Warum mache ich als Amateur Musik? Veränderungen über die Jahre

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von altblase, 28.Mai.2025.

  1. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Erstmal ein herzliches Moin an alle, egal ob viel-, wenig- oder gar nicht übend!:cool:

    Ja, warum mache ich Musik?
    Erstmal, weil ich mich am Klang und Körpergefühl beim Blasen erfreue. Das hat sich im Laufe der Jahrzehnte nicht verändert.

    Aber, verändert haben sich bei mir im Laufe der Zeit meine Ansprüche an den Rahmen, in dem meine Musik erklingen soll.

    Früher als junger Kerl war ich darauf bedacht, bei so vielen Auftritten dabei zu sein wie möglich. Alle Welt sollte meinem Klang teilhaftig werden. Wenn früher in der Schülerkapelle gefragt wurde, wer an dieser und jenen Mucke dabei wäre, wer hat den Finger immer oben gehabt? Endlich mal wieder in der Welt musikalisch wahrgenommen werden!

    Nun hat sich einiges über Jahrzehnte geändert:
    Ich bin oft nicht traurig, wenn mal dieser oder jene Auftritt ausfällt. Wie genieße ich es dann, mit meiner Freundin ins Kino, Essen zu gehen oder den ganzen Tag in der Saunalandschaft zu verbringen...
    Der Drang, mich in der Öffentlichkeit hören zu lassen, hat abgenommen.

    Was hat bei mir zur Veränderung geführt?
    Ich denke, zum einen die Erkenntnis, dass die Wertschätzung durch das Publikum so manches Mal meine Erwartungen unterboten hat. Gab es nicht oft genug Situationen, wo man sich z.B. auf Straßenfesten die Frage gestellt hat, ob ein MP3 Player die gleiche Aufgabe hätte erfüllen können? Wurde man von manchem Veranstalter, der weder an das Parkkonzept noch Bühnengröße/Beschaffenheit sowie Verpflegung...sorgfältig gedacht hat, wirklich wertgeschätzt? Hatte man nicht manchmal sowieso nicht das Gefühl, Perlen vor die Säue zu werfen?

    Fazit:
    Ich erfreue mich heutzutage an einer gut laufenden Probe mehr als an manchem Auftritt. Ich spiele lieber vor weniger, aber dafür wertschätzenden Publikum. Die Masse möchte ich heute nicht mehr erreichen. Die Rahmenbedingungen, es fängt schon beim Parkkonzept an, dürfen nicht nerven.

    Hat sich das bei Euch über Jahre auch so oder ähnlich verändert?:cool:
     
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  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich hatte bei Auftritten noch nie Probleme mit einem „Parkkonzept“ … mache ich was falsch? :confused:
     
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  3. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Du fährst früher hin?
     
  4. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

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  5. Frau Buescher

    Frau Buescher Ist fast schon zuhause hier

    Ich kann eine gut gelaufen Probe auch besser genießen als einen Auftritt , der mit viel Aufwand verbunden ist und an dem nur wenig Zuschauer anwesend sind.
     
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  6. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Er wird so wie ich vom Veranstalter zum Venue gebracht :)
     
  7. scenarnick

    scenarnick Admin

    Jein ;) Aber an einigen Stellen dessen, was Du beschreibst, finde ich mich wieder.

    Ich hab jahrelang in Chören gesungen. Da war sehr viel Probenarbeit und (neben einzelnen Gottesdiensten) eigentlich 3 Konzerte im Jahr. Auf die haben wir alle hingearbeitet und -gefiebert. Die waren uns auch wichtig. Dann kam der Kammerchor dazu, mehr Gottesdienste und ich hab versucht, mich mehr und mehr rauszunehmen. Die Proben waren das, was mir Spaß gemacht hat.

    Ist eigentlich heute noch so: Ich liebe die Proben, ich liebe die Gelegenheit, mit anderen zwanglos Musik zu machen, bei der auch mal was schief gehen kann. Die Auftritte sind "Beiwerk", das manchmal auch einfach zur falschen Zeit kommt. Ende Juni hab' ich einen Tag, an dem wir mit der Blues Band zwei Auftritte (zur selben Zeit) hätten haben können, einen Gig mit der Bigband und ich hab abends noch Karten für ein BAP Konzert (natürlich als Zuhörer). Am liebsten würd' ich alles absagen und mit ein paar Kumpels einfach nur bei nem Bier jammen :)
     
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  8. ilikebrecker

    ilikebrecker Ist fast schon zuhause hier

    … per Helikopter natürlich .
     
