lohnen sich Gigs noch?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Tröterich, 18.März.2025.

  1. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Wir (Bigband) sind 'immer' *) spielfähig. Mitunter muss man einen oder - wenn es schlecht läuft - zwei Subs engagieren.
    Sind aktuell auf 11 Konzerte dieses Jahr, die Wihnachtskonzerte (i.d.R. mindestens zwei) sind noch nicht fix.

    Vier Gigs sind etwas, das wollten wir erst gar nicht machen, haben das ausprobiert und es macht uns Spaß und auch dem Publikum: Wir spielen die Musik zu Lindyhop-Events. Also, Tanzmusik.

    Grüße
    Roland

    *)
    AFAIK ist noch keiun Gig ausgefallen wg. zu hohem Krankenstand
     
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  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich glaube, man muss stark differenzieren zwischen Land und Stadt und auch zwischen Stadt und Berlin.

    Im Übrigen hatten wir die Diskussion schon in den 1970er Jahren. Ich sehe nicht, dass sich da etwas Grundlegendes verändert hätte.

    Mit 20 habe ich in vielen Amateurbands gespielt. Ich denke mal, so an die sieben Bands hatte ich, wobei je nach Anliegen auch spontan Besetzungen zusammengestellt wurden. Gespielt haben wir viel, Geld haben wir kaum bekommen, aber ganz, ganz viel haben wir selber organisiert, uns quasi eine Szene aufgebaut, in der Politik und Kultur in Selbstverwaltung unser Lebensinhalt war. Es ging gar nicht ums Geld, aber es war selbstverständlich, dass wir spontan eine Kapelle für die Demo zusammenstellen konnten, ein kleines Orchester für Theatermusik initiieren konnten oder einen Chor, der flashmopartig in der Fußgängerzone gegen den Konsumwahnsinn ansang.

    Bis ich mit der Kunst, bzw. mit Auftritten eine Familie ernähren konnte, hat es dann noch ungefähr 14 Jahre gebraucht. Aber es hat auch den kulturellen Boden gebraucht, den wir nicht nur in Leverkusen beackert haben, sondern der in der ganzen Republik in einer großen alternativen Bewegung entstanden ist.

    Als Amateurgruppen haben wir den traditionellen Bands damals nicht die Auftritte weggenommen, sondern selber Auftrittsmöglichkeiten geschaffen, Festivals initiiert und alternative Kneipen gegründet, in denen selbstverständlich musiziert und kabarettisiert wurde.

    Um sich auf dem Markt zu behaupten, braucht es Fantasie, Alleinstellungsmerkmale, Eigeninitiative und eine große Portion Beharrlichkeit. Und ohne Amateurstatus gibt es in der Kunst auch keine Profis. Das ist ja kein reiner Ausbildungsjob, wo du deinen Master machst und dann auftreten kannst.

    Wie gesagt, gejammert wie hier, haben damals auch alle. Zur Erinnerung: die DJs, die "uns Musikern die Gigs wegnahmen", haben zeitgleich vor 50 Jahren die kulturelle Szene betreten.

    Also nicht jammern, sondern selbst organisieren.
     
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  3. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Interessant, weil ich es ganz anders sehe.
    Das Jahr nach Corona ist explodiert und mittlerweile hat es sich alles wieder wie eingependelt.

    Und das betrifft Firmenfeiern, Hochzeiten, Geburtstag Restaurants etc.
    Habe im Schnitt (ohne Corona) seit ca 10 Jahren ungefähr die gleiche Anzahl an Gigs.
    Spiele ich die gleiche Musik oder in den gleichen Konstellationen wie vor 10 Jahren?
    Klares Nein.
     
