Niveau steigern - Spielen wie ein Profi

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Seave, 23.März.2017.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies war meinerseits keine Bewertung.

    Ich kenne aber wenige Musiker, die mit ihrer eigenen Musik vernünftig leben können.

    Peter Kowald hatte damals uns geraten: "Sucht euch einen Brotjob und bleibt in der Musik frei."
     
  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    @Paco_de_Lucia

    Die handwerklich guten Musiker, die einen anderen Brotjob haben, hatten nach meinen Erfahrungen irgendwann mal eine längere Phase, wo sie im Leben nur Musik machten.

    Hierdurch erreichen sie einen Level, der für den normalen Hobbymusiker meistens kaum erreichbar ist.
     
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  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    - Mit einem guten Lehrer, der mit Dir einen passenden Übeplan erstellt und diesen immer wieder anpasst
    - ....der auf effizientes Üben achtet
    - indem Du die Ziele konkretisierst (was will ich in welchem Umfang bis wann erreichen). Nur so sind Ziele
    meßbar!
    - dazu mußt Du Teilziele definieren ("ich will besser werden" reicht da nicht)...."in acht Wochen möchte ich
    über Stück XY ein Solo entlang der Changes spielen können" das geht.)
    - Die Ziele dürfen ambitioniert sein, Dich aber nicht überfordern, da daß dann zu Frust und Resignation führen
    kann. Daher die Ziele mit dem Lehrer erörtern. (Ein Ziel wie "in drei Jahren möchte ich wie Profi spielen können"
    wäre daher völlig kontraproduktiv.)

    So wollte ich mich nicht mit meiner Musik auseinandersetzen. Das habe ich schon im Beruf. Ich halte es da mit "Kaizen".....jeden Tag ein bisschen besser....:)

    Aber wenn Du es profimäßig angehen möchtest, mußt Du auch professionell vorgehen.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 24.März.2017
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  4. Rick

    Rick Experte

    Nun ja, wenn ich gefragt werde, warum ich denn Berufsmusiker wurde, antworte ich gerne, weil ich nun mal nichts besser konnte, als Musik zu machen. Vom Ingenieursstudium hätte mich die sch... Mathematik abgehalten, wie von vielen weiteren lukrativen Geldberufen ebenfalls.

    Aber tatsächlich habe ich nie etwas anderes in Erwägung gezogen, für mich war einfach klar, dass ich mein Leben mit Musik verbringen MUSSTE, das hat sich auch bis heute nicht geändert, obwohl ich wenig übe.
    Doch das ist insofern egal, als ich ständig Musik in mir habe, und sobald ich mich nicht um etwas Wichtiges kümmern muss, driften meine Gedanken sofort zu musikalischen Fragestellungen ab, wie etwa Lines über bestimmte Harmonie-Progressionen, Fingersätze auf dem Klavier, interessante Akkord-Voicings usw. Wenn ich irgendwo rumsitze, mache ich Fingerübungen fürs Klavier, spiele im Kopf Sax-Griffkombinationen durch. Und mimische Spannungs-Entspannungsübungen für den Ansatz mache ich sowieso immer.
    Ich verbringe also vielleicht weniger Zeit am Instrument als früher, wo ich täglich etliche Stunden Sax und Klavier geübt habe, aber mental bin ich praktisch pausenlos mit Musik beschäftigt, ich kann gar nicht anders. Das ist keine bewusste Entscheidung, sondern ein innerer Drang - ohne Musik geht es einfach nicht!

    Genau, nach meiner Beobachtung machen vor allem zwei Dinge den Unterschied zwischen ernsthaftem und Hobby-Musiker aus: Erfahrung und Routine.
    Und die kann man sich nun mal nicht irgendwie im Schnelldurchlauf aneignen, dafür braucht es viel Zeit - und Geduld. Und Hartnäckigkeit sowieso. ;)

    Schöne Grüße,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 24.März.2017
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  5. Saxfreundin

    Saxfreundin Strebt nach Höherem

    DANKE für diesen wunderbaren Einblick in eine Berufsmusiker-"Seele"! :happy:

