Analyse des Standards "Misty"

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Sax_Addict, 28.Juli.2009.

  1. Sax_Addict

    Sax_Addict Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,
    @Holger: Merci für den Link - sehr interessant!!!! Werd mich bei Gelegenheit mal durch die Seite "durchwühlen"! :-D


    So, ich hab mal ein bisschen über dem B-Teil - der Bridge - gebrütet.

    Sind ja nur 8 Takte, aber allem Anschein nach geht die Tonart-Springerei grad so weiter :)

    B-Teil:

    Takt 1 - 4: F-Dur
    II (Gm7)-V (C7)-I (Fmaj7)-Verbindung über 4 Takte.

    Takt 5: E-Dur (?)
    F#m7 --> II. Stufe

    Takt 6: jetzt wird's komisch... Bisher fand der Tonartwechsel immer nur taktweise statt, anscheinend hier aber mitten im Takt... (korrigiert mich, wenn ich falsch liege!).

    1. Akkord: B7 --> V. Stufe von E-Dur.
    2. Akkord: Tonartwechsel zu D-Dur: D7 --> I. Stufe

    Takt 7: immer noch D-Dur
    1. Akkord: Em7 --> II. Stufe
    2. Akkord: A7 --> V. Stufe

    Takt 8: C-Dur
    1. Akkord: Dm --> II. Stufe
    2. Akkord: G7 --> V. Stufe

    Also wieder viele II-V-Verbindungen... Soweit richtig? Oder mach ich nen Denkfehler???

    Schöne Grüße
    Harmony_Addict ;-)
     
  2. tillburkert

    tillburkert Kann einfach nicht wegbleiben

    Kann jemand ein Buch empfehlen welches die Theorie vermittelt um solche Analysen durchfuehren zu können?

    Gruss, Kenny
     
  3. Saskia

    Saskia Ist fast schon zuhause hier

    "Neue Jazz-Harmonielehre" von Frank Sikora
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Hallo Harmony_Addict ;-)

    Prima, jetzt hast Du's echt kapiert! :)

    Nun, hier muss man schon über mehr Routine als Jazz-Pianist (oder -Gitarrist) verfügen, denn jetzt wird's alteriert. :roll:

    Ich fasse den zweiten Akkord in Takt 6 nicht als eigenständigen D7 auf, sondern lege ihn über den B7, daraus ergibt sich
    B7b9#9,
    also ein stark alterierter Dominantakkord zu Em (was in Takt 7 folgt).
    In diesem Zusammenhang wäre dann der F#m7 aus Takt 5 die II und B7 (inkl. D7) die V zu Em.

    Daraus folgt für die Impro: Takt 5 und 6 dominantisch zu Em spielen mit stetig intensivierender Spannung.
    Du kannst natürlich auch den D7 arpeggierend ausspielen (wäre dann der obere Teil des alterierten Dominantakkords), aber eine Tonika ist er als Durakkord mit kleiner Septime nun wirklich nicht! :-D

    Hier BEGINNT dann erst D-Dur... ;-)

    Korrekt. :cool:

    Nee, jetzt scheint Dir das Prinzip wirklich klar zu sein, freut mich! :applaus:

    Und gräm Dich nicht wegen dem D7 in Takt 6 - mit dem haben schon viele andere analytisch nicht viel anfangen können, er wird auch gern pausiert (das ist auch so ein Beitrag zum "Nebligen" des Songs). :lol:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  5. Sax_Addict

    Sax_Addict Ist fast schon zuhause hier

    Hi Rick,
    also das versteh ich noch nicht wirklich... Is aber vielleicht auch schon bisschen zu spät am Abend, um das noch verstehen zu wollen.

    Trotzdem nochmal vielen Dank für deine ausführlichen Beiträge!

    Schöne Grüße
    Sax_Addict
     
  6. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Hoppla, bin über diesen Thread gestolpert - da ist ja einiges gegangen.

    @Sax_Addict:
    Ich hätte noch die klare Definition der related two anbringen sollen, dann wäre die Sache halb so verworren gewesen. Wenn vor einer Dominante ein um eine Quarte nach unten versetzter Moll7 Akkord kommt, ist dies ein etablierter related two. Dieser muss absolut nicht in der Diatonik der Grundtonart sein. Auch die Sekundärdominanten können related two vorgeschoben enthalten:

    Stufe II: E-7 A7 >> D-7
    Stufe III: Fis-7 B7 >> E-7
    Stufe VI: G-7 C7 >> F∆7
    usw.


    @Viper:
    Bei Dominantenketten kann man alle möglichen Tonleitern spielen. Es können viele Konzepte angewendet werden - schlussendlich entscheidet der eigene Geschmack. Hier mal drei verschiedene Möglichkeiten:


    Nur mixolydisch:

    E7 >> E F# G# A B C# D E
    A7 >> A B C# D E F# G A
    D7 >> D E F# G A B C D
    G7 >> G A B C D E F G


    Abwechselnd mixo #11 und alteriert (letzte Dominante sollte alteriert sein):

    E7 >> E F# G# A# B C# D E
    A7 >> A Bb C C# D# F G A
    D7 >> D E F# G# A B C D
    G7 >> G Ab Bb B C# D# F G


    Konzept Diatonik, Akkord-notwendige Töne angepasst:

    E7 >> E F G# A B C D E (HM5)
    A7 >> A B C# D E F G A (mixo b13)
    D7 >> D E F# G A B C D (mixo)
    G7 >> G A B C D E F G (mixo)

    Dieses Konzept gefällt mir persönlich sehr gut, weil es bereits in den ersten beiden Akkorden einen starken Bezug zu dem Akkord hat, in welchen sich die Kette schlussendlich auflösen wird.
     
  7. mki

    mki Ist fast schon zuhause hier

    Das Buch "Neue Jazz-Harmonielehre" von Frank Sikora kann ich auch empfehlen.

    Zufälligerweise führt er genau am A-Teil von "Misty" eine ausführliche Analyse durch, ab Seite 313.
     
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