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  4. Argonrockt

    Argonrockt Ist fast schon zuhause hier

    …kommerzieller Bereich geht nach wie vor Alles! - selbst zu Corona ging auf der Straße eine Menge, nur einfach etwas spielen können reicht leider nicht. Die Komfortzone verlassen bedeutet ( im kommerziellen Bereich) von Strategie über Marketing, Zufällen bis Kreativität, … Entwicklung eines Persönlichkeitsprofils um einer Austauschfähigkeit zu entgehen, Kommunikationsfägigkeit, Reisefähigkeit…und und und… das Geld liegt dort immer noch auf der Straße, aber nicht mit einem eindimensionalen „Ich bin ein geiler Saxer“… Jm2c
     
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  5. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Immer mein Reden gewesen, dass das Üben umsonst ist! Hab's auch bereut, dass ich etwas geübt habe.:cool:
     
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  6. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Scheint ja regionale Unterschiede zu geben.

    Das es durch "moderne Veranstaltungen " kompensiert kann ich nicht feststellen.
    Es gibt in der Tat Veranstaltungen die es früher nicht gab.

    Das Angebot ist in unserer Region in vielen Bereichen geschrumpft. Aber nicht an anderer Stelle so stark gewachsen, dass es kompensiert wurde.

    In den Wintermonaten gab es im Umkreis von 10 km mindestens eine Tanzveranstaltung pro Woche.
    Mit Band.
    In den Sommermonaten 2 bis 3 pro Woche. Diese Veranstaltungen organisiert durch Vereine finden heute kaum noch statt.
    Die Gage der Musiker ist es nicht in erster Linie.
    Eher die Kosten durch Versicherungen , Security und Administration haben solche Veranstaltungen unattraktiv gemacht.
    Lass so was heute mal genehmigen. Da kannst Du kreativ sein wie Du willst.
    Besuch beim Amt. Gefährdungsanalyse, Security......

    Ich hoffe es ist nicht nur Gerede endlich die Bürokratie zurück zu fahren.

    Grüße Gerrie
     
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  7. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Höre ich seit mindestens 50 Jahren, dieses Entbürokratisierungsgelaber! Demnach müsste sich die Bürokratie im Minusbereich bewegen.:cool:
     
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  8. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Von Politikern und Bürokraten zu erwarten, die Bürokratie zu verschlanken ist wie von Fröschen zu erwarten, dass sie den Sumpf trockenlegen.
     
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  9. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Wir hier in AT machen das elegant.
    Wir haben nun einen Staatssekretär für Deregulierung. Wo sitzt der?

    Im Außenministerium.

    Pressestimme
     
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  10. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Das wurde in den letzten 20 Jahren extrem.
    Früher haben wir ein Fest veranstaltet, der Stadt mitgeteilt.
    Heute kommt erstmal eine Rückfrage, habt ihr das? ....... .ach ja haben wir.
    Nee, so geht das nicht. Ihr müsst......

    Dann reicht man alles nach, "so geht das nicht, wir brauchen noch......."

    Wir haben 70 Millionen, Oberlehrer, Fahrlehrer, Bundestrainer und was weiß ich.......

    Wenn ich sehe wie Niederländer funktioniertende Radwege bauen und mit uns vergleiche könnte ich k........

    Die haben ebenfalls die Gesetze und Vorschriften der EU zu beachten.

    Geht doch.

    Grüße Gerrie
     
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  11. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ja, ich kann auch Lieder singen vom Bürokratiewachst in den letzten 15 Jahren. Die Leute sind da auch ganz schamlos, da es halt ihr Beruf ist.
     
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  12. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Da gibt es unterschiedliche Strategien. War ja auch 6 Jahre im ö.D.
    Man schaut was aus welchen Gründen nicht geht.

    Oder man schaut wie was am einfachsten möglich ist. Wie nutze ich den Spielraum um einen Nutzen zu erzielen.

    Dummes Beispiel.
    Lieferant kommt in der Pause. Ich unterbreche meine Pause 5 Minuten, zeichne den Lieferschein ab.
    Lieferant kann seine Tour fortsetzen, ich verschiebe meine Pause.

    Alternativ lass ich ihn 20 Minuten warten und zeige ihm an dass ich Pause habe.

