Marotten abgewöhnen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Jacqueline, 27.Dezember.2020.

  1. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

  2. GelöschtesMitglied11578

    GelöschtesMitglied11578 Guest

    Und

     
  3. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Kurzes Update, da ich gerade festgestellt habe, dass es besser geworden ist.
    Bzw habe ich den Mechanismus verstanden wieso ich so schnell aus der Puste bin.

    Die letzte Zeit habe ich viel Akkordtöne geübt. Also alles ohne Noten und PA. Ich habe einen Spiegel in der Kabine und mir ist aufgefallen wie sehr ich auf dem Mundstück rumkaue. Beispielsweise wenn ich den C-Dur Akkord abwärts spiele, also g"-e"-c", ist mir aufgefallen, dass ich bei jedem Abwärtsschritt mit dem Kiefer wackele, also der Kiefer immer ein wenig mehr nach unten geht bis ich fast eine O-Position habe. Ich glaube ich habe mir so eine leichtere Ansprache ermogelt. Das mache ich auch sehr gerne, wenn ich bei langen Tönen im PA zu hoch bin. Ich ziehe dann den Kiefer runter.
    Dadurch fehlt mir die Stütze von den Zähnen im Unterkiefer und ich bin extrem schnell ausgepowert ansatztechnisch (da dann alles über die Muskeln läuft).
    Ziel war es also, diese Bewegung bewusst wahrzunehmen und entgegenzusteuern. Dafür habe ich auch Übungen bekommen. Ich denke es funktioniert so langsam.

    Was mir auch geholfen hat ist die Töne legato zu spielen, weil ich dann überhaupt erstmal spüre wie sich ein "ruhiger Kiefer" anfühlt.
    Dann habe ich die Zunge wieder dazugenommen, dabei aber versucht dieses ruhige Gefühl beizubehalten.

    Und diese Anstrengung wird irgendwann so unangenehm, dass ich dann anfange flach zu atmen. Siehe o.g. Problem.
    Zudem dann noch der Stress, wenn das Metronom hetzt oder das PA.
    Das alles zusammen ist zu viel.

    Ich weiß auch, warum ich mir diese "Methode" angeeignet habe. Ich bin schnell ins Ensemble eingestiegen und da musste ich mich irgendwie zurechtfinden. Die Kontrolle über die Ansprache hatte ich zu dem Zeitpunkt noch lange nicht, also habe ich mit dem Unterkiefer nachgeholfen.

    Mit ruhigem Unterkiefer merke ich auch, dass meine Stütze viel mehr beansprucht wird.
    Schlechte Stütze: 1. Ton da, 2. Ton kommt nicht --> Kiefer runter --> Ton spricht an
    Gute Stütze: 1. Ton kommt --> mehr Beachtung der Stütze, Kiefer bewusst ruhig lassen --> 2. Ton kommt (aber eben nur, wenn ich bewusst mehr stütze)

    Also, nach 4,5 Jahren ackere ich mich an Sachen ab, die ich mir im 1. "Lehrjahr" angeeignet habe.

    Aber es ist so schön, wenn man wie gerade eben Autumn Leaves spielt und dann am Ende der Melodie merkt: hä??? :eek: irgendwas fehlt doch? es fühlt sich anders an...
    Und dann machts klick: "ey, du bist eben easypeasy durch die Zeilen gekommen!!!!" :cool2::hammer:
    Die Gusche tut nicht weh und Luft zum atmen ist auch noch da.

    Klingt nach einer Kleinigkeit, ist für mich aber viel in meiner Saxophonwelt. Ich freue mich gerade darüber und muss das mal mitteilen :D:D:D
     
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  4. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Gusche? Bei uns heißt das Gosche ;)
     
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  5. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Halt die Gosch und geh schaffe beim Bosch. ;-)
    ... hat einer meiner Profs, waschechter Schwabe, gern zum Besten gegeben.
     
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  6. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Den Ansatz unterrichte ich so, dass der Unterkiefer ganz unten ist - die Haut ist dabei gespannt und es entsteht eine Mulde zwischen Kinn und Unterlippe. Wenn du dann den Kiefer immer an dieser Position lässt, hast du eine leichte Ansprache mit entspannter Unterlippe. Wenn man das nicht gewöhnt ist, ist es am Anfang sehr schwer zu halten, weil die Ringmuskulatur mehr arbeiten muss, da der Unterkiefer als Stützfunktion wegfällt.
    Ich würde also eher dazu tendieren, die "O-Position" immer einzunehmen - dann kann der Kiefer auch nicht weiter runter, nur hoch (wo er auch nicht hin soll).
    (Hier ist ein Bild davon.)
    Aber da gehen die Meinungen eventuell auch unter Lehrenden auseinander - da bin ich zu wenig im Jazz- und Popbereich unterwegs, um das beurteilen zu können.
     
