Lehrer und Schüler, wie weit geht ihr mit den Etüden?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von giuseppe, 14.Juni.2025 um 10:58 Uhr.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Sehr schön, danke fürs teilen!
    Es gibt mir zu denken. Ich glaube immer noch, dass ich (persönlich) als trainierter Notenleser ein Bird-Solo schneller lerne, wenn ich mit dem Omnibook anfange, anstatt nur mit der Platte. Ich denke es ist aber wichtig, dass die „Endstrecke“ ohne Noten, mit der Platte stattfindet. Am Ende muss man es alleine aus dem Ohr spielen, ohne Noten. Das wäre dann auch in etwa der Punkt, auf den ich ursprünglich hinaus wollte.
     
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  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Nein, vielen Dank! Es war nur nicht mein Thema hier. Ich habe nicht nach Tipps gesucht wie ich mein Inneres musikalisch auslebe. Da fällt mir einiges ein! ;)
    Ich wollte tatsächlich wissen, wie (und wofür) verschiedene Leute Jazz-Etüden nutzen und mit ihnen üben. Ich denke auch nicht, dass es da nur eine richtige Antwort gibt.
     
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  3. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @giuseppe
    Volle Zustimmung !

    An dieser Stelle mal wieder meine Empfehlung an alle Sax-Einsteiger:

    "Legt euch ein kleines, tragbares Tasteninstrument zu (61 Tasten reichen)
    und die Welt der Musiktheorie wird sich euch leichter erschließen"

    VG
     
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  4. Rick

    Rick Experte

    Mal eine Antwort aus dem Unterrichtsalltag:

    Einige Schüler kaufen sich (meistens ohne meine Empfehlung) irgendwelche Etüden Sammlungen, weil sie gut aussehen. Die gehen wir dann gemeinsam durch - aber ohne, dass sie daraus etwas machen. Einfach als Leseübung und für Phrasierung, Rhythmik, Artikulation.
    Leider herrscht bei vielen die Meinung vor, sie könnten sich damit die praktische Arbeit an der Improvisation und am genauen Hören sowie Analysieren von Aufnahmen ersparen - was natürlich ein Fehlschluss ist.

    Die Etüden bringen ihnen schon was, wenn auch nicht das, was sie sich erhoffen.

    Ich selbst bin kein großer Fan von solchen Etüden, schon allein deshalb, weil es Derartiges früher, als ich angefangen habe, noch gar nicht gab.

    Wir haben gehört und viel gemeinsam gejammt, so hat meine Generation zu jazzen gelernt - vor allem Interaktion und das spontane Reagieren auf die Mitspielenden. Da hilft keine Etüde. ;)

    Mir waren bei komplexeren Stilen Solo-Transkriptionen hilfreich; vorwiegend, um zu verstehen, was bestimmte Musiker gemacht haben, wie sie gedacht haben, wie zum Beispiel Michael Brecker: Was macht er, dass es so klingt?

    Wenn mir oder meinen Schülern etwas technisch schwer fällt, dann wird genau DAS speziell geübt. Überhaupt finde ich, gerade mit Ziel Improvisation, dass man sich Übungen, Variationen, "Inflections" usw. am besten selbst ausdenkt und dann gleich auswendig übt.

    Diese Etüden sind ja ganz nett, aber im Endeffekt nur eine Möglichkeit für die Verfasser, etwas zusätzliches Geld zu verdienen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 15.Juni.2025 um 19:36 Uhr
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  5. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Puh, das ist unmöglich zu sagen- sagen wir mal, ein Chorus Dexter oder Mobley geht in einer halben bis einer Stunde, ein Chorus Brecker geht gerne ein paar Monate, und dann kann ich es noch immer nicht im Originaltempo, aber bin schon froh, wenn es bei 70-80% läuft… kommt ja immer drauf an, was ich erreichen will. Es kann ja auch eine Phrase sein, die zwei oder drei Takte oder so lang ist, die geht in wenigen Minuten, und die dann durch alle Tonarten geht in der Regel recht schnell. Aber wenn es eine Phrase ist, die ich so vom Tonmaterial her normalerweise nicht selbst spielen würde, mit seltsamen Intervallen etc, kann es auch mal Stunden dauern, die durch die Tonarten zu kriegen. Oder ich merke irgendwann, dass ich es zwar ‚down in tones‘ abspulen kann, aber nicht, wenn ich die entsprechende Akkordfolge vor mir habe und die Phrase da anbringen will, da gebe ich mich dann oft geschlagen- bis so eine Phrase Monate später evtl in meine Improvisation hüpft und ich oft so schockiert darüber bin, dass ich direkt danach aus der Kurve fliege!
    LG Juju
     
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  6. Nemo

    Nemo Ist fast schon zuhause hier

    Dankeschön!
     
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  7. IngoK

    IngoK Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich habe vor fast einem Jahr und nach langer Pause wieder angefangen Unterricht zu nehmen, nach kurzer Zeit war das Unterrichtsmaterial ausgewählt, den Niehaus Basic Jazz Nummer 2 und Lacour das erste Heft. Der Unterrichtsteil mit den Etüden läuft meist so ab dass wir je eine Etüde aus beiden Heften durchspielen (die wir in der Vorwoche angespielt haben) ggf. Korrigieren und die folgenden Etüden angespielt und durchgesprochen werden (Hinweise, Fallstricke) so dass ich die für den nächsten Unterricht vorbereiten kann. Manchmal brauche ich auch zwei oder drei Wochen bis eine Etüde passt oder ich sie "sauber" ins geforderte Tempo bringe.
    Ich habe den Eindruck dass die Etüden mir unbekannte Schwachpunkte doch deutlich schneller und deutlicher offenlegen als Spielstücke. Da ist aber auch das Feedback durch den Lehrer sehr wertvoll.
     
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  8. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Juju
    Aber du freust dich doch sicher auch, das die Phrase spontan reingehüpft ist ?! :)

    Weil, nach meinem Dafürhalten macht das einen Großteil des Spaßes
    und den tieferen Sinn des Übens von Etüden aus.

    Das Tonfolgen und Variationen uns so in "Fleisch und Blut" übergehen,
    das sie irgendwann sich von selbst melden.:D

    VG
     
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