Besser schlechten Lehrer als keinen?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von JES, 7.März.2025.

  1. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Nuu, hab Saxophon spielen als Jugendlicher in meiner dörflichen Blasmusikkapelle, von dem damaligen Dirigenten, einem Trompeter gelernt.., der oft mit "hochrotem" Kopf hinter einem Stand, laut war, und man den Atem im Nacken, und den Speichel da auch gespürt hat...:p

    Das kannte man ja bereits aus der Schule, da die Lehrer da ähnlich autoritär waren...!

    Wär wahrscheinlich heute Posaunist, durfte die damals nicht spielen, da angeblich meine Arme zu dem Zeitpunkt zu kurz waren.., und die Idee vom Schlagzeug wurde da frühzeitig von meinen Eltern im Keim erstickt...:p

    Von daher bin Ick erstmal mit nem alten gebrauchten Voss Altsax eingestiegen, 2. Stimme gespielt, dann haben mir meine Großeltern mit den Eltern zusammen nen neues Yamaha YAS 32 ermöglicht..., da das Voss schon ne ziemliche "Gurke" war..., iss allerdings aktuell noch immer meine Badezimmerbeleuchtung....;)

    Dann Aufstieg zum 1. Alt, dann etwas später "Satzführer"..;)

    Dann wieder eingebremst wurden, als Ick den Vorschlag brachte, die bestehenden Glenn Miller Arrangements mal in Angriff zu nehmen...

    Von daher war ich es seit frühster Jugend gewohnt, irgendwie mit angezogener "Handbremse" unterwegs zu sein...!

    War schon ne gute Blaskapelle..., allerdings denke ich heute, dass das alles sich, auch heute noch im fortgeschrittenen "Anfängerbereich" bewegt...!
     
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  2. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich hatte (fast) nie Saxophonunterricht! Hatte aber früher intensiv auf Trompete und danach auf Posaune Unterricht. Die späteren Saxophonlehrer waren fast nie zum Unterricht da. Hatten immer was für sie Wichtigeres zu tun.:cool:
     
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  3. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte vor 40 Jahren 5 Jahre bei Bastian Fiebig in Frankfurt Unterricht ,und die haben mich auch sehr geprägt (auch in richtung Keilwerth). Später hab ich dann auch mal den ein oder anderen hochgepriesenen Lehrer ausprobiert,aber keiner kam mit der Wissensvermittlung und Motivation auch nur annähernd an B.Fiebig heran.Wir haben bis heute noch regelmäßig Kontakt
     
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  4. Katzenmusiker

    Katzenmusiker Admin Mod

    Und das bei einem Vater, der Pädagogik-Professor war. Alle Achtung.
     
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  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    So, gestern doch mal den saxlehrer einer nahen musikschule besucht. Probestunde. Musikschule wollte ich ja nicht, da ich dort aber eh schon mit trompete anfange...
    Erster Blick des Lehrers auf den antiken koffer "ob das Sax genauso alt wäre und noch richtig...?".
    Zweiter Blick "wie, du spielst ein metallmundstück? Was für ne Öffnung?". Nur 7*, mein engstes mpc.
    "ok, dann mach mal..". Große Augen... ab da waren die nachsten 25 Minuten nur Spaß. Er hatte sehr schnell raus, wo es bei mir klemmt (ich habe viele Baustellen, weiß ich, aber die, die mich stören hat er sehr schnell identifiziert), entsprechende Aufgaben zur Hand, die wir durchgegangen sind, wir haben da letztlich 10 Minuten das Haus beschallt (die Sekretärin, mit der ich vorab Kontakt hatte, kam zuhören).
    Mir ist klar, dass Unterricht nicht alles ist, wenn man weiterkommen will. Hier aber fühle ich mich verstanden, abgeholt und motiviert.... dem anderen habe ich daher abgesagt.
    Ja, die olle Kanne hat sich den Respekt des Meisters verdient. Immerhin wird die Dame dieses Jahr 100.
     
  6. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @JES
    Na bitte, geht doch.

    Und deine Stimmung allgemein scheint sich auch -aufgehellt- zu haben.:)

    Dein Bericht liest sich jedenfalls so, prima !

    Neugierig wie ich bin, und aus "Eigen-Interesse":

    Indiskrete Frage:
    Wo sind denn deine Baustellen ?

    Und wie lauten die entsprechende Aufgaben dazu vom Lehrer ?

    VG
     
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  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Peinlich...
    Ich bin ein Mensch, der ein gutes Gehör bzw Gedächtnis für Stücke hat. Wenn mir jemand eine Stelle im Stück, die ich nicht richtig kann, vorspielt, ist das mit dem Notenlesen müssen vorbei. Ich weiß dann, wie es klingen soll und kann das dann auch so spielen.
    Das hat er gemerkt, und ab da Stücke bzw Stellen aus Stücken vorgelegt, und mich machen lassen. Hinterher dann "nicht ganz, schau mal hier, zähl mal genau...." und noch mal. Seine Kanne blieb im Ständer. Kommt davon, wenn man jahrelang nach playalongs alleine dudelt. Mein Ziel ist ja in einer Formation zu spielen. Gehör ist klasse für die Melodie oder eine melodienahe Stimme. Davon kann ich aber nicht ausgehen, will ich auch nicht, daher.... Baustelle.

    Das andere ist Artikulation. Ich betone die 1 nicht. Das möchte er, macht auch Sinn, ist mit meinem jetzigen mundstück aber für mich schwer. Dafür geht das zu leicht auf Vollgas (und auf dem alten conn noch mal leichter). Mit anderen mpc ist das leichter, aber die sind noch offener, und dazu fehlt mir gerade der Ansatz, oder ich muss die blattstärke reduzieren, mit neuen Herausforderungen. In 6 Monaten.. . Nur, könnte ich es mit diesem, könnte ich es noch besser mit den anderen. Übung, stoße die 1 und binde den Rest. Klappt. Baustelle.

    Improvisation. Als Kopfmensch brauche ich ein Gerüst und Regeln. Einfach irgend welche Begleitung abspielen, ohne weitere Angaben, und dazu irgend etwas spielen, kann ich nicht. Ich bräuchte schon die Tonart bzw das Leadsheet mit den Akkorden.
    Dann hat eine Improvisation für mich, ausdrücklich für mich, auch immer etwas mit dem Stück, der Melodie, zu tun. Einfach irgend welche Tonfolgen aneinanderreihen, auch wenn sie zu den Akkorden passen, mag ja gehen, gefällt mir aber nicht (das ist so, wie viel reden, aber nichts sagen. Jazz bzw Improvisation ist für mich aber eher ein Dialog). Da sind wir auf einem ähnlichen Nenner, was vorher mit dem anderen Lehrer so gar nicht gepasst hat. Baustelle.
    ....
    Da kommen noch mehr, bin ich sicher, aber das sind die Punkte, die mir jetzt gerade wichtig sind. Ich hoffe ich konnte das verständlich und korrekt rüberbringen.
     
  8. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @JES
    Passt !

    Ich hatte vor Jahren mal einen Lehrer aus Ami-Land, der schrieb mir
    ins Übe-Heft:

    Think about 2 things for improvisation

    1. melody variations (use pieces for ideas)
    2. Harmony (chords)

    Fand später für mich sehr viel im Übe-Material von Dave O' Higgins:

    z.B "Die großen drei Skalen"

    VG
     
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  9. JES

    JES Gehört zum Inventar



    Das trifft es für mich.
    Irgendwo gibt es noch einen zweiten Teil, den finde ich gerade nicht....
     
  10. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Zum Überbrücken bis dahin ...

    auf YT genießen:

    "Lee Konitz, Bird Lives at Jack Kleinsingers ...."

    ab Min.11:20 .... Grundlagen Rhythmus im bebop ... "and two, and two"

    Und herrlich, wenn später Einer nach dem Anderen einsteigt ins Stück !

    VG
     
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  11. DirkZygar

    DirkZygar Nicht zu schüchtern zum Reden

    Spar Dir im Zweifel die Kohle und fahre zu Workshops, da kannst Du eine Menge lernen und mitnehmen, üben mußt Du alleine.
    Such dir eine Band, einen Verein oder eine Feuerwehrkappelle o.ä. Da findest Du immer jemanden, der Dir weiterhelfen kann. Auf eine nette Frage kommt meist eine nette Antwort.

    50% aller Saxophone sind Autodidakten .
    50% können spielen.
    Finde die Schnittmenge.
     
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  12. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Wobei „können“ aber vom Anspruch abhängig ist.
     
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  13. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Gefährliche Argumentation.
     
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  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Deine Argumentation ist m.E. inkorrekt.
    Ich muss jemanden finden, der spielen kann, es aber auch vermitteln kann (und will).
    Wie er an sein Können gekommen ist, ist m.E. irrelevant. Es gibt also keine Schnittmenge mit deinen Faktoren :), auch wenn ich verstehe, was du meinst.

    Ich sehe Workshops eher als Ergänzung zum Unterricht. Nicht als Ersatz, zumindest nicht, wenn doch ein paar elementare Punkte noch nicht passen, wie bei mir. Leider sind die bei mir auch lästig zu üben. Da nutzt es mir wenig, wenn da ein Kollege freundlich schweigt oder nur nachsichtig ist, da brauche ich konkrete Korrekturen und ggf den "Tritt in den Hintern" dran zu bleiben.
    Bei meinem neuen Lehrer habe ich nicht den Eindruck, dass er Saxophon professionell gelernt hat, also mit Studium und so. Ich halte ihn für ein "Bühnenschwein", also jemanden, der die Basis iwi mitbekommen hat, und seit dem Erfahrungen auf Bühnen, Gigs, jam-sessions etc. akkumuliert hat. Der weiß, wie bestimmte Sachen funktionieren, hat da auch praktische, anschauliche Erklärungen dafür, die ev. physikalisch, musikalisch nicht korrekt sind und einem Stresstest in einer Uni nicht standhalten. Das kommt mir aber entgegen.
    Im Augenblick bin ich jedenfalls happy. Das war ich mit dem ersten Kollegen nicht, was der Grund für diesen Thread war.
     
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  15. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Kann einfach nicht wegbleiben

    "Kurz" mal meine Sichtweise als Lehrer:
    Auch Lehrer haben eine Lernkurve was das unterrichten an geht. Ich hab damals noch als Chemie Studenten angefangen einer Bekannten etwas Sax beizubringen.
    Und dann später während meines Lehramtsstudium etwas nebenbei verdient.
    Später kam erst das Jazzstudium, als ich mich mit Musik schon selbst finanzierte und hatte da so viele Musiklehrer wie noch nie.
    Nach knapp 20 Jahren Unterrichtserfahrung kann ich sagen, dass es beim Unterricht nicht darum geht, wie gut der Lehrer spielt, sondern wie effektiv die externe Reflexion durch den Lehrer ist.
    Meine wichtigsten Lehrer skills kommen eher durch das Unterrichten selbst. Denn es ist doch nochmal was anderes, die Probleme jemand anderes als die eigenen zu lösen. Ggf Probleme zu lösen, die man selbst nie hatte.

    Und ich muss auch sagen, dass ich gerade bei den reinen Autodidakten die größten Lücken gehört habe, da die ihren eigenen Problemen gar nicht bewusst waren. Einige davon wollten deshalb auch keinen Unterricht, weil denen dann vielleicht bewusst würde, dass es doch nicht so gut läuft.

    Ein Lehrer sollte im Idealfall auch zu einem selbst passen. Stilistik, Humor, Arbeitsmethoden usw.
    Bei einigen meiner Schüler habe ich den Verdacht, dass die so lange bei mir sind, weil der Unterricht für die so entertaining ist

    Also in den digitalen Zeiten und nach Corona ist es kein Excuse mehr zu sagen, in meiner Gegend gibt's niemanden.
    Auch wenn live Unterricht definitiv besser ist, ich hatte jede Menge sehr produktive Sessions über Webcam.

    Hier gibt's genug Kompetente Kollegen, die Happy wären, Stunden digital zu geben. Da kann man dich ja mal durchprobieren.
     
