Improvisieren ist Zuhören

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ppue, 19.August.2018.

  1. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Da hat er ja mal wieder so Recht. Thats it!
    Oder ganz einfach eine leichte Kindermelodie 'ver-improvisieren'
    a) durch rhythmische Veränderung [mach ich gern auf neuen Instrumenten, die ich noch nicht so beherrsche]
    b) dann mal immer Dur/statt moll o.umgekehrt spielen.
    c) andere Schlüsse bzw. Halbschlüsse und Durchführungen probieren - das ändert oft dramatisch den Charakter des Stückes...und bei Kinderliedern ist das ganze nicht harmonische sooo anspruchsvoll.
    da bewegen wir uns meist im Quintraum, meist nur 1. und 5. Stufe, viel. mal ne 4.
    d) dann → guidelines. ein wunderbares Stilmittel - sowohl klanglich, auf der Bühne als auch im 'behirnen'
    da musst dann schon bisi denken - gerade als 'monophoner' Bläser - da muss ich wissen, was an Tönen in meinem C7.Akkord enthalten ist.

    Dann sind dann schon mal ne Menge Stilmittel, und ja, das ist Improvisation.
    Und wennst Dir → @Paedda mal Sonny Rollins zu Gemüte führst, der verwendet oft Theman auf, die mal auf ein Kinderlied oder ne ganz einfache Melodie schließen lassen, was der dann allerdings drauss macht, Spitze.
    Und darum gehts.
    Es macht keinen Sinn - im Sinne von Improvisation, dass Du RhythmChanges in UpTempo jeden Akkordwechsel sauber auspielen, am besten noch in allen 4 Umkehrungen, und dann auch noch mit den Tensions erweitert, runterrattern kannst. Das ist technisch ne super Übung, macht auch mal fun, im zigsten Chorus das rauszulassen.
    Ob das dann aber noch 'Musik' im Sinne von einer Spontankomposition auf der Bühne ist, bleibt wie immer im Auge des Betrachters.
    Fact ist; alles ist Improvisation. Du brauchst ein kleines Konzept, damit Du Dich nicht verzettelst, und dann fang einfach an - tu es. So wie @Ton Scott es empfiehlt → halt Dich mal an ihn, der vermittelt das sicher sehr gut.
    cheers & keep groove
    Paco
     
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  2. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    @Ton Scott,
    danke für diese Idee. Ich denke, so einfache Pattern kann man sicherlich zum Warmspielen vorab ein paar Minuten einüben. Ich werde deinen Ratschlag befolgen, und eine Zeitlang (auf diese Weise) einfache Pattern üben.

    Lg
    Paedda
     
  3. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Manchen wäre auch schon geholfen, zunächst einmal alle 12 Durtonleitern zu beherrschen. Immer wieder werde ich gefragt, was ich mit beherrschen meine. Tja, was meine ich damit wohl?
    Wie oft sehe ich, dass Leute improvisieren lernen wollen und mir sagen, sie könnten 4 Tonleiter: D, G, C und F...
     
  4. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Das würde mich jetzt schon mal genauer interessieren ;-)
    übrigens - ich würde nicht so wert auf die 12 Durtonischen legen, eher: alle Skalen, welche ich über einem Ton spielen kann. Dann muss das Hirn bisi aufmerksam das ganze verfolgen, sonst wird das immer dieses Skalen-Genudel.
    paco
     
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  5. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    jenau!!
     
  6. rorro

    rorro Ist fast schon zuhause hier

    Ich nehme an, das hängt davon ab, was Du mit "Improvisation" genau meinst. Über Chord Changes kann ich auch noch nicht spielen (wird noch). Doch wenn ich nur ein wenig das von Noten gespielte spontan variiere, vor allem rhythmisch (ein wenig den Notenwechsel verzögere, zwei Viertel statt eine halbe spiele etc.), dann ist das schon improvisiert! Erst der Anfang, aber es ist improvisiert - vor allem wenn es nicht jedes Mal gleich variiert ist ... harmonische Improvisation kommt später. Ein Schritt nach dem anderen, keiner hetzt Dich, jede Reise beginnt vorne.

