Hilfe-Hilfe ich höre keine Melodien (Gehör-Körper-Instrument-Symbiose)

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11578, 5.Mai.2022.

  1. GelöschtesMitglied11578

    GelöschtesMitglied11578 Guest

    .... mir ist aufgefallen, dass ich sehr ungeübt darin bin Melodien on-the-fly von anderen mitzuspielen.

    Also aufgreifen und doppeln oder genau wiedergeben - mitspielen halt.


    Ich würde das gern ändern - also mich dazu befähigen eine Melodie zu hören und auf dem Sax mitspielen zu können. mir fällt das wirklich sehr schwer.

    Wenn ich die Akkorde habe gelingt mir das deutlich besser und ich orientiere mich an den Akkordtönen - die sind oft in der Melodie dabei - aber wenn ich die Akkorde nicht weiß und neben mir spielt jemand mit der Trompete eine "einfache Linie" fällt mir das unglaublich schwer die Töne zu finden und ich brauch da so lange, dass die Situation oft verloren geht, bevor ich das Lick aufgriefen kann.


    Auch Akkorde finden fällt mir sehr schwer. Letztens hat in einer Session ein Gitarrist angefange und ich habe echt die Chords über 5min gesucht und nciht gefunden. Im Endeffekt war es dann G- / G# / F7 / D-

    Das G# hab ich nicht rausbekommen ... der Rest war klar.


    Auf Sessions orientiere ich mich dann oft was der Bass auf dem Griffbrett spielt aber das ist ja am ende auch nicht die Lösung.

    Sobald ich die Chords habe kann ich eigentlich alles mitspielen und mich darin frei bewegen - ich würde da aber gerne etwas mehr Freihiet bekommen und mich auf mein Gehör verlassen als auf meine harmonisches Wissen...
    _____________________________


    Wie habt ihr das bewerkstelligt Melodien so schnell zu erfassen und spieln zu können?

    Welche Übungen habt ihr dazu gemacht?

    Wie integriert ihr das in eure dailypractice?

    Gehörbildung - was hat bei euch gut geholfen? (diese Eartrainer habe ich probiert aber scheitere an ganz simplen Sachen und bin sehr frustriert damit gewesen)




    Bitte keine Querdiskussionen - ich bin wirklich daran interessiert und sicherlich auch eine Menge andere Spieler, weshalb ich mich freue, wenn wir uns hier um Thema Melodien erfassen und reproduzieren über das Gehör beschäftigen könnten.


    Grüße und Danke für euren Input.
     
  2. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Mein Saxlehrer integriert das in den Unterricht. Also: "Neues Stück, ich spiels Dir mal vor (immer eine Phrase, 1-2 Takte), dann spiel mal nach"
    Ohne irgendwelche Noten, ggf. der Hinweis "das Stück ist in G"
    Das übt. Fällt mir nicht unbedingt leicht, aber irgendwas mitspielen, auch bei Stücken von CD Youtube etc mache ich zuhause immer wieder und merke, daß es mit der Zeit besser wird.
    Manchmal sind Sachen dabei, die ich nicht rausbekomme. Wenn ich höre, welche Akkordverbindung es ist, wird es natürlich auch einfacher. Der Witz ist wirklich, sich aufs Hören zu konzentrieren. Manchmal auch frustrierend.
    Trotzdem finde ich es besser, das ohne Noten zu machen, sonst funktioniert es mit dem Hören und nachspielen nicht.
    So in etwa.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.Mai.2022
  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Einfache Lieder, die du lange und gut kennst, nachspielen.

    z.B. When the Saints, Happy Birthday, Dinah, This Land is Your Land, Volks- und Kinderlieder

    Beim Suchen der Töne einer Melodie lernt man die Intervalle.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.Mai.2022
  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    @Feuerstreuer
    Ich finde das ist eine elementare Frage, die mich auch gerade verrückt macht.
    Danke für dieses Thema! Ich bin brennend interessiert.
     
  5. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

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  6. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Feuerstreuer
    Mir fehlt zwar echte Sessionerfahrung.

    Aber aus meinen "Solokonzerten" im Proberaum weiss ich,
    beim "Melodiefinden" hilft mir ....

    Üben eher ohne Blick auf irgendwelche Noten.
    Beim Erarbeiten neuer, notierter Läufe so bald als möglich die Sachen
    frei "aus'm Kopf" spielen.

    Und wenn ich die Melodie eines Stückes suche, was ich länger nicht
    gespielt habe, hilft mir beim "Wiederfinden" .....

    Das "Zuhause sein" in allen Dur-TL .... auswendig.
    Irgendwie finden dann Kopf und Finger fast von allein die passenden Töne.

    VG
     
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  7. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Wir hatten das ml kurz im Unterricht gemacht. Innerhalb einer Bluestonleiter.
    Mein Problem dabei war, dass ich die Melodie sehr schnell wieder vergesse. Wenn ich den Anfang reproduziert habe ist das Ende weg.
    Ja, und wenn man die Melodie nicht mehr hört innerlich, dann kann man auch nichts nachspielen.

    Vllt hast du dieses Problem ja auch?
    Wenn Akkordtöne da sind, dann ist es leichter. Das ist ja eine Gedächtnisstütze.
     
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  8. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ich würde mich bei dem Lernprozess "Hören-Checken-Merken" auch oder gerade als Erwachsener trauen, entwicklungsgeschichtlich weit zurück zu gehen. "La-ter-ne, La-ter-ne" ist eine kleine Terz ("Kuckucksterz") - sie ist das erste Intervall, das kleine Kinder singen - oder rufen ("Mama!").

    Wenn man dieses Intervall anders herum singt, hat man übrigens die "Bluesterz".

    Der nächste Schritt steckt in "Sonne, Mond und Sterne" - der Ganztonschritt. Wenn man sich diese Zusammenhänge bewusst macht, wird man sie auch in etwas komplexeren Melodien wiederfinden.

    Auf diesem Weg wird man irgendwann entdecken, dass z.B. die erste Zeile des Schlagers/Standards "Dinah" pentatonisch daherkommt (5-6-5-6-1-2-3-5-3).
     
  9. Frau Buescher

    Frau Buescher Ist fast schon zuhause hier

    Wir lernen das grade in Jazzwomans Workshop. Zuerst die Melodie pfeifen und singen und dann aufs Instrument umsetzen. Ich tu mich da auch sehr schwer und brauch eine Stunde um die Töne einer 30Sekundensequenz rauszuhören.
    Bin der absolute Blattspieler, fühle mich dadurch aber sehr gefangen.
    Aber mit Geduld und Spucke.....
     
  10. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das ist ein Problem, das mich auch lange begleitet hat: wir wollen einerseits gute Notenleser sein (am besten prima vista...), andererseits besteht dann die Gefahr, dass man das Hören nicht ordentlich lernt.
     
  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Diese ganze „wir suchen ins ein Kinderlied“ Geschichte hat mir nicht weiter geholfen.
    Ich erkenne die meisten Intervalle (im Gegensatz zu den Kinderliedern…) und kann sie meist auch ansatzlos auf dem Sax spielen.

    Deswegen bin ich aber noch lange nicht in der Lage, eine bis dahin unbekannte Melodie nachzuspielen.
    Falls ich die Harmonie darunter erkenne, kann ich mich durchfaken. Sonst bin ich blank.

    Und nein: nur, weil ich es singen kann, kann ich es nicht ansatzweise spielen. Ich kann ganze Solos mitsingen… sogar Teile alleine singen.

    Horn im Maul - Sense.
    Kommt was ganz anderes raus.
    Bis ich etwas ohne Noten, also nach Gehör spielen kann, dauert es ewig.

