Warum mache ich als Amateur Musik? Veränderungen über die Jahre

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von altblase, 28.Mai.2025.

  1. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Ist fast schon zuhause hier

    Bin ich eigentlich der einzige, der etwas irritiert von der Haltung ist, dass "das Publikum einen schätzen muss"?
    Klar, ist es ein erfüllendes Feedback, wenn das Publikum einen deutlich wertschätzt. Aber ich sehe das irgendwie nicht als selbst gegeben. (Regt mich ja schon bei diversen Kollegen auf, die sich als missverstandene Künstler geben und sich über mangelndes Publikum beklagen, wenn du am großen Publikum vorbei spielen).
    Ich habe ja selbst einen recht hohen Geltungsdrang (würden hier sicher viele bestätigen), aber Applaus war für mich nie ein Grund Musik zu machen. Aber vielleicht bin ich auch inzwischen zu sehr "Berufsmusiker" und hab vornehmlich einen anderen Grund :pompus:
     
    Wanze, Rick und bthebob gefällt das.
  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich würde eher sagen, die Frage ist so alt wie das musizieren selbst, da wirst du mit welcher Meinung auch immer keine Position finden, wo du der einzige bist.
    Machst du es für das Gold des Fürsten, die Liebe des Publikums, für die Tänzer(-innen), nur für die eigene Seele, für all das ein bisschen oder nichts von alledem…
     
    Zuletzt bearbeitet: 29.Mai.2025
    EKL, charly-5, jimi und einer weiteren Person gefällt das.
  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das Publikum muss gar nichts.
    Außer vielleicht, anderen Leuten im Publikum nicht auf den Zeiger gehen, die den Eintritt bezahlt haben, um die Musik zu hören und nicht das Gequatsche vom Nachbarn.

    Der/die/das auf der Bühne muss etwas: nämlich die Erwartung des Publikums erfüllen.
    Wenn das Geplätscher hinter dem Gemurmel einer Cocktailparty ist, darf man die Show der Hauptdarsteller als Musikus besser nicht stören.
    Wenn Leute tanzbaren Funk erwarten, darf man keinen FreeJazz liefern.

    Falls man das hinkriegt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einen nennenswerte Teile des Publikums „schätzen“.

    Ich selber freue mich natürlich über Applaus. Aber viel mehr freue ich mich, wenn ich ein gutes Solo abgeliefert habe, das ich selbst, meine Mitmusiker und eine Anzahl Zuhörer verstanden haben und das für den Rest im Saal nicht unangenehm war. Also, als Beispiel.
     
    Bereckis, Rick, charly-5 und 2 anderen gefällt das.
  4. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Ich mag die Leute im Publikum nicht, die nicht wissen, was ein Sopran-Saxophon ist, aber ich liebe die Leute, die nicht wissen, was ein Sopran-Saxophon ist, aber dir sagen, dass sie die Musik genießen.;)
     
    Gerrie, Rick, khayman und 3 anderen gefällt das.
  5. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Tobias Haecker

    Ach, was bin ich froh über deinen post. :)

    Nein, bist nicht der Einzige.
    Deine Haltung kenn' ich sehr wohl

    Mir kommt öfters in den Sinn:

    " Bin ich eigentlich ein "Außerirdischer",
    der Luft in Schwingung setzt, ohne dabei an irgendwelche Zuhörer zu denken ?";)

    Zwar unterscheidet uns in dem Zusammenhang:

    Du bist in der Profi-Liga unterwegs.
    Musst mit der Musik deinen Lebensunterhalt verdienen.

    Ich bin leidenschaftlicher Amateur, muss zum Glück überhaupt nichts.

    Mit einem Augenzwingern formuliert:

    "Instrumente bedienen (Sax / Klavier) hat mich in den letzten Jahren
    davor bewahrt, von einer "Brücke zu springen".

    Psychologisch fällt mir noch ergänzend folgendes auf:

    Es macht einen gravierenden Unterschied, ob mich zufällig beim Spielen
    jemand hört und es ihn erfreut.

    Das passiert mir eigentlich jeden zweite Tag und ist ok.

    Was anderes wäre es.

    Wenn ich mich auf einer Bühne oder als Straßenmusiker hinstelle,
    mit der unausgesprochenen Aufforderung:

    "So Leute .... aufgepasst und hingehört.
    Ich trage euch jetzt was vor !"