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  7. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Das tun sie - ähnlich wie bei den Saxophonen ;-)

    Wie es jetzt gerade ist komme ich besser durch die Stücke und habe mehr Kontrolle. Ich denke, dass das der richtige Weg ist.
     
  8. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Klingt super! Danke dir für deine ausführliche Schilderung. Ich werde mal schauen, in welcher Ausprägung sich diese Probleme bei mir finden lassen : -)
     
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  9. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    In meiner Vergangenheit musste ich leider feststellen, dass auch Lehrer "betriebsblind" werden können. Also, sie schauen Dich im Unterricht an, und sehen gewisse Marotten nicht, denn solche schleichen sich langsam ein. Und dann plötzlich werden diese so offensichtlich, dass ein Umstellen echt schwierig wird. Bin deshalb immer wieder froh, wenn ich bei dem jetzigen Lehrer sehe, dass er mich beim Spielen argwöhnisch beobachtet, von der Seite, mal von vorne. Er weiss von meinem Leiden dazumal und ist "sensibilisiert."

    kindofthepast
     
  10. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Absolut!
    Mich haben damals mehrere eigentlich sehr fähige Saxophonisten, die ich ich als Lehrer hatte/habe gesagt, ich würde nicht beißen, obwohl ich mehrmals danach gefragt habe, weil es schon ahnte (Soundmäßig lief hatte ich aber keine besonderen Schwierigkeiten, weshalb ich dann nicht weiter gefragt habe). Erst Armin Weis hat mich dann darauf aufmerksam gemacht.



    Es fehlt mir allgemein, im Unterricht kritisiert zu werden. Meistens kommt nur "Mach so weiter wie bisher" + Wissen. Bei einem Online-Lehrer ist das völlig okay, weil man das Meiste, was es zu kritisieren gäbe, über Videochat gar nicht wahrnehmen kann.
    Aber vor Ort kann ein Lehrer einem gar nicht genug Führung anbieten, finde ich.


    Und, wie passend, dass ich jetzt aufgrund einer Benachrichtigung wieder auf diesen Thread gestoßen bin:

    Aktuell bin ich viel am Thema Atmung dran. Die läuft zwar erstmal, wie sie soll, aber insgesamt bin ich (wie sonst auch im Leben, haha) zu verkrampft, nach längerem Üben zumindest, wodurch ich mein Lungenvolumen nicht ganz ausschöpfe.

    Ich besitze inzwischen einen Atem"trainer" - ein Ball in einem Plastikgehäuse mit Schlauch dran -, und obgleich ich mich schwer tue, kostbare Saxophonübezeit umzulagern, ist das Teil eine merkbare Hilfe.

    Das nur, um nach all den Ausschweifungen auch noch etwas konstruktives zum Thread beizutragen.

    Wie ich dich kenne, wirst du bei dem Wort "Trainer" schon sagen: ,,Das ist zu viel des Guten", und mir Pedanterie vorwerfen - aber vielleicht hilft er dir auch, @Jacqueline?
     
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  11. Rick

    Rick Experte

    Ja, das ist im Unterricht sehr wichtig! :thumbsup:
    Wenn ich meine Schüler am Klavier begleite, schaue ich natürlich vorwiegend in die Noten, doch dazwischen muss man auch immer wieder den Schüler in Augenschein nehmen, um zu sehen, ob er womöglich dabei ist, sich etwas Ungünstiges anzugewöhnen, besonders beim Ansatz, in der allgemeinen Körperhaltung, bei den Fingern etc.

    Kann man damit nicht auch außerhalb der Übezeit trainieren?
    Ich mache viele Sachen einfach nebenbei im Alltag, wie etwa "Grimassen" (Lockerung bzw. Anspannung der Gesichtsmuskulatur), Fingerbeweglichkeit, Atemübungen usw.
     
  12. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Konstruktiv kritisiert zu werden meinst du damit sicherlich.
    Das kann ich sehr sehr gut nachvollziehen.
    Ich habe mich vom 1. Lehrer deswegen verabschieden müssen.
    Ich hab ihm dann auch sogar gesagt warum.
    Heute denke ich, es wäre besser gewesen dass ich das nicht gemacht hätte.
    Manchmal bin ich zu ehrlich.
    Aber er hat es sehr entspannt aufgenommen, er ist aber auch ein absolut feiner Mensch.
    Bloß...der Unterricht hat mir eben nicht gefallen. Auch wegen mangelnder Kritik.