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  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Die aktuellen Antworten von Lehrern suggerieren - so gut sie inhaltlich sind - dass der Thread nicht gelesen wurde, da der TE jetzt ganz aktuell ja jemand gefunden hat, mit dem er glücklich ist.
     
  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Tobias Haecker

    Fangen wir hinten an. Für mich ist Unterricht bzw gehört zum Unterricht das gemeinsame musizieren. Das möchte ich mit einem realen Menschen in einem realen Raum. Da ist eine gewisse Atmosphäre, ich finde Interaktionen besser und den Spaßfaktor höher. Da spielt es für mich auch keine Rolle, wer hier welche noch so guten Erfahrungen gemacht hat, was ich gar nicht anzweifeln möchte. Ich möchte keinen Onlineunterricht.

    Ich selbst kenne meine Schwächen, zumindest die, die mich gerade ausbremsen. Das soll jetzt im weiteren nicht überheblich klingen, aber ich spiele lange genug, in meinem bisherigen Kämmerlein zu playalongs sind viele Fehlerchen davon egal, weil, es beißt sich nicht mit anderen. Saxophon ist auch nicht mein erstes Instrument... Nun will ich aber nicht im Kämmerlein bleiben, und da mussen gewisse Sachen eben korrigiert bzw gelernt werden.
    Wenn mir jetzt ein Lehrer ein Stück vorlegt mit dem Ziel einige Timingsachen anzugehen, ich höre, dass ich falsch bin, aber nicht sooo falsch wie der Lehrer, dem ich dann in der zweiten Runde meine und seine Fehler aufzeigen muss, sorry, so jemanden brauche ich nicht. Dann kann ich mir passende Übungen suchen und alleine arbeiten, und Geld sparen (für noch ein buescher oder guenot). Ich erwarte nicht, dass ein Lehrer fehlerfrei ist, aber er sollte schon merken und zugeben, dass er daneben liegt. Egal, ob hochpromoviert oder sonst erfahren ist (falls jetzt ein Forist unterstellt zu schreien oder sonst was, nee, fett= mir wichtig, mehr nicht).
    Ich glaube den Lehrer, den ich jetzt gefunden habe, erfüllt diese Kriterien. Bleibt abzuwarten, ob er mir noch genug Druck macht,... den brauche ich ab und an eben auch mal.
     
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  18. Rick

    Rick Experte

    Mit Online-Unterricht habe ich während Corona vorwiegend frustrierende Erfahrungen gemacht, weil bei uns das Internet weder besonders schnell noch stabil ist. Dabei ging es weniger um meine Seite als um die der Schüler, die mit langsamen Smartphones und schlechtem Soundequipment in abgehängten Dörfern am Start waren.
    "Hast du mich gehört?" "Spiel bitte noch einmal, dein Mikro hat nichts durchgelassen!" "Ich habe dich gesehen, aber nichts hören können!" usw.

    Und der Sax-Sound lässt sich unter solchen Umständen nicht beurteilen, und wenn das andere Sax Probleme bereitet, kann ich es nicht einfach mal selbst testen...
    Und man kann nicht gemeinsam spielen, sondern immer nur hintereinander...

    Nee, danke. :(
     
    Zuletzt bearbeitet: 4.April.2025
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  19. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe im Moment 5 Onlineschüler, bin selbst Onlineschüler.
    Mit Greg, der in den USA zu Hause ist (und nur den iMac ohne Setup mit Interface und Mic so wie uch nutzt) hatte ich in etwa 30 Stunden nicht einen einzigen Aussetzer vom Internet. Und bei mir legt mein Provider kein Glasfaserkabel, ich hab nur eine Kombi aus LTE und Kupferkabel aus der Telefonbuchse.
    Meine Schület haben Interfaces, das ist vom Sound höchst brauchbar.
    Ich glaube dass die Leute damals komplett überfordert waren, oft fehlte schon das Verständnis dafür, dass die Verbindung zum Router in Papa‘s Büro schlechter wird wenn der Filius zur Saxophonstunde in die Waschküche beordert wird.
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Ganz sicher. Für meinen Unterricht war es nur ein Notbehelf, aber keine Lösung, vor allem bei Kindern, die gerade erst angefangen hatten.
     
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