    Habe ich das Notenbild, geht es schnell und meist auch schnell, bis ich die Noten nicht mehr (bzw. Kaum noch) brauche.
     
  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Beim Blattspiel singe ich mir das Notenbild, damit ich Rhythmus (wo ist die 1) und Pausen reinkriege. Das geht gut. Dann je nach Schwierigkeitsgrad 1 - 100x greifen und ich hab das weitgehend „drin“.

    Ohne Noten: 100x Versuchen…

    Was allerdings danach „drin“ ist, sitzt fest (besonders, wenn’s falsch ist).


    Wenn ich eine „Methode“ finden würde, die diese „umgekehrte Legasthenie“ für mich bearbeitet, käme ich einen gewaltigen Schritt weiter.
     
  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Kenne ich nur zu gut.

    Ich mache es wie folgt:

    Ein neues Stück suchen, möglichst eins, das ich nicht kenne.
    Zigmal anhören.
    Verlangsamen und im ein bis vier Takt Modus in Schleife spielen und versuchen nachzuspielen.

    Mühselig, funktioniert aber und geht immer schneller.

    CzG

    Dreas
     
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  14. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Also bei mir hilft das Nachsingen schon sehr - ich kombiniere das allerdings mit dem "gedachten" Greifen der Töne auf dem Sax. Funktioniert bei mir mittlerweile gewissermaßen auch in die andere Richtung: Wenn ich etwas singen möchte, treffe ich die Töne sicherer, wenn ich mir die Saxgriffe dazu denke.

    Hat aber auch eine Weile gedauert - zu Beginn habe ich auch keine Verbindung zwischen Singen und Saxspielen herstellen können.

    So long
    Stevie
     
  15. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Trost für den Tag

    Mir deucht, der große Lester Young hätte mal sinngemäß gesagt:

    "Ich kann erst ein Solo spielen, wenn ich das Lied im Kopf mitsingen kann.
    Und wenn ich verstehe, worum es im Liedtext geht"

    VG
     
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  16. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Das würde mich an der Stelle mal allgemein interessieren ....

    Kann das jeder von den Pro-Saxer ..... auf der Bühne, live im Konzert.

    Wenn z.B. der Trompeter an deiner Seite eine dir völlig unbekannte Melodie
    spielt.
    Gehört das dann zum "normalen Können" eine Berufsmusikers, das man die
    in der nächsten Sekunde sofort nachspielen könnte (wenn man denn wollte) ?

    VG
     
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  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, das gehört eigentlich dazu. Natürlich kommt es sehr drauf an, wie komplex eine Melodie ist und ob sie in einem harmonischen Zusammenhang zu hören ist. Man hört das aber immer wieder, wenn sich Solisten z.B. vier-takte-weise abwechseln. Der eine greift die Melodie des anderen auf, kopiert sie oder erweiter sie. Das geht nur, wenn du weißt, wo die Melodie liegt.

    Wie beim Lesen hört der Musiker da nicht die Töne (Buchstaben) einzeln heraus, sondern erkennt ganze Module (Sätze), die er harmonisch schnell einordnen kann.

    Ja, mit dem auswendig Spielen hat das viel zu tun, auch mit dem auswendig Transponieren.

    Ich habe immer alle Bühnenprogramme auswendig gelernt. Macht man das oft, dann geht es immer leichter. Einmal hatten wir ein Stück dabei, das aus Zwölfton-Folgen bestand. Die ordnen sich harmonisch nicht in ein bekanntes Konzept und auch in keine Tonleiter ein. Das war für mich das schwierigste Lernen überhaupt.

    Bittet eure Lehrer, immer fünf Minuten damit zu verbringen, dass er Töne oder kleine Melodien vorgibt und ihr sie nachspielt. Alleine ist das schwieriger. Ich selbst habe viele, viele Stücke herausgehört. Das ist auch eine gute Übung. Ich sitze mit dem Instrument am Schreibtisch, habe eine Aufnahme und ein Notenprogramm auf. Dann hört man halt, so gut es geht, die Töne und Tonfolgen heraus.
    Am besten:

    Phrase hören,
    Phrase singen,
    Phrase spielen.

