Nehmen wir mal die folgenden zwei fiktiven Meinungen, bezogen auf einen Anfänger ohne Musiktheorie-Kenntnisse: - Als Anfänger soll man nicht herumspielen, sondern erst mal Technik und Noten auf ein bestimmtes Level einüben. - Nur durch Spielfreude und Freiheit entsteht ein Gefühl für das Instrument. Konkret: Schadet es einem Anfänger, nicht strikt nach "Regeln" zu lernen, sondern auch öfter mal einfach drauflosspielen, den Fusstakt wegzulassen (für wie wichtig haltet ihr den?) oder Improvisieren zu wollen ohne die Noten wirklich absichtlich zu spielen? Die Noten nicht im Kopf mitdenken? Und so weiter? Wo ist das Mittelmaß zwischen Disziplin und Rumprobiererei???
.. ist zwar nicht deine Frage, aber: was ist "der Fusstakt"? .. wenn mir das Licht aufgegangen ist werde ich mal über die Aussagen grübeln, versprochen! gruß, feo
Moin BeneBenson! Ich denke es kommt auf das Ziel an. Wenn ich Spaß an der Musik habe und nicht vor habe irgendwelche Maßstäbe befriedigen zu wollen, dann spiele ich drauf los und gehe in die Welt der Musik wie ein Kind hineingeht in das Leben. Spielen, Spielen und nochmal Spielen. Ausprobieren und Ausprobieren. Irgendwann kommt dann der Wunsch nach dem Verständnis und dann werde ich mich nach den Theorien ausstrecken und meine Spielfreude theoretisch untermauern (so ist zumindest mein Vorgehen und ich liebe es so!). Wenn ein Kind ständig überlegen würde, ob ihm sein Handeln schäden könnte, dann würde nichts aus ihm (wenn ich mal vom gebremsten Skeptiker absehe). Und ein Anfänger, ein Hobbiist, ein Liebhaber ist doch nichts anderes als ein Kind in der großen komplizierten Welt der Musik? Wenn es Hobby und Spaß ist, würde ich es einfach ablehnen mich in irgendwelche Karos hineinpressen zu lassen. Wenn ich jedoch meine Musik verkaufen möchte, dann ist es klar, dass ich mich nach meinen "Auftraggebern" richten muß. Wess' Brot ich ess', des Lied ich sing - mäßig. Für mich ist Saxophon-Spielen wie eine Meditation, mit der ich aus meinen Alltäglichkeiten abtauche. LG, Sammy-B
Ganz einfach: - wenn du nur lernst, wird es gelernt klingen und selten locker - wenn du nur spielst, wird es ewig spontan klingen aber du wirst nicht weit kommen die Lösung liegt in der Kombination: Lernen - Spielen, Lernen - Spielen ... und dieser Prozess wiederholt sich ständig.
Ich kann das dir an meinem persönlichen Beispiel recht gut erklären. Ich habe von klein an ein gutes Gehör und immer auf irgendwelchen Instrumenten vor mich hingedudelt. Ohne Noten oder Harmonielehrekentnissen. Durch das gute Gehör, kann ich allerdings nicht so gut Noten bzw. Rhythem lesen. Als ich klein war habe ich ab dem 6ten bis ca. zum 15 Lebensjahr klassische Konzert Gitarre gelernt. Meine Lehrer haben mir die Sachen dann oft vorgespielt und ich hatte den Rhythmus und die Melodie im Ohr. Ich spielte die meisten Stücke dann ohne Noten, weil ich sie alle nach einer kurzen Zeit im Kopf hatte. Es war einfacher für mich, nach Gehör zu spielen. Ich dachte aber, das macht jeder so. Es war für mich ganz natürlich und ich habe es nie in Frage gestellt. Bzw. es ist auch nie von meinen Lehrern in Frage gestellt worden. Das ist mir aber erst Jahre später aufgefallen und zwar als im mit 36 Jahren anfing Saxophon zu spielen. Die Notennamen kamen recht schnell wieder, trotzdem habe ich immer noch Probleme mit dem Rhythmus. Das z.B. ein großes Problem beim "Satzspielen" in der Band, dadurch das jeder was anderes spielt, kann ich mich an keinen dranhängen. Ich muss mir also wirklich meine Noten erarbeiten.Teilweise gebe ich sie dann in ein Notationsprogramm ein, um den Rythmus zu hören. Danach ist es wieder kein Problem. Ich spiele nach wie vor sehr viel nach Gehör. Mache mir einfach CD'S an un versuche mitzuspielen oder dadrüber zu Improvisieren. Ich merke aber, dass ich an meine Grenzen komme. Deswegen mache ich momentan einen Harmonielehrekurs mit um die Zusammenhänge zu verstehen. Um zu lernen ein Stück zu erkennen und zu wissen, wie der Aufbau ist und wo es hingeht. Es ist beides sehr wichtig. Ich kenne viele, die Leute beneiden, die nach Gehör spielen, weil sie es selber einfach nicht können. Sie können nach der "Lehre" improvisieren, aber sehr oft hört sich das sehr steif an. Es ist wichtig, dass man beides kann. Man sollte recht viel Theorie können aber trotzdem aus dem Bauch raus spielen können. Je mehr man frei spielt oder Musik hört, desto mehr bekommt man ein Gefühl dafür. Man hört, was passen könnte. Ob man das dann allerdings 1zu1 auf das Instrument übertragen kann, ist eine andere Sache. Bei mir hört sich ein Stück z.B. total anders an, sobald ich es im Ohr habe und die Noten nicht mehr brauche. Es hat dann irgendwie mehr Gefühl. Ich kann das schlecht erklären. Ich fühle mich immer wohler, wenn ich ohne Noten einfach drauflos spielen kann. Dann klingt es bei mir einfach. Ich stehe mir aber auch selbst im Weg. Dadurch, dass ich einfach drauflos dudeln kann, vernachlässige ich eben die Theorie. Ich nehme mir jedesmal vor, nach meinen neu gelernten Dingen im Harmonielehrekurs an ein Stück ranzu gehen. Ertappe mich aber nach kürzester Zeit, wieder dabei einfach drauflos zu dudeln.
So schnell so viele ausführliche Antworten - danke an euch! Geht mir bis jetzt auch so, dass ich es angenehmer finde, ohen Noten zu spielen, wenn ich etwas auswendig kann. Man legt dann irgendwie mehr Gefühl hinein. Andererseits ist es für einen auch schön, vom Blatt zu spielen und zu sehen wir man sich Note für Note durchspielt, wie man die Musik "liest". Übrigens: den Fusstakt habe ich von meinem Lehrer. je nach Takt und Notenlänge zähle ich immer bis 2 oder 4, und das mit unterschiedlichem Tempo und in unterschiedlicher Form: also manchmal 1-e-und-e-2-e-und-e-3-e-und-e usw.... auf jede Silbe kommt dann eine Note. Für 4/4 Takt und überwiegend Achtelnoten zum Beispiel: 1-und-2-und-3-und-4-und.....