    Ich bevorzuge Variante 1.
    Kleinigkeiten, da fängt es an.
    .
    Machtspielchen. "Ich sage wann Du dran bist. Ich sage Dir wie und wann Deine Garage genehmigt wird. "

    Grüße Gerrie
     
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  13. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    So einfach ist es nicht. Oft ist es auch einfach eine Frage von Glück und Ort.
    Ich kenne genug Leute, die Top-Spieler, im Internet deutlich sichtbar und breit aufgestellt sind und trotzdem kommt da deutlich weniger rein als früher. Ich sagte ja es sind Leute, die auch mal bis zu 3 Auftritte am Tag hatten und tonnenweise Gigs hatten (darunter mit deutschen Topacts auf Tour) und plötzlich bricht die Nachfrage ein. Der Kuchen ist vielerorts kleiner geworden und immer mehr Leute müssen sich ihn teilen....
    Wenn es bei Dir anders ist, sei einfach froh und hoffe daß es nicht noch anders kommt.
     
  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das lässt sich nicht so einfach pauschal rechnen. Relevant ist halt die Raumgrösse und wie laut und wie viel vom Raum beschallt werden muss. Daraus ergibt sich dann nämlich was alles verstärkt werden muss und was nicht. Je mehr verstärkt werden muss, desto aufwendiger ist der Aufbau und Soundcheck.
    Dann kommt die Frage, ob der Aufbau und Soundcheck passieren soll bevor die Gäste eintreffen oder es auch in der Anwesenheit der Gäste passieren darf. Wenn der Soundcheck vorher passieren soll, musst du halt deutlich früher da sein und hast dann viel Leerlauf. Dann hängt es auch davon ab, ob die Band einen Techniker mitbringt oder es selber macht bzw. ob Technik mitgebracht oder gemietet werden muss.
    Dann ist die Frage, ob es einmalig ist, und wie weit weg (Übernachtung?) es ist etc. etc.
    Deswegen lässt sich da nicht einfach mal ein Preis nennen.
    Gerade der Weg kann relevant sein, ich hatte schon Auftritte, wo ich aus Berlin nach München oder Südtirol fahren musste mit einer Band, da bist du dann lange unterwegs und das macht sich im Preis bemerkbar.
     
  15. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Dann freu dich, daß es bei dir noch nicht angekommen ist. Ich habe seit einem Jahr so viele Topkollegen, die alle mit Musik aufgehört haben, weil es sich finanziell nicht mehr lohnt und sie damit die Familie nicht mehr ernähren können und wie ich schon sagte, selbst Leute die extrem viele Jobs hatten klagen über extremen Rückgang (das gleiche höre ich auch aus England). Und da sind Leute drunter, der spielen alles, ob Latin, Jazz, Pop, mit DJ etc. etc. Insofern freu dich.
     
  16. Katzenmusiker

    Katzenmusiker Admin Mod

    Habe in den Semesterferien bei einer Spedition gefahren und diese Situation gelegentlich in der Rolle des Lieferanten erlebt. Das lief dann so ab:
    „Ok, Jungs, kein Problem: Annahme verweigert. Nehm’s wieder mit. "
    "Aaaaaber: In der Halle dort ist einer, der in Eurem Laden was zu sagen hat, dringend auf dieses Ersatzteil wartet und sicher sehr, sehr, sehr, sehr böse wird. Macht den Zoff dann aber bitte unter Euch aus, viel Spaß dabei, und: schöne Pause noch…“

    Die haben immer unterschrieben.
     
  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Gibt es mal irgend etwas, wo du nicht mit Ausnahmen diskutierst?
    Hier kam der Einwand, 200€ für einen Abend sei zu wenig. Was ist dann genug?
    Wenn du also weitere Einschränkungen willst...
    50km im Umkreis, vergiss PA, ist vorhanden mit einem, der damit umgehen kann. Die Band kommt also nur hin, baut ev noch die kickbox auf, soundcheck und 3 Stunden Mucke .
    Was kostet mich als Veranstalter ein musiker pro Stunde/Abend? 80€/std, 50€/std oder was?
    Wenn wir hier wieder wild rumdiskutieren, dann sollten wir vielleicht mal mit Fakten anfangen.
    Wenn ich mein Auto in eine kfz-Werkstatt fahre kostet mich die Meisterstunde 80€ brutto (da sind dann Kosten für Standort, werkzeug, Versicherungen, sozialabgaben etc mit drin). Hieße, 3 Std plus Soundcheck (1Std) plus Anfahrt komme ich auf ca 400€ pro Nase. Wäre für eine Kombo, wie beschrieben (4 bis 5 Musiker), 1600-2000€ für einen Abend.
     
