Ich würde so gern auswendig spielen können

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxoryx, 11.November.2025.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Dafür hat sie sich aber gut gerettet. Ist aber schon fies vom konzertmeister, ohne Vorwarnung mal eben das Programm zu ändern.
     
  2. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    F…!!! Mehr Horror geht wohl nicht in diesem Job. Aber das Beispiel lehrt einen wirklich Demut. Dort hinzukommen, wo sie musikalisch steht, sodass man irgendwo aus dem Hinterkopf mal eben ein ganzes Klavierkonzert auf der Bühne hinlegt, ist wirklich eine Kategorie für sich.

    Meine erste Gegenfrage wäre da, wieviel du es denn überhaupt schon getan und versucht hast. Ich denke, wenn man keine Erkrankung hat, die das Gedächtnis einschränkt, dann gibt es keinen Grund, warum es nicht gehen sollte. Aber es dauert halt vergleichsweise laaaaange… Das heißt viele Übungsminuten, -stunden und -tage. Aber am Ende auch nicht so lange, dass man in einer vernünftigen Zeitspanne über mehrere Wochen nicht Erfolg hat.

    @Florentin hat eine wichtige Unterscheidung gemacht. Du musst erstmal entscheiden, ob du den Part genauso spielen willst wie notiert, oder ob du hier Flexibilität für die eigene Interpretation hast - ist es eher auswendig Variante 1 oder Variante 2.
    Ich vermute, dass der Duett-Teil eher exakt ausgeführt werden muss. Ob die Soloteile mehr Flexibilität haben, hängt von eurer Band und dem Stil ab.

    Die Variante 2 geht bei mir nur Note für Note, Phrase für Phrase. Da kann es schon sein, dass ich eine Phrase von der Länge einer halbe Zeile 20-30 mal spielen muss, bevor ich überhaupt beginnen kann, vorübergehend ins Leere oder neben das Blatt zu schauen, oder die Augen kurz zu schließen. Manchmal braucht ein kurzer Satz mehrere komplette Übesessions. Manchmal muss man eine technisch schwierige Stelle so zerlegen, dass man 10 Minuten nur 5 Noten spielt und nach und nach neue dazunimmt. Technisches ist viel schwieriger auswendig.

    Und irgendwann macht es dann Flupp und die Phrase geht auch ohne lesen. Aber durch diesen Zeitaufwand und dieses Training muss man einfach durch. Meines Erachtens kann niemand ohne diesen Aufwand auswendig spielen, und wenn man es nicht in diesen kleinen Portionen mit unendlich viel Geduld probiert, hat man meines Erachtens auch noch nie wirklich versucht auswendig zu spielen!

    Und dann beginnt das bei der nächsten Phrase von vorne. Und dann beginnt es wieder von vorne, wenn man die Phrasen aneinander reiht. Das dauert einfach. Aber irgendwann, je nach Übezeit, kann man es dann plötzlich. Und selbst wenn man auf die Bühne dann doch zur Sicherheit die Noten mitnimmt, kann man die Stücke auf einem ganz anderen Niveau, wird zum Sicherheitsfaktor für die Band, und es hat sich mächtig gelohnt!

    Etwas einfacher ist es, wenn man eine Aufnahme hat, zu der man üben kann. Die kann man dann auch zwischen dem Üben bis zum Erbrechen anhören, damit man die Nummer wirklich in- und auswendig im Ohr hat. Man kann dann oft viel schneller auf die Noten verzichten, oder vielleicht gibt es auch gar keine. Bei auswendig Variante 2 muss man halt sicher sein, dass die Aufnahme exakt wiedergibt, was da steht. Bei Variante 1 ist da mehr Flexibilität und deswegen geht es auch schneller. Das Vorgehen ist für mich aber immer das gleiche: Wiederholen bis zum Abwinken, detailliertes Denken in kleinen Happen, Phrasen, musikalischen Einheiten, eine nach der anderen. Und immer erst den nächsten Schritt, wenn der vorige sitzt.