    Ist es nicht schön, dass man sich die nicht "einfach kaufen" kann?
    Da ist das Leben ehrlich und fair!
    :cool:
     
  6. Lordeer

    Lordeer Schaut nur mal vorbei

    Nicht jede Übung ist ja für jeden geeignet, aber so würde ich das Ganze angehen:


    Sound, Ansatz, Intonation:

    -Obertonübungen (ich glaube da wird man nie so wirklich fertig)
    -Töne aushalten (am besten in Quintabständen aufwärts, immer Intonation, Stütze und lockeren Ansatz kontrollieren, eventuell den Trichter mit einem Handtuch verstopfen)


    Musiktheorie:

    -da kann ich nur das Buch "Neue Jazz Harmonielehrer" von Frank Sikora empfehlen. das ist auch bei den meisten Hochschulen Standardwerk



    Tonmaterial und Schnelligkeit der Finger:

    -Licks in allen Tonarten üben! (die licks nicht zwingend genau so verwenden, sondern eher als Beispiele sehen und auch variieren )
    -Skalen üben (auch die darin enthaltenen Arpeggien usw. , kann man auch super in Verbindung mit Artikulation und Phrasierung üben)



    Improvisation

    -immer verschiedene Dinge separat auf Stücke anwenden ( bsp: nur arpeggien, nur auf skala bewegen, nur auf phrasierung achten, nur auf rhythmus achten usw. )
    -Transkriptionen von verschiedenen Musikern angucken und sich inspirieren lassen



    Das Gehör wird dabei auch ständig verbessert, solange man immer weiter seinen Horizont erweitert. Aber wichtig ist natürlich dass man viel musik hört. Die beste Übung ist meiner Meinung nach aber das Transkripieren.

    Ich denke, wenn du täglich 1,5h Zeit findest, dich mit jedem dieser Bereiche jew. 20min beschäftigst, dann wird das schon viel bringen.
     
  7. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Hör auf mit dem Spielen und mit dem Fabulieren - und fang dann wieder an, wenn´s passt :)
     
  8. Gelöschtes Mitglied 11184

    Gelöschtes Mitglied 11184 Guest

    Wenn ich an Thorstens Augen vor dem Konzert denke, dann bin ich mir sicher, dass er richtig Spaß beim Spielen hat! Auch im Unterricht gibt er immer 120%. Das ist genaz sein Ding.....
     
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  9. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest

    Huren gehe ich zumindest nicht. Ich mache das, was mir Spaß macht, spiele Saxophon, Unterrichte Saxophon, darf Songs und Lehrbücher schreiben, Alben aufnehmen und produzieren. Das alles unter eigener Regie ohne Chef, wenig Druck, kann bei schönem Wetter auch mal draußen sitzen und Kaffee trinken ,um mir dann eben die Nächte um die Ohren zu hauen, aber eben großteils selbstbestimmt.
     
  10. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Amateur sein.......Amateur bleiben.....zufrieden sein mit dem was geht.....Spass haben.....lieber passabler Amateur, als "nur" passabler Profi.

    Nur eine von vielen Phiolosophien.

    Gr Wuffy
     
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  11. rbur

    rbur Mod

    Prinzipiell richtig, das wird aber leider von zu vielen Leuten als Entschuldigung gebraucht, wenn sie schlecht spielen obwohl sie es besser könnten. Von daher bin ich da immer etwas vorsichtig.

    Ich habe einen sehr guten Spruch gehört: "Sei zufrieden, aber gib dich nicht zufrieden!"
    https://www.christian-bischoff.com/2017/02/20/zufrieden-sein-und-sich-trotzdem-weiterentwickeln/
    kann ich voll unterstützen
     
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  12. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Schön, dass du dies so geschafft hast.

    Ich beneide auch jeden, der als Künstler überleben kann bzw. seine Balance gefunden hat. Ich kenne leider sehr viele Beispiele, wo die eigentliche Leidenschaft Musik ungern unterrichtet wird und dann das eigene Musizieren auch noch auf der Strecke bleibt. Ähnlich ist es, wenn du zum Überleben ständig gezwungen bist, Musik zu spielen, die du nicht magst.

