Burnout und fragile Künstlerpsyche

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Tobias Haecker, 30.Juni.2025.

  1. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Ist fast schon zuhause hier

    Nachdem das Thema kurz in dem Thread "Wenn es mal so gar nicht läuft“, angeschnitten wurde, wollte ich hier einen neuen Thread eröffnen für das Thema Mental Health bei "Profis".

    Im anderen Thread ist man sich einig, dass Musik machen ein guter Ausgleich ist und förderlich ist für die Psyche. Ausgleich bedeutet Hobby und wenns mal nicht lauft macht man Pause.

    Was ist aber, wenn Musik zum Beruf und Anforderungen und Dienstleistung zum Alltag? Wer viel unter Musikern unterwegs ist, sieht, dass es da doch überdurchschnittlich mehr Menschen sind, die mental etwas strugglen. Oder kennt Storys von Burnout.

    Vielleicht können/wollen dazu einige was beitragen.

    Edit: soll jetzt nicht vornehmlich über das Klischee des empfindlichen Künstlers gehen. Hilft auch keinen.
    Wenn man von der Musik lebt, verschiebt sich halt auch der Fokus. Da kann etwas, dass früher zur Entspannung diente halt Stress bedeuten.

    (Der Fairness halber würde ich bitten, dass man sich vielleicht so Beiträge spart wie "Ich könnte mir nie den Spaß an der Musik nehmen lassen" oder "wie furchtbar, dass jemand so nüchtern an Musik ran geht" oder etwas in der Art. Das hilft evtl Betroffenen, die in diesem Thread lesen oder beteiligen wollen nicht wirklich.)
     
    Zuletzt bearbeitet: 30.Juni.2025
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  2. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Ein wirklich spannendes Thema..
    Zweifel nur das es nur Künstler mit fragilen Seelen trifft..
     
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  3. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Ist fast schon zuhause hier

    Natürlich trifft das nicht nur Künstler-Seelen. Aber Klischees kommen nicht von ungefähr. Dass Kreative Menschen öfter mentale Probleme haben ist keine neue Erkenntnis und wahrscheinlich treibt es auch vorwiegend Kreative in die künstlichen Berufe.
    Aber das wollte ich nicht nur abdecken. Ist aber ein Teil der Problematik.
    Ein anderer Teil ist es, was passiert, wenn man Beruflich Musik machen muss.

    Ich denke, ich editiere nochmal kurz den Post, damit das klarer ist
     
    Zuletzt bearbeitet: 30.Juni.2025
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  4. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Tobias Haecker
    Spannendes Thema, bei dem ich länger nachdenken muss,
    bevor ich was schreibe.

    Aber in 30 Min. öffnet sich mein Zeit-Fenster im Proberaum.

    Da muss ich unbedingt hin und "tuten", sonst dreh' ich durch.

    Bis später.

    VG
     
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  5. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Ich weiß nicht wie die Verteilung ist.

    Kreativität ist nicht nur in künstlerischen Berufen wichtig.

    Auch in technischen Berufen braucht man kreative Menschen. Sogar in der Serien - und Massenproduktion wenn Du wirklich was Neues machen willst.

    Der Künstler "muss sein Bild malen, das Arrangements abliefern".

    Der Techniker die "Revolution, das Kostenziel erreichen ".

    Bist Du erfolgreich, egal in welchem Job kannst Du die Belastungen evtl. besser weg stecken. Trotzdem kann es sehr belastend sein wenn Du unter Druck bist.
    Noch schneller geht es wenn Rückschläge, Angst zu versagen, Existenzängste dazu kommen.

    Immer kürzere Zyklen, weniger Zeit sich anzupassen wird das Problem zukünftig sicher verstärken.

    Grüße Gerrie
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Mir fallen spontan ein paar Berufe ein, die ein Musikprofi ausüben kann. Die Tätigkeiten und Anforderungsprofile sind mitunter sehr verschieden. Somit ist auch die mentale und körperliche Belastung der einzelnen Musiker sehr unterschiedlich.

    Weder vollständig, noch sind Überschneidungen ausgeschlossen in dieser Liste.

    Studierte Musiker
    Bachelor
    Master of Music
    Musikpädagogen
    Musiklehrer
    Musiker ohne Studium
    Klassische Musiker
    Musiker im Bereich Pop
    Rockmusiker
    Jazzmusiker
    Volksmusiker
    Chor- und Backgroundsänger
    Opernsänger
    Orchestermusiker
    Kammermusik
    Solisten
    Dirigenten
    Musikkabarettisten
    Korrepetitor
    Kirchenmusiker
    Theatermusiker
    Straßenmusiker
    Komponisten
    Arrangeure
    Songwriter
    Unterhaltungsmusiker/Alleinunterhalter
     
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  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Jetzt ist die Frage eher, was ist Ursache und was Wirkung? Vllt gehen Menschen mit psychischen Problemen eher in kreative Bereiche...in der Hoffnung der Kontrolle und Vermeidung von externem Druck.