    Wenn ich z.B. einen neuen Jazz-Standard lerne, den ich nie gehört habe - Variante 1 - dann geht das am schnellsten, wenn ich nur nach Gehör den Head zur einer Aufnahme (die mir gefällt) spiele, immer wieder, tausendmal, und dabei immer auf eine Linie nach der anderen fokussiere. Das heißt bei den ersten zehn Wiederholungen arbeite ich eigentlich nur an der ersten Phrase, und wenn die sitzt spiele ich ein kleines Stück weiter. Dann versuche ich irgendwann grob die Harmonien auszuchecken und erst dann suche ich das Leadsheet raus, um meinen Kopf zu sortieren und die Zusammenhänge zu begreifen. Bei komplexen oder schnellen Themen mache ich es auch mal andersrum, erst die Noten. Dann kann ich das Stück schneller korrekt spielen, aber eben noch lange nicht auswendig.

    Wenn man das noch nie gemacht hat, ist es ein bisschen, wie wenn ein Erwachsener einen Klimmzug lernen will, der noch nie einen geschafft hat. Das scheint unmöglich und frustrierend, denn wie soll man etwas üben, was man im Ansatz nicht kann? Aber wenn man es technisch richtig angeht (Hocker, Gummiband, „negative“ Bewegung), dann ist er nach 1-2 Monaten plötzlich da, der erste Klimmzug! Und der zweite wird viel leichter!

    Warum soll man sich das antun? Muss man nicht. Aber wenn ich auf so eine Auswendig-Übephase (oder Solo-Transkription), die gefühlt ewige Wochen bis Monate gedauert hat, zurückblicke, dann denke ich mir oft, dass ich in diesen wenigen Wochen mehr Fortschritte auf dem Instrument gemacht habe, als das ganze Jahr davor. Es ist halt wie im richtigen Leben - die guten Sache kosten einfach. In dem Fall ist es Mühe, Geduld und Durchhaltevermögen.
     
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  3. Still

    Still Schaut öfter mal vorbei

    Eigentlich nicht ganz, eher drei.

    Denn ob ich das mache und die Aufnahme dann exakt so wie im Original spiele
    Oder ich mache das,
    Noten lesen, hören was ich spiele, und dann das selbe wie oben ist im Prinzip das gleiche nur mit einer anderen Grundlage!

    Die 3. Variante wäre für mich dann das geschriebene auswendig lernen wie ein Gedicht.

    Ich kenne einige professionlle klassische Orchestermusiker die nach der 2. Variante spielen weil sie sich so sicherer fühlen, haben aber selbst verständlich die Noten auf dem Pult, auch Musiker sollenn ja ab und an mal einen Montag haben. :D
    Als Gründe wird immer wieder genannt das man dann mehr Raum hat auf das zu reagieren was um einen herum passiert , also Mitmusiker und natürlich den Dirigenten.

    Das ist in Laienorchestern leider oft etwas anders gelagert und beruhrt wie Florentin schon geschrieben hat eher auf nicht ganz optinalen Notenlesefähigkeiten und darum ist mit solchen Leuten das Zusammenspiel nicht gerade eine Freude.:(
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.November.2025
  4. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Ich kann ein Stück nach Noten sicher so spielen als wäre es auswendig gelernt. Da wird man keinen Unterschied hören
    Was immer bleibt ist der Schutzschild zwischen Publikum und Musiker:in - der Notenständer.

    Der Schild ist ein Kommunikationskiller, und wann immer es geht versuche ich ihn zu vermeiden. Das betrifft hauptsächlich Solisten, aber man stelle sich mal vor das hier würde mit Notenständern passieren. Nicht gut.



    Das Auswendiglernen setzt auch eine Beschäftigung mit der Form des Stückes voraus, und das kann nie schaden. Man versteht's dann einfach besser und kriegt auch ein Gefühl für 4- oder 8- oder wie immer taktige Formen. Die sich wiederholen oder auch nicht.

