Schnell spielen

Strafe muss sein.

 

Ich komme auf 2 auf dem Alt, und ca 1,8 auf tenor.
Bari würde ich schätzen 1,3, Basssax 0,3 .
Das Tempo dürfte aber immer gleich sein....

 

Das probiere ich erstmal mit 3x Luftholen...
bevor mich der Hafer sticht.

 

Erzählt doch mal, in welchem Tempo ihr das dann spielt? oder versucht. Muss ja reichlich jenseits von 200 bpm sein.
Ich versuche es, wie schon gesagt, am WE auch mal.

 

Schnell spielen ist ja auch für mich ein Dauerthema. Ich doktore schon ewig rum und versuche Schwachstellen aufzudecken, komme jedoch nur mühselig voran. Eigentlich würde ich mich gerne mit meinen Grenzen zufrieden geben, aber die Band möchte schnelle Tempi spielen.
Vor einigen Jahren habe ich meine Fingerhaltung verbessert, indem ich sie mit doppelseitigem Klebeband an die Drücker geklebt habe. Das hat tatsächlich funktioniert die Finger umzutrainieren, aber Geschwindigkeit hat es nicht gebracht.
Für mich kann ich inzwischen sagen, dass Geschwindigkeit ein ganzheitliches Thema ist. Mindset, Timefeel, Luft, Zunge und vor allem unnötige Muskelspannungen sind wichtige Faktoren, die alle ineinanderwirken.
Für mich gibt es große Unterschiede, ob ich Läufe nach oben oder unten spiele. Das Drücken der Klappen geht bei mir wesentlich schneller als das Loslassen. Da fehlt irgendwie der Anschlag.

 

Finger mit Klebeband an die Klappen geklebt???? Ich bin irritiert. So etwas würde ich niemals machen

 

Musst du doch auch nicht.

 

Na, das beruhigt mich ja

 

Bist Du sicher, dass er nicht meinte, man dürfe nur 3 Mal atmen, bis man die Übung 1 Mal durchgespielt hat?

 

...scharf beobachtet und Du hast sicherlich recht.
Allein es ändert nichts an dem physikalischen Ideal

 

Das Thema ist vielleicht vielschichtiger als der Klappenabstand der Finger.

Bei der reinen Trillergeschwindigkeit, d.h. immer der gleiche Finger hoch und runter, spielt der Weg sicher die größte Rolle für die Endgeschwindigkeit - vorausgesetzt die Federhärte und die Trägheit der Klappen ist niedrig genug, dass der Finger wirklich ansatzlos am schnellsten ist. Sind die nicht ganz niedrig, kann es durchaus sein, dass ein bisschen Anlauf die Geschwindigkeit erhöht. Wahrscheinlich spüren wir das selber am besten, was hier am schnellsten ist.

Ich denke aber vor allem, dass @mato recht hat, und dass das relevante Problem bei den Fingern das schnelle Loslassen ist. Denn wenn wir mit den Fingern nicht an die Klappen geklebt sind (mega Experiment!) und sie so schnell wie möglich öffnen wollen, ist es nur logisch, dass wir die Öffnungsbewegung nicht bei fast offener Klappe abbremsen, nur um nicht den Kontakt zu verlieren. Beim schnellstmöglich Öffnen wird es sich meines Erachtens nicht vermeiden lassen, die Klappe ein wenig zu verlassen. Alles andere wäre nach meiner Logik immer unter der Maximalgeschwindigkeit. Man kann beides annähernd haben, aber nicht zu 100%. Entweder die Klappe fliegt mit Federtempo auf (schneller geht es nicht ohne Tape), oder sie ist noch bisschen geführt von einem Finger oben drauf.