    Was das Auswendiglernen angeht, so kann ich empfehlen, eine Melodie in kleine Stücke (wenige Takte oder Phrasen) aufzuteilen und so lange zu spielen, bis die Finger das von alleine machen. Am besten 10-20x(!) so ein kleines Fragment vom Blatt spielen und dann einfach mal die Augen zu machen. Jeder kann das lernen, ganz ohne Bild.

    Hier mal das alte Youtube Video von Bob Reynolds, wie er Standards lernt. Ohne PlayAlong, anfangs nur die Grundtöne der Akkorde rhythmisch variierend etc.

     
    Zuletzt bearbeitet: 23.August.2018
  7. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    janz jenau!!
     
  8. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Du kannst die ja auch, oder? Lieber den Ball anfangs flach halten. Weniger ist mehr.
     
  9. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Hier geht es um Basics. Und das hießt im Zweifel: "Alle meine Entchen" einmal durch den Quintenzirkel treiben :)
     
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  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Man kann sich auch eine Drone nehmen und schön laut abspielen. Am besten so laut, wie auch das Horn tönt.
    Nun spielt man einen x-beliebigen Ton dazu und horcht, was passiert. Ist das spannend, dann halte ich die Spannung aus. Ist da Harmonie, so halte ich die.
    Dann macht man eine Pause und lässt sich überraschen, ob der gleiche Ton noch einmal gespielt werden will, sich ein anderer aufdrängt oder ersteinmal Pause ist.

    In dieser Übung ist alles reduziert: Kein Rhythmus, kein Takt, keine Akkorde, keine festgelegte Tonart. Die Wahl der Töne und Pausen ist völlig beliebig. Wichtig ist nur, dass man auf das Ergebnis hört. Der Spieler ist hier nicht aktiver Solist, sondern eher Beobachter des Geschehens. Eine Art Meditation.


    Der kleine Film im Eingangsposting befasst sich mit der Kollektivimprovisation. Solche Improvisationen gibt und gab es im Jazz weniger häufig als man denkt. Konsequent wurde eigentlich nur im New-Orleans-, bzw. Dixieland-Stil und im Free Jazz kollektiv improvisiert.

    Ich erwähne das, weil uns bewusst sein sollte, dass die herkömmliche Form des Solierens mit jeweils einem Solisten nicht die naturgegebene ist. Wir kommen aus dem 20. Jahrhundert und das war das Jahrhundert der Stars und eben auch der bewunderungswürdigen Großen des Jazz. Stars wurden sie, weil Radio und Schallplatte sie urplötzlich einem Millionenpublikum zuführen konnten. Das gab es bis Dato noch nicht. Heute übrigens, wo das Monopol der Medien weitgehend aufgehoben ist, wird es eben diese Stars in dieser Form auch nicht mehr geben.
    Diese Stars also wollte man als Solisten hören und nicht das Durcheinandergespiele des New-Orleans-Jazz. Die Art des Musizierens hängt somit auch mit der Art der technischen Musikproduktion zusammen. (Stark verkürzt gesagt)

    Ich glaube, viele Amateure sind dadurch gestresst, dass sie diese Funktion des aus der Gruppe heraus tretenden Solisten einnehmen müssen, dass sie "abliefern" müssen, dass Musik bewertet wird, dass sie mit anderen verglichen werden. Ein Improvisieren im Kollektiv nimmt diese Angst. Ich empfinde diese Art des Musizierens darüber hinaus als die demokratischere.

    Ich will hier versuchen, Improvisation von der anderen Seite anzugehen, vom einfachen Zusammenklang zweier gleichberechtigter Töne und eben nicht vom Spiel über ein Playalong oder über eine Rhythmusgruppe.
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.August.2018
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  11. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Du suchst nach nem Bild?
    Ok.
    Leg's Horn bei Seite und nen playalong zu einem Dir geläufigen Titel in den Player. Und dann scatte dazu. Tschu bap dubiduba- Dudu didapp di do dey oder so. Nicht über Tonart, "passende" Skala, Akkordbrechungen etc nachdenken.
    Dann hast Du ein Bild, eine musikalische Idee.