    Lt meines psychaters führt Erfolg eher zum burn-out, Rückschläge etc eher zu Depressionen.
    Nicht umsonst heißt es "Erfolg macht süchtig".

    Trotzdem ich eher nicht künstlerisch unterwegs war, mal der Mechanismus, wie man ihn mir erklärt hat. Das ganze ist etwa eine sinuswelle. Es fängt mit einem tief an, in meinem Fall das Studium, danach ein Job... der war erfüllend, hat Spaß gemacht, brachte Erfolge. Da sind die Endorphine geflossen. Mit dem Erfolg kam ansehen und Aufstieg in der Firma. Allerdings stiegen auch die Erwartungen (dachte ich) und die Droge "Erfolg und Ansehen" verlangte höhere Dosen. Der loop war gestartet, die Welle baute sich auf. Das ging dann einige Jahre, da kam der Warnschuss. Ich habe mir dann innerhalb der Firma einen anderen, anfangs ruhigen job gesucht. Das war dann eher der negative sinus, keine Anforderung, kein Glücksgefühl, Langeweile, schlechte Performance. Also wieder den challange gesucht... und gefunden. Wieder die Welle, noch höher als vorher, noch mehr Arbeit, noch mehr Anerkennung, leider dieses mal die Warnung ignoriert, und... abgestürzt.
    So ähnlich kann ich mir das bei Musikern auch vorstellen. Die Durststrecke der Vorbereitung, hohe Ansprüche an sich selbst, dann der Tag, die show, das begeisterte Publikum, 2-3 Stunden die Kontrolle über die emotionen, und dann..Nix. Konzert vorbei, das Loch der Bedeutungslosigkeit. Mit dem nachsten termin das gleiche von vorn, die Droge braucht eine höhere dosis, also noch mehr üben, der Versuch einer noch besseren Show, entweder Frust, wenn es nicht läuft und selbstzweifel, ob man wirklich gut genug ist, oder Euphorie,.... Das schauckelt sich auf, und irgendwann kommt der knall.
    Aus Erfahrung, solange es "nur" eine psychische Erschöpfung ist, kommt man mit einem blauen Auge davon, ein paar wochen Auszeit und die Maschine geht wieder. Bei einem richtigen burn-out sitzt du nur noch in der Ecke und starrst vor dich hin, unfähig, irgend etwas zu tun. Du siehst nichts, du hörst nichts, du schmeckst nichts, du fühlst nichts, gar nichts. Aus der Nummer kommst du alleine nicht raus, und ein paar Tage Auszeit nutzen da auch nicht. Wenn dich dann ein Therapeut halbwegs wieder hinbekommen hat, ist es wie eine überwundene Sucht, es gibt handlungsmuster, die man ändern muss, sonst kommt der Rückfall. Umgekehrt, ohne ein gewisses Maß an Erfolg kommen die Depressionen... die sind auch nicht besser. Das endet gerne im Suizid.
    Bei mir waren die Zyklen eher lang, über mehrere Jahre, zwischen quasi - 1 und +1 beim sinus. Bei Musikern dauert das Monate, wochen oder nur Tage.
     
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  8. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Ich finde rs befremdlich per se psychische Probleme als Grund für eine künstlerische Laufbahn zu benennen...
    Soøll sich glückliche Künstler geben , die einfach Spaß Freude an ihrem tun haben..

    Sorry das geht mal gar nicht .

    Ich denke das ehr der Drang nach Perfektionismus da öfter die Antriebsfeder ist die einen burnout fördert...
     
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  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Wer schrieb denn das?
     
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  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    So könnte man mich verstehen... Lass es einfach. War vielleicht etwas missverständlich.
     
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  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Ah, stimmt, habe ich übersehen.

    Aber vielleicht werden auch denen, die nicht so gerne die aus- und unausgesprochenen Normen der Gesellschaft erfüllen, mentale Probleme unterstellt. Es ist oft eine Frage des Standpunktes, wer nun "verrückt" ist.
     
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  12. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    Unter den wirklichen Künstlern in meiner Kundschaft ist mir niemand eingefallen, der mit seiner Kunst unglücklich ist. "Unglück" rührt da eher aus andern Umständen.
    Beim Rest der Kundschaft sind alle Farben vertreten.
    Ein interessantes Thema, bei dem es sich lohnt, genau zuzuhören und offen zu bleiben.
     