    Darum geht es ja auch, nicht nur um aneinandergereihte Töne oder um den Rhythmus.
    Und ich glaube das ist auch das, woran es oft scheitert, nicht nur am "Merken" der Töne an sich.

    Was mich fasziniert ist, wie die Dame durch die verschiedenen Phasen geht. Schock und Verzweiflung, Analyse was jetzt zu tun wäre, Sammeln und 100% Konzentration - Augen zu und durch.

    Oder wie jemand recht treffend in den Kommentaren schrieb: Das Hirn sagt nein, die Finger sagen ja.
    Lernen kann man daraus viel finde ich.
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.November.2025
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  5. Perlvatt

    Perlvatt Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo!
    Die mit Abstand besten Tipps zum Auswendigspielen habe ich folgendem Video (und den weiteren dort verlinkten) gefunden.

    Das beste daran ist, dass es wirklich funktioniert. Auch alle anderen Videos von Molly Gebrian kann ich gar nicht genug empfehlen. Hätte ich all das gewusst, was sie erklärt, hätte ich mir unendlich viel Zeit und Frust erspart.
    Viel Spaß und Erfolg!
     
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  6. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Mein Geigenlehrer hat mir oft die Geschichte von einem der großen Geiger seiner Zeit berichtet (Oistrach ?) der genau in diese Situation kam, einmal kurz überrascht aufschaute und dann völlig selbstverständlich das andere Konzert spielte. Ist also gar nicht so ungewöhnlich.

    Diese Leute haben das einfach drauf.

    Und hilft uns kleinen Lichtern genau so wenig weiter.

    Gruß,
    Otfried
     
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  7. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Krass wie jung Tower of Power
    da waren. Und mit Bob Ross am Tenor! :)
    Painting happy little tight riffs! :)
    Meine Fresse, auf sowas hätte ich schon mal Bock, inklusive Tanzeinlage. Im nächsten Leben…
     
  8. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Zumindest lässt es uns ehrführchtig staunen...
    Ich weis nicht aber auswendig spielen ? Ich möchte mehr das Instrument so spielen könne das ich Töne höre und ohne nachdenken dann den
    passenden Ton spiele .... noch muss ich zuviel probieren.... ich lerne die Klarinette eben anders als mein Sax. Das geht mir mehr ein.
    Aber ich muss mich noch mehr gedulden ....

    Aber ich denke das eine Mischung aus den beiden weiter vorne "Auswendiglerntypen" eigentlich optimal ist.
     
  9. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Findest du? Ich finde es sehr hilfreich, diese Maßstäbe tatsächlich zu sehen. Als Geschichte ist das schnell im Reich der Legende.

    Wenn man es dann auf dem Video sieht, dann bewirkt das bei mir ganz viel Verschiedenes. Zum eine sehe ich, dass es real und keine Erzählung ist (ich halte es nicht für gespielt). Ich sehe, das Menschen tatsächlich so etwas leisten können. Und dann sieht man im gleichen Moment, WARUM sie das kann: Wegen einem unfassbar hohen Maß an Hingabe, Demut und Disziplin. Und Mut. Manche hätten die Situation wohl abgebrochen, selbst wenn sie das Konzert einigermaßen drauf haben. Wäre das eigene Ego im Vordergrund gestanden, hätte sie auf Nummer sicher gehen und einen Schwächeanfall inszenieren können. Beim Wiederholungskonzert wäre der Applaus noch tosender gewesen.
    Aber sie entscheidet sich, ihren Job zu tun, es durchzuziehen, ohne großes Theater. Das hat etwas Selbstloses, oder zumindest ordnet sie die eigenen Bedürfnisse der Sache unter und dient dem gemeinsamen Ziel. Und das ist vermutlich die gleiche Charaktereigenschaft, die es ihr ermöglicht hat, diese Größe zu erreichen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.November.2025
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  10. gunnar63

    gunnar63 Kann einfach nicht wegbleiben

    Moin,

    seltsamerweise habe erst kürzlich realisiert, dass ich mir Noten/Partituren visuell abrufen kann.
    Visuelles Gedächnis also, aber ich muss es aktiv abrufen.
    Zweite Stufe, nachdem ich etwas oft genug gespielt habe, ist dann der Autopilot. Der stürzt aber gerne ab, sobald mir ein anderer Gedanke oder Sinneseindruck durch die Birne flitzt.