Beim schnell spielen allgemein ist der einzelne trillernde Finger aber nur ein Teilaspekt, da geht es ja viel mehr um die Koordination der Finger und nur an wenigen Stellen wird die Wegstrecke limitierend sein. Und nur an diesen Strecken übt man beim Tempo üben den zusätzlichen Weg zu vermeiden, so meine Vermutung. An allen anderen Stellen ist die Koordination viel entscheidender.

Ich habe früher mal einen Sport gemacht, bei dem die hohe Geschwindigkeit bestimmter Bewegungen essenziell ist. Es wird deshalb großen Wert darauf gelegt, dass die Bewegungen ansatzlos, geradlinig und nicht überschießend sind. Meines Erachtens hat man das als Anfänger trotz Drill nie reinbekommen, die Bewegungen waren immer zu ausladend und langsam. Erst mit dem Training der Geschwindigkeit wurden die Bewegungen automatisch so klein, wie sie sein müssen für eine effiziente Ausführung. Zumindest ist das mein Gefühl. Ich glaube daher, wir lernen erst wo der Drücker ist und drücken ihn fest und lassen ihn dann kräftig los für das Erlernen unseres Workflow im Gehirn. Um diese Phase kommt niemand drum rum. Je mehr wir dann das Tempo trainieren, desto effizienter wird unsere Bewegung an den Stellen, wo es relevant ist. Nicht andersrum.

 

Auf diese Finger kann ich ewig schauen).
Natürlich ist es kein Garant für sauberes schnelles Spielen.



Da sieht man kurz die Finger von Hawkins, ab 0.44. Etwas andere Geschichte, ich meine sogar, die Finger verrutschen zuweilen. Aber auch ein phantasticherTenorist, der schnell spielen kann.

Also wenn ich mit geschlossenen Augen auf ein Playback improvisiere und danach das Video anschaue, sind meine Finger meistens näher an den Tasten, als wenn ich bewusst was eingeübtes spiele. Also gehe ich davon aus, dass mein Wesen danach verlangt und strebe es auch irgendwo bewusst an. Ich meine auch, dass meine vollständig entspannte Handfläche automatisch die Fotm annimmt, als würden die Finger an den Tasten liegen. Ob ich es will, oder nicht.

Und ich meine, es ist so durch meine Art zu spielen geworden. Wenn ein Spieler ständig seine Finger spreitzt, wird der Punkt der vollständigen Entspannung wahrscheinlich bei der wesentlich offeneren Handfläche liegen.
Unser Tun formt uns ja zu dem, was wir sind).

 

Ist das nicht das berühmte Playback-Video, wo der Parker immer lachen muss?

 

Täuschen sie da das Spielen nur vor? Das habe ich nicht gewusst. Ich dachte, damals war alles echt).
Oder habe ich Dich falsch verstanden?

 

Ja

Nein

 

O weh! Auch Buddy Rich?! Welch ein Absturz!

 

Die hatten technisch keine andere Wahl. Die Tonaufnahme wurde den Musikern beim Filmen vorgespielt und die versuchten verzweifelt, das nachzufingern, was sie vorher so locker improvisiert hatten.

 

Noch ein Vorteil der Parkers Fingerstellung.

 

Einen großen Anteil daran wie schnell ich spielen kann hat auch damit zu tun, wie ich Phrasen denke.
Für die Klassiker hier banal, ich hätte das hören sollen, bevor ich Klosé Daily Studies begonnen hab.

Ich demonstriere das mal anhand eines Bebop-Patterns in Gm für Tenor.
Alternierend Molldreiklang von der Quint des Moll abwärts und Verminderter Akkord (Vierklang) Halbton tiefer, also F#dim7 aufwärts.

Ich spiele das Pattern zuerst langsam, dann so wie ich es früher gedacht habe, dann so wie ich es jetzt denke, dann sozusagen im 3/4 langsam und schneller (sorry für die Ungenauigkeiten). Wenn ich das kann ist das Speed Limit relativ weit oben.



P.S.: Wo die Finger sind, ist mir egal, wenn ich sie mal weghebe - geschenkt