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  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mitm Heli? @ilikebrecker war schneller… Nicht ruhig genug für mein künstlerische Sammlung vor dem Gig. Ich brauch absolute Ruhe!

    Ich komme gerade von einem Nachmittags-Gig, den ich mir zeitlich mühsam aus den Rippen geschnitten habe (und sitze in der U-Bahn). Aber es war nett, hat mir Spaß gemacht, auch wenn veranstaltungsbedingt die meisten Zuhörer anderweitig beschäftigt waren. Ich spiel für mich und die anderen Musiker, mit Publikum geht es aber besser. Und wenn das Publikum mitspielt macht es mir noch mehr Spaß! In der Probe ist die Konzentration und die Performance bei allen eine andere, deshalb liebe ich Gigs.

    Ich kann es aber ein bisschen nachvollziehen, was du schreibst. Ich habe früher auch immer hier geschrien und alles mitgenommen, wo ich mitmachen durfte. Mit Beruf, Familie und leider auch zunehmendem Alter fehlt mir häufig nicht nur die Zeit sondern leider auch die Kraft, noch jeden Gig mitzunehmen. Ich bin tatsächlich manchmal einfach zu müde für die Proben, für die neuen Nummern, für die Gigs. :(

    Anders als du es beschreibst träume ich aber von einer Zukunft, bei der ich genug Muße, Zeit und Mitspielgelegenheiten haben werde, um von Gig zu Session und Session zu Gig zu flitzen. Deshalb habe ich auch begonnen, wieder konsequenter zu üben. Denn wenn der Zug mal weg ist, wird das dann wohl nichts.
    Mal sehen.
    Aber wenn, dann mit ÖPNV so oft es geht!
     
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  10. scenarnick

    scenarnick Admin

    So ähnlich stelle ich mir auch die Zeit in (12?) Jahren vor... Bis dahin kann ich noch üben ;)
     
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  11. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich hatte nie die Zeit, wo ich viele Auftritte gehabt hätte...
    Ich hab ja mit Klavier angefangen, als Kind. Das ist ein Instrument, mit dem ich für mich alleine zufrieden sein könnte, ohne Auftritte. Vielleicht. Denn irgendwann will man es einmal auch wem vorspielen: "horch mal...". Jemanden damit erfreuen. Wenn es denn dann eine Freude ist. Darum ginge es mir bei einem Auftritt: dem Publikum eine Freude machen.
    Sax ist ganz anders: das funktioniert ganz alleine nicht wirklich. Begleitmusik aus der Dose hilft, aber wirklich geht es nur mit anwesenden "Mitspielern". Also als Ziel. Üben kann man freilich auch alleine in einem gewissen Maß.
    Und ja, die meiste Zeit probt man (in meinem Fall im Musikschul-Ensemble), und das alleine ist schon nett - man erfreut sich am gemeinsam Erarbeiteten. Heute war Musikschul-Sommerfest: kleines Publikum, möglicherweise mehr Musiker (von verschiedenen Formationen) als nichtspielende Zuhörer. Aber das war schon auch nett. Alle Bands haben mindestens gut anhörbar gespielt, bis hin zu hohem Niveau - für das Publikum war das nicht nur "Pflichtbesuch", sondern auch Musikgenuss. Und darum geht es doch, oder?
     
  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wenn ich keine Gigs, Sessions oder Workshops vor der Brust habe, werde ich faul und dudle mehr ziellos herum anstatt gezielt zu üben.
    Irgendwann vergeht mir dann auch dazu die Lust und ich hadere mit meinem Hobby, kaufe sinnloses Zeug zusammen oder beschäftige mich mit anderen Dingen. Das ist maximal kontraproduktiv weil ich dadurch sauer auf mich selbst werde und mangels Musik unausgeglichen bin.