    Gruß
    Gunnar
     
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  11. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Da denkst Du IMHO zu kurz.
    Man kann z.B. lernen, dass Musik machen immer ein Risiko ist.
    Alles kann passieren. Eine Lötstelle geht auf, der Gurt reißt ab, es wird Dir plötzlich so schlecht, dass Du auf die Bühne kotzt.
    Und man kann sich darauf einlassen oder eben nicht.

    Oder auch nur ein bisschen, indem man sich zwar auf die Bühne traut, dann aber nicht mal in's Publikum schaut, sondern mit den Augen ein Loch in die Noten brennt.
     
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  12. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @giuseppe
    wie immer jemand mit der konkreten Situation umgeht habe und hatte ich gar nicht so im Fokus.

    Meine Aussage bezieht sich nur darauf, dass diese Größen eine ganze Latte von komplexer Musik abrufbar im Kopf haben, und dass ich das bewundere, es mir aber in meiner konkreten Situation nicht viel hilft.

    Nebenbei:
    Ich spiele in einer Rockband, und da alles auswendig, was ich spiele. Das habe ich auch alles ohne Noten gelernt.

    Außerdem spiele ich in einem jazzigen Quartett, und da das meiste vom Notenblatt, einfach weil ich mir bspw. ein Stück wie Libertango nicht merken kann, oder zumindest die Mühe nicht machen will. Zudem kann ich mir zwar Melodien noch merken, aber komplexere Harmonien nicht. Dafür nehme ich dann immer noch ein Leadsheet.

    Gruß,
    Otfried
     
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  13. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @Analysis Paralysis
    du hast natürlich Recht, allerdings ist mir das, was du da schreibst durchaus bewusst, und einiges davon habe ich selbst schon erlebt, und auch irgendwie überstanden :)

    Gruß,
    Otfried
     
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  14. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich spiele auch in einer Combo, die nur sehr sporadisch und anlassorientiert mal zusammenkommt und dadurch eher Sessioncharakter hat. Da kann ich auch nicht immer aufs Notenblatt verzichten, versuche es aber, so gut es eben geht. Und bei den Harmonien versuche ich genau aus diesem Grund, zu analysieren und wenn möglich maximal zu de-harmonisieren. Die Tensions und jeden halb- oder vierteltaktigen 2-5-Einschub soll der Gitarrist spielen, dafür ist er da, die brauch ich nicht. Wenn ich das schaffe, bin ich glaube ohne Notenblatt mit Skelettharmonie besser als mit Notenblatt und allen Tensions.
     
  15. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    OK, aber in den Schoß gefallen ist ihnen das Alles nicht.

    Wir kleinen Lichter sollten nicht vergessen, wie oft Solisten auf diesem Niveau
    das jeweilige Stück im Laufe ihres Lebens bereits gespielt haben.

    Nicht zu vergessen, ihre gesamten Lehrjahre mit all den technischen Übungen usw.

    Wann fangen sie an ?
    So ab fünften Lebensjahr, würde ich meinen.

    Und eine gewisse Begabung als "Geschenk von ganz Oben"
    gehört sicher auch dazu.

    Bitte um Nachsicht für die pathetische Formulierung.
    Liegt an dem Buch "Schwebebahnen"

    von Hanns-Josef Ortheil

    Bin grade gestern damit fertig geworden.
    Sehr zu empfehlen.