    Mache das ruhig mit dem Atemtrainer. Ich habe so etwas ähnliches auch bekommen (vom 2. Lehrer :-D)..
    Habe es auch benutzt und es hat geholfen.
    Ich finde das jetzt nicht übertrieben.
    45min Longtones üben finde ich übertrieben xD

    Und außerdem kann man das nebenher mal machen so wie Rick es sagt.

    PS: hat jmd ein Tipp wie man üben kann obwohl man total kaputt von der Arbeit ist?
    Ich will gerne noch spielen, bin aber gerade paralysiert.

    Naja, ich watschel mal zur Kaffeemaschine. vllt hilfts...;-)
     
  13. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Als sich mein Lehrer entschuldigt hat "jetzt hast Du ja fleißig geübt, und ich kritisiere Dich jetzt..." habe ich ihm erklärt:
    Du kritisierst mich nicht, Du verbesserst mich. Und das ist genau das, wofür ich Dich zahle. ;)

    Grüße,

    Wanze
     
  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Musst ja nicht mehr üben. Häng dich in den Sessel mit einem Drink und blase ab und zu in dein Horn. Das reicht.
     
  15. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Klar, aber das ist - wenn man wie ich gerade in den Ferien ist - auch wertvoller Übezeit. Da kommt mein Perfektionismus dann manchmal zu sehr zum Tragen und ich achte zu sehr darauf, meine Zeit zu "nutzen" . An sich hast du recht, vieles Übe ich auch im. Alltag (wenn Schule ist)...Wobei der Atemtrainer im Speziellen dann nur von wenigen Lehrern toleriert werden dürfte.



    Langsam üben finde ich da sinnvoll.
    Man denkt oft, üben hieße, vorm Spiegel zu stehen und konsequent Tonleitern mit dem Metronom zu spielen. Tut es manchmal auch.


    Aber: Letztendlich geht es beim Üben (für mich) ums Nicht-Nicht-Üben. Darum, dass die Musik einen möglichst großen Teil deiner geistigen Gesamkapazitäten erhält. Von daher halte ich es auch sinnvoll, mal einen Lick Bix Beiderbecke zu nehmen (ich erwähne ihn deshalb, weil seine Linien simple aber gerade darum so schön sind...und er meine neueste Obsession ist) und ohne Metronom ganz langsam zu spielen. Sich nur auf den Klang und die Aesthetik einzulassen, ohne dabei die Koordination der Finger und Mundorgane zu schulen. Das ist dann so ähnlich, als würdest du dir am Klavier einen Akkord vorspielen, den du neuerdings gehört hast, der dich fasziniert.

    Erfordert wenig Konzentration, ist aber oftmals umso "achtsamer".
     
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  16. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    @ppue

    Ja, du hast völlig Recht. Hätte ich keine Lust gehabt, dann wäre es mir auch egal gewesen.
    Der Wille war da, aber der Körper schwach :D
    Innerer Konflikt ;)

    Ging dann abends aber wieder und ich bin noch auf meine Kosten gekommen
     
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  17. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich dachte das wäre üben. Könnt mir auch vorstellen dabei nen Hut aufzusetzen und gelegentlich in den Spiegel zu schauen. Wenn ihr sagt dass man dann besser wird…
     
  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mir geht es so mit longtones und overtones. Ich hab es früher gehasst, heute könnte ich es stundenlang machen und einfach mit der Aufmerksamkeit im Klang sein. Nur meine Familie fragt meistens nach Minuten nach, ob alles in Ordnung sei.
     
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  19. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Warum nicht?

    Ein Geständnis: Wenn ich ganz lange einen Lester Young Lick geübt habe setze ich mir manchmal einen Hut auf, halte mein Saxophon schief und schaue dabei in den Spiegel, als Belohnung.
    Ich habe dann sogar das Gefühl, den Klang der Aufnahme besser emulieren zu können, weil ich dabei weniger im Übemodus bin.
     
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  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Haha, ich mach das manchmal in der big band Probe. Weit zurücklehnen und ordentlich reinfläzen, Horn quasi auf den Schoß, Mundstück auf 45 Grad und wenn man mal zum Solo aufstehen muss die entsprechende Haltung. Meist kommt danach ne moderne Nummer mit tausend Achteln bei 200 bpm und ich bin wieder reuig zurück aufrecht an der Stuhlkante und schwitze, und die Lester‘sche Coolness ist dahin. Also doch noch üben…
     
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