    Ein Teufelskreis, aus dem mich manchen Monat nicht einmal der TOTM reißen kann, weil ich das Stück schon kenne, es mir nicht gefällt oder es nach zwei Stunden bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet ist. Der Vorschlag Mo‘ Better Blues ist genau so ein Gähner für mich.

    Wenn ich dann auch noch die, in meinem Zipfel der Welt raren, Jam-Sessions verpasse, weil ich unmotiviert war und nicht genug geübt habe, um mitzumachen, zieht eine veritable Verstimmung meinen Horizont hinauf. Es gibt hier zwar sowas wie Feuerwehrkapellen - aber da müsste ich keltische Musik auf Dudelsack oder Bombarde spielen und wäre inzwischen taub.

    Zum Glück kam bisher immer gerade noch rechtzeitig eine Aushilfe in einer Bigband, ein Bekannter, mit dem man jammen kann, ein Workshop oder auch nur ein neues Horn wie das Eastman um die Ecke und hat mich zurück auf den Pfad des tugendhaften Übens gebracht.
    So langsam komme ich in ein Alter, in dem ich schneller verlerne als erlerne - use it or lose it…
     
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  13. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Dafür habe ich nie gut genug improvisiert, dass mir Nummern harmonisch zu einfach werden - vielleicht eine Langeweile, um die ich ein kleines bisschen neidisch bin. Mir kann es nicht einfach genug sein, und meistens streiche ich mir auch bei Solos in der Big Band die Harmonien auf die Eckpunkte zusammen. Es klingt zwar gut zu sagen, damit das Korsett nicht so eng ist, in Wahrheit mach ich’s aber um irgendwie Schritt zu halten.
    Bei Mo‘Better Blues geht für mich auch beim 10000sten Hören im 5. Takt die Sonne auf, wenn die Harmonien in der Begleitung plötzlich chromatisch ausgespielt werden. Diese Linie ist so mächtig und nur beim Blick in die Akkorde hätte ich sie nicht gesehen. Und wenn ich denke, jetzt klingts Solo ganz cool, dann höre ich mir Branford an und die Demut ist wieder zurück… :)

    P.S.: Vielleicht muss man aber auch ein Faible für Gospel haben, um die Nummer zu mögen.
     
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  14. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das fehlt mir ein bisschen. Ich anerkenne die Einflüsse von spiritueller schwarzer Musik auf praktisch alles, was wir heute im Jazz, Soul, Funk und Pop hören aber mich erreicht dieses sehr dick aufgetragene religiöse Pathos von Gospel nicht.
    Deshalb: kein Sonnenaufgang im 5. Takt, nur Chromatik vom Mollakkord zum gleichnamigen Durakkord die kleine zur großen Terz und im Mollakkord die (dort grüne) Quarte zur Durterz usw. im Arrangement schön ausnotiert.
    Man kann, wie Branford das macht, die Changes ausspielen und sogar erweitern und ein bisschen (inside) ausloten. Das ist großes Tennis. Ich kann das nicht.
    Allzu oft - und deshalb mag ich die Nummer nicht - wird daraus aber auf Sessions eine Pentatonik- oder Bluesskalenwüste mit 3877 Chorüsseln, weil’s so schön zum Schwelgen einlädt. Gospel, irgendwie.

    Ich will das um Himmels Willen niemandem madig machen.
    Nur ich finde die Nummer halt fad und damit hilft sie mir nicht aus einem Motivationstief, wie das schon andere TOTM Titel bzw. nie gewählte Vorschläge vermocht haben.
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Ja.

    Nun, stimmt nicht ganz - was sich auf jeden Fall geändert hat, ist der Drang, etwas Neues zu machen, die Musik zu verändern, meinen eigenen Stil zu pflegen und damit bekannt zu werden.

    Was ich nach wie vor liebe, sind so Veranstaltungen wie morgen: schön swingende Musik zu machen, das Publikum damit zu erfreuen und gemeinsam Spaß zu haben.
    Dafür werde ich hoffentlich nie zu alt! :)
     
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  16. khayman

    khayman Ist fast schon zuhause hier

    Zuallererst mache ich Musik, weil es mir Spass macht.

    Anscheinend hatte ich auch als Kind schon Spass daran, vielleicht auch ein gewisses Talent, so dass ich mehrere Instrumente so halbwegs erlernt und gespielt habe. Schulorchester, Big Band von ehemaligen Schülern, Jagdhornbläsergruppe, Gitarrenbegleitung bei den Pfadfindern, Flötenensemble der Musikschule... aber da war ja auch noch der Sport, der immer mehr Zeit eingenommen hatte und so nach und nach habe ich ein Instrument nach dem anderen aufgegeben.
    Sowie ich mir ein Klavier leisten konnte, durfte eins in meinem Haushalt einziehen und ich habe einfach so, weil es mir Spass machte vor mich hingeklimpert, aber wirklich Musik gemacht habe ich viele Jahre nicht. Zwei bis drei mal Training unter der Woche, am Wochenende in der Sporthalle, da war viele Jahre kein Raum mehr für Musik.

    Knie kaputt, Sport vorbei, Familie gegründet und wieder mehr Musik gemacht. Erst im Chor (endlich) eingestiegen, dann mit den Kindern Musik gemacht. Ein paar Unterrichtsstunden Trompete genommen und auf meine Frage, was ich damit nun anfange, meinte der Lehrer: ich soll doch in seinem Ensemble mitspielen. Da bin ich bis heute. Ab und zu mal ein Auftritt, aber das gemeinsame musizieren ist mir eigentlich wichtiger.
    Seit ich Saxophon spiele wächst der Wunsch, wieder mehr Musik zu machen, vielleicht auch etwas anspruchsvoller als bisher, aber mir fehlt noch die Gelegenheit. Deshalb besuche ich Workshops, ein ganzes Wochenende mit anderen zu musizieren, finde ich einfach toll.
     
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  17. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Zeit hat man erst im Ruhestand! Und endlich die Muße, sich selbst auf dem Instrument mehr zu schulen.
    Auf der anderen Seite lassen Kräfte und Konzentrationsfähigkeit nach. Jede Regenerationszeit dauert länger.

    Und mir persönlich geht es so, dass mich das Drumherum immer mehr anstrengt als das Musikmachen selbst. Mich stören da immer mehr Dinge.

    Vor dem Gig abchecken, wieviel Fahrtzeit man braucht. Ist das Hemd überhaupt gebügelt? In der Innenstadt mal wieder Parknot? Langer Fußweg mit Bariton, Zubehör und Regenschirm bei schlechtem Wetter? Verhältnisse auf der Bühne? Platz genug fürs kostbare Bariton, dass niemand drandetscht? Muss man bei Stadtfesten durch die halbe Stadt gehen, um eine Toilette zu erreichen?...:cool:
     
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  18. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Auftritte ergeben sich in einem Orchester mow "automatisch". Sie sind dann das Salz in der Suppe. Oder auch der Popel in der Nase..
    Die Intention, gemeinsam zu musizieren, der Spass an der Sache, das gemeinsame Erarbeiten neuer Stücke, den Dirigissimus in die Verzweiflung treiben ;), das bleibt.
    Und hält jung.
     
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  19. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, verstehe ich, dass das nicht den ultimativen Motivationsschub bringt, da gibt’s besseres. Andererseits ist mein eigener Beitrag oft mal genau das von dir genannte und ich kann mich darin irgendwie ausdrücken, auch wenn ich nicht müde werde mir mehr zu erhoffen. Der Schlüssel, ob es einem gefällt, liegt wohl wirklich im Gospel. Allein der genretypische Wechsel I-IV-I triggert bei mir etwas kindlich verankertes…
     
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  20. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    That’s it. Wenn mir mangels Inspriation und Übeziel nichts einfällt, dudel ich eine Stunde lang über eine Bluesform und bin davon einerseits durch das Tun beglückt, andererseits frage ich mich, ob ich mich nicht dadurch unterfordert habe (sprich: faul war) - sogar, wenn es eine bislang abseitige Tonart war. Klingend E ist gut für die Gitarrenhelden, für mich gegriffen F# … auch kein Thema mehr, Ab liegt mir blöder. :-?
     
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