    Dieses, mich als Saxer vor Publikum präsentieren, vermisse
    ich in keiner Weise.

    Was mir fehlt, was ich vermisse ist:

    Mit Gleichgesinnten zu musizieren.

    Wenn dabei alles passt,
    (menschlich, handwerklich, vom Musikgeschmack her)

    kann es geschehen, das "das Ergebnis mehr ist, als die Summe seiner Einzelteile"

    Oder so ähnlich !:D

    VG
     
    jimi, Onkel D, Rick und 3 anderen gefällt das.
  6. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Wenn ich Musik als Selbstzweck und im Wesentlichen für mich selbst absondere, braucht es kein Publikum, womit sich das "Problem" garnicht erst stellt und ich im heimischen Garten bleiben kann.
    Andererseits werden die, die sich hier als wertschätzungsunabhängig outen, es selbst nicht wertschätzen, vom Publikum ausgebuht zu werden.
    Es ist nicht verpflichtend, vor Publikum zu spielen! Wenn man es aber tut, sollte es im Geist gegenseitiger Wertschätzung geschehen. Schließlich gebe nicht nur ich dazu her, dort aufzutreten. Die anderen geruhen auch mir zuzuhören oder mich zu ertragen.
    ........

    Und letztlich gilt immer: Ein Köder muss dem Fisch schmecken.
     
    Bereckis, bthebob, altblase und 5 anderen gefällt das.
  7. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das kann ich gut verstehen, es geht mir ähnlich.

    Nur bei Dir, mitten in Berlin, dürfte eigentlich keinerlei Mangel an Mitmusizierenden sein…
     
    bthebob und jimi gefällt das.
  8. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Ich bin nur Hobby Musiker.

    Die Probe macht mir Spaß.

    Aber ich genieße auch die Auftritte. Wenn ich das Gefühl habe es hat den Zuhörer gefallen gibt mir das ein gutes Gefühl, dass mich auch etwas stolz macht.

    Letztes Wochenende haben wir bei einem ehemaligen Trompeter gespielt. Er feierte Diamanten Hochzeit. Es war eine Überraschung seiner Neffen und Nichten.
    Er und seine Familie waren sichtbar gerührt.

    Auch unsere sonstigen Konzerte und Auftritte machen mir unheimlich Spaß.

    Nur ohne Ziel für mich alleine zu üben wäre nicht mein Ding.

    Jetzt als Ruheständler möchte ich eher mehr machen als weniger.

    Grüße Gerrie
     
    Bereckis, khayman, bthebob und 7 anderen gefällt das.
  9. Hubert

    Hubert Kann einfach nicht wegbleiben

    Auftritte sind das Salz in der Suppe. Nur proben ist auf Dauer auch frustrierend.
    Als meine Bands während Corona nicht mehr proben durften habe ich ein Jahr überhaupt nicht gespielt und war kurz davor die Musik ganz aufzugeben.
    Zum Glück ergab sich ein Projekt, mit Mitteln aus dem Corona Fördertopf, das mich quasi zwang wieder richtig viel zu üben.
    Heute bin ich sehr froh dass ich noch mal die Kurve gekriegt habe und überlege sogar noch mal ein paar Stunden Unterricht zu nehmen.
     
    Gerrie und Rick gefällt das.
  10. gunnar63

    gunnar63 Schaut öfter mal vorbei

    Moin,

    ich spiele seit neun Jahren Saxophon, eigentlich für mich selbst, als Ausdrucksmöglichkeit und als Balance zum Alltag. Ich lasse allerdings von Anfang an keine Möglichkeit aus, um zu Spielen; egal ob das eine Jamsession, ein Neue-Musik-Projekt, ein Ensemble-Workshop oder eine Brass-Band ist. Ich frage mich ziemlich oft: "Was soll das eigentlich werden?". Mit der Brass-Band spiele derzeit einmal pro Woche vor Publikum. Das ist zwar musikalisch nicht unbedingt anspruchsvoll, macht aber dem Publikum und der Band Freude. Oder ich übe zu Hause und spiele ein schönes Stück. Es geht um Freude, deshalb mache ich das. Nix muss, alles kann :)

    Gruß
    Gunnar
     
    Sax_Player, her.be, bthebob und 5 anderen gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden