. Als ich mit der Musik angefangen habe, hab ich mich das ebenso gefragt.
    Aber es war vllt noch nicht an der Zeit.
    Das Leben ist kurz und zerbrechlich. Zeit ist das wertvollste, was wir haben.
     
    bluemike, Livia, Rick und 3 anderen gefällt das.
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich habe nicht geschrieben, dass sie nicht gefährdet wären. Ich habe geschrieben, dass die Berufsgruppe der Ärzte nicht durch die Eigenschaft auffällt, drogensüchtig zu sein oder den Drogentot zu sterben.

    Und auch, wenn ich nur die Berühmtheiten aufgeschrieben habe, zieht sich die Drogenabhängigkeit weit in die Berufsgruppe hinein.

    Es mag ja sein, dass es andere gefährdete Gruppen von Menschen gibt, aber das ist nicht Thema dieses Threads.
    Dass die Drogenanfälligkeit unter Musikern besonders hoch ist, wirst selbst du nicht bestreiten. Von daher ist mir überhaupt nicht klar, wogegen du hier argumentierst.
     
  19. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Da war der Leidensdruck noch nicht hoch genug. Es erfordert Mut und Überwindung, die Komfortzone zu verlassen. Es müffelt da drin zwar unangenehm und fühlt sich schlecht an, ist aber vertraut. Wer weiß, was einen erwartet, wenn man nass aus der „warmen Wanne“ aussteigt. Vielleicht bläst ja erst einmal ein kalter und unangenehmer Wind, der einen frösteln lässt.
    Ich bewundere jede/n, der/die es geschafft hat.
     
    Rick und Jacqueline gefällt das.
  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    So schön die Diskussion ist - bei der Studie ging es nicht um „äußere“ Ursachen, die zweifelsfrei eine Depression bedingen können. Es ging um eine genetische Assoziation zwischen Musikalität und Depressionen, konkret dass das Vorhandensein bestimmter Gene gehäuft mit beidem assoziiert ist. Die „äußeren” Faktoren hat man sich bemüht in den Griff zu bekommen und darüber hinaus zu schauen, allerdings habe ich mich nicht mit der Methodik befasst, wie.
    Die Frage finde ich schon interessant, ob es dir Assoziation rein zufällig ist oder ob es einen Zusammenhang zwischen der musikalischen und emotionalen Empfindung gibt, die beides hervorbringen kann.
    Die Frage, ob ein Lebensstil was bewirkt ist meines Erachtens außer Frage aber nicht frage der Studie.
     
    Rick, bthebob, jabosax und 2 anderen gefällt das.
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