    Eine Schwierigkeit dabei ist, dass sich Gehör und die Verbindung zum Instrument nur langsam bessern. Übt man ein Stück von Noten ein, dann kann man das in drei Tagen gut spielen. Beim Heraushören muss man das kontinuierlich immer wieder über Monate üben. Deshalb fest einbauen in den Übungsplan und gar nicht auf den Fortschritt schielen.
     
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  18. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Da sagst Du was, nach zwei Jahren Pandemie.
    Es fällt mir tatsächlich leichter, wenn ich im gleichen Raum etwas nachspiele, als über Zoom oder von einer Aufnahme.

    Vielleicht - und da taucht @Feuerstreuer ‘s Spicken vom Bass wieder auf - gibt es da einfach irgendeinen zusätzlichen Einstiegspunkt.
    Man guckt bewusst oder unbewusst auf die Finger z.B. des Saxlehrers, des Pianisten oder welches Instrument man sonst so halbwegs kennt…

    Aber ich bin beruhigt, dass ich mit dieser Herausforderung nicht alleine bin.
     
  19. Sax-o-K

    Sax-o-K Ist fast schon zuhause hier

    So isses. Ich begegne der Herausforderung so:

    ...Lieder oft anhören (meine Wege mit den Öffis dauern 1 Std plus x - währenddessen höre ich das Lied schon mal mehrere Tage in Endlosschleife). Dann habe ich sie wirklich im Ohr und kann mitsingen.
    ...zur Übezeit Lied laut anstellen (nicht mit Kopfhörer), mitspielen. Geht mit der Zeit immer besser und bei langsameren Liedern besser als bei schnellen.
    ...Lieder aus dem Radio mitspielen. Die habe ich dann aber eigentlich immer schonmal vorher gehört.
    ...ich arbeite seit einem guten Jahr immer wieder mit der Video-Schule von Volker Holly Schlott (kann man googlen) - da geht es darum, die Ohren zu trainieren, Intervalle zu erkennen und bewusst auf das Instrument umzusetzen, darüber Phrasen und ganze Lieder auswendig und in mehreren/allen Tonarten spielen zu können. Mir hilft es, auch mit anderen Instrumenten und beim Singen, aber ich bin noch längst nicht am Ende des Weges angekommen. Woran merke ich, dass es hilft? Ich kann Lieder schneller mitspielen und auch hier und da Verzierungen spielen, weiß sicherer wo ich bin und mir kommen Melodiepassagen immer öfter vorhersagbar vor. Das hat dann wohl auch mit den Harmonien zu tun.
    ... im Zusammenspiel mit Freunden spicke ich auch schon mal bei den Gitarristen oder dem Akkordeonisten.

    Vielleicht hilft es auch, sich eigene kleine Melodien auszudenken, diese auf das Instrument zu übertragen, sich an sie erinnern zu üben und sie in mehreren Tonarten zu spielen. Mach ich manchmal, schadet nicht. ;)
     
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  20. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe ja Saxophon autodidaktisch gelernt. Als drittes Instrument nach Klavier und Gitarre.
    Ich habe mich dabei nie um Noten geschert und immer nach Gehör gespielt. Dadurch funktoinierte von Anfang an die "Synchronisation" zwischen Ohr und Fingern perfekt.
    Ich höre einen Ton und kann ziemlich sicher den entsprechenden Ton auf dem Horn spielen. Wenn ich allerdings anfange zu denken was das nun für Harmonien sind wird's schwieriger...
    Am leichtesten lernt man das mir PlayAlong. Ich habe meist Swiss Jazz Radio am laufen, wenn mir ein Stüc gefällt nehme ich das Horn und spiele mit. Trainiert ungemein.

    Just my 2 ct.
     
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