    Für jeden -Tonerzeuger-, egal mit welchen Ambitionen.:)

    VG
     
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  16. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

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  17. khayman

    khayman Ist fast schon zuhause hier

    Sie übt.... auswendig ;)
     
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  18. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich habe auf dem Klavier viel mit geschlossenen Augen gespielt. Dann kann man sich besser auf das konzentrieren, was man beispielsweise improvisieren will, auf die Melodien und Phrasen, die man im Kopf hat. Beim Saxophon ist das durchaus auch so, aber da sieht man die Tasten ja sowieso nicht, also ist es kein großer Unterschied, was das betrifft. Allerdings habe ich so darüber nachgedacht, als das vorgeschlagen wurde, im Dunkeln zu spielen, dass das dann doch etwas ausmacht. Wenn man auch die Umgebung nicht mehr sieht. Ob jetzt mit geschlossenen Augen oder einfach, weil es dunkel ist und man kein Licht anhat. Es ist wirklich eine interessante Vorstellung, wenn man das mal im Kopf vergleicht, wie man spielt, wenn man nichts um sich herum sieht, und wie man spielt, wenn man etwas sieht. Auch wenn es nur die Wand ist oder ein Regal oder was auch immer.
     
  19. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ja, das stimmt schon. Wahrscheinlich ist es eher eine Frage des Egos. :cool: Mir sind viele Dinge leichtgefallen zu lernen im Leben, schon in der Schule. Und das hier schaffe ich jetzt einfach nicht. Das größere Problem ist sowieso, dass ich nicht schnell spielen kann. Ich glaube, das ist auch ein Punkt, warum ich mehr auswendig spielen möchte. Damit ich mich mehr auf die Griffwechsel konzentrieren kann und das andere automatisch läuft.

    Ich glaube, um schneller zu werden (obwohl ich jetzt gerade gelesen habe, dass das im Alter sowieso nicht mehr geht, wenn man es nicht schon als Kind gelernt hat), müsste ich extrem viel üben, die Griffwechsel im wörtlichen Sinne tausendmal und nochmal tausendmal rauf- und runter üben. So lange kann ich gar nicht sitzen mit meinen Rückenproblemen.

    Also muss ich mich auf einen Kompromiss einlassen. Und Kompromisse sind so gar nicht mein Fall. Aber ist im Alter jetzt auch schon ein bisschen besser geworden. Für mich allein wäre es ja auch gar nicht so schlimm, aber für die Band ist es etwas anderes. Gerade dieses Stück jetzt ist halt relativ schnell, und wenn wir es noch langsamer spielen, als wir es schon tun, klingt es einfach nicht gut. Wir spielen es schon nicht so schnell wie das Original, aber ein gewisses Tempo muss so ein irischer Jig schon haben.
     
  20. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Die Melodie ist gespeichert, aber die Finger wissen trotzdem nicht, wohin. Ich kann die Melodie vorwärts- und rückwärts singen. Tue ich momentan den ganzen Tag. Aber was hilft das bei der Umsetzung aufs Instrument, speziell aufs Saxophon? Gar nichts. Dann könnte ja jeder, der eine Melodie singen kann, die auch sofort auf jedem Instrument, spielen.

    Das habe ich alles gemacht, mache ich ständig, ist auch gar kein Problem. Aber das ist reine Theorie. Die nützt mir nur in der Praxis, beim Umsetzen aufs Instrument nichts. In der Theorie bin ich super, da erkläre ich sogar den anderen noch was. In der Praxis sind andere aber viel besser, auch wenn sie die Theorie vielleicht nicht so gut beherrschen wie ich.

    Da sind wir jetzt wieder völlig zusammen. Ich frage mich auch immer, wieso mir Improvisieren so schwer fällt. Ich habe Melodien im Kopf, ich versuche das umzusetzen, manchmal kommt auch eine Kleinigkeit heraus, aber das, was ich im Kopf höre - und mein akustischer Speicher ist da auch groß, schon seit meiner Kindheit -, kommt niemals heraus. Wobei ich da mit dem Sax schon ein bisschen weiter bin als mit dem Klavier. Wenn ich singe, kein Problem, da kann ich stundenlang improvisieren, Ella Fitzgerald imitieren mit ihrem Stil, was auch immer. Aber auf einem externen Instrument - nicht dem, das in meinen Körper eingebaut ist - ist das ungeheuer schwierig.
     
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