  18. Argonrockt

    Argonrockt Ist fast schon zuhause hier

    …pauschal bedeutet das man gar nicht im Stundenlohn arbeitet. Ob ich für 3min oder 4Stunden an einem Freitag oder Samstag spiele - die Buchungsoption ist weg. Eine Differenzierung zwischen Band und Sologage ist natürlich nötig, und bei den 3min bestehen die restlichen 4 Stunden aus „Stand by“…
    Reisekosten und Hotel kommen natürlich extra.
     
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  19. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich erlebe es tagtäglich als "einer in der Halle").
    Der Wareneingang ist bei uns durch 2 Mitarbeiter belegt. Sie haben 45 Minuten Pause zwischen Ende der regulären Anlieferungen und der Anlieferung aus der anderen Filiale mit der anschließender Verteilung der Wahre zusammen mit der Kommissionierabteilung. Und diese Zwei schufften wie Oxen.
    Gleichzeitig verladen LKW-Fahrer auf allen restlichen Rampen die Wahre zu Auslieferung.
    Meistens wenn ein neuer Mitarbeiter in den Wareneingang kommt, ist er freundlich und höflich und kommt den Fahrern in allen Belangen entgegen. Spätestens nach einem Monat wird er zu einer blutrünstigen Bestie. Oder er geht.
     
  20. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Rechnen wir mal: 200€ pro Auftritt (in den guten alten Zeiten), 3 Auftritte am Tag, wenns nur 20 Tage im Monat sind... 12 000€/Monat
    OMG, und jetzt verdient der weniger! Untergang der Kultur! :eek:
    Ja, tut mir kein bisschen leid, wenn denen etwas wegbricht.
    Vergleicht mal: Bäckergeselle, jeden Tag um 3 Uhr morgens mit Arbeiten anfangen, schwere körperliche Arbeit, Risiko für Berufsunfähigkeit sehr hoch: netto Monatsgehalt 1800€/Monat
    Und das für einen Beruf, der für unser aller Ernährung sorgt. Musik dagegen: Hobby zum Beruf gemacht, Luxusgut - wenn ich sehe, wie mein Lehrer sich organisieren kann, Zeit für die Familie etc. hat, da kann ich als Büroangestellter schon neidisch werden.

    Mir fällt es auch auf, solange ich schon im Forum bin, wird gejammert. Die Lehrer kriegen zu wenig für den Unterricht, Musiker werden, zu schlecht bezahlt, oh Jammer oh Elend.
    Die Amateurmusiker nehmen den Profis die Auftritte weg, die Discjockeys machen Musik für zehn zum Preis von einem, Alleinunterhalter mit ihrem programmierten Keyboard, o nein!, ...
    Aber seltsamerweise, das Jammern kommt weniger von den aktiven Musikern, Lehrern etc. Diejenigen, welchen sich arrangieren bekommen wohl doch genug Gigs, Schüler...

    Vielleicht sollte die suggestive Eingangsfrage 'Lohnen sich Gigs noch?' anders gestellt werden: Für wen lohnen sich Gigs?
    Die Amateure lernen was dazu und bleiben motiviert, die Profis verdienen Geld damit. Alles gut.

    PS: Nein, ich sehe auch, dass es Musiker gibt, die wenig verdienen. Angebot und Nachfrage, halt. Aber wenn man sich nach der Decke streckt, selbst etwas organisiert, dann geht auch was!
     
    saxchrisp, JTM und Argonrockt gefällt das.
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