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  13. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Was unterstellt wird, weiß ich nicht, aber falls seelischer Leidensdruck vorliegt, dürften mentale Probleme vorhanden sein, selbst wenn die Gesellschaft eigentlich verrückt ist.
     
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  14. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Ich kann mir vorstellen, dass bei Musikern im Falle psychischer Probleme überdurchschnittlich oft Existenzängste eine große Rolle spielen, wenn man Statistiken zum Einkommen betrachtet.
     
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  15. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

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  16. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Die Statistik sagt wohl, dass die meisten Selbsttötungen bei Medizinern, Tiermedizinern, Landwirten, etc zu finden sind.
    Alles Künstler.
     
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  17. Cazzani

    Cazzani Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich glaube, das ist nicht nur ein Klischee, sondern ein Funktionszusammenhang. Aber der geht genau andersherum: Menschen mit mentalen Problemen sind öfter kreativ.

    Ich fange mal bei der klassischen Literatur an: Wenn uns jemand erzählt, dass zwei sich treffen, sich verlieben, irgendwann eine Familie gründen, einigermaßen gute Eltern sind und bis ins hohe Alter ein erfülltes Leben führen - das wollen wir doch nicht als Roman lesen. Fünfhundert spannend gefüllte Seiten brauchen eine Menge Phantasie oder Erfahrung dafür, was alles schief gehen kann im Leben und im Miteinander. Mit einem ausgeglichenen Charakter und positivem Denken schreibst Du das nicht.

    In der Musik ist es wahrscheinlich manchmal ähnlich, aber nicht immer. Zu breit ist das Spektrum vom beamtenähnlichen Arbeitsverhältnis im Orchester - über die Freiberufler, die mit dem Leben als Einzelkämpfer, manchmal mit Existenzangst und Konkurrenzsituationen zurechtkommen müssen - bis zu denen, die das wirklich Neue in ihrer Kunst suchen auf Wegen, die noch niemand vorher gegangen ist. Häufig entscheiden sich Menschen für solche Jobs, die (mehr oder weniger poduktive) Spannungen in sich tragen. Ich denke, man sollte sich selbst auch als Musiker/in immer mal wieder ein Kompliment machen für diese besondere Innovationsarbeit, wenn es schon niemand anders einem sagt.

    Daneben ist die Kunst-Arbeit praktisch stressig - das gibt es freilich auch in anderen Hochleistungs-Berufen: Ungeregelte Arbeitszeiten, oft Spätschicht, kein "das ist genug", keine Gewerkschaft. Aber ich glaube, dass die spannungsreichen Seiten der Kreativität in der eigenen Psyche den größeren Unterschied machen.

    "Ich würde lieber an Leidenschaft sterben als an Langeweile."
    Vincent van Gogh

    "Kultur ist Reichtum an Problemen."
    Egon Friedell
     
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  18. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Meinst Du Büchner, von Kleist, Hölderlin ?
     
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  19. Cazzani

    Cazzani Kann einfach nicht wegbleiben

    Ja. Ingeborg Bachmann, Ludwig van Beethoven, Jimi Hendrix, Janis Joplin.

    Mozart:
    - anstrengende Persönlichkeit, die geniale Musik hervorbringt, aber auch einen Haufen Konflikte verursacht
    - Tour-Stress schon seit der Kindheit
    - die Abhängigkeit von der öffentlichen Anerkennung oder Ablehnung
    - und die krasse Existenzangst bis kurz vor dem Verhungern.
    Also das komplette Menü der Künstler-Not.

    Ohne dass ich über einzelne Künstler/innen oder gar Diagnosen streiten will: Was bleibt übrig in der Kunst ohne all die, die ihr Werk auf die eine oder andere Weise mit ihrem Leben bezahlt haben?
     
    Zuletzt bearbeitet: 30.Juni.2025
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  20. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Ich bin ja schnell auf das Thema angesprungen, muss jetzt aber sagen:
    Ich bin raus.

    Weil, .... ich finde, das Thema passt nicht in ein "Plauder- und Ratgeber Forum".

    Sollte jemand unter uns hier ernsthaft betroffen sein,
    braucht er professionelle Hilfe.

    Die könnte selbst ein Psychiater im Rahmen eines Forums nicht leisten.

    Alles Andere ist "Küchenpsychologie",
    sind Diskussionen über Begriffe und Definitionen, die niemanden helfen.

    Im schlimmsten Fall zum Streit führen.

    VG
     
    _Eb, womonos, Matthias Wendt und 5 anderen gefällt das.
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