    Diese Problematik hast du aber generell häufig, wenn die Leidenschaft bzw. das Hobby zum Beruf wird.
     
  13. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Schön, dass du es so empfindest, aber wissen tust du es nicht. Vielleicht würde Thorsten lieber nur musizieren?
     
  14. Gelöschtes Mitglied 11184

    Gelöschtes Mitglied 11184 Guest

    hier ein Beispiel.... es lief ein Playback... jeder sollte zu einem Thema vier Takte improvisieren... bei einem kriegt er plötzlich das Grinsen ins Gesicht, nimmt sein Sax und "antwortet"... dieser improvisiert wieder vier Takte... Thorsten antwortet wieder... die beiden hatten richtig Spaß....... da bin ich mir sicher und wir auch


    ok, mit so Anfängern wie ich ist das natürlich nicht so toll.... das ist auch der Grund, warum ich erst ein gewisses Niveau erreichen möchte, bevor ich zu seinem Bootcamp gehe....
     
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  15. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem

    Ich mache es genau umgekehrt: ich gehe erst ins Bootcamp, um dann - total angespornt - ein gewisses Niveau zu erreichen...:cool:;)

    Liebe Grüße
    Annette
     
  16. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Das macht der bei jedem workshop. Und der geantwortet hat ist Saxophonlehrer - und spielt seit 30 Jahren :)
     
  17. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Patentrezept gibt es nicht, um nebenberuflich auf Profi-Niveau zu spielen. Und zwischen verschiedenen Profis liegen natürlich auch Welten. Aber ich denke, ich war in einer ähnlichen Situation. Ich musste mich nach der Schule entscheiden, ob ich Musik oder Mathematik studieren wollte. Aus verschiedenen Gründen wählte ich dann Mathematik mit der Absicht, Musik auf einem hohen Niveau weiterzutreiben. Da Jazzmusiker früher auch nicht studiert hatten, hielt ich das für möglich.

    Eigentlich bin ich ganz froh, wie es bisher bei mir gelaufen ist. Aber es war nicht einfach, und ich musste irgendwo sicherlich Abstriche machen, sowohl bei der Mathematik als auch bei der Musik. Ob ich "wie ein Profi" spiele, kann ich nicht sagen, aber ich spiele viel mit Profis, bekomme dann auch genauso viel Gage wie Profis, habe selber bisher zwei CDs veröffentlicht und auf einigen weiteren mitgespielt. Vor allem macht mir die Musik extrem viel Spaß, und ich betreibe sie mit Leidenschaft.

    Der klassische Unterricht ganz am Anfang war wertvoll (Klang, korrekte Haltung, Atmung, Bindung, Ästhetik). Formal Saxophonunterricht hatte ich nur bis ich 21 war. Am Schluss auch nur etwa einmal im Monat je nach Bedarf. Bei Gebhard Ullmann, toller Saxophonist und sehr guter Lehrer, bei ihm habe ich wirklich das Jazz-Handwerk gelernt (Klang, Ansatz, Phrasing, Dos und Donts bei der Improvisation). Musikalisch am meisten vorangebracht hatte mich aber meine Promotionszeit an der Indiana University Bloomington. Mit den Studenten des Music Departments spielte ich viel, machte bei den Big Bands mit und setzte mich in einige Theorie-Kurse und Masterclasses von vielen Topmusikern hinein. Das war mehr als genug. Üben tat ich häufig bis in die Nacht im Unigebäude, die dann meist leer waren. Abstriche musste ich sicherlich bei der Virtuosität machen, obwohl ich natürlich auch Skalen, Patterns, Transkriptionen etc. geübt habe. Fokus war bei mir immer Ton, Kreativität und Musikalität. Ich habe einfach viel komponiert, ausprobiert und experimentiert. Alles, was Du machst bringt Dich weiter. Je mehr Du Zeit hast, desto weiter kommst Du. Mach einfach das, was Dir Spaß macht, was Dich gerade in diesem Moment am meisten reizt, oder wo Du denkst, dass Du hier am meisten tun musst. Alles, was ich gemacht habe, prägt mich. Jeder Spieler hat andere Baustellen, an denen er arbeiten muss und will. Ein guter Lehrer hilft natürlich.