    Cheerio
    tmb
     
  12. KUS

    KUS Ist fast schon zuhause hier

    Wow Peter (@ppue), das hast Du super beschrieben und auf den Punkt gebracht und wer dies mal für sich persönlich erleben will, dem empfehle ich die Teilnahme an einem Workshop Deines Namensvetters (@pth).

    LG Kai
     
  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    Die Methode ist gut, überfordert aber gerne mal Anfänger, ist aber generell zusätzlich eine Bereicherung zum Lernen. Sie ist aber in meinen Augen kein vollwertiger Ersatz zum Spielen mit anderen Musikern oder zum Spielen zu Playalongs.
     
  14. rorro

    rorro Ist fast schon zuhause hier

    Nichts ersetzt das Spielen mit anderen Musikern.

    Bei Playalongs bin ich mir da noch nicht so sicher (habe dennoch mal welche runtergeladen).
     
    murofnohp gefällt das.
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Wenn ich unsere Bandstücke übe spiele ich natürlich zu Playalongs, alleine dafür sind sie gut.

    Auch zum Einstudieren neuer Stücke.

    Und drittens macht es mehr Spass mit Backgroundmusik als nur ohne Begleitung alleine für sich hin zu spielen.

    CzG

    Dreas
     
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  16. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Dem kann ich mich nur anschliessen.
    und noch aus meiner persönlichen Sicht hinzufügen, dass mir das Kollektiv-Improvisiere, welches gerade bei DixiBands gefordert ist - weil eben deren Stil [ich helfe ab und an in einer angesagten Dixi-Band aus] mir als alten Klassiker [soloinsrumente] und geprägten Jazzer, der dann eben die Frontsau machen muss [was so gar nicht mein Ding ist]
    doch recht auf den Nerven geht - weil: meine Wahrnehmung/Prägung in Sachen solieren eben eine ganz andere ist.
    Peter führt das ja super aus: eigentlich spiele ich mit einem lebenden Play-a-Long, klar, kann man nicht so vergleichen,
    weil die Band eigentlich mich featuren sollte, aber in gut 85% der Fälle ist es eher umgekehrt.
    Insofern haben sich ganz neue/andere Sichtweisen der Darbietungen entwickelt. Und die jungen Wilden, die heute irgend welche Preise bekommen, weil kommerziell erfolgreich sein [müssen], die unterstützen ja noch diese Darstellung:
    Künstler→Solist...die Band ist da eher im Hintergrund...
    und das kollektive Improvisieren gibts eigentlich so mal gar nicht.
    cheers
    Paco
     
  17. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Mein Rat: übe so lange mit Playalongs, bis Du die Changes nachts in Deinen Träumen hörst. Dann erst macht es Sinn, die Dinger wegzulassen. Ab diesem Moment kannst Dich frei wie ein Fisch bewegen (Du und Deine Musik) und weißt immer, wo Du im Song bist.
    Das Gute ist, dass Du dann auch im Park üben kannst. 1 Stunde lang Blue Bossa im Kreis gespielt. :D
     
  18. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Sprichst du von Jazzmusikern, Paco? Dann deckt sich das kaum mit meiner Wahrnehmung hier in Berlin.
     
  19. Badener

    Badener Strebt nach Höherem

    Hallo an alle,

    @Peter Wespi wird am 10. November in Offenburg wieder einen Workshop anbieten.
    Thema wird IMPROVISATION sein.

    Näheres zu den Einzelheiten gebe ich nach Ferienende bekannt.

    Er wird nach dem bewährten Ablauf der letzten Jahre gestaltet.

    Wer will, kann sich gerne schon mal vormerken lassen (PN) - die Teilnehmerzahl wird begrenzt sein.:):welcome:

    Grüße
    Badener
     
  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ganz im Gegensatz zu mir. Ich spiele gerne Dixieland, da sind so viele Licks ident.

    SCNR
     
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