    Jetzt habe ich nicht mehr viel Zeit zum Üben, habe aber mehr oder weniger regelmäßig Konzerte (durchschnittlich zwei pro Monat), wofür ich übe und dadurch weiterkomme. Durch meinen Brotberuf kann ich nicht so viele Bands gleichzeitig machen wie andere Musiker.

    Viele Grüße
    Benjamin
     
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  18. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    @bhimpel :Lieber Benjamin - wenn ich mich richtig erinnere, würde ich schon sagen, dass Du "wie ein Profi" spielst ...
     
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  19. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Moin, eigentlich ist ja schon alles gasagt worden, nur noch nicht von jedem...:D
    Das was Benjamin schreibt, kommt mir auch sehr bekannt vor, war bei mir sehr ähnlich.
    Ist ja super, wenn Du jetzt, wo Du es noch kannst, nochmal richtig einen Sprung nach vorne machen möchtest! Oft ist man sich als Student gar nicht bewußt, wieviel Zeit man doch hat - zumindest im Vergleich zu später...
    Abgesehen davon, dass sich die "Skillsets" bei verschiedenen Profis ganz erheblich unterscheiden und letztendlich so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht, allein schon vom technischen Niveau her (selbst im internationalen Circuit ist von Virtuoso bis völlig rudimentäre Chops alles vorhanden...). Die Einkommensquellen bei Profis unterliegen auch einem zeitlichen Wandel, vor 25 Jahren sah das Bild noch völlig anders aus, die neue Generation hat mit einer völlig neuen und anderen Musikindustrie zu tun, in der immer mehr gut ausgebildete Leute um immer weniger Jobs kämpft. Die meisten Musiker sind daher recht breit aufgestellt, was ihre Fertigkeiten angeht, also spielen so gut wie alles vom Blatt was man ihnen vor die Nase legt, inklusive Changes, sind in unterschiedlichen Stilrichtungen zuhause, sind ausgezeichnete Doubler, können sich selbst vermarkten etc.
    Als Semipro hast Du den Nachteil, dass Du einfach nicht die Zeit haben wirst, das Level der Topleute und deren Vielseitigkeit zu erreichen. Andererseits hast Du aber auch nicht den Druck, dass Du morgens ins Studio gehst und dann von Dir erwartet wird, dass Du Deinen Part beim ersten Take fehlerfrei runterspielst, ohne ihn zuvor jemals gesehen zu haben, oder einen Gig vor ein paar Tausend Leuten, wo Du die Noten das erste Mal beim Soundcheck siehst. Aber Du kannst Dir eine solide Technik, Intonation, Time und gute Chops zum Improvisieren draufschaffen und Dich dann auf Projekte gezielt vorbereiten - das ist ein weiterer Vorteil, den Du hast: Ein Profi muss innerhalb von wenigen Tagen oft diverse völlig verschiedene Projekte stemmen und hat evtl noch tagsüber Lehrverpflichtungen oder Studioarbeit - Du kannst Dir hingegen über einen längeren Zeitraum zwei, drei Projekte vornehmen und die wirklich eingehend vorbereiten.
    Was konkret das Üben angeht, kamen ja schon viele Vorschläge - kommt halt auch drauf an, was Du erreichen willst - "wie Coltrane über Changes improvisieren" verlangt andere Hausaufgaben als "alles runterspielen was man mir vorsetzt". Bei den Zielen, die Du angegeben hast, wäre es vielleicht noch gut zu formulieren, welche Art von Musik Dir konkret vorschwebt - wenn Du z.B. langfristig auf hohem Niveau Rock-/ Pop- Funkmusik spielen möchtest, macht es wenig Sinn, einen Großteil der Übezeit mit Improvisation über komplexe Chordchanges zu verbringen oder sich ein Jazz-Standardrepertoire von X Stücken draufzuschaffen. Da würde ich dann die Schwerpunkte entsprechend unterschiedlich setzen